05.10.2023

Chatarmin-Founder-Posting offenbart unterschiedliche Fronten der heimischen Startup-Szene

Analyse. Es gibt heutzutage New-Work-Entwicklungen, die nicht jedem gefallen. Chatarmin-Founder Johannes Mansbart traf mit seinem Posting und seiner Kritik an neuen Arbeitswelt-Tendenzen einen Nerv der heimischen Startup-Szene. Und sah sich bei durchaus kontroversen Aussagen neben Zustimmung auch mit starker Widerrede konfrontiert.
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Mansbart, Chatarmin, New Work, 4-Tage-Woche, Menstruationstage
(c) Chatarmin - Chatarmin-Gründer Johannes Mansbart startete mit einem Posting einen Diskurs über New Work-Tendenzen.

“Chatarmin-Founder-Posting offenbart unterschiedliche Fronten der heimischen Startup-Szene” ist weder eine gute Schlagzeile, noch ein besonders schöner Satz. Trifft aber den Kern des Diskurses, der sich nach einem LinkedIn-Posting von Chatarmin-Gründer Johannes Mansbart zugetragen hatte. Seine emotional angehauchten Worte auf der sozialen Plattform und die Reaktionen darauf deuten eine zwiegespaltene Startup-Szene an, wenn es um New-Work-Entwicklungen geht.

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“Die absurde Leistung unserer Eltern und Großeltern nach dem Krieg rechtfertigt keine Wohlstandsverwahrlosung, dank derer wir Jungen jetzt in gesellschaftlicher Paralyse Potenzialanalysen und Gap Years machen, bis wir darauf kommen, dass wir mit den 1.000 Karrierewegen so überfordert sind, dass wir lieber direkt nochmal neun Monate Burnout-Klinik machen. Und uns dabei gegenseitig noch zujubeln”, schreibt Mansbart auf LinkedIn und erntet dafür von User:innen Lob, aber auch Kritik, die ihm u.a. “Bull**** und Shaming von psychischen Problemen” vorwerfen.

“Ich war selber knapp am Burnout (probably im Burnout) und kann daher aus Erfahrung sprechen”, reagiert der Chatarmin-Founder auf den Vorwurf. “Burnout ist meiner Meinung nach eine Krankheit, die es sowohl zu heilen, als auch präventiv zu verhindern gilt. Diese Verantwortung liegt einzig alleine in der kontrollierbaren Sphäre des Individuums, das selber darüber die Entscheidungsmacht innehat.”

Mansbart: “Ist man ein Bösewicht, wenn man gegen Grundeinkommen ist?”

In einem weiteren Punkt, den der Founder beschreibt, wehrt er sich gegen ein Anti-Leistungs-Prinzip, das seinem Gefühl nach aktuell vorherrscht. Und er stellt die Frage, ob man der Bösewicht ist, wenn man sich gegen das bedingungslose Grundeinkommen ausspricht.

In seinen LinkedIn-Worten klingt das so: “Ich verstehe den Wirbel echt nicht. Von nichts kommt nichts. Und der, der sich für Arbeit und Leistung ausspricht, und gegen noch sattere bedingungslose Grundgehälter, die uns noch wettbewerbsunfähiger machen, weil keiner mehr was arbeitet und riskiert. Der ist dann der Buhmann?”

Und weiter: “Jeder soll machen, was er will. ABER wenn ich in Einstellungsgesprächen und hier auf LinkedIn nur mehr von Menstruationstagen, Frauenquoten, 4-Tage-Wochen und Obstkörben, Company-Retreats und Yoga + Physio-Therapie Sessions als “Corporate Benefits” lese, wunderts mich nicht, dass wir längst unterdigitalisiert und wettbewerbsunfähig sind. Ich kenne keinen brillanten und erfolgreichen Gründer, der nicht diese positive Obsessivität hat. Ich kenne keinen richtig erfolgreichen Unternehmer, der nicht richtig, richtig, richtig hart dafür gearbeitet hat.”

Auf diese harten Worte angesprochen erklärt Mansbart dem brutkasten seine Befürchtungen und Bedenken, die er tagtäglich beobachtet. Konkret meint er, rein auf die “Startup-Bubble” bezogen, dass Förderungen Startups faul und träge machen und sie dadurch nicht wirklich den Product-/Market-Fit finden müssten. Und dass Fundingrunden und Headcount als ‘Erfolg’ tituliert werden. Was Jungunternehmen allerdings bräuchten, seien zahlende Kunden für ein funktionierendes Produkt. Alles andere sei seiner Einstellung nach ‘Noise’.

Auch hält er das bedingungslose Einkommen für nicht nachhaltig, da es den Menschen ebenso faul mache und “Incentives” schaffe, die Interessenskonflikte zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber fördern würden, anstatt sie zu beseitigen.

Beispiele gegen den “Faul-Vorwurf”

Studien und Pilotprojekte haben jedoch gezeigt, dass es durchaus gesellschaftlich positive Effekte gibt. Der Spiegel berichtete von einem Versuchsmodell in Finnland, wo ersichtlich wurde, dass die Bezieher eines Grundeinkommens weniger gesundheitliche Probleme und Stresssymptome hatten als die Menschen in der Vergleichsgruppe – vor allem Depressionen seien zurückgegangen. Eine andere Bezieherin erzählte davon, dass sie durch das Grundeinkommen den Weg in die Selbstständigkeit wagen konnte. Und heute ein Cafe in Helsinki führt.

Auch der Bayrische Rundfunk beschrieb im Juni des heurigen Jahres eine seit zwei Jahren laufende Studie. Hierbei handelt es sich um eine Zwischenbilanz der Ergebnisse, denn die Organisatoren der Untersuchung – der Verein “Mein Grundeinkommen” – wollten die Ergebnisse durch eine verfrühte Publikmachung nicht verfälschen. Bemerkenswert ist aber auch hier, dass eine Grundeinkommensbezieherin ihr Studium abbrach, um arbeiten zu gehen, weil ihr das bedingungslose Grundeinkommen “eine gewisse Sicherheit und die Möglichkeit, in Ruhe eine gute Stelle zu suchen”, ermöglicht hatte.

Seitens der LinkedIn-Community gibt es zu diesen Punkten unterschiedliche Auffassungen – von Zustimmung bis Unverständnis – wobei Mansbart nach einem kritischen Kommentar ihm gegenüber auch etwas zurückrudert:

(…) Dass körperliche Arbeit noch einmal ein ganz anderes Life-Management benötigt, als Schreibtisch-Arbeit, ist doch auch völlig klar. Dass ‘mit vollen Hosen gut stinken ist’ und ich als junger veranwortungsloser Selbständiger ganz andere Lebensbedingungen habe, ist doch sonnenklar“, stellt der Gründer richtig, als ihm ein User vorwirft, er würde nur an die “Fantasieberufe aus der eigenen Bubble” denken, und nicht an Bauarbeiter:innen oder Pfleger:innen, die in Schichtdiensten körperlich emotional richtig anstrengende Arbeit verrichten.

“Kann Gerede von 4-Tage-Woche nicht mehr hören”

Weitere LinkedIn-Worte von Mansbart thematisieren die Forderung der 4-Tage-Woche und Work-Life-Balance. Und offenbaren eine kritische Geisteshaltung gegenüber den Wünschen von Angestellten, die sie von einem guten Unternehmen 2023 erwarten. Und immer mehr fordern.

Ich kann das Gerede von 4-Tage-Woche und Work-Life-Balance nicht mehr hören. Auch der ‘degressive Grenznutzen, über den ich nicht darüber hinaus arbeiten darf’ ist völliger Schwachsinn. So geht Unternehmertum nicht. Ich habe keine Ahnung, wer solche Ideen der jungen Gründer-Generation als erstrebenswert verkauft. Die ganzen Konkurse statt Exits sind die logische Konsequenz. Wer hat uns das kollektiv eingeimpft, dass Verdienst ohne Leistung eine gute Idee ist? Wo kommt das Gedankengut her, dass wir den Staat weiter überschulden, damit die Leute weniger arbeiten können? Und umgekehrt? A-B-S-U-R-D”, lässt der Founder seinem Frust freien Lauf auf LinkedIn. “Warum wird Arbeit so negativ behaftet? Darf hier keiner mehr erfolgreich sein, für das brennen, das er tut, und dann auch zeigen, was er hat?”

Auch hier muss man die Einstellung des Chatarmin-Founders differenzierter und seine Kritik an der 4-Tage-Woche und Co. mit der nötigen stoischen Ruhen angehen, um sich der Thematik ohne emotionale Ausbrüche zu nähern. Um sie besser zu erfassen.

“Schwindlige Studien”

Auch wenn manche in dieser Work-Debatte von “schwindligen Studien” reden, wie etwa Kurt Egger, ÖVP-Wirtschaftsbund-Generalsekretär, gab es bereits Untersuchungen, die positive Effekte bescheinigen.

Eine von der Non-Profit-Initiative “4 Day Week Global” in Auftrag gegebene Studie untersuchte nämlich 33 Unternehmen in den USA, Australien, Irland, Großbritannien, Neuseeland und Kanada. Diese haben für sechs Monate die Vier-Tage-Woche getestet. Die knapp 1.000 Angestellten der Unternehmen arbeiteten ohne Einkommensverlust statt 40 nur mehr 32 Stunden pro Woche.

Das Ergebnis zeigte, dass die Krankenstandstage pro Angestellten pro Monat sanken von durchschnittlich 0,56 auf 0,37. Generell haben sich auch die teilnehmenden Unternehmen sehr zufrieden mit dem Versuch gezeigt – etwa bei der Auswirkung auf die Produktivität bewerteten sie im Schnitt mit 7,6 – bei einer Skala von 0 (sehr negativ) bis 10 (sehr positiv). Bei einigen Unternehmen war die Produktivität während der Testphase sogar gestiegen.

Außerdem gab knapp die Hälfte der Belegschaft (44 Prozent) an, dass ihre Zufriedenheit im Beruf durch das Projekt gestiegen sei. Für 27 Prozent verschlechterte sich hingegen ihre Beziehung zum Arbeitsplatz. Positiv merkten 60 Prozent der Angestellten an, dass sich ihre Work-Life-Balance verbessert hätte.

Andere funktionierende Beispiele der 4-Tage-Woche findet man bei TeamEcho oder auch Tractive.

“Wir waren von Anfang an der Meinung, dass die 35 Stunden-Woche in etwa die gleiche Produktivität liefern wird, wie das Arbeitszeit-Modell davor”, sagte TeamEcho-Founder Markus Koblmüller damals gegenüber dem brutkasten. “Als Startup mit jährlichen Wachstumszielen im zwei- bis dreistelligen Prozentbereich, ist es jetzt schwer zu beurteilen, ob sich deswegen Vor- und Nachteile beim ‘Growth’ ergeben haben; gefühlt kann ich aber sagen, dass es insgesamt keine negativen Auswirkungen gab. Auch keine großen positiven. Jedoch zeigte sich, dass die Mitarbeiterzufriedenheit ein großer Vorteil wurde. Und ‘overall’ bei allen Aspekten, inklusive Motivation und Produktivität, eine positive Einschätzung seitens der Befragten herrschte.”

Bei Tractive gab es nach der Einführung der 4-Tage-Woche indes eine drastisch Erhöhung der Anzahl der Bewerbungen, sowohl von lokalen als auch von internationalen Talenten. Im zweiten Halbjahr 2022 erreichten das Tracking-Startup etwa dreimal so viele Bewerbungen wie im ersten Halbjahr, berichtete Founder Michael Hurnaus.

Benefits und Branding: Muss sich ein Unternehmen bemühen?

Mit diesen Beispielen im Kontrast zu Mansbarts Posting und oben beschrieben Reaktionen darauf aus den LinkedIn-Kommentaren zeigt sich, dass, obwohl der New-Work-Diskurs bereits länger besteht, trotzdem noch starke Ideologien zur heranschreitenden neuen Arbeitswelt existieren. Und von Front zu Front – mal mehr, mal weniger inhaltsleer – widergegeben werden.

Was mitunter ebenso an dieser Stelle mitschwingt, ist die Notwendigkeit des neuen Credos, dass sich heute und im Zuge des Fachkräftemangels ein Arbeitnehmermarkt statt eines bisherigen Arbeitgebermarktes herauskristallisiert hat, wie auch Annina Haslinger-Galipeau hier beschreibt. Und die abwehrende Haltung mancher, die diese Entwicklung mitbringt. Stichworte und im Fokus der Kritik dabei: Employer Branding und Mitarbeiter:innen-Benefits.

Wie brutkasten herausgefunden hat, schreibt ein Teil der hiesigen Startup-Szene Benefits einen hohen Stellenwert zu, um Fluktuationen zu vermeiden bzw. neue Fachkräfte anzulocken. Siehe unteren Redaktionstipp. Auch scheint einigen klar zu sein, dass sich ein Unternehmen heutzutage als “begehrenswert” präsentieren muss, möchte es “gute Leute” anwerben.

Mansbarts Ansicht nach sollte ein Mitarbeiter jedoch eine Firma nur: “joinen, weil er richtig Bock auf die Company und seine Aufgabe hat. Das soll das Mindset und die Zielsetzung sein. Nicht aufgrund allen anderes. Wähle deinen Lebenspartner, weil du IHN willst, nicht seine Garderobe, sein Erbe, seine Familie, oder sonst etwas”, sagt er. “Frauenquote und Frauenparkplätze schafft Männer-Benachteiligung, ich sehe hier einen primären Wettbewerbsnachteil fürs Unternehmen, dessen primäres Interesse immer sein sollte, den BESTEN Bewerber zu nehmen. Egal welche Herkunft, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Farbe, etc. Alles andere ist Diskriminierung.”

Das Problem der Sichtbarkeit bei Frauen

Besonders der letzte Punkt, den Mansbart da zur Disposition stellte, zeigt sich problematisch und blieb natürlich nicht ohne Reaktion. Während manche davon berichteten, viel Wahres in seinen Zeilen zu sehen, betonten andere, dass der Chatarmin-Founder sie bei der Kritik an “Menstruationstagen” und “Frauenquoten” verloren hätte. Ein anderer User meinte, dass es speziell für junge Mädchen extrem wichtig sei, Frauen in Berufen durch das Gendern sichtbar zu machen.

An dieser Stelle sei eine Aussage von Storebox-Gründer Johannes Braith aus dem März 2021 in Erinnerung gerufen, in er der die Problematik zu diesem Thema bei seinem Unternehmen beschrieb. Und aufzeigt, warum Frauenförderung auch heutzutage noch essentiell ist.

Braith sagte damals offen: “Die ersten Mitarbeiter waren zwei Entwickler und ein Seller – alle männlich. Und so ging das weiter. Es war nicht so, dass wir Frauen kategorisch ablehnten, im Gegenteil. Wir beklagten uns sogar, dass wir keine Bewerberinnen hatten. Wir schoben das natürlich auf oberflächliche und auch kurzsichtige Ausreden wie ‘im Tech-Bereich gibt es einfach wenig Frauen, Logistik ist eine Männerdomäne, etc’. Dass wir selbst schuld an dieser Situation waren, begriffen wir erst viel später. Dass z.B. unsere Stellenausschreibungen absolut unpassend formuliert waren, kam uns nicht in den Sinn.”

Auch eine Studie der WU aus dem Vorjahr skizziert die eigentliche Problematik von Frauen in Tech. Darin liest man, dass die Gründe für die geringe Anzahl an Frauen in Tech-Startups nicht mangelnde Kompetenzen seien (wie Ausbildung oder Erfahrungen), sondern an der klassischen Assoziation der Tech-Szene zu finden sind, die sich in der Gesellschaft durchsetzt. “Die Tech-Szene ist bis heute vorwiegend jung, technikaffin, weiß und männlich und wird auch als solche wahrgenommen”, hieß es dort.

Was bedeutet Unternehmertum?

Abseits der 4-Tage-Woche, Grundeinkommen und frauenspezifische Themen kritisiert Mansbart auch die Einstellung von Mitarbeiter:innen der Startup-Szene. Es wirkt wie der Vorwurf der Verweichlichung von Gründern und Gründerinnen bzw. von Mitarbeitenden.

Wenn ich im Nightjet von Köln nach Wien fahre, bin ich zehn Stunden unterwegs. Das ist ein Arbeitstag. In dem Fall halt von 22:00-08:00. Ist aber auch völlig egal. Schlafen kann ich in dem Ding eh nicht. Soll ich mir jetzt für Psycho-Hygiene Netflix Serien reinziehen? Oder mit Stirnlampe Richard David Precht lesen? Da baller ich lieber einen Blogpost, acht LinkedIn Posts, mach 20 To-Dos weg und schlaf dann halt zwei Stunden. Das akkumuliert sich longterm massiv. Die Extra-Meile zu gehen. Und macht richtig Spaß. Arbeit ist gut. Arbeit schafft Arbeit. Arbeit schafft Wohlstand. Ran an die Arbeit“, scheibt er auf Linkedin.

Spannend hierzu war eine Reaktion eines Users darauf, der den ganzen Post wie folgt zusammengefasst hat: “Was du skizzierst ist der Spirit, den man als erfolgreicher Unternehmer braucht. ABER JEDER sollte gut auf seinen Körper hören und ihm auch entsprechend Pausen, Regeneration und Inspiration gönnen, um leistungsfähig zu bleiben.”

Auf Nachfrage zu diesem Punkt erzählt der Posting-Urheber dem brutkasten, dass Unternehmertum bzw. die Selbständigkeit der schwierigste und härteste Karriere-Weg sei, den man wählen kann.

“Es ist auch der extremste, in dem 99 Prozent scheitern und ein Prozent reich entlohnt werden. Diese ein Prozent gilt es so stark wie möglich zu erzwingen. Wenn man dieser Auffassung ist, hat man auch seine Work-Ethik und seine Arbeitsmoral und -einstellung dementsprechend zu idealisieren und optimieren. Klar gehört da Anspannung und Entspannung dazu. Jeder ist unterschiedlich stark belastet. Aber die Wertschöpfung des Unternehmens entsteht primär immer während der Anspannung, sprich, der Arbeitsphasen. Entspannung oder Entlastung dient lediglich der Optimierung der Anspannung.”

Seiner Meinung nach braucht Unternehmertum schlussendlich immer zwei Dinge: “Ein Produkt und zahlende Kunden. Die meisten Startups haben weder/noch. Es wird immer nur über den Lärm rundherum geredet.”

Change und Innovation doch kein Selbstläufer

Insgesamt merkt man, dass sich Mansbart über die entstandene Diskussion freut, wie er erzählt. Und auch Kritik an seinen polemischen Aussagen eine Berechtigung hat, auch wenn User betonen, seine Worte seien polarisierend, trennend und würden der Diskussionskultur schaden. “Was hat die 4-Tage-Woche, Menstruationstage, Frauenquoten, Yoga+Physio als Corporate Benefit mit Unterdigitalisierung und Wettbewerbsunfähigkeit zu tun?“, ist eine Frage auf LinkedIn, die dort bisher unbeantwortet blieb.

Eines zumindest, möchte man etwas Positives in Mansbarts Worten finden, scheint der Post geschafft zu haben: Er hat die manchmal vor sich hindösende und uniform kritiklose Startup-Szene aufgerüttelt und wenn auch nicht alle zum Reden, so zumindest zum Nachdenken gebracht. Und gezeigt, dass auch in der Startup-Szene “Change”, oder das geliebte Wort “Innovation” auch in einer sich wandelnden Arbeitswelt, keine Selbstverständlichkeit ist; (Frauen-) und neue Rechte erst gegen Widerstand erkämpft werden müssen.

Mansbart dazu: “Ich genieße den Diskurs und Austausch. Es existiert in unserer Gesellschaft, wo jeder am Smartphone hängt und anderen zunickt, eh viel zu wenig davon. Es gehört wieder mehr am Stammtisch debattiert, Meinungen gehören respektiert und mit Rückgrat ausgesprochen. Und auch bekräftigt.”

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Das Team von StartUp Burgenland am Abend der StartUp Lounge im Wiener Filmquartier (c) Maze&Friends

Vor vier Jahren startete StartUp Burgenland mit dem Ziel, das wirtschaftliche Potenzial der Region zu fördern und zu erweitern. Mittlerweile hat StartUp Burgenland mit seinem Inkubator- und Accelerator-Programm auch über die Grenzen des Bundeslandes hinaus einen wesentlichen Impact erzielt und zahlreiche junge Menschen im Aufbau ihres Unternehmens gefördert.

In vier Durchgängen haben bislang 30 Startups am StartUp Burgenland Accelerator und Inkubator teilgenommen. “Es ist wunderbar auf die letzten vier Jahre zurückzublicken und zu sehen, mit welcher Bandbreite an Gründerinnen und Gründern wir zusammengearbeitet haben”, eröffnete Martin Trink, Leiter von StartUp Burgenland, die StartUp Lounge am vergangenen Donnerstag, den 13. November 2024.

Im Rahmen der StartUp Lounge lud die Wirtschaftsagentur Burgenland in das Wiener Filmquartier im fünften Wiener Gemeindebezirk, um den Abschluss des vierten Batches des Inkubator- und Accelerator-Programms mit sieben der teilnehmenden Startups und zahlreichen Stakeholdern der heimischen Innovationsszene zu feiern.

Moderatorin Elisabeth Gamauf (li.), Michael Gerbavsits (Mitte), Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Burgenland, und Martin Trink (rechts), Leiter StartUp Burgenland (c) Maze&Friends

“StartUp Burgenland ist ein Ort, an dem Gemeinschaft wächst”

Den Impact, den der StartUp Burgenland Accelerator bei den jungen Menschen vor Ort erzielt, ist unverkennbar: Know How, Kunden und Kapital sind nur drei der vielen Benefits, die Teilnehmende rund um das Coaching, Mentoring und Networking in den letzten acht Monaten mitnehmen konnten. Die Unterstützung geht weit über den Rahmen des Programms hinaus.

Michael Gerbavsits, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Burgenland, hob die essenzielle Rolle von StartUp Burgenland hervor: “StartUp Burgenland ist mehr als nur ein Programm für Geschäftsideen – es ist ein Ort, an dem eine Gemeinschaft wächst, die innovatives Unternehmertum als essenzieller Bestandteil der regionalen Wirtschaftsförderung begreift. Mit umfassender Unterstützung von der Ideenentwicklung bis zur Markteinführung hat sich das Projekt als unverzichtbar etabliert.”

Die StartUp Lounge diente nicht nur als offizielles Abschlussevent, um jungen Talenten eine Bühne zu geben, auf der sie den Fortschritt der letzten Monate präsentieren durften. Neben Networking in einer familiären Atmosphäre durfte das Publikum im Rahmen des Abendprogramms der Erfolgsgeschichte des Brüder- und Gründerpaares Patrick und Markus Reinfeld zuhören, die schon in Batch 1 des StartUp Burgenland Accelerators ihr Business “Pflegenavi” gestartet haben.

“Wir unterstützen nicht nur Geschäftsmodelle, sondern vor allem auch junge Menschen. Wir begleiten sie über ein paar Monate und manchmal auch noch länger”, begrüßte Geschäftsführer Gerbavsits die beiden Founder.

Im Rahmen der StartUp Lounge fanden Founder:innen, Mentor:innen und Stakeholder:innen aus dem Ökosystem zusammen. (c) Maze&Friends

“Es gibt keinen Hard Cut, das Team ist immer proaktiv dabei”

“Wir sind heute als Vorzeigeprojekt da. Um zu zeigen, wie wir uns seit Batch 1 weiterentwickeln konnten und uns nun auf dem Markt etabliert haben”, so Patrick Reinfeld. Das Brüderpaar sprach von laufender Unterstützung vonseiten des StartUp Burgenland Teams. Und vor allem von Authentizität und Menschlichkeit:

“Es gibt hier keinen Hard Cut, das gesamte Team von StartUp Burgenland bietet uns seither laufende Unterstützung – lange über das Programm hinaus. Das Team war und ist immer proaktiv dabei, heben immer ab, wenn wir etwas brauchen. Und gerade jetzt, wo wir dabei sind, unser Produkt so richtig im Markt auszurollen, haben sie uns hier zur StartUp Lounge eingeladen und uns die Chance gegeben, uns hier vor Stakeholdern nochmals zu positionieren und zu zeigen, wo unsere Reise hingeht. Das ist etwas ganz Besonderes.”

Pflegenavi entwickelt e-Wallets für Heimbewohner:innen

Im Rahmen des Accelerator-Programms 2021 gründeten die Brüder ihr Startup Pflegenavi. Drei Jahre später verzeichnete das Startup schon mehrere tausend User:innen. Darunter namhafte Organisationen wie die Caritas und der Samariterbund.

Pflegenavi fokussiert sich auf die Verwaltung von Bewohnergeldern – also Drittgeldern – in Pflegeheimen. “Wir haben uns die Frage gestellt: Was sind die Herausforderungen bei Leiter:innen von Pflegeeinrichtungen? Hier geht es klassisch um die Verwaltung von Bewohnergeldern, um die Verwaltung von Rechten und Risiken. Und auch um Haftungsthemen. Hier setzt Pflegenavi an: Wir haben eine digitale Allround-Lösung entwickelt, mit der wir Pflegeeinrichtungen eine transparente Verwaltung dieser Bewohnergelder ermöglichen.”

Das FinTech entwickelte eine cloudbasierte Softwarelösung, um eine digitale, auf e-Wallets basierende Depotverwaltung zu ermöglichen, die Bewohnergelder sicher und klar abgrenzt. E-Wallets, also elektronische Geldbörsen, können Bewohner:innen und Besucher:innen der Pflegeeinrichtungen eine einfache, digitale Abwicklung ihrer Zahlungen garantieren. Damit lassen sich alltägliche Zahlungen für Bewohner:innen oder Angehörige einfach und sicher abwickeln.

“Wir haben unseren Co-Founder gefunden”

Das Gründerteam pries indes den Mehrwert des StartUp Burgenland Accelerators im Laufe seiner Geschäftsentwicklung an. Essenzielle Vorteile seien neben zielgerichteten Coaching- und Workshop-Sessions vor allem die zahlreichen Möglichkeiten zum Networking:

Dank des Accelerators habe das Team gemerkt, dass ihm die IT-Komponenten gefehlt hat: “Der größte Mehrwert war hier die Vernetzung mit unserem jetzigen Co-Founder Rainer Schuster, der uns genau diese Lücke optimal füllen konnte. Mittlerweile haben wir einen Product-Market-Fit gefunden, der gut performt und bereits weitere Geschäftsfelder erreicht. Aktuell wollen wir den Rollout in Österreich vorantreiben, 2025 geht es in Richtung Deutschland.”

Vertrauenswürdige KI im Fokus

Nach den Eindrücken des Startups Pflegenavi bereicherte Verena Krawarik, Head of Innovation der APA, den Abend mit einem Panel zu den Herausforderungen des EU AI Acts. Krawarik sprach über den Stellenwert von “Trustworthy AI” rund um den bevorstehenden EU AI Act und berief sich auf heimische Informationsstellen zum Thema AI – darunter die KI-Servicestelle, TÜV-Ratgeber sowie die RTR. Außerdem zur Sprache kamen Rahmenbedingungen zu Künstlicher Intelligenz im Innovationsmanagement.

Verena Krawarik, Head of Innovation der APA (c) Maze&Friends

“Februar ist Schlüsseltermin, ab dann sind verbotene KI-Praktiken auch wirklich verboten. Dann dürfen sie keine Praktiken anwenden, die in China vielleicht Gang und Gebe sind”, so die Innovationsexpertin. Sie gewährte außerdem Einblicke in die im AI Act vorgesehenen Risikoklassifizierungen sowie zur bevorstehenden Transparenzpflicht.

Abschließend appellierte Krawarik, frühzeitig mit AI-spezifischer Grundausbildung und einschlägigen Schulungsprogrammen zu beginnen, um Wissenslücken in Unternehmen zu vermeiden und die Affinität gegenüber neuester technologischer Entwicklungen zu intensivieren.

Über die StartUp Lounge äußerte sich die Innovationsexpertin: “Ich finde es ganz toll, dass hier zu Themen Lösungen entstehen, die gar nicht leicht zu lösen sind. Das zeigt die Kompetenz der jungen Leute hier, und das begeistert mich sehr.”

StartUp Walk durch sieben aufstrebende Accelerator-Projekte

Als krönenden Abschluss begab sich das Publikum auf den “StartUp Walk” im Filmquartier: Sieben der acht teilnehmenden Startups aus Batch 4 des Accelerators durften ihr Unternehmen in 90 Sekunden vor den anwesenden Stakeholdern pitchen. Jedes Team erzählte auf äußerst authentische Art und Weise von seiner persönlichen Reise im StartUp Burgenland Accelerator.

Unter den sieben anwesenden Startups fanden sich: Friends in Flats, KOMO, teamchallenge.at, Bimexperts, FireFighter Rescue App, Reefmaster und Trumpet Star. Kurze Einblicke in die Pitches der Teams finden sich am Ende des Artikels.

Nach Alumnus-Talk, AI-Panel und StartUp Walk tauschten sich die pitchenden Startups mit den anwesenden Key Playern des Ökosystems aus – und feierten ihre Fortschritte der letzten Monate im Rampenlicht des Abends.

“Die jungen Menschen brennen für ihr Unternehmen”

Auch teilnehmende Stakeholder aus der Innovationsszene zeigten sich begeistert von der Menschlichkeit, Kompetenz und der Hingabe, die von den Jungunternehmen vermittelt wurde. Einer davon ist Alexander Raffeiner. Der Coach und PR-Stratege durfte “die Teams im Bereich PR und Kommunikation coachen und sie auf die Pressekonferenzen vorbereiten. Für mich war es heute eine echte Belohnung, zu sehen, wie gut alle Startups ihre Ideen gepitched haben.”

Über die Begeisterung der Teams ließ sich nicht hinweg sehen: “Die jungen Menschen brennen für ihr Unternehmen. Da gibt es schon die ein oder anderen Hürden zu überwinden. Aber wenn du siehst, wie weit diese jungen Menschen es in kurzer Zeit bringen, bin ich als Coach richtig stolz”, so Raffeiner.

Niki Futter: “Das Burgenland versucht, im eigenen Umfeld Startups aufzubauen und zum Erfolg zu führen”

Auch Niki Futter, Business Angel und Vorstandsvorsitzender der invest.austria, war bei der StartUp Lounge vor Ort: “StartUp Burgenland ist ein Incubator für ein Bundesland, das versucht, im eigenen Umfeld Startups aufzubauen und zum Erfolg zu führen. Wir haben heute sieben Startups gesehen, die durch das Programm gelaufen sind. Das ist heute ihr Abschlussabend. Und man kann ihnen nur alles Gute wünschen.”

Auch die Atmosphäre des Abends ließ den Business Angel nicht unberührt: “Es war eine wunderbare Veranstaltung. Insbesondere hat es mich gefreut, Verena Krawarik von der APA wieder zu sehen, die zu den Top-Expert:innen im AI-Bereich in Österreich zählt und die hier einen doch substantiell breiten und vernünftigen Einblick in die Problematik der AI-Regulierung gegeben hat”, meint Niki Futter zu Programm und Atmosphäre des Abends.

“Ein ganz großes Danke”

Schließlich schloss StartUp-Burgenland-Leiter Martin Trink den offiziellen Teil der Veranstaltung mit den Worten: “Das ist keine One-Man-Show. Das funktioniert nur deshalb, weil wir ein großartiges Team sind. Ein ganz großes Danke an alle!”

Allen, denen es mit einer neuen Geschäftsidee nun in den Fingern juckt, bietet sich bis Ende November noch die Möglichkeit, sich zur Aufnahme in den kommenden Batch 5 des StartUp Burgenland Incubators und Accelerators zu bewerben. Im Jänner geht der neue Durchlauf an den Start – mit einer Besonderheit, wie Leiter Martin Trink verkündete:

“StartUp Burgenland – als jüngstes AplusB Mitglied – veranstaltet gemeinsam mit der aws den Business Angel Day 2025 am 23.Oktober 2025 im Schloss Esterhazy – eine ideale Gelegenheit, um Investoren und Gründer zusammenzubringen, den Austausch zu intensivieren und neue Partnerschaften zu fördern.“


Diese Startups pitchten im StartUp Walk

Friends in Flats

Mathias Molnar von Friends in Flats (c) Maze&Friends

Den ersten Pitch startete das Startup Friends in Flats, das die Vermietung von Wohnungen als Wohngemeinschaften digitalisiert und den Prozess für Wohnungseigentümer und Mieter:innen damit effizienter gestaltet. Vom StartUp Burgenland Accelerator profitierte das Team vor allem dank der “vielen Connections und hochklassigen Workshops”.

KOMO

Sebastian Kolbe von KOMO (c) Maze&Friends

Weiter ging es mit dem Startup KOMO rund um Gründer Sebastian Kolbe – er selbst ist Inhaber eines Küchenstudios. Kolbe entwickelte eine ERP-Softwarelösung für Küchenstudios – aus eigener Frustration rund um papierreiche Auftragsabwicklung und -verwaltung heraus. Das Ziel der Software ist es, Arbeitsabläufe in Küchenstudios zu digitalisieren und effizienter zu gestalten.

teamchallenge.at

Matthias und Karin Leonhardt von teamchallenge.at (c) Maze&Friends

Die dritte Station des StartUp Walks war das Jungunternehmen teamchallenge.at. Mit seiner “Outdoor-Challenge” für Firmen, Vereine, Freunde oder Familien versucht das Startup, Team-Building unkompliziert und per Smartphone im Freien zu ermöglichen. Das Gründerteam besteht aus ehemaligen Leistungssportlern im Orientierungslauf. Dementsprechend ähneln die vom Startup konzipierten Challenges einer Kombination aus Schnitzeljagd, Escape-Room und Orientierungsparcours. Mittels QR-Code lassen sich Aufgaben am Handy abrufen und interaktiv in Teams lösen.

Bimexperts

Eva Galas von Bimexperts (c) Maze&Friends

Weiter ging es mit dem Startup Bimexperts, das sich der Emissionsreduktion in der Gebäude- und Baubranche verschrieben hat. Mit ihrem Softwaretool TGA Concept will die Bimexperts GmbH in Kombination mit KI Planungsfehler, Energiekosten sowie Materialverschwendung reduzieren und damit Kosten sparen sowie die Bauqualität fördern. Somit sollen mehr Zeit und Ressourcen zur Konzeption von nachhaltigen Lösungen für Bauprojekte geschaffen werden.

FireFighter Rescue App

Lukas Thurner von FireFighter Rescue App (c) Maze&Friends

An fünfter Stelle pitchte das Startup FireFighter Rescue App. Um bei Feuerwehreinsätzen den Zugriff auf benötigte Informationen zu beschleunigen und den Informationsfluss effizient zu gestalten, hat der freiwillige Feuerwehrmann und Softwareentwickler Lukas Thurner eine App entwickelt, die digitale Vernetzung von Feuerwehren ermöglicht: Dazu wird jedes teilnehmende Einsatzfahrzeug mit einem Tablet ausgestattet, das über die FireFighter-Rescue-App Zugang zu spezifischen Informationen zum Einsatz liefert. Und damit eine sichere und effiziente Bewältigung ermöglichen soll.

Reefmaster

Stefan Kofler von Reefmaster (c) Maze&Friends

Das sechste pitchende Startup hat sich der Mission der Heim-Aquarien-Reinigung verschrieben. “Ein Aquarium ist zu viel Arbeit” soll ab sofort keine Ausrede für dessen Anschaffung mehr sein. Denn die Idee des Gründers und CEOs Stefan Kofler ist es, Meeres-Aquarien mittels nutzerfreundlicher Technologien vom “Reefmaster Piper” selbst reinigen zu lassen. Dabei handelt es sich um ein vollautomatisches Wasseranalyse-System, das bis zu 26 Arbeitstage im Jahr sparen soll. Der Reefmaster Piper übernimmt Reinigung, Wartung und Messung der Wasserqualität.

Trumpet Star

Mario Schulterer von Trumpet Start (c) Maze&Friends

Zu guter Letzt überraschte ein Pitch mit musikalischer Untermalung das Publikum auf seinem StartUp Walk: Trumpet Star verbindet digitale und analoge Lernmethoden für das Instrument Trompete. Die multimediale Technologie soll es Schüler:innen jeglichen Alters ermöglichen, per App auf Smartphone, Tablet oder im Lernheft Trompete zu lernen. Mit der Lernplattform sollen Schüler:innen auch außerhalb des Klassenzimmers beim Üben motiviert und unterstützt werden.

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