19.02.2024

Wiener Software-Startup NXRT erhält 1,4 Mio. Euro Investment – eQVenture im Lead

Neues Produkt, neue Kunden, neues Kapital: Unter diesem Motto hat das Wiener VR-Tech NXRT eine Finanzierungsrunde “in ein paar Tagen” abgeschlossen. Im brutkasten-Talk spricht Co-Founder Lukas Stranger über das Geschäftsmodell, die Rolle von Apple im VR-Hype sowie Audi, Kia und Skoda im Kundenportfolio.
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Im Bild sieht man den NXRT-Co-Founder Lukas Stranger beim Interview mit brutkasten
Co-Founder Lukas Stranger im brutkasen- Talk

Das Wiener VR-Tech-Unternehmen NXRT hat letzte Woche eine Finanzierungsrunde in Höhe von 1,4 Millionen Euro abgeschlossen. Im Lead ist der Bestandsinvestor eQVenture – rund um Hermann Hauser und Herbert Gartner.

Finanzierungsrunde mit eQVenture “in ein paar Tagen” abgewickelt

“Die Partner bei eQVenture sind ehemalige Unternehmer und haben daher einen anderen Zugang als andere VCs”, erzählt Lukas Stranger im brutkasten-Talk. Die Finanzierungsrunde soll indes komplikationslos in “ein paar Tagen” abgewickelt worden sein, sagt Stranger und meint weiter: “Das zeigt auch die Stärke von eQVenture, die im Hintergrund ein sehr starkes Kundennetzwerk haben.” 

Neu beteiligt sei die Schweizer CADFEM International AG, die sich auch strategisch einbringen wird. Das frische Kapital soll der weiteren Expansion dienen – und zwar nach dem Motto “Nochmal Power drauf werfen”. 

NXRT – der Leader bei virtuellen Testfahrten

NXRT hat eine Softwareplattform entwickelt, um Fahrsimulatoren im Bereich Mobility und Automotive schneller zu erstellen. “Unser USP ist das Thema Immersive Simulation. Konkret geht es dabei um die Nutzung von VR- oder AR-Brillen”, erklärt Stranger. Kommerzielle Simulationsanbieter würden sich im Gegensatz zu NXRT auf nicht-immersive Screensimulationen fokussieren. 

Das Wiener SoftwareTech hat dafür unter anderem das Produkt MetaRide für den Fahrzeughandel entwickelt, das Kundengespräche mittels Augmented Reality vereinfachen soll – unter anderem mit virtuellen Testfahrten. Ein weiteres Produkt soll in der Fahrzeugentwicklung eingesetzt werden. 

Apple spielt große Rolle im VR-Hype

Erst Anfang Februar hat der Tech-Riese Apple seine VR-Brille Apple Vision Pro gelauncht. NXRT-Gründer Stranger sieht die VR-Bewegung diesmal “ein bisschen anders”, denn Apple habe mit seinem Produktlaunch ein Zeichen gesetzt: 

Der Tech-Riese hat rund zwei bis drei Milliarden US-Dollar in die Entwicklung dieses Produktes gesteckt, meint Stranger. Das zeige enormen Glauben an eine VR-Zukunft. 

“Große Sprünge in den letzten 18 Monaten”

Apples Vision Pro zeige indes, “was man B2B- und B2C-seitig mit der Technologie wirklich Sinnvolles machen kann”, so Stranger. Früher sei die Technologie vor allem in puncto Tragekomfort und Auflösung noch nicht so weit gewesen, um vielversprechende Produkte zu bauen. Dies hätten internationale Tech-Riesen gerade in den letzten 18 Monaten ausgemerzt und große Sprünge hingelegt, meint der NXRT-Founder. 

Deal mit Hyundai

Prominenz zeigt NXRT indes in seinem Kundenportfolio. Unter anderem ist Hyundai “enger Partner von uns entlang der kompletten Wertschöpfungskette”, erzählt Stranger. So habe NXRT erst letzten Februar den globalen Launch des neuen Hyundai Kona All Electric als Technologiepartner begleitet. Zudem hat NXRT Hyundai Autohäuser mit seinen Produkten ausgestattet. 

Weitere Kundenprominenz zeigt sich durch AVL, Audi, Skoda und Kia. Als deren Technologiepartner sieht sich NXRT im Wandel der Automobilbranche “vorne mit dabei”, meint Stranger im brutkasten-Talk. 

In puncto Geschäftsmodell sieht sich NXRT als “reiner Softwarehersteller mit Hardwarekomponenten”, die sich allerdings als “Mittel zum Zweck” erweisen, so Stranger. Konkret bezahlen Kund:innen im (Fahrzeug)Handel “eine gewisse Summe im Monat oder im Jahr”, um die Software-Technologie von NXRT einsetzen zu können. Das Produkt selbst soll bei 15.000 Euro im Jahr starten. Zuschläge ergeben sich abhängig von den ausgewählten Content-Paketen. 

Neues AVL-Produkt und neues Gründerteam

Im Rahmen der letzten Creators Expedition in Berlin soll NXRT erst kürzlich sein erstes gemeinsames Produkt mit AVL finalisiert haben. Neben der Produktinnovation kam es zu einem Wechsel in der Geschäftsführung: Martin Wagner, ehemaliger CSO von NXRT, soll weiter als selbstständiger Berater tätig sein und zog sich aus der Führungsebene zurück. 

“Wir sind kein Nice-to-have”

Die Strategie des Wiener Technologieunternehmens: “Wir positionieren uns nicht als nice to have, sondern wir steigern nachweislich die Effizienz in der Fahrzeugentwicklung. Das heißt: Um in der Branche vorne mit dabei zu sein, kann man eigentlich kaum auf uns verzichten. Gerade dann, wenn du Kosten sparen und Effizienz steigern willst”, erzählt Stranger und gibt indes Tipps für Startups, vom Innovationsprozess hin zum tragenden Produktportfolio:

“Nicht für die eigene Lösung genieren”

“Seid draußen und seid laut”, rät Founder Stranger jungen Startups. “Gerade am Anfang geniert man sich vielleicht noch für die eigene Lösung. Wichtig ist aber, da einfach mutig raus zu gehen.” 

“Wenn du ein echtes Problem löst, wirst du weiterhin da sein”

Mit einem interessanten, neuen Produkt sei man im Wettbewerb am Markt schon weit vorne, meint Stranger. “Wenn du einen Pain löst, gerade in Zeiten wie diesen, wenn du ein Produkt hast, was ein echtes Problem löst, dann wirst du auch weiterhin da sein.” 

“Bringe deine Produktlinie vorwärts”

Indes empfiehlt der NXRT-Founder, “möglichst schnell in der Produktlinie vorwärts zu kommen. Sonst bleibst du im Innovationsökosystem hängen und schaffst den Schritt ins daily business nicht. Irgendwann sagt dann auch der Innovationstopf: Wir haben euch jetzt geboosted, jetzt müsst ihr selber Laufen lernen. Vernetzt euch deshalb schnell mal mit dem Anwender eures Produkts”, spricht Stranger aus Erfahrung. 

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Analyser, CSRD, EU-Taxonomie
(c) - PwC Österreich -Das Konsortium des Projekts "Analyser" beim Kick-Off.

Die Regeln der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die in den kommenden Jahren sukzessive schlagend werden, bedeuten für zahlreiche österreichische Unternehmen eine Verpflichtung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Bei vielen von diesen – auch jene, die freiwillig schon früher als erforderlich mit der Umsetzung starten – werden Schwierigkeiten erwartet, die Anforderungen zu erfüllen, da insbesondere KMU nicht über ausreichend Kapazitäten für interne Nachhaltigkeitsabteilungen verfügen würden.

CSRD und Taxonomie

Dies gilt im Besonderen für die EU-Taxonomie, die ergänzend zur CSRD anzuwenden ist. Gemäß ihr müssen die wirtschaftlichen Aktivitäten eines Unternehmens als nachhaltig oder nicht-nachhaltig deklariert werden.

Die Verordnung umfasst umfangreiche und detaillierte Kriterien, die für Ungeübte nicht leicht zu verstehen sind. Deshalb will in einem kürzlich gestarteten Forschungsprojekt namens “AI Enabled Sustainability Jurisdiction Demonstrator” (Analyser) ein Forschungskonsortium KI-basierte Module entwickeln. Die sollen es auch ungeschulten Anwenderinnen und Anwendern ermöglichen, die gesetzlichen Meldepflichten zu erfüllen. So soll eine Erleichterung für Unternehmen erzielt werden.

“Das oberste Ziel unseres Projekts ist es, die Zahl der KMU zu erhöhen, die selbstständig in der Lage sind, die EU-Taxonomie in guter Qualität zu berichten”, erklärt Maximilian Nowak, der das Projekt bei Fraunhofer Austria leitet.

Das Konsortium

Das Konsortium, bestehend aus Fraunhofer Austria, Universität Innsbruck, Technischer Universität (TU) Wien, Leiwand AI, PwC Wirtschaftsprüfgesellschaft, der Wirtschaftsagentur Niederösterreich ecoplus, Murexin und Lithoz wird dafür Teile des Prozesses mithilfe von Künstlicher Intelligenz automatisieren. Ein Chatbot, der auf einem eigens kreierten Sprachmodell beruht, soll mit den Anwenderinnen und Anwendern im Dialog stehen und sicherstellen, dass alle benötigten Dokumente vorliegen.

Es sind nämlich viele Fragen im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu klären: Welche wirtschaftlichen Aktivitäten gibt es im Unternehmen? Wie umfangreich sind diese? Welche davon sind taxonomiefähig, können also überhaupt nach den Kriterien bewertet werden?

Josef Baumüller, der von Seiten der TU Wien an dem Projekt beteiligt ist, sagt: “Es ist vielen noch nicht bewusst, wie komplex die Anforderungen zunächst an die Datenerhebung und anschließend an die Klassifizierung sind. Die Prozesslandschaft im Unternehmen muss erfasst und auf die Vorgaben der EU-Taxonomie übergeleitet werden, darüber hinaus gilt es, relevante Datenbedarfe zu identifizieren und im Sinne der Effizienz v.a. bereits vorhandene Datenbestände zu nützen.”

CSRD-Berichterstattung eine Herausforderung

Dass eine Unterstützung der Unternehmen unumgänglich ist, sagt auch Stefan Merl von der PwC Österreich GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft: “Wir spüren bereits jetzt eine massive Zunahme in den Anfragen von Unternehmen, insbesondere von KMU, die sehen, dass die Erfüllung der CSRD-Berichterstattungspflichten eine große Herausforderung ist. Es führt kein Weg daran vorbei, eine automatisierte Lösung zu entwickeln, die weit über den Automatisierungsgrad bestehender Tools hinausgeht. Genau das wollen wir im Projekt ‘Analyser’ verwirklichen.”

Dabei ist essenziell, dass die im Tool eingesetzte KI fair, nachvollziehbar und korrekt arbeitet. Dafür soll Leiwand AI GmbH die nötige Expertise in das Projekt einbringen.

“In einer so kritischen Angelegenheit wie der Nachhaltigkeitsberichterstattung ist es besonders wichtig, dass auch Maßnahmen hinsichtlich einer zuverlässigen und fairen KI-Lösung getroffen werden. Durch den Einsatz verschiedener Methoden rund um nachhaltige und vertrauenswürdige KI werden wir dazu beitragen, dass der ‘Analyser’ gesicherte Informationen liefert, fair in Bezug auf Bias und Diskriminierung ist und im Einklang mit dem EU AI Act steht”, sagt Mira Reisinger, Data Scientist bei Leiwand AI.

Das Projekt ist im Herbst 2024 gestartet, läuft über drei Jahre und wird durch die FFG aus Mitteln des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert.

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