15.02.2021

Hybrid Work: 4 Erfolgsfaktoren für die gelungene Umsetzung

brutkasten-Employee Experience-Experte Max Lammer erklärt, wie Hybrid Work in Zukunft gelingen kann.
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Hybrid Work
(c) Adobe Stock - imagination13

Wir sehnen uns nach Normalität. Dazu gehört natürlich auch die Rückkehr ins Office. Aber diese Freude über das Office wird auch nur für eine gewisse Zeit anhalten. Dann kommen die “alten Themen” wieder auf. Daher steht, wenn mit einer baldigen Impfung die Pandemie hoffentlich geschafft ist, ein entscheidender Moment und gleichzeitig eine nie dagewesene Chance bevor. Nämlich: das Setup für “neues” Arbeiten. Das Buzzword dazu heißt “Hybrid Work” – also eine Mischung aus Präsenz- und Remotearbeit. Das gilt selbstverständlich nicht für alle Aufgaben und Jobs gleichermaßen – aber für eine Vielzahl jedenfalls.

Es schien vor Corona für viele Bereiche kaum denkbar, im Homeoffice zu arbeiten – aber es hat erstaunlicherweise geklappt. Dass “Corona-Homeoffice” nicht mit remote Arbeit unter “normalen” Umständen zu vergleichen ist, steht außer Zweifel. Mehr als zwei Drittel aller Österreicherinnen und Österreicher wollen auch nach Ende der Pandemie zumindest regelmäßig von zuhause (oder wo auch immer) arbeiten. Jetzt ist die ideale Zeit, sich mit einem neuen Konzept zu beschäftigen, um dem Wunsch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestmöglich zu entsprechen. Die ursprünglichen Ausreden gelten nicht mehr – so viel steht fest.

Hybrid Work statt Dauerpräsenz oder Dauer-Homeoffice

Eine verordnete Rückkehr zur allgemeinen Präsenz wäre sicher der schlechteste Weg (eine aktuelle Studie in Deutschland zeigt aber gerade, dass zwei Drittel der Unternehmen nach der Pandemie nicht mehr Homeoffice anbieten wollen, als vor der Krise). Genauso wenig helfen Ansätze eines dauernden Homeoffice für alle – wie das große amerikanische Tech-Unternehmen aktuell machen. Damit hybrides Arbeiten gut umgesetzt werden kann, gibt es vier Erfolgsfaktoren, die auf dem tieferen Verständnis für optimale Employee Experience basieren.

1. Individuelle Abstimmung des Hybrid Work

Entsprechend der physischen Dimension von Employee Experience ist der erste Erfolgsfaktor die Erstellung eines individuellen Konzepts von hybrider Arbeit MIT den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – statt allgemeiner Regeln für alle Mitarbeitenden (zwei Tage die Woche, fünf Tage im Monat, etc.). Das heißt, dass es idealerweise Regelungen und Konzepte bis auf Teamebene gibt, anstatt einer fixen Verteilung der Präsenz- und Remotetage durch das Unternehmen. Idealerweise ein von den Teams für sich selbst zurecht gelegtes Konzept – mit einzelnen klaren Präsenzankern, um den sozialen Kontakt zu halten und um gemeinsame Kreativphasen auch Team-übergreifend zu ermöglichen.

2. Tools für echte Collaboration

Passend zur digitalen Dimension von Employee Experience braucht hybrides Arbeiten als zweiten Faktor nicht nur die technische Grundausstattung mit Laptop, Internetleitung und Telefon (das haben wir in den meisten Unternehmen bestens geschafft; und das sind keine “neuen” Benefits!), sondern Tools für echte Collaboration, die die hybride Zusammenarbeit ermöglichen und unterstützen.

3. Qualität der Führungskräfte

Im Sinne der dritten Dimension von Employee Experience – Kultur – ist der dritte Erfolgsfaktor das Verhalten von Vorgesetzten und die Qualität der Führungskräfte. Denn Hybrid Work ist wieder etwas anderes als die reine Arbeit im Homeoffice (Stichwort “remote Leadership“). Noch viel mehr gilt in Zukunft, dass die Führungskräfte als Coaches und Mentoren fungieren, und sich um einen bestmöglichen Rahmen für die Mitarbeitenden kümmern. Das heißt im Verständnis von Employee Experience: eine gemeinsame Gestaltung des Führungsverhaltens durch Team und Vorgesetzten.

4. “Multi Channel Listening”

Um Employee Experience bestmöglich zu gestalten und um regelmäßig zu verstehen, wie die Stimmung und das Sentiment der Organisation ist, ist der vierte Erfolgsfaktor die Implementierung eines sog. “Multi Channel Listenings”. Auch hier haben viele Unternehmen während der Lockdowns mit Pulse Surveys erste zarte Versuche gemacht – und dieses Instrument passt sehr gut in ein dann auszubauendes System, das idealerweise um weitere Aktivitäten und Maßnahmen – offline wie online – ergänzt wird. Dieser vierte Faktor ist eine generelle Empfehlung – ganz egal welches Konzept Ihre Firma in Zukunft verfolgt und die Grundlage für die Gestaltung bester Employee Experience.

Hybrid Work: Große Chance für die Employee Experience

Hybrides Arbeiten wird in den meisten Fällen (hoffentlich) die “neue Normalität” und bietet aktuell eine große Chance, um mit der aktiven Gestaltung von Employee Experience zu beginnen. Die große Chance deshalb, weil damit ein deutliches Signal an die Menschen in der Organisation gesendet wird, das sich auch als Story für Employer Branding eignet. Auf der anderen Seite werden sich die Unternehmen zukünftig besonder schwer tun, ihre besten Mitarbeitenden zu halten oder neue zu bekommen, die das alte Muster weiterfahren und Wünsche nicht besser berücksichtigen als mit einheitlichen Regeln für alle, während andere sich bestmöglich weiterentwickeln. Denn: Viele Menschen hatten in den letzten Monaten durchaus auch viel Zeit nachzudenken, ob sie zukünftig so arbeiten wollen, wie bisher. Wer hier das bessere Angebot macht wird einen klaren Vorteil haben. Die gute Nachricht: Noch ist Zeit…


Über den Autor

Max Lammer - Experte für Employee Experience

Max Lammer ist Solopreneur, Trainer und Employee Experience Designer. Auf Basis seiner Erfahrung mit vielen Unternehmen – von klein bis multinational – und aus unterschiedlichen Blickwinkeln, ist er der Überzeugung, dass Employee Experience das entscheidende strategische Handlungsfeld für Organisationen egal welcher Größe und Branche ist – für mehr wirtschaftlichen Erfolg, sowie Zufriedenheit der Mitarbeiter und Kunden.

Seine berufliche und unternehmerische Erfahrung im Zusammenhang mit  !!Innovation, Digitalisierung und New Work ist unter anderem geprägt durch beispielsweise die Initiative “Innovation to Company” in der er etablierte Unternehmen und Startups zusammen bringt, oder das Projekt des zukunftsweisenden Innovationscampuskonzept “Talent Garden” in Österreich . Außerdem hat er mehrere Jahre aktiv in einem österreichischen Technologiestartup mitgearbeitet.

Als Trainer und Solopreneur begleitet er Projekte zur Entwicklung von Innovationsstrategien und digitaler Transformation (in 8 Schritten) sowie zur “New World of Work”, und unterrichtet an Unis und bei Corporates mit Schwerpunkten auf Startup-Methoden, Employee Experience und  !!Innovation.

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Anekdoten - Das brutkasten-Team und seine Weggefährten haben in den vergangenen zehn Jahren viel erlebt | (c) Marko Kovic
Das brutkasten-Team und seine Weggefährten haben in den vergangenen zehn Jahren viel erlebt | (c) Marko Kovic

Dieser Artikel ist im Dezember 2024 in der Jubiläumsausgabe des brutkasten-Printmagazins – “Wegbereiter” – erschienen. Eine Download-Möglichkeit des gesamten Magazins findet sich am Ende dieses Artikels.


Es gibt bekanntlich für alles ein erstes Mal – und in einem Startup gibt es diese ersten Male noch ein bisschen häufiger. Gründet man ein Medien-Startup, das sich mit Startups beschäftigt, sollte man etwa erst einmal die bekannten Gesichter der Startup-Szene kennenlernen. Aber wie?

“Am Anfang, als ich das Ganze begonnen habe und es mich so fasziniert hat, habe ich erst einmal versucht herauszufinden, wie ich Andreas Tschas (Anm.: damals Gründer und CEO Pioneers Festival) kennenlernen kann. Das war für mich so, als ob ich es schaffen muss, einen Superstar kennenzulernen”, erzählt brutkasten-Gründer und -CEO Dejan Jovicevic. “Auch Hansi Hansmann war für mich weit weg und unerreichbar.” Schließlich schaffte er es bekanntlich, und nach Tschas vor ein paar Jahren ziert nun Hansmann das aktuelle brutkasten-Cover.

Ein besonderer allererster Live stream

Leichter – vielleicht sogar etwas zu leicht – fiel es Redakteur Martin Pacher anfangs, an so richtig bekannte Persönlichkeiten zu kommen. “Es war Anfang 2019; ich war gerade erst zwei Wochen in meiner fixen Position bei brutkasten und hatte noch nie einen Video-Talk moderiert”, erzählt Pacher. “Und dann hat es sich ergeben, dass Dejan kurzfristig die Moderation eines sehr hochkarätig besetzten Livestream-Interviews nicht machen konnte, und ich war der Einzige, der Zeit hatte, einzuspringen.”

Die Gesprächspartner:innen für Pachers allererstes Video-Interview waren keine Geringeren als die damalige Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck, der damalige Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny, Business-Angel-Legende Hansi Hansmann und “Future Law”-Gründerin Sophie Martinetz; natürlich alles in einem Take und live in den Social-Media-Kanälen von brutkasten.

Martin Pachers (l.) erster Live-Video-Talk mit (vlnr.) Ewald Nowotny, Margarete Schramböck, Hansi Hansmann und Sophie Martinetz | (c) brutkasten

“Ich habe eigentlich immer den Ansatz, zu sagen: ‘Ja, mach’s einfach!’ – auch wenn es wenig Vorbereitungszeit gibt und man ins kalte Wasser springen muss“, erzählt der Redakteur. In der Situation sei er dann aber doch sehr aufgeregt gewesen. “Haris, unser damaliger Head of Video, hat mir dann positiv zugeredet. Er hat mich schön in Szene gesetzt, die Lichter eingeschaltet und heruntergezählt: ‘3, 2, 1, go!’ Und ja, dann kam es zu meiner ersten Anmoderation. Die hätte ich rückblickend betrachtet vielleicht noch ein bisschen flüssiger machen können“, räumt Pacher ein.

Es sollten noch Dutzende weitere Video-Interviews werden – “ich weiß nicht, wie viele Video-Talks ich in all der Zeit moderiert habe, aber es ist definitiv im dreistelligen Bereich!”, so Pacher. Unter seinen Interviewpartnern waren Leute wie Wikipedia-Gründer Jimmy Wales oder Formel-1-Legende Jean Todt. Letzterer habe mitten im Interview sein Handy abgehoben und zu telefonieren begonnen, erzählt der Redakteur. “Das hat mich dann doch ein bisschen aus dem Konzept gebracht. Aber es ist dann alles gut gegangen und wir konnten die Aufnahme fortführen, nachdem Todt dann noch einen großen Schluck Kaffee genommen hatte.”

Martin Pacher im Gespräch mit Jean Todt | (c) brutkasten

Exit während der Weihnachtsfeier

Manchmal hat man den Kontakt zu den wichtigen Persönlichkeiten schon erfolgreich hergestellt, und dann kommen einem aber andere Hindernisse in die Quere, weiß Redakteur Momcilo Nikolic. Er hatte bei KI-Koryphäe Sepp Hochreiter um ein Interview angefragt – “und er hat sich auch gemeldet. Es war der erste Schultag meines Sohns und wir sind gemeinsam mit anderen Eltern vor der Schule gestanden. Da ruft Hochreiter an und sagt, er hätte jetzt ein paar Minuten Zeit”, erzählt Nikolic. Und dann? “Ich habe festgestellt: Auch das geht. Ich bin kurz auf die Seite gegangen, habe inmitten von nervösen Eltern auf der Straße ein komplexes Interview über KI geführt und war glücklicherweise rechtzeitig wieder fertig.”

Generell ist Nikolic der Mann für solche Fälle bei brutkasten. “2021 hatten wir – noch coronabedingt – eine Remote-Weihnachtsfeier. Kurz nach neun Uhr abends kam die Meldung zum Durchblicker-Exit; einer der größten Exits der österreichischen Startup-Geschichte. Ich habe mir ein Glas Whiskey gegönnt und das runtergetippt”, erzählt der Redakteur.

Die legendäre “gemischte Platte”

Ein halbes Jahr später war die Coronazeit halbwegs überwunden, das brutkasten-Sommerfest konnte in Präsenz stattfinden – und eine brutkasten-Tradition wurde eingeführt, wie sich Conny Wriesnig, Lead Media Consulting und Begründerin dieser Tradition, erinnert: “Damals ist die ‘gemischte Platte’ entstanden.“ Dabei handelt es sich um ein Tablett mit unterschiedlichsten alkoholischen Getränken bzw. Shots – first come, first serve. “Das war praktisch eine neue Sales-Taktik: Erst wollten ein paar Leute nichts trinken, dann habe ich die gemischte Platte gepitcht, und zack: Auf einmal hatte jeder ein Getränk in der Hand”, erzählt Wriesnig.

Gemischte Platte bei der brutkasten-Weihnachtsfeier 2023 | (c) brutkasten

“Mein Highlight war aber am nächsten Morgen: Wir haben alle fast durchgefeiert und höchstens drei Stunden geschlafen und hatten gleich um neun ein Meeting. Dort hat Dejan erzählt: Als seine Frau ihn gefragt hat, was er frühstücken will, hat er instinktiv gesagt: ‘Eine gemischte Platte’. Ab dem Moment wusste ich: Es wird keine Feier mehr ohne die gemischte Platte geben!”. Und tatsächlich sollte das nicht die einzige Anekdote mit Beitrag des besonderen Getränketabletts bleiben.

Folgenreiche Aprilscherze

An dieser Stelle sollte betont werden, dass man es bei brutkasten auch ohne Alkohol lustig haben kann, etwa am 1. April, wie Aprilscherz-und-Weihnachtslied-Beauftragter Dominik Perlaki, Autor dieser Zeilen, weiß. “Der ‘Standard’ ist einmal auf einen meiner Aprilscherz-Artikel hereingefallen und hat den Inhalt zwei Tage später in einem ernst gemeinten Beitrag verarbeitet. Hansi Hansmann, um den es ging, fand das dann leider nicht mehr so lustig”, erzählt Perlaki.

“Ich habe im Laufe der Jahre die brutkasten-Wochenzeitung ‘im Kasten’ erfunden und Sebastian Kurz zum ‘2 Minuten 2 Millionen’-Investor gemacht. Mein Highlight war aber ein Scherz, den hiMoment-Gründer Christoph Schnedlitz, der damals im Büro im weXelerate ein paar Meter entfernt saß, mit mir umsetzte.” Schnedlitz, der sich stets sehr skeptisch zum Konsum sozialer Medien äußerte, wurde im Aprilscherz-Artikel ein 100-Millionen-Euro-Exit an Facebook angedichtet. „Kurze Zeit später hat mir Christoph erzählt, dass es richtig anstrengend für ihn wurde: Sein Steuerberater hat ihn gefragt, wie er so etwas machen kann, ohne es mit ihm zu besprechen, und noch Wochen später haben sich regelmäßig Leute bei ihm gemeldet, mit denen er ewig keinen Kontakt hatte, um zu fragen, wie es ihm denn so geht.“

Titelbild zum HiMoment-Exit-Aprilscherz mit Christoph Schnedlitz | (c) brutkasten

Im Railjet erkannt werden

Mit Prominenz muss man eben umgehen können. Dazu kann auch Dejan Jovicevic etwas erzählen: “Ich bin einmal im Railjet gesessen und bei der Fahrscheinkontrolle kommt die Schaffnerin zu mir und sagt: ‘Du bist doch Dejan vom brutkasten!’ Ich dachte: ‘Jetzt bin ich schon so bekannt, dass mich alle kennen!’ Aber es stellte sich heraus: Sie war ÖBB-Vorständin und quasi undercover unterwegs – und hatte mich kurz zuvor bei einem Event gesehen.”

Zumindest für eine Zeit lang in Erinnerung geblieben dürfte auch Dominik Perlaki einmal einigen Event-Teilnehmern sein, wie er erzählt: “Es war AustrianStartups-Stammtisch im später leider geschlossenen Wiener Coworkingspace sektor5; Stargast war der damalige Kanzler Christian Kern.” Am Ende des Programms habe Moderator Daniel Cronin gesagt, Kern könne nur mehr eine Frage aus dem Publikum beantworten, bevor er gehen müsse. “Und Cronin erklärte, die Frage dürfe derjenige stellen, der auf drei am höchsten hüpft und am lautesten schreit. In einem gestopft vollen Raum mit mehreren Hundert Leuten war ich der Einzige, der gehüpft ist und geschrien hat – und zwar ziemlich hoch und laut”, erzählt Perlaki. An die Frage könne er sich aber nicht mehr erinnern.

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