23.04.2020

Employee Experience in Zeiten von Corona

In der Coronakrise ist keine Zeit, um sich mit dem Wohlbefinden der Mitarbeiter zu beschäftigen? Falsch gedacht, sagt Employee Experience-Experte Max Lammer.
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Home Office in Corona mit Kind
Viele Eltern sind derzeit überfordert - da braucht es Einfühlungsvermögen seitens des Arbeitgebers. (c) Adobe Stock / Odua Images

Der Umgang mit der aktuellen Krisensituation ist unbestritten ein einschneidendes Erlebnis und in seiner Behandlung ein “moment that matters”. Also eine für uns eine bleibende Erfahrung, deren Wirkung noch länger anhalten wird. Klar ist auch, dass der Umgang mit der Situation, das Verhalten in der Krise und die damit verbundenen Gefühle und Emotionen einen starken Eindruck auf uns haben (werden). Viele HR-Experten und Thought Leader sagen bewusst, dass sich genau jetzt entscheidet, ob ein Arbeitgeber attraktiv ist und bleibt oder nicht. Und da ist nicht nur der Erhalt von Arbeitsplätzen gemeint.


Bisher in der Serie erschienen:


Wie Unternehmen in der Krisenphase mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern umgehen, prägt die Marke als Arbeitgeber über lange Zeit und ist durch keine Kampagne wettzumachen. Plattformen zur Bewertung der Arbeitgeber haben eigene Erhebungen gestartet, um das Verhalten zu erfragen und zu dokumentieren. Dieses Erlebnis ist sowohl für jede/n Einzelne/n aber auch für uns alle gemeinsam eine große Herausforderung. Selten war die Rolle von HR und Führungskräften so wichtig wie jetzt. Sie sind da um den Kollegen und den Unternehmen durch die Pandemie zu helfen und auch durch eine vermutlich anschließende Rezession.

People first, Business second

Im Handling der Coronakrise haben viele Dinge sehr gut funktioniert. Die Umstellung vieler Unternehmen auf den Krisenmodus hat besser geklappt als manche das erwartet haben. Die Kunst der Anpassung hat auch diesmal weitestgehend gegriffen – leider nicht für alle, weil es keine Alternative zu einer vorübergehenden Schließung gibt, aber alle anderen konnten mit Kurzarbeit und Home Office das Gröbste abwenden. Für die erfolgreiche Bewältigung gibt es drei Parameter: Gesundheit, Work-Readiness und Kommunikation. Ganz klar an erster Stelle steht die Gesundheit und das Wohlbefinden aller – Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter, deren Familien – Stufe 1 nach Maslow.

Damit verbunden ist aber auch die Sicherstellung eines laufenden (Minimal-)Betriebs des Unternehmens. Das Risiko für die eigene Belegschaft abzuschätzen und darauf vorbereitet zu sein gehört genauso dazu, wie die Sicherstellung aller Maßnahmen, die die Gesundheit aller garantieren bzw. erhöhen (gilt generell aber insbesondere für Produktion, Bau, etc.). Das machen sehr viele Unternehmen sehr gut. An zweiter Stelle kommt die Readiness für die Online-Arbeit und das Home Office.

Digital wird normal

Was viele Jahre lang nicht “möglich” war, geht jetzt fast von heute auf morgen. Der digitale Wandel des “neuen Arbeitens” ist im Grunde erledigt und es hat sich eindrücklich gezeigt, dass es nicht an der Technik oder den Tools gelegen hat, sondern ausschließlich am Willen der Führungskräfte. Diese Kritik müssen sich sehr viele Unternehmen gefallen lassen. Jetzt wissen wir, dass es geht, wenn man sich an ein paar einfache Regeln hält und gewisse Disziplin schafft. Auf der anderen Seite haben sich noch nie so viele Menschen auf ihr Büro gefreut wie jetzt. Für die eigene Bewältigung des Home Office (unter Berücksichtigung des verschärfenden Faktors Kinder – spreche aus eigener Erfahrung) gibt es klare Empfehlungen:

  • Zeiten klar festlegen – mit Partner absprechen, damit man zumindest eine gewisse Zeit möglichst ungestört arbeiten kann
  • eingeteilte Zeit strukturieren und das Ende auch einhalten (Feierabendritual)
  • realistische Ziele setzen und Aufgaben priorisieren (eigentlich wie immer)

Es schreibt/redet sich leicht, und ist doch so schwer einzuhalten. Die Zahlen aus aktuellen Erhebungen zeigen folgende Entwicklung beispielhaft:

Diese Zahlen belegen die Veränderung der Arbeit seit der Umstellung auf Home Office. Wir sind weniger konzentriert, haben mehr Meetings, dafür kleinere Meetings, aber auch um ein Drittel längere Arbeitstage und insgesamt ein Viertel weniger Arbeitsaktivität. Ein Verlauf, der nicht unbedingt zu unserem Wohlbefinden beiträgt.

Hier zeigt sich dann gut das Einfühlungsvermögen der Führungskräfte, indem sie mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deren Tagesabläufe offen besprechen und auch die Einhaltung der Pausen und Ruhezeiten nachfragen – nicht kontrollieren (!), sondern erfahren, was klappt, was nicht klappt und was die Gründe sind. Womit wir schon beim dritten Punkt sind – die Kommunikation als Erfolgsfaktor (wie immer eigentlich).

Gerade in der Krise, in welcher sich viele unsicher fühlen und es auch oftmals wenig Klarheit gibt, ist es wichtig, dass die interne Kommunikation klar und offen ist. Virtuelle Teams und digitale Führung brauchen einfache Regeln, damit es Orientierung gibt und nicht zum multiplen Overload kommt, den man aber aus den Zahlen oben tendenziell leider schon ablesen kann.

Empathie als wichtigste Qualität

Jetzt schafft gute und ehrliche Kommunikation eine solide Vertrauensbasis, erzeugt ein Gefühl der gemeinsamen Verantwortung und gibt Sicherheit. Wir sind alle verunsichert und viele haben Angst – vor der Krankheit, den Folgen des Shut-down, etc. Gute Führungskräfte beweisen einmal mehr ihre Qualität durch Empathie für die Sorgen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, hören zu und bilden Vertrauen. Denn solange Menschen Unsicherheit spüren und Angst haben, leiden klarerweise Engagement, Motivation und Produktivität.

Leadership durch Empowerment

Erst kürzlich war auf LinkedIn zu lesen: “Empower your people. You will be surprised.” Das trifft es doch sehr gut, und der Beweis folgt auf den Fuß. Empowerment der Menschen bildet Vertrauen, und man wird selten enttäuscht. Gerade jetzt, da alle wissen, dass wir an einem Strang ziehen müssen.

Man kann nie alles zentral kontrollieren, wissen und entscheiden – schon gar nicht im “Gefecht”. Um bestmögliche Entscheidungen zu bekommen, müssen Entscheidungen auch dort getroffen werden, wo sie gefragt sind – also zB regional, fachlich, etc. -, klar in Rücksprache und Abstimmung, aber den besten Eindruck und das meiste Wissen haben die Menschen, die direkt vor Ort mit der Sache zu tun haben.

Das gilt speziell für regionen- und länderübergreifende Organisationen. Es ist keine Zeit für Micro-Management. Das hat vorher schon die Leute frustriert und macht es jetzt genauso. Die Folge ist das Gegenteil von Empowerment und Engagement – nämlich Dienst nach Vorschrift oder “innere Kündigung”. Andere dort wo möglich zu Entscheidungsträgern zu machen bildet hingegen Vertrauen und stärkt die Loyalität. Das ist das, was Unternehmen jetzt und danach brauchen, um wieder voll durchzustarten.

Es geht immer (!) um Experience

Alle Themen und Punkte, die hier (und in anderen Beiträgen) behandelt wurden, sind Elemente der aktuellen Employee Experience. Es ist leicht zu sagen, dass in Krisenzeiten Employee Experience Management vielleicht nicht so wichtig ist – aber weit gefehlt, ganz im Gegenteil. Ein Investment in EX bringt schlussendlich den größten Ertrag bzw. die höchste Rendite, wenn der Aufschwung wieder bevorsteht.

Hauptverantwortlich sind auch jetzt natürlich die Führungskräfte: Haben Sie Verständnis für die Sorgen, teilen sie diese, weil sie auch selbst zugeben, dass sie Sorgen haben? Hören sie zu und haben sie eine Antwort? Fragen sie nach Feedback und der allgemeinen Stimmung? Reagieren sie dementsprechend angepasst und individuell? Schaffen sie keine Situationen, die noch mehr Verunsicherung erzeugen? Kommunizieren sie klar, verständlich und ehrlich? Das sind die Eigenschaften, die gefragt sind und die unser “Erlebnis” maßgeblich bestimmen.

Amazon und Bird als Worst-Practice-Beispiele

Viele machen das großartig, aber leider gibt es auch katastrophale Beispiele, wie man es nicht macht. So beispielsweise beim eRoller-Sharing-Dienst Bird, wo 400 Mitarbeiter mittels Audiobotschaft in Zoom entlassen wurden. Der CEO hat sich an die jeweils betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewandt, ohne sein Gesicht zu zeigen, ohne Interaktionsmöglichkeit. Dass es harte Einschnitte gibt, damit rechnen viele – aber so eine Vorgehensweise ist wirklich besonders schlecht und ein Beispiel, wie man es nicht macht. Der persönliche Call durch eine Person aus dem Personalbereich wäre das Mindeste gewesen. Oder Amazon. Der globale Onlineriese kündigt Mitarbeiter, die für mehr Schutz in den Verteilzentren demonstrieren, weil sie Angst vor Ansteckung und Krankheit haben. Anstatt hier entsprechende Schutzmaßnahmen umzusetzen werden die Mitarbeiter entlassen, die auf den Missstand aufmerksam gemacht haben. Das ist ebenso letztklassig wie die Entlassung via Audiobotschaft.

+++Mehr zu HR und New Work+++

Aber auch im eigenen Land gibt es schlechte Beispiele. So zum Beispiel ein Krankenhaus in Österreich, in dem fragwürdige Dienstanweisungen im Umgang mit Corona-Verdachtspatienten auf Nachfrage des Pflegepersonals vom vorgesetzten ärztlichen Personal nicht schriftlich gegeben werden, damit es keine Rückschlüsse auf Fehlentscheidungen gibt. Oder der Fall eines Mitarbeiters in Wien, dessen Kind an Krebs leidet und eine Therapie hinter sich gebracht hat, wodurch das Immunsystem stark beeinträchtigt wird – und der Arbeitgeber keine freiwillige, kulante Freistellung des Mitarbeiters ermöglicht, um das Kind zu schützen (inzwischen gibt es hier eine halbgare Lösung – aber das Verhalten des Arbeitgebers wird immer in Erinnerung bleiben). Das sind alles “moments that matter” – der Umgang und das Vorgehen wird Unternehmen noch lange “verfolgen”.

Investiere jetzt in die Zukunft

Viele Unternehmen haben aufgrund der Krise auf die Option “Kurzarbeit” umgestellt – mehr als 16.000 Unternehmen gibt es in Österreich, mit mehr als 400.000 Menschen, die zur Kurzarbeit angemeldet wurden. Klar, es geht oft nicht anders. Gut, dass die Jobs so erhalten bleiben. Und doch kann die Zeit genutzt werden – für Weiterbildung zum Beispiel. Das bieten viele Betriebe an, als Onlineformate, die es auch schon vorher gab. Das ist jedenfalls eine gute Gelegenheit, mit Skills aufzurüsten für den Restart.

Oder man nutzt die Zeit, um aktiv in die Gestaltung von Employee Experience zu investieren. Die Wichtigkeit des “Erlebnis” in Job und Unternehmen für die Performance und Leistungsfähigkeit eines Unternehmens ist längst nachgewiesen und leicht zu erklären. In den allermeisten Fällen wird Employee Experience aber dem Zufall überlassen. Ein bisschen wird es noch dauern, bis es wieder Normalzustände gibt – oder neue Normalzustände. Daher bietet dieses (so gut wie) kostenlose Investment in Employee Experience eine große Chance für die Zeit “danach”. Jetzt die Zeit zu nutzen, um zu reflektieren, Feedback einzuholen und nachzufragen, liegt fast auf der Hand. Daraus die notwendigen Schlüsse zu ziehen und Verbesserungen vorzubereiten, lässt sich sehr leicht beginnen und vorbereiten. Das stärkt die Bindung in unsicheren Zeiten, schafft weiteres Vertrauen und erzeugt einen EX-Vorteil für die Organisation.


Über den Autor

Max Lammer - Experte für Employee ExperienceMax Lammer ist Solopreneur, Trainer und Employee Experience Designer. Auf Basis seiner Erfahrung mit vielen Unternehmen – von klein bis multinational – und aus unterschiedlichen Blickwinkeln, ist er der Überzeugung, dass Employee Experience das entscheidende strategische Handlungsfeld für Organisationen egal welcher Größe und Branche ist – für mehr wirtschaftlichen Erfolg, sowie Zufriedenheit der Mitarbeiter und Kunden.

Seine berufliche und unternehmerische Erfahrung im Zusammenhang mit Innovation, Digitalisierung und New Work ist unter anderem geprägt durch beispielsweise die Initiative “Innovation to Company” in der er etablierte Unternehmen und Startups zusammen bringt, oder das Projekt des zukunftsweisenden Innovationscampuskonzept “Talent Garden” in Österreich . Außerdem hat er mehrere Jahre aktiv in einem österreichischen Technologiestartup mitgearbeitet.

Als Trainer und Solopreneur begleitet er Projekte zur Entwicklung von Innovationsstrategien und digitaler Transformation (in 8 Schritten) sowie zur “New World of Work”, und unterrichtet an Unis und bei Corporates mit Schwerpunkten auf Startup-Methoden, Employee Experience und Innovation. 

⇒ zur Website des Autors

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Das Team von StartUp Burgenland am Abend der StartUp Lounge im Wiener Filmquartier (c) Maze&Friends

Vor vier Jahren startete StartUp Burgenland mit dem Ziel, das wirtschaftliche Potenzial der Region zu fördern und zu erweitern. Mittlerweile hat StartUp Burgenland mit seinem Inkubator- und Accelerator-Programm auch über die Grenzen des Bundeslandes hinaus einen wesentlichen Impact erzielt und zahlreiche junge Menschen im Aufbau ihres Unternehmens gefördert.

In vier Durchgängen haben bislang 30 Startups am StartUp Burgenland Accelerator und Inkubator teilgenommen. “Es ist wunderbar auf die letzten vier Jahre zurückzublicken und zu sehen, mit welcher Bandbreite an Gründerinnen und Gründern wir zusammengearbeitet haben”, eröffnete Martin Trink, Leiter von StartUp Burgenland, die StartUp Lounge am vergangenen Donnerstag, den 13. November 2024.

Im Rahmen der StartUp Lounge lud die Wirtschaftsagentur Burgenland in das Wiener Filmquartier im fünften Wiener Gemeindebezirk, um den Abschluss des vierten Batches des Inkubator- und Accelerator-Programms mit sieben der teilnehmenden Startups und zahlreichen Stakeholdern der heimischen Innovationsszene zu feiern.

Moderatorin Elisabeth Gamauf (li.), Michael Gerbavsits (Mitte), Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Burgenland, und Martin Trink (rechts), Leiter StartUp Burgenland (c) Maze&Friends

“StartUp Burgenland ist ein Ort, an dem Gemeinschaft wächst”

Den Impact, den der StartUp Burgenland Accelerator bei den jungen Menschen vor Ort erzielt, ist unverkennbar: Know How, Kunden und Kapital sind nur drei der vielen Benefits, die Teilnehmende rund um das Coaching, Mentoring und Networking in den letzten acht Monaten mitnehmen konnten. Die Unterstützung geht weit über den Rahmen des Programms hinaus.

Michael Gerbavsits, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Burgenland, hob die essenzielle Rolle von StartUp Burgenland hervor: “StartUp Burgenland ist mehr als nur ein Programm für Geschäftsideen – es ist ein Ort, an dem eine Gemeinschaft wächst, die innovatives Unternehmertum als essenzieller Bestandteil der regionalen Wirtschaftsförderung begreift. Mit umfassender Unterstützung von der Ideenentwicklung bis zur Markteinführung hat sich das Projekt als unverzichtbar etabliert.”

Die StartUp Lounge diente nicht nur als offizielles Abschlussevent, um jungen Talenten eine Bühne zu geben, auf der sie den Fortschritt der letzten Monate präsentieren durften. Neben Networking in einer familiären Atmosphäre durfte das Publikum im Rahmen des Abendprogramms der Erfolgsgeschichte des Brüder- und Gründerpaares Patrick und Markus Reinfeld zuhören, die schon in Batch 1 des StartUp Burgenland Accelerators ihr Business “Pflegenavi” gestartet haben.

“Wir unterstützen nicht nur Geschäftsmodelle, sondern vor allem auch junge Menschen. Wir begleiten sie über ein paar Monate und manchmal auch noch länger”, begrüßte Geschäftsführer Gerbavsits die beiden Founder.

Im Rahmen der StartUp Lounge fanden Founder:innen, Mentor:innen und Stakeholder:innen aus dem Ökosystem zusammen. (c) Maze&Friends

“Es gibt keinen Hard Cut, das Team ist immer proaktiv dabei”

“Wir sind heute als Vorzeigeprojekt da. Um zu zeigen, wie wir uns seit Batch 1 weiterentwickeln konnten und uns nun auf dem Markt etabliert haben”, so Patrick Reinfeld. Das Brüderpaar sprach von laufender Unterstützung vonseiten des StartUp Burgenland Teams. Und vor allem von Authentizität und Menschlichkeit:

“Es gibt hier keinen Hard Cut, das gesamte Team von StartUp Burgenland bietet uns seither laufende Unterstützung – lange über das Programm hinaus. Das Team war und ist immer proaktiv dabei, heben immer ab, wenn wir etwas brauchen. Und gerade jetzt, wo wir dabei sind, unser Produkt so richtig im Markt auszurollen, haben sie uns hier zur StartUp Lounge eingeladen und uns die Chance gegeben, uns hier vor Stakeholdern nochmals zu positionieren und zu zeigen, wo unsere Reise hingeht. Das ist etwas ganz Besonderes.”

Pflegenavi entwickelt e-Wallets für Heimbewohner:innen

Im Rahmen des Accelerator-Programms 2021 gründeten die Brüder ihr Startup Pflegenavi. Drei Jahre später verzeichnete das Startup schon mehrere tausend User:innen. Darunter namhafte Organisationen wie die Caritas und der Samariterbund.

Pflegenavi fokussiert sich auf die Verwaltung von Bewohnergeldern – also Drittgeldern – in Pflegeheimen. “Wir haben uns die Frage gestellt: Was sind die Herausforderungen bei Leiter:innen von Pflegeeinrichtungen? Hier geht es klassisch um die Verwaltung von Bewohnergeldern, um die Verwaltung von Rechten und Risiken. Und auch um Haftungsthemen. Hier setzt Pflegenavi an: Wir haben eine digitale Allround-Lösung entwickelt, mit der wir Pflegeeinrichtungen eine transparente Verwaltung dieser Bewohnergelder ermöglichen.”

Das FinTech entwickelte eine cloudbasierte Softwarelösung, um eine digitale, auf e-Wallets basierende Depotverwaltung zu ermöglichen, die Bewohnergelder sicher und klar abgrenzt. E-Wallets, also elektronische Geldbörsen, können Bewohner:innen und Besucher:innen der Pflegeeinrichtungen eine einfache, digitale Abwicklung ihrer Zahlungen garantieren. Damit lassen sich alltägliche Zahlungen für Bewohner:innen oder Angehörige einfach und sicher abwickeln.

“Wir haben unseren Co-Founder gefunden”

Das Gründerteam pries indes den Mehrwert des StartUp Burgenland Accelerators im Laufe seiner Geschäftsentwicklung an. Essenzielle Vorteile seien neben zielgerichteten Coaching- und Workshop-Sessions vor allem die zahlreichen Möglichkeiten zum Networking:

Dank des Accelerators habe das Team gemerkt, dass ihm die IT-Komponenten gefehlt hat: “Der größte Mehrwert war hier die Vernetzung mit unserem jetzigen Co-Founder Rainer Schuster, der uns genau diese Lücke optimal füllen konnte. Mittlerweile haben wir einen Product-Market-Fit gefunden, der gut performt und bereits weitere Geschäftsfelder erreicht. Aktuell wollen wir den Rollout in Österreich vorantreiben, 2025 geht es in Richtung Deutschland.”

Vertrauenswürdige KI im Fokus

Nach den Eindrücken des Startups Pflegenavi bereicherte Verena Krawarik, Head of Innovation der APA, den Abend mit einem Panel zu den Herausforderungen des EU AI Acts. Krawarik sprach über den Stellenwert von “Trustworthy AI” rund um den bevorstehenden EU AI Act und berief sich auf heimische Informationsstellen zum Thema AI – darunter die KI-Servicestelle, TÜV-Ratgeber sowie die RTR. Außerdem zur Sprache kamen Rahmenbedingungen zu Künstlicher Intelligenz im Innovationsmanagement.

Verena Krawarik, Head of Innovation der APA (c) Maze&Friends

“Februar ist Schlüsseltermin, ab dann sind verbotene KI-Praktiken auch wirklich verboten. Dann dürfen sie keine Praktiken anwenden, die in China vielleicht Gang und Gebe sind”, so die Innovationsexpertin. Sie gewährte außerdem Einblicke in die im AI Act vorgesehenen Risikoklassifizierungen sowie zur bevorstehenden Transparenzpflicht.

Abschließend appellierte Krawarik, frühzeitig mit AI-spezifischer Grundausbildung und einschlägigen Schulungsprogrammen zu beginnen, um Wissenslücken in Unternehmen zu vermeiden und die Affinität gegenüber neuester technologischer Entwicklungen zu intensivieren.

Über die StartUp Lounge äußerte sich die Innovationsexpertin: “Ich finde es ganz toll, dass hier zu Themen Lösungen entstehen, die gar nicht leicht zu lösen sind. Das zeigt die Kompetenz der jungen Leute hier, und das begeistert mich sehr.”

StartUp Walk durch sieben aufstrebende Accelerator-Projekte

Als krönenden Abschluss begab sich das Publikum auf den “StartUp Walk” im Filmquartier: Sieben der acht teilnehmenden Startups aus Batch 4 des Accelerators durften ihr Unternehmen in 90 Sekunden vor den anwesenden Stakeholdern pitchen. Jedes Team erzählte auf äußerst authentische Art und Weise von seiner persönlichen Reise im StartUp Burgenland Accelerator.

Unter den sieben anwesenden Startups fanden sich: Friends in Flats, KOMO, teamchallenge.at, Bimexperts, FireFighter Rescue App, Reefmaster und Trumpet Star. Kurze Einblicke in die Pitches der Teams finden sich am Ende des Artikels.

Nach Alumnus-Talk, AI-Panel und StartUp Walk tauschten sich die pitchenden Startups mit den anwesenden Key Playern des Ökosystems aus – und feierten ihre Fortschritte der letzten Monate im Rampenlicht des Abends.

“Die jungen Menschen brennen für ihr Unternehmen”

Auch teilnehmende Stakeholder aus der Innovationsszene zeigten sich begeistert von der Menschlichkeit, Kompetenz und der Hingabe, die von den Jungunternehmen vermittelt wurde. Einer davon ist Alexander Raffeiner. Der Coach und PR-Stratege durfte “die Teams im Bereich PR und Kommunikation coachen und sie auf die Pressekonferenzen vorbereiten. Für mich war es heute eine echte Belohnung, zu sehen, wie gut alle Startups ihre Ideen gepitched haben.”

Über die Begeisterung der Teams ließ sich nicht hinweg sehen: “Die jungen Menschen brennen für ihr Unternehmen. Da gibt es schon die ein oder anderen Hürden zu überwinden. Aber wenn du siehst, wie weit diese jungen Menschen es in kurzer Zeit bringen, bin ich als Coach richtig stolz”, so Raffeiner.

Niki Futter: “Das Burgenland versucht, im eigenen Umfeld Startups aufzubauen und zum Erfolg zu führen”

Auch Niki Futter, Business Angel und Vorstandsvorsitzender der invest.austria, war bei der StartUp Lounge vor Ort: “StartUp Burgenland ist ein Incubator für ein Bundesland, das versucht, im eigenen Umfeld Startups aufzubauen und zum Erfolg zu führen. Wir haben heute sieben Startups gesehen, die durch das Programm gelaufen sind. Das ist heute ihr Abschlussabend. Und man kann ihnen nur alles Gute wünschen.”

Auch die Atmosphäre des Abends ließ den Business Angel nicht unberührt: “Es war eine wunderbare Veranstaltung. Insbesondere hat es mich gefreut, Verena Krawarik von der APA wieder zu sehen, die zu den Top-Expert:innen im AI-Bereich in Österreich zählt und die hier einen doch substantiell breiten und vernünftigen Einblick in die Problematik der AI-Regulierung gegeben hat”, meint Niki Futter zu Programm und Atmosphäre des Abends.

“Ein ganz großes Danke”

Schließlich schloss StartUp-Burgenland-Leiter Martin Trink den offiziellen Teil der Veranstaltung mit den Worten: “Das ist keine One-Man-Show. Das funktioniert nur deshalb, weil wir ein großartiges Team sind. Ein ganz großes Danke an alle!”

Allen, denen es mit einer neuen Geschäftsidee nun in den Fingern juckt, bietet sich bis Ende November noch die Möglichkeit, sich zur Aufnahme in den kommenden Batch 5 des StartUp Burgenland Incubators und Accelerators zu bewerben. Im Jänner geht der neue Durchlauf an den Start – mit einer Besonderheit, wie Leiter Martin Trink verkündete:

“StartUp Burgenland – als jüngstes AplusB Mitglied – veranstaltet gemeinsam mit der aws den Business Angel Day 2025 am 23.Oktober 2025 im Schloss Esterhazy – eine ideale Gelegenheit, um Investoren und Gründer zusammenzubringen, den Austausch zu intensivieren und neue Partnerschaften zu fördern.“


Diese Startups pitchten im StartUp Walk

Friends in Flats

Mathias Molnar von Friends in Flats (c) Maze&Friends

Den ersten Pitch startete das Startup Friends in Flats, das die Vermietung von Wohnungen als Wohngemeinschaften digitalisiert und den Prozess für Wohnungseigentümer und Mieter:innen damit effizienter gestaltet. Vom StartUp Burgenland Accelerator profitierte das Team vor allem dank der “vielen Connections und hochklassigen Workshops”.

KOMO

Sebastian Kolbe von KOMO (c) Maze&Friends

Weiter ging es mit dem Startup KOMO rund um Gründer Sebastian Kolbe – er selbst ist Inhaber eines Küchenstudios. Kolbe entwickelte eine ERP-Softwarelösung für Küchenstudios – aus eigener Frustration rund um papierreiche Auftragsabwicklung und -verwaltung heraus. Das Ziel der Software ist es, Arbeitsabläufe in Küchenstudios zu digitalisieren und effizienter zu gestalten.

teamchallenge.at

Matthias und Karin Leonhardt von teamchallenge.at (c) Maze&Friends

Die dritte Station des StartUp Walks war das Jungunternehmen teamchallenge.at. Mit seiner “Outdoor-Challenge” für Firmen, Vereine, Freunde oder Familien versucht das Startup, Team-Building unkompliziert und per Smartphone im Freien zu ermöglichen. Das Gründerteam besteht aus ehemaligen Leistungssportlern im Orientierungslauf. Dementsprechend ähneln die vom Startup konzipierten Challenges einer Kombination aus Schnitzeljagd, Escape-Room und Orientierungsparcours. Mittels QR-Code lassen sich Aufgaben am Handy abrufen und interaktiv in Teams lösen.

Bimexperts

Eva Galas von Bimexperts (c) Maze&Friends

Weiter ging es mit dem Startup Bimexperts, das sich der Emissionsreduktion in der Gebäude- und Baubranche verschrieben hat. Mit ihrem Softwaretool TGA Concept will die Bimexperts GmbH in Kombination mit KI Planungsfehler, Energiekosten sowie Materialverschwendung reduzieren und damit Kosten sparen sowie die Bauqualität fördern. Somit sollen mehr Zeit und Ressourcen zur Konzeption von nachhaltigen Lösungen für Bauprojekte geschaffen werden.

FireFighter Rescue App

Lukas Thurner von FireFighter Rescue App (c) Maze&Friends

An fünfter Stelle pitchte das Startup FireFighter Rescue App. Um bei Feuerwehreinsätzen den Zugriff auf benötigte Informationen zu beschleunigen und den Informationsfluss effizient zu gestalten, hat der freiwillige Feuerwehrmann und Softwareentwickler Lukas Thurner eine App entwickelt, die digitale Vernetzung von Feuerwehren ermöglicht: Dazu wird jedes teilnehmende Einsatzfahrzeug mit einem Tablet ausgestattet, das über die FireFighter-Rescue-App Zugang zu spezifischen Informationen zum Einsatz liefert. Und damit eine sichere und effiziente Bewältigung ermöglichen soll.

Reefmaster

Stefan Kofler von Reefmaster (c) Maze&Friends

Das sechste pitchende Startup hat sich der Mission der Heim-Aquarien-Reinigung verschrieben. “Ein Aquarium ist zu viel Arbeit” soll ab sofort keine Ausrede für dessen Anschaffung mehr sein. Denn die Idee des Gründers und CEOs Stefan Kofler ist es, Meeres-Aquarien mittels nutzerfreundlicher Technologien vom “Reefmaster Piper” selbst reinigen zu lassen. Dabei handelt es sich um ein vollautomatisches Wasseranalyse-System, das bis zu 26 Arbeitstage im Jahr sparen soll. Der Reefmaster Piper übernimmt Reinigung, Wartung und Messung der Wasserqualität.

Trumpet Star

Mario Schulterer von Trumpet Start (c) Maze&Friends

Zu guter Letzt überraschte ein Pitch mit musikalischer Untermalung das Publikum auf seinem StartUp Walk: Trumpet Star verbindet digitale und analoge Lernmethoden für das Instrument Trompete. Die multimediale Technologie soll es Schüler:innen jeglichen Alters ermöglichen, per App auf Smartphone, Tablet oder im Lernheft Trompete zu lernen. Mit der Lernplattform sollen Schüler:innen auch außerhalb des Klassenzimmers beim Üben motiviert und unterstützt werden.

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