07.10.2022

Crypto Weekly #74:  Das steckt hinter dem 570-Mio.-Dollar-Hack der Binance-Blockchain

Weil Binance die BNB-Blockchain anhalten konnte, dürfte der tatsächliche Schaden deutlich geringer ausfallen. Doch wie konnte es überhaupt zu dem Hack kommen? Und wie dezentral kann eine Blockchain wirklich sein, die man einfach anhalten kann? Außerdem diese Woche: Das EU-Framework zur Krypto-Regulierung nimmt die nächste Hürde - und Bitpandas Geschäftszahlen für 2021 sind öffentlich geworden.
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Binance
Binance | Foto: burdun - stock.adobe.com

Das brutkasten Crypto Weekly ist unser wöchentliches Briefing zum Kryptomarkt und kann hier als Newsletter abonniert werden. Jeden Freitag blicken wir auf die wichtigsten Kursbewegungen und Nachrichten der Krypto-Woche zurück.


Die Kurstafel:

  • Bitcoin (BTC): 19.600 US-Dollar (+0,8 % gegenüber Freitagnachmittag der Vorwoche)
  • Ethereum (ETH): 1.300 Dollar (-0,3 %)
  • BNB: 282 Dollar (-1 %)
  • Solana (SOL): 33 Dollar (-2,5 %)

Wie es zum Hack der Binance-Blockchain BNB kam

Millionenschwere Hacks sind im Kryptobereich leider alles andere als eine Seltenheit – wie nicht zuletzt ein Blick auf die Rangliste des Portals rekt zeigt, das solche Hacks dokumentiert. Diese Woche hat es nun aber einen ganz großen Namen erwischt: Die größte Kryptobörse der Welt, Binance. Oder genauer gesagt: Die von Binance ins Leben gerufene Blockchain BNB, deren gleichnamiger Token übrigens mit einer Marktkapitalisierung von rund 46 Mrd. US-Dollar aktuell die drittgrößte Kryptowährung nach Bitcoin und Ether ist. 

Um Missverständnisse auszuschließen: Die Börse Binance selbst wurde nicht gehackt. Wer nicht nach dem Prinzip “Not your keys, not your coins” vorgeht und seine Bitcoin oder Ether entgegen vieler Empfehlungen auf der Börse liegen lässt, muss sich in diesem Fall dennoch keine Sorgen machen. Der Hack betrifft ausschließlich die BNB-Blockchain und nicht die Börse.

Aber was ist nun passiert? In der Nacht auf Freitag veröffentlichte der offizielle Twitter-Account der BNB Chain eine Stellungnahme, dass aufgrund “irregulärer Aktivitäten” die Blockchain angehalten worden sei. Was natürlich PR-Sprech für einen Hack ist. Die Blockchain wurde am Freitagvormittag wieder in Betrieb genommen.

Mittlerweile sind auch einige Details zum Hack bekannt: Insgesamt betrifft der Hack nach Angaben von Binance BNB-Token im Gegenwert von rund 570 Mio. Dollar. Die tatsächliche Beute des Hackers soll sich allerdings auf deutlich geringere 100 Mio. Dollar belaufen. Durch das Anhalten der Blockchain dürfte der Hacker den restlichen Betrag nicht mehr von der BNB-Chain bekommen haben. Jedenfalls aber sind die Token laut Binance-Chef CZ nicht aus bestehenden Wallets entwendet worden – vielmehr handele es sich um neu geschaffene Token.

Die Kursreaktion des BNB-Token hielt sich übrigens in Grenzen. Gegenüber dem Vortag verlor er rund 3,5 Prozent – auf 7-Tages-Sicht ergibt sich nur ein geringfügiges Minus.

Wie aber kam es überhaupt zum Hack? Laut CZ soll er auf die Cross-Chain-Bridge BSC Token Hub zurückzuführen sein. Cross-Chain-Bridges ermöglichen grob gesagt das Transferieren eines Tokens von einer Blockchain auf eine andere. Das ist etwa für Anwendungen im Bereich Decentralized Finance (DeFi) nützlich – aber gleichzeitig stehen Cross-Chain-Bridges aufgrund von Sicherheitsbedenken schon länger in der Kritik.

So hatte beispielsweise Ethereum-Gründer Vitalik Buterin Anfang des Jahres in einem ausführlichen Reddit-Posting argumentiert, dass die Sicherheit solcher Blockchain-Brücken per se Grenzen habe. Buterins damalige Schlussfolgerung: Die Zukunft heißt zwar “Multi Chain” – nicht aber “Cross Chain”. Anderes formuliert: Ja, mehrere große Blockchains werden nebeneinander existieren, aber nicht unbedingt ineinander verschränkt. 

Blockchain-Brücken haben auch bei mehreren der größten Krypto-Hacks dieses Jahres eine Rolle gespielt: So etwa beim 625 Mio. Dollar schweren Hack von Axie Infinity im März. Oder beim Hack der Solana-Bridge Wormhole im Jänner, bei dem 320 Mio. Dollar erbeutet wurden (wobei bei diesem Vorfall das Problem nicht die Sicherheitsarchitektur der Bridge das Problem war, sondern ein klassischer Smart-Contract-Bug). Nun haben wir also einen weiteren großen Hack, der auf eine Bridge zurückzuführen ist.

Wie dezentral kann eine Blockchain sein, die man einfach so anhalten kann?

Aber es gibt noch einen anderen Aspekt, den die Angelegenheit wieder offen gelegt hat: Die mangelnde Dezentralität der Blockchain. Denn: Wie dezentral kann eine Chain wirklich sein, wenn man sie einfach so anhalten kann?

Kritische Stimmen weisen schon länger darauf hin, dass die BNB-Chain mehr oder weniger vollständig von Binance kontrolliert wird. Binance ist darauf bedacht, dieses Image loszuwerden – unter anderem, indem man die Chain von Binance Smart Chain in BNB Smart Chain umbenannt hat (und beim Token lieber das Kürzel BNB verwendet anstelle der vorher gebräuchlicheren Bezeichnung Binance Coin). 

Das ist aber natürlich völlig wertlos, wenn keine tatsächlichen Schritte in Richtung stärkerer Dezentralisierung folgen. Dass die Chain nun im Zuge des Hacks angehalten wurde, dürfte die Kritikerinnen und Kritiker weiter bestärken.

Übrigens: Ähnliche Kritik gibt es ja auch an der Solana-Blockchain. Diese ist seit vergangenem Jahr gleich mehrfach offline gegangen, einmal sogar für fast einen ganzen Tag. Auch diese Woche war es wieder einmal soweit. Da der Newswert hier aber mittlerweile eher gering ist, belassen wir es an dieser Stelle dabei.

EU-Krypto-Regulierung-Framework MiCA nimmt nächste Hürde

Stattdessen kommen wir zum Thema Regulierung. Hier standen in den vergangenen Wochen vor allem die USA im Mittelpunkt. Nahezu im Wochentakt gab es entsprechende Neuigkeiten von der US-Börsenaufsicht. Vor kurzem ging etwa aus einer Klage hervor, dass die Behörde Zuständigkeit für sämtliche Token und Anwendungen, die auf Ethereum laufen, beansprucht. Zuvor hatte der Chef der Behörde, Gary Gensler, Staking-Anbietern indirekt mit rechtlichen Schritten gedroht. Und diese Woche wurde bekannt, dass die Börsenaufsicht Kim Kardashian zu einer Millionenstrafe verdonnert hat. Kardashian hatte eine dubiose Coin gegen Bezahlung beworben, ohne dies offen zu legen.

Angesichts der Fülle an Meldungen aus den USA könnte man ganz vergessen, dass sich auch auf dieser Seite des Atlantiks regulatorisch einiges bewegt. Bereits Ende Juni haben Verhandlungsteams des Europäischen Parlaments und der EU-Ratspräsidentschaft eine vorläufige Einigung zum geplanten Regulierungsrahmen “Markets in Crypto-Assets” (MiCA) erzielt.

Diese Woche hat MiCA den nächsten Schritt genommen. Die Staats- und Regierungschefs haben im Europäischen Rat dem Entwurf zugestimmt. Anfang nächster Woche kommt er nun im Ausschuss für Wirtschaft und Währung (ECON) im Europäischen Parlament zur Abstimmung. Und in weiterer Folge wird dann auch im Plenum des Parlaments darüber abgestimmt. 

Die Eckpunkte des Entwurfs sind in Crypto Weekly #63 nachzulesen. Außerdem hat der brutkasten im Juli eine detaillierte Analyse des Texts von EY-Rechtsanwalt Martin Hanzl und Blockpit-Chief-Legal-Officer Max Bernt veröffentlicht, die hier abrufbar ist.

Bitpanda machte 2021 fast eine halbe Milliarde Umsatz

Kommen wir abschließend noch nach Österreich – und zwar zu Bitpanda. Die Wiener Investment-Plattform ist im Vorjahr zum Unicorn und – mit dem Aufbau des Aktien-Angebots “Bitpanda Stocks” – zum Neobroker geworden. Diese Woche wurden über einen Bericht des deutschen Magazins Finance FWD  nun erstmals konkrete Geschäftszahlen für 2021 öffentlich. 

Demnach hat Bitpanda im Vorjahr bei einem Handelsvolumen von 17,9 Milliarden Euro über die Plattform einen Umsatz von 477,9 Millionen Euro erzielt. Zum Vergleich: 2020 waren es deutlich geringere 55 Mio. Euro gewesen. Das Betriebsergebnis lag den Zahlen zufolge 2021 bei 51,7 Mio. Euro, nach Steuern blieb ein Jahresgewinn von 37,5 Mio. Euro.

Diese Zahlen liefern ein interessantes Bild zum Geschäftsverlauf im Bullenmarkt 2021 – aber mittlerweile hat die Stimmung am Markt natürlich gedreht. Rückschlüsse auf die aktuelle Situation lassen die Zahlen somit kaum zu. Klar ist aber: Die schwierige Situation am Markt spürt man auch bei Bitpanda. Im Juni hatte sich das Unternehmen, wie berichtet, von über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern getrennt. 

Im Geschäftsbericht 2021 wird für das laufende Jahr ein „moderates Wachstum des Gesamtunternehmens und des damit verbundenen Handelsvolumens“ prognostiziert. Angesichts der Situation am Markt wäre dies sicherlich als Erfolg zu werten.


Hier geht’s zu allen Folgen des brutkasten Crypto Weekly


Disclaimer: Dieser Text sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Steuerberatung, Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Sie dienen lediglich der persönlichen Information. Es wird keine Empfehlung für eine bestimmte Anlagestrategie abgegeben. Die Inhalte von brutkasten.com richten sich ausschließlich an natürliche Personen.

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Das Scripe-Founder-Trio (vlnr.) Carmen Jenny, Eva Egg und Christoph Meise | (c) Mirjam Hagen
Das Scripe-Founder-Trio (vlnr.) Carmen Jenny, Eva Egg und Christoph Meise | (c) Mirjam Hagen

“People trust people, not brands” – dieses Bonmot zitiert das Berliner Startup Scripe in einer Aussendung. Dabei geht es um Personal Branding auf LinkedIn. Starke Personal Brands der Mitarbeiter:innen würden Unternehmen nämlich ungemein im Marketing helfen, argumentiert das Unternehmen. Um nicht weniger als 45 Prozent erhöhe sich die Wahrscheinlichkeit eines Verkaufsabschlusses, wenn Vertriebsmitarbeitende regelmäßig auf LinkedIn posten.

KI fungiert als Ghostwriter, Strategieberater und liefert sogar passende “Fotos”

Die Ironie, genau diesen Slogan anzuführen, dürfte dem Scripe-Team aber durchaus bewusst sein. Denn für das perfekte Personal Branding, das für das besagte Vertrauen von Menschen in Menschen sorgt, soll – wie könnte es 2024 auch anders sein – Künstliche Intelligenz sorgen.

Der Ansatz des Startups geht dabei denkbar weit: Die KI fungiert nicht nur als Ghostwriter sondern liefert auch Strategie- und Marketing-Beratung und sogar die passenden Business-“Fotos” als Illustration. Für letzteres müssen User:innen nur einige echte Fotos von sich hochladen, um die KI anzutrainieren.

Scripe verspricht bis zu 90 Prozent Zeitersparnis

All das soll Unternehmen viel Zeit und damit Geld sparen. Denn im Schnitt nehme es ganze zehn Stunden pro Woche ein, zwei bis drei Mal pro Woche in entsprechender Qualität auf LinkedIn zu posten. “Teure Zeit, die sich viele Unternehmen nicht leisten können und wollen”, meint man bei Scripe. Und die Tools des Startups sollen diesen Aufwand um bis zu 90 Prozent reduzieren.

Kein “belangloser, generischer Content”

Dabei soll aber kein “belangloser, generischer Content” herauskommen, wie er dank ChatGPT und Co. zuletzt recht üblich auf LinkedIn wurde. Die KI-Software sammelt und analysiert zu diesem Zweck fortlaufend LinkedIn-Daten von tausenden Profilen und erkennt dabei erfolgreiche Beiträge. Um genuinen Content zu liefern, kann die KI laut Scripe unstrukturierte Input-Quellen wie Sprachnachrichten, Podcasts oder einfache Notizen in “hoch-qualitative, humanlike Social-Media-Posts” umwandeln.

Tiroler Mitgründerin und CEO Eva Egg mit Erfahrung bei Personal Branding

“Unsere Vision ist es, Unternehmen dabei zu unterstützen, individuelle Persönlichkeiten zu starken Marken zu machen, die sich von der zunehmend homogenen Social-Media-Masse abheben und zum Erfolg des Unternehmens beitragen”, sagt Eva Egg, Co-Founderin und CEO von Scripe. Die Tirolerin – übrigens die Schwester von ROI-Ventures-Gründerin Laura Raggl – hat das Unternehmen gemeinsam mit Carmen Jenny (CMO) und Christoph Meise (CTO) gegründet und startete Anfang des Jahres in die Beta-Phase. Bereits mit ihrem vorigen Startup Notus, das Egg in der Schweiz mitgegründet hat, beschäftigte sich die Gründerin mit dem Thema Personal Brands, wie brutkasten berichtete.

Schon Tausende Scripe-Nutzer:innen, WeWork und Qonto als Referenzen

Mit Scripe kann das Gründer:innen-Trio schon einige Erfolge vorweisen. Seit dem Start der Beta-Phase Anfang des Jahres habe man bereits mehr 2.000 User:innen gewonnen, die über 20.000 Posts generiert haben, heißt es vom Startup. Seit dem offiziellen Launch Anfang September habe sich die Nutzerzahl vervielfacht. Auf LinkedIn habe man mit Beiträgen zum Unternehmen mehr als eine Million Impressions erreicht. Unter den Referenzkunden sind Namen wie WeWork und Qonto.

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