Mit “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme aus der österreichischen Wirtschaft zu liefern – abseits jeglichen Hypes. In Folge 1 stellen wir die grundlegenden Frage: nach zwei Jahren ChatGPT – wo stehen wir wirklich? Was ist der Status Quo in der österreichischen Wirtschaft, was künstliche Intelligenz angeht und wie geht es weiter?
Bei brutkasten-Chefredakteur Dominik Meisinger diskutieren Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer). Dabei geht es unter anderem um den Übergang von Hype zu Alltag, um erfolgreich umgesetzte Use Cases in Österreich und um zukünftige Potenziale und Herausforderungen für Unternehmen.
Um diese Themen geht es in der Folge:
1. Entwicklung und Akzeptanz von KI
- Lippert erklärt, dass ChatGPT vor zwei Jahren einen regelrechten Hype auslöste und bereits in den ersten Tagen über eine Million Nutzer erreichte. Sie sieht darin den Beginn eines Paradigmenwechsels für KI-Anwendungen.
- Steirer argumentiert, dass das Erscheinen von ChatGPT einen Durchbruch markierte, der KI von einer rein forschungsgetriebenen Disziplin zu einer im Alltag spürbaren Technologie machte.
- Beide Diskutanten sind sich einig, dass die anfängliche Begeisterung mittlerweile einer realistischen und pragmatischen Einschätzung der Technologie gewichen ist.
2. Einsatz von KI in Unternehmen
- Lippert hebt hervor, dass nahezu alle österreichischen Unternehmen inzwischen KI-Initiativen gestartet haben und strategisch an deren Umsetzung arbeiten.
- Steirer erläutert, dass viele Unternehmen Strukturen wie Centers of Excellence schaffen, um den Einsatz von KI langfristig und nachhaltig zu gestalten.
- Lippert sieht in Europa einen Schwerpunkt auf Effizienzsteigerung und Automatisierung, während in den USA stärker auf transformative Geschäftsmodelle gesetzt wird.
3. Praxisbeispiele und Use Cases
- Lippert nennt konkrete Anwendungsbeispiele, etwa die SPAR-Lieferkettenoptimierung, bei der KI Daten wie Wetterbedingungen und Kaufverhalten analysiert, um Lebensmittelverschwendung zu minimieren.
- Sie erklärt auch, wie STRABAG KI zur Risikoeinschätzung auf Baustellen einsetzt, indem historische Daten zum Bauteam und zu Lieferanten ausgewertet werden.
- Außerdem hebt Lippert das UNIQA-Projekt hervor, bei dem ein KI-gestützter Tarif-Bot die Bearbeitungszeit von Kundenanfragen um 50% reduziert.
4. Herausforderungen bei der Implementierung
- Lippert betont, dass erfolgreiche KI-Projekte auf soliden Datenstrategien, durchdachter Integration in bestehende Systeme und starken Sicherheitskonzepten basieren müssen.
- Steirer sieht eine der größten Herausforderungen darin, dass Unternehmen ihre strategische Rolle klären müssen: Wollen sie Plattformen nutzen, bestehende Modelle adaptieren oder selbst KI entwickeln?
- Lippert erklärt, dass der Erfolg stark von einem Zusammenspiel aus Plattformanbietern, Implementierungspartnern und Branchenwissen abhängt.
5. Zukunftspotenziale und wirtschaftlicher Nutzen
- Lippert verweist auf eine Studie, die zeigt, dass KI das österreichische BIP langfristig um bis zu 18 Prozent steigern könnte. Sie sieht darin eine entscheidende Chance für den Standort Österreich.
- Steirer sieht in neuen Disziplinen wie Prompt Engineering und der Weiterentwicklung von KI-gestützten Tools ein wachsendes Ökosystem, das zusätzliche Möglichkeiten eröffnet.