01.04.2023

Sebastian Kurz wird „2 Minuten 2 Millionen“-Investor

Knalleffekt bei der Puls4-Investment-Show "2 Minuten 2 Millionen": Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz wird neuer Juror.
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Sebastian Kurz ist neuer 2 Minuten 2 Millionen-Juror
Sebastian Kurz ist neuer 2 Minuten 2 Millionen-Juror | (c) Lirpa Retsre

Puls4 zauberte in der Sendungsgeschichte der Investment-Show „2 Minuten 2 Millionen“ bereits einige Prominente als Investor:innen aus dem Hut. Doch der nun verlautbarte Neuzugang ist der bislang wohl spektakulärste – und wahrscheinlich auch kontroverseste: Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz wird Juror in der Sendung.


April, April! Reingefallen? Das war der brutkasten-Aprilscherz 2023. Die Story wurde von unserer Redaktion frei erfunden und war weder mit Puls4, noch mit Sebastian Kurz vorab abgesprochen.


Sebastian Kurz kommt für Geschäftspartner Alexander Schütz

Er löst dabei seinen ehemaligen Partei-Großspender und Geschäftspartner Alexander Schütz ab, der seit 2021 Investor in der Show war. Vergangenes Jahr starteten die beiden gemeinsam die Beteiligungsgesellschaft AS²K, über die nun auch im Rahmen der Sendung investiert werden soll. Die neue Rolle bei „2 Minuten 2 Millionen“ sei „der logische nächste Schritt“ in seinem Engagement als Startup-Investor, wird Sebastian Kurz in einer Aussendung zitiert. „Es ist Zeit für einen neuen Stil in der österreichischen Investment-Landschaft“, so der Ex-Bundeskanzler.

Hoffnung auf große Investment-Runden bei „2 Minuten 2 Millionen“

Im Gegensatz zum bislang kommunizierten HealthTech-Fokus von AS²K, wolle er bei „2 Minuten 2 Millionen“ „ergebnisoffen in die Verhandlungen gehen“, so Kurz. Wenn ihn ein Startup wirklich mit seinem Geschäftsmodell überzeuge, gelte jedenfalls: „Kriegst eh alles was du willst“. Es darf also auf größere Investments über die Startup-Show gehofft werden.

Backstage-Pässe für Lebensgefährtin und Sohn

Die ersten Sendungen mit Sebastian Kurz als Juror sind bereits abgedreht. Der Ex-Kanzler habe dazu extra einen Zwischenstopp in Wien auf der Reise zwischen einer Board-Sitzung seines Security-Startups in Tel Aviv und einem Termin im Rahmen seiner Berater-Tätigkeit für Peter Thiel im Silicon Valley eingelegt, heißt es von Puls4. „Nach der Aufzeichnung musste er [Anm. Sebastian Kurz] gleich weiter zum Flughafen. Als kleine Überraschung haben wir daher Backstage-Pässe für seine Susanne [Anm. Lebensgefährtin Susanne Thier] und den kleinen Konstantin [Anm. Sohn] organisiert“, sagt Puls4-Chef Markus Breitenecker.

Puls4-Chef setzt mit Sebastian Kurz auf Faktor Kontroverse

Er sieht im prominenten Neuzugang bei „2 Minuten 2 Millionen“ einen „großen Coup, der die Einschaltquoten nach oben katapultieren wird“. Dabei setzt Breitenecker wohl auch auf den Faktor Kontroverse, wie er nahelegt: „Über Sebastian Kurz als Show-Investor kann und soll jeder denken, was er will. Every Publicity is good Publicity“.

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Sebastian Kurz in Tel Aviv | (c) Dream Group

Im zehnten Stock von WE TLV, einem der Hochhäuser im Herzen von Tel Aviv, liegt das Büro von Dream. Der Eingang ist unscheinbar, lediglich eine Glastür mit dem Schriftzug „Dream“ zeigt von außen, dass hier eines der aufstrebendsten Startups Israels seinen Sitz hat, das Sebastian Kurz gemeinsam mit Shalev Hulio – Ex-CEO der Spionagefirma NSO – gegründet hat. Erst im Feber gab das Unternehmen den Abschluss einer Finanzierungsrunde in Höhe von 100 Millionen US-Dollar bekannt und konnte mit einer Bewertung von 1,3 Milliarden US-Dollar in den Kreis der Unicorns aufsteigen (brutkasten berichtete). Kurz selbst hält nach der Finanzierungsrunde 15 Prozent am Unternehmen.

Ein Blick ins Office

Innen erstreckt sich das Büro über zwei Etagen. In Tel Aviv sitzen aktuell rund 200 Mitarbeiter:innen, die unter anderem für Forschung und Entwicklung zuständig sind. Bald soll eine dritte Etage angemietet werden, denn das Unternehmen hat große Ambitionen. „Im nächsten Jahr wollen wir die Mitarbeiter verdoppeln“, erläutert Kurz gegenüber einer Runde österreichischer Journalist:innen.

Über eine Stiege gelangt man zu einer Dachterrasse, auf der sich ein eigener Basketballplatz befindet. Dort erklärt Kurz gegenüber brutkasten, dass das Unternehmen mittlerweile profitabel sei. Für ein Tech-Scaleup, das erst 2023 gegründet wurde, ist das ein beachtlicher Erfolg. Für das nächste Geschäftsjahr strebe man einen Jahresumsatz von rund 150 Millionen US-Dollar an.

Die Dachterasse von Dream | (c) Martin Pacher / brutkasten

Das Gründerteam

Doch was macht Dream zu einem der aufstrebendsten Startups in Israel und wie verteilen sich die Rollen im Gründerteam? Auf der einen Seite steht Sebastian Kurz, der ehemalige Kanzler, der Sicherheitskonferenzen besucht, geopolitische Zusammenhänge einordnet und den Zugang zu staatlichen Entscheidungsträgern eröffnet. Auf der anderen Seite Shalev Hulio, der an diesem Tag im schwarzen T-Shirt mit dem Fahrrad ins Office kommt und mit seiner langjährigen Erfahrung aus der Cyber- und Intelligence-Welt die operative Seite führt.

Sebastian Kurz und Shalev Hulio | (c) Dream Group

Die beiden verbindet, dass sie ihre bisherigen Karrieren hinter sich gelassen haben, um mit Dream einen neuen defensiven Standard für Cybersecurity in Regierungen und kritischer Infrastruktur zu setzen. Hulio spart dabei nicht mit Lob für seinen Mitgründer: „Sebastian ist ein Rockstar.“ Besonders schätzt er Kurz’ Rolle im Umfeld von staatlichen Entscheidungsträger:innen: „Bevor du einem Staat Technologie verkaufst, brauchst du Vertrauen und Gravitas – und das bringt Sebastian mit.“

Kurz wiederum beschreibt die Rolle seines Mitgründers so: „Als CEO hat Shalev den Überblick über das gesamte Geschäft, von Investor:innen über Strategie bis hin zu der Frage, wie wir wachsen wollen, was wir zukaufen, wo wir investieren.“ Dritter Co-Founder im Bunde ist Gil Dolev, der als CTO agiert.

Die Technologie: Cyber Language Model

Dreams Technologie basiert auf einem selbst entwickelten Cyber Language Model (CLM), einem KI-Sprachmodell, das ausschließlich auf Cyberdaten trainiert wurde und gezielt für die Abwehr staatlicher Angriffe ausgelegt ist. „Dream ist kein Cyber-Unternehmen, das auch KI einsetzt. Dream ist vielmehr ein KI-Unternehmen mit einem Cyber-Language-Model, das vollständig auf Defense ausgerichtet ist“, so Hulio.

Das Office von Dream | (c) Martin Pacher

Das CLM analysiert permanent globale Cyberaktivitäten, erkennt Muster, leitet neue Angriffstechniken ab und setzt mehrere KI-Agenten ein, die das Internet kontinuierlich nach Anomalien durchsuchen. Ein prominenter Use Case: Dream identifizierte und rekonstruierte laut Hulio eine groß angelegte Kampagne des iranischen Geheimdienstes, bei der Botschaften weltweit über kompromittierte Diplomaten-E-Mails infiltriert wurden. Binnen weniger Stunden konnte laut Hulio der Angriffspfad identifiziert werden.

Regierungen als Hauptkunden

Das Unternehmen entwickelt Lösungen, die sich besonders an staatliche Akteure und Betreiber kritischer Infrastruktur richten. „Die IT-Infrastruktur von Regierungen ist meist alt, läuft On-Premise und darf häufig nicht einmal mit dem Internet verbunden sein“, sagt Hulio. Klassische Cloud-Sicherheitsprodukte stoßen in solchen Umgebungen schnell an Grenzen.

Dream gestaltet seine Technologie deshalb von Beginn an für hochsensible, isolierte Deployments. Die KI-Modelle laufen lokal, die Systeme funktionieren auch in komplett air-gapped Infrastrukturen, und operative Daten müssen die Organisation nicht verlassen. Damit adressiert Dream ein Segment, auf das viele etablierte Cybersecurity-Anbieter mit ihren primär enterpriseorientierten Lösungen nicht ausgelegt sind.

Sebastian Kurz in Gespräch mit Dovi Frances | (c) Dream Group

Auf der Dachterrasse des Offices erklärt Dovi Frances, Investor von Group 11 und größter Anteilseigner des Startups, dass Dream auf dem Weg sei, „zum Goldstandard für den Schutz kritischer Infrastruktur von Nationen“ zu werden. Offizielle Kundennamen nennt das Unternehmen nicht. Es heißt lediglich, dass neben staatlichen Stellen auch staatsnahe Betriebe wie Energieversorger und Telekommunikationsanbieter dazugehören.

Der 7. Oktober als Wendepunkt

Der 7. Oktober 2023, der Tag des Überfalls der Hamas auf Israel, markiert für Dream einen tiefen Einschnitt und zugleich einen Wendepunkt. Just in diesen Tagen wollte das junge Unternehmen seine nächste Finanzierungsrunde abschließen. „Ich dachte, es ist vorbei“, erinnert sich Sebastian Kurz. Mehr als die Hälfte des Teams wurde eingezogen, der Betrieb stand weitgehend still.

(c) Martin Pacher

Doch nur wenige Wochen später meldeten sich die Investoren zurück. Sie würden die Runde wie geplant durchziehen. Für Dovi Frances war das ein bewusstes Signal an die Welt. Am 30. Kriegstag unterzeichnete er gemeinsam mit Co-Investor Michael Eisenberg (Aleph VC) den Investmentvertrag. Zu diesem Zeitpunkt diente Shalev Hulio im Such- und Rettungsdienst im Gaza-Streifen; der Vertrag wurde symbolträchtig an der Grenze unterzeichnet.

Expansion, Börse und die Frage nach der Politik

Wie es nun mit Dream weitergehen soll, zeigt sich in den klaren Expansionsplänen. Hulio beschreibt die nächsten Schritte so: „Wir haben begonnen, in Europa, im Nahen Osten und in Südostasien zu verkaufen. Und wir werden wahrscheinlich Anfang nächsten Jahres in die USA und nach Südamerika gehen.“

Auch Investor Michael Eisenberg sieht den europäischen Ausbau als strategisch entscheidend und betont, warum Dream bewusst auf Wien setzt: „Dream hat sein europäisches Headquarter in Wien aufgebaut, das erste meiner Portfolio-Unternehmen seit 30 Jahren, das diesen Schritt gemacht hat.“ Aus seiner Sicht könnte Österreich künftig eine wichtigere Rolle für israelische Tech-Unternehmen in Europa spielen.

Bei den langfristigen Perspektiven bleibt Dream flexibel. Ein Börsengang sei eine der möglichen Optionen, die das Unternehmen prüfe. Und auf die Frage, ob Sebastian Kurz irgendwann in die Politik zurückkehren könnte, antwortet er knapp, er fühle sich in seiner Rolle als Unternehmer derzeit „sehr glücklich“.


Disclaimer: Die Reise- und Übernachtungskosten wurden von der Dream Group übernommen.

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