Trump, Zölle, Ukraine – Commerzbank-Chefökonom im Talk über die Weltwirtschaft

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Von Trump bis Putin, von der neuen deutschen Regierung bis zur Geldpolitik der US-Notenbank – die Weltwirtschaft scheint aktuell sehr schwierig zu prognostizieren.

Im brutkasten-Talk diskutieren Jörg Krämer (Chefökonom der Commerzbank) und Gerald Resch (Generalsekretär des Bankenverbands) über die weltweite Wirtschaftslage in Zeiten von US-Zollpolitik, neuer deutscher Regierung und Ukraine-Krieg.

Sie sprechen über die wachsenden Inflationsrisiken, da schuldenfinanzierte Investitionspakete und höhere Verteidigungsausgaben auf einen bestehenden Fachkräftemangel treffen. Krämer erwartet, dass die EZB ihre Zinsen trotz struktureller Inflationstreiber noch einmal senken könnte, während Resch auf Bürokratieabbau und Ausgabenkürzungen drängt, aber eine neue Bankenabgabe in Österreich kritisch sieht. Sie beleuchten außerdem die Konjunkturaussichten für Deutschland und Österreich vor dem Hintergrund steigender Verteidigungskosten und möglicher Friedenspläne in der Ukraine.


Um diese Themen geht es im Videotalk:

1. US-Zollpolitik und geopolitische Unsicherheiten

  • Jörg Krämer warnt, dass Trumps unvorhersehbare Zollankündigungen Investitionsentscheidungen verunsichern, hält eine Rezession jedoch für unwahrscheinlich, da Trump nicht damit in Verbindung gebracht werden möchte.
  • Gerald Resch betont die Bedeutung der USA als zweitwichtigstes Exportland für Österreich und fordert deshalb eine enge Beobachtung möglicher Zollmaßnahmen.
  • Krämer sieht bei einer möglichen Friedenslösung in der Ukraine zwar Chancen für Bau- und Maschinenbauunternehmen, rechnet aber nicht mit massiven gesamtwirtschaftlichen Effekten für den Euroraum.

2. Neue deutsche Regierung und Investitionen

  • Krämer begrüßt zwar mehr Geld für Infrastruktur und Verteidigung, kritisiert jedoch die fehlende Gegenfinanzierung durch Einsparungen und verweist auf die Risiken steigender Lohn- und Sachkosten.
  • Er bemängelt mangelnden Bürokratieabbau sowie ungelöste Fragen zu Lohnnebenkosten, die der Wirtschaft langfristig schaden könnten.
  • Resch verfolgt die deutsche Entwicklung aufmerksam, da Deutschland Österreichs wichtigster Handelspartner ist, und lobt die Investitionsimpulse, fordert aber gleichzeitig ein schärferes Kostenbewusstsein.

3. Österreichische Wirtschaftspolitik

  • Gerald Resch sieht im neuen Regierungsprogramm gute Ansätze (etwa ein Staatssekretariat für Deregulierung), vermisst jedoch größere „Leuchtturmprojekte“.
  • Er kritisiert die neue Bankenabgabe (500 Millionen Euro jährlich für zwei Jahre, danach 200 Millionen), die seiner Ansicht nach die Kreditvergabe hemmen und den Aufschwung erschweren könnte.
  • Resch beklagt, dass die erhoffte Konjunkturerholung in Österreich noch ausbleibt, weil sowohl ein spürbarer Bürokratieabbau als auch eine konsequente Ausgabenreduktion fehlen.

4. Inflation und Fachkräftemangel

  • Krämer hält schuldenfinanzierte Staatsausgaben für einen wesentlichen Treiber steigender Preise, da sie auf eine Volkswirtschaft mit ohnehin knappen Arbeitskräften treffen.
  • Er nennt neben Verteidigungsausgaben und Deglobalisierung weitere strukturelle Faktoren, die eine Rückkehr zur gewünschten 2-Prozent-Inflation erschweren.
  • Resch rechnet damit, dass Österreich – wie schon in den Vorjahren – über dem EU-Durchschnitt bei der Teuerungsrate liegen und damit die EZB-Zielmarke klar überschreiten wird.

5. Geldpolitik und Börsenausblick

  • Krämer prognostiziert trotz hoher Inflation zwei mögliche Zinssenkungen der EZB, da Tauben im EZB-Rat dominieren und sich die Konjunktur zuletzt abschwächte.
  • Resch sieht ebenfalls Spielraum für Zinssenkungen, gibt jedoch zu bedenken, dass ein zu expansiver geldpolitischer Kurs die Inflation mittelfristig weiter anheizen könnte.
  • Beide erwarten eine leichte Erholung an den Börsen bis Jahresende, sofern US-Präsident Trump die Märkte nicht mit weiteren drastischen Zollmaßnahmen belastet.

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