09.10.2024
AUF GEDEIH UND VERDERB

Wie Business Angels ihre Beziehungen zu Startups pflegen

Worauf kommt es in der Beziehung zwischen Business Angels und Startup-Gründer:innen an? Diese Frage haben wir Christiane Holzinger und Niki Futter gestellt – sie sind seit mehreren Jahren in der heimischen Business-Angel-Szene aktiv. Zudem haben sie uns verraten, auf welche Eigenschaften sie bei Startup-Gründer:innen besonders achten.
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Niki Futter und Christiane Holzinger | (c) brutkasten/waba und Christian Gössler

Dieser Beitrag erschien zuerst in der aktuellen Ausgabe unseres Printmagazins – “Kettenreaktion”. Eine Downloadmöglichkeit findet sich am Ende des Artikels.

In der Welt der Startups sind Business Angels mehr als nur Investor:innen – sie investieren oft in der Frühphase, in der Regel bringen sie neben Kapital auch ihr Know-how und ihr Netzwerk mit ein; in Krisenzeiten agieren sie manchmal auch als Mentor:innen. In Österreich gibt es eine kleine, aber über die letzten Jahre stetig wachsende Szene an Business Angels. Niki Futter und Christiane Holzinger sind zwei bekannte Vertreter:innen dieser Szene. Beide engagieren sich im Vorstand von invest.austria – mit über 350 Mitgliedern ist invest.austria ein führendes Netzwerke für Investor:innen am vorbörslichen Kapitalmarkt in Österreich.

Niki Futter: Ein Tag zwischen Calls und strategischen Meetings

Futter, der auch Vorstandsvorsitzender von invest.austria ist, war gemeinsam mit seinem Bruder Hermann ganze 35 Jahre als Geschäftsführer an der Spitze der Compass-Gruppe tätig. Der Verlag wurde bereits 1867 als Adressbuchverlag in Wien gegründet. Futter führte das Familienunternehmen ins digitale Zeitalter: Er war maßgeblich dafür verantwortlich, dass bereits Ende 1995 alle Firmeninformationen online verfügbar waren.

Ende 2019 verließ er die Gruppe und widmete sich der Tätigkeit als Business Angel (brutkasten berichtete). Futters Affinität zur Digitalisierung spiegelt sich deutlich in seinem Investmentfokus wider, insbesondere in den Bereichen Krypto/ Blockchain, Biotechnologie und Urban Mobility. So beteiligte sich der 59-Jährige bereits in einer sehr frühen Phase am Linzer Krypto-Startup Blockpit sowie dem auf Flottenmanagement spezialisierten Startup Necture (vormals Ubiq). “Ich kann nicht auf jeder Hochzeit tanzen, daher habe ich klare Fokusbereiche für mich entwickelt”, so Futter.

Niki Futter am European Forum Alpbach | (c) brutkasten / Viktoria Waba

Seine Tage sind oft vollgepackt mit Terminen, die sich hauptsächlich um seine 15 aktiven Beteiligungen drehen. Futter hat eine Vielzahl von wöchentlichen Calls mit den Startups, in die er investiert hat. „Bei zwei Startups, an denen ich sehr nah dran bin, habe ich wöchentliche Meetings, bei anderen monatliche Updates“, erzählt er. Diese regelmäßigen Treffen sind für ihn entscheidend, um den Fortschritt der Unternehmen im Blick zu behalten und bei Bedarf einzugreifen.

Ich bin dabei – und zwar auf Gedeih und Verderb.

Niki Futter

Futters Beziehung zu den Startups ist oft sehr persönlich: Er sieht sich nicht nur als Geldgeber, sondern als aktiven Teil des Teams. „Ich bin dabei – und zwar auf Gedeih und Verderb“, sagt er. Für Futter bedeutet das, dass er den Gründer:innen nicht nur mit Rat und Tat zur Seite steht, sondern sie auch in schwierigen Zeiten unterstützt. “Ich treffe zwar keine operativen Entscheidungen, aber ich sage ihnen, worauf es ankommt“, erklärt er. Futter sieht sich in der Rolle eines beratenden Unterstützers. „Ich habe die Verantwortung, zu schauen, dass aus dem Laden was wird und die Leute in die richtige Richtung gehen“, so Futter.

Neben seiner Tätigkeit als „Vollzeit-BusinessAngel“ investiert Futter im Schnitt zehn Stunden pro Woche in seine Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender von invest.austria. Unter anderem war er maßgeblich an der Erstellung der Vision 2030 beteiligt; dabei handelt es sich um einen Forderungskatalog an die Politik. Dieser enthält Maßnahmen zur Stärkung des vorbörslichen Kapitalmarkts – darunter etwa die Schaffung eines Dachfonds bzw. die Forderung nach der Einführung eines Beteiligungsfreibetrags.

Christiane Holzinger: Balanceakt zwischen Business Angel und Beraterin

Die gebürtige Kärntnerin Christiane Holzinger investiert seit mittlerweile über acht Jahren in Startups. Unter anderem ist sie bei Ada Growth rund um Kosima Kovar sowie am Wiener Sextech Maloum beteiligt. Die heute 42-Jährige jongliert mehrere Rollen gleichzeitig: Als Steuerberaterin betreibt sie die in Klagenfurt ansässige Kanzlei 360 Business Planner und ist zudem Aufsichtsratsvorsitzende der Breitbandinitiative Kärnten. “Es gibt Phasen, in denen ich mich mehr auf meine Business-Angel-Tätigkeit konzentriere, und Phasen, in denen andere Projekte Vorrang haben“, erklärt sie. Zudem ging sie 2023 mit der Investment Company G Capital an den Start: Das rein weiblich geführte Unternehmen beteiligt sich an vorzugsweise von Frauen geführten europäischen Startups.

Christiane Holzinger in ihrer Kanzlei in Klagenfurt | (c) Christian Gössler

Ihre doppelte Rolle als Investorin und Steuerberaterin ermöglicht es Holzinger, die Finanzen der Unternehmen genau im Auge zu behalten. “Dadurch, dass ich Steuerberaterin bin, habe ich alles permanent auf der Watchlist und erkenne Probleme schneller“, erklärt sie. Anfang des Jahres beschloss sie, sich eine Weile von neuen Investments zurückzuziehen, um sich voll und ganz auf ihre bestehenden Beteiligungen zu konzentrieren: „Die bestehenden Beteiligungen brauchen viel Unterstützung, sowohl mental als auch strategisch“, sagt sie.

In den letzten Monaten hat sich Holzinger jedoch auch auf andere Projekte konzentriert. Die Veröffentlichung ihres Buchs “Finanzpower für Frauen“ Anfang September etwa hat viel Zeit und Energie in Anspruch genommen. Doch selbst in diesen Phasen verliert sie ihre Startups nicht aus den Augen: “Es gibt immer wieder Ausnahmen, wenn etwas Dringendes ansteht“, sagt sie. Diese Flexibilität und die Fähigkeit, sich schnell zwischen verschiedenen Rollen hin und herzubewegen, sind ihrer Meinung nach Teil ihres Erfolgsrezepts.

Ich habe die Verantwortung, zu schauen, dass aus dem Laden was wird und die Leute in die richtige Richtung gehen.

Nki Futter

Transparenz und Verantwortung

Die Beziehung von Holzinger zu den Startups, in die sie investiert, ist geprägt von einem tiefen gegenseitigen Respekt und einem starken Vertrauensverhältnis. „Ich investiere nicht nur Geld, sondern auch mein Wissen und mein Netzwerk“, erklärt sie. Für sie ist es wichtig, dass die Gründer bereit sind, offen und transparent zu kommunizieren: „Wenn jemand zu mir sagt, ich kann nicht in die Zahlen reinschauen, dann interessiert mich das gar nicht“, sagt sie. Ihre Erfahrung und ihr Instinkt helfen ihr, potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen und den Gründer:innen rechtzeitig Ratschläge zu geben. Besonders wichtig ist Holzinger, dass die Founder:innen die Verantwortung, die sie übernommen haben, verstehen: „Sie arbeiten mit fremdem Geld“, betont sie. Um sicherzustellen, dass die Gründer:innen auch in stressigen Situationen die richtigen Entscheidungen treffen, überlegt sie, in Zukunft eine Art psychologischen Vorabcheck für Gründerteams einzuführen – „das ist für mich ein Gradmesser, an dem ich sehe, ob sie die Verantwortung wirklich verstehen“, erklärt sie.

Viele Gründer zeigen erst in Krisensituationen ihr wahres Gesicht. Im Vorfeld ist es oft schwer zu erkennen, wie gut sie mit Druck und Rückschlägen umgehen können.“

Christiane Holzinger

Vertrauen, offene Kommunikation und Leadership

Trotz ihrer unterschiedlichen Arbeitsweisen und Tagesabläufe teilen Futter und Holzinger eine tiefe Leidenschaft für die Arbeit mit Startups. Beide sehen ihre Rolle nicht nur als Investor:innen, sondern auch als Partner:innen und Mentor:innen, die den Gründer:innen helfen, ihre Visionen zu verwirklichen; beide sind sich einig, dass die Beziehung zu den Startups auf Vertrauen, Respekt und offener Kommunikation basieren muss.

Doch worauf achten die beiden Business Angels besonders bei Startup-Gründer:innen und ihren Investitionsentscheidungen? Niki Futter betont die Bedeutung der Führungskompetenz der Gründerteams: So habe er in der Vergangenheit des Öfteren erlebt, dass mangelnde Führungskompetenz ein erhebliches Risiko für das gesamte Team und die Struktur des Startups darstellen kann. “Wo ich künftig sicher viel genauer hinschauen werde, ist die Führungskompetenz – allerdings ist es am Anfang oft schwer, das von außen zu beurteilen“, so Futter. Umso wichtiger ist ihm, dass Gründer:innen in der Lage sind, Ratschläge anzunehmen und umzusetzen.

Es ist sinnvoll, sich ab und zu einen externen Coach dazuzuholen und schwierige Runden auch moderieren zu lassen.

Christiane Holzinger

Gleichzeitig überprüft er die Angaben und Pläne der Startups genau, um sicherzustellen, dass sie realistisch und fundiert sind. Er vertraut darauf, dass die Gründer:innen ehrlich und transparent sind, aber: „Falls mir Gründer falsche Zahlen hinlegen, kann ich das nur schwer verifizieren. Ich muss aber ehrlicherweise sagen, dass mir das zum Glück noch nicht passiert ist.“ Ein Schlüsselaspekt beim Investieren ist für ihn das Verständnis des Geschäftsmodells: „Das Wichtigste ist, einfach wirklich zu verstehen, was das Business ist. Das ist absolut essenziell.“ Wenn ein Startup es nicht schafft, ihm innerhalb kurzer Zeit klar zu erklären, wie das Unternehmen Geld verdienen will, verliert er das Interesse.

Auch Holzinger sieht das gründliche Prüfen des Gründerteams als einen zentralen Aspekt ihrer Investitionsentscheidung. Zu Beginn ihrer Tätigkeit als Business Angel hat sie sich stark auf das Produkt oder die Dienstleistung konzentriert und dabei teilweise das Gründerteam vernachlässigt. Im Lauf der Zeit wurde ihr jedoch klar, dass die Dynamik innerhalb des Teams und die Fähigkeit der Gründer:innen, mit Stress, Kritik und schwierigen Situationen umzugehen, von zentraler Bedeutung sind. Ein besonderes Augenmerk legt sie auf die psychische Belastbarkeit und das Durchhaltevermögen der Gründer:innen: „Viele Gründer zeigen erst in Krisensituationen ihr wahres Gesicht. Im Vorfeld ist es oft schwer zu erkennen, wie gut sie wirklich mit Druck und Rückschlägen umgehen können“, so Holzinger.

Um das Risiko beim Investieren diesbezüglich kontrollierbarer zu machen, hat sich Holzinger über die letzten Jahre in den Bereichen Konfliktlösung und Krisenmanagement weitergebildet. Diese Kenntnisse ermöglichen es ihr, schwierige Gespräche zu führen und dabei sowohl die Interessen der Gründer:innen als auch anderer Investoren:innen im Blick zu behalten. “Es ist sinnvoll, sich ab und zu einen externen Coach dazuzuholen und schwierige Runden auch moderieren zu lassen“, sagt sie. Beide, Futter wie auch Holzinger, wissen, dass ihr Erfolg als Business Angels nicht nur in finanziellen Gewinnen gemessen wird, sondern auch in den Beziehungen, die sie zu den Startups aufbauen. Diese Beziehungen sind es, die ihre Arbeit als Business Angels so erfüllend machen: “Wir investieren nicht nur Geld, wir investieren in Menschen“, bringt es Holzinger auf den Punkt.


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eine Bitcoin-Münze auf einem Berg, daneben der Schriftzug
Foto: Adobe Stock
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Die Kurstafel:

Kryptokurse

🚀 Spektakulärer Start ins Jahr: Erstmals Bitcoin-Spot-ETFs in den USA genehmigt

Es war ein starkes Jahr für Krypto – so viel ist klar. Nach dem Boomjahr 2021 und dem “Kryptowinter” 2022 hatten sich die Kurse im Vorjahr schon wieder gut entwickelt. Dieses Jahr ging es in derselben Tonart weiter. Dabei lief bereits der Start ins Jahr gut: Denn bereits in der zweiten Woche des Jahres gab es ein Ereignis von enormer Tragweite: Die US-Börsenaufsicht ließ erstmals Bitcoin-Spot-ETFs zum Handel zu.

Im Gegensatz zu den schon länger existierenden Bitcoin-Futures-ETFs investieren diese Fonds direkt in Bitcoin – und nicht in Finanzprodukte, die den Bitcoin-Preis nachbilden. Dass die Börsenaufsicht die ETF-Anträge genehmigen würde, hatte sich in den Wochen zuvor schon abgezeichnet (siehe Crypto Weekly #127). Zuvor hatte das Thema bereits das zweite Halbjahr 2023 dominiert, nachdem im Sommer bekanntgeworden war, dass der weltgrößte Vermögensverwalter BlackRock einen Antrag auf einen Bitcoin-Spot-ETF stellen würde (siehe Crypto Weekly #104).

Die ETFs waren aus mehreren Gründen eine große Sache: Sie ermöglichen institutionellen Anleger (und bewegen am Markt die wirklich großen Summen!) einfachere Investments in Bitcoin. Auch Privatanleger:innen auf Einsteiger:innen-Niveau wird es dadurch erleichtert, in Bitcoin zu investieren: Sie müssen sich beispielsweise nicht mit der Verwahrung der Coins beschäftigen und können die ETFs auch möglicherweise über ihre bestehende Bank kaufen. 

Und ganz unabhängig vom neuen Geld, das dadurch in den Markt kommt: Durch die ETFs stärkt Bitcoin sein Image in der etablierten Finanzbranche und bekommt mehr Legitimität verliehen.

Die unmittelbare Marktreaktion auf die Genehmigung war unspektakulär. Weil sie bereits eingepreist war: Der Bitcoin-Kurs war in Erwartung der Genehmigung schon in den Wochen zuvor deutlich gestiegen. Die ETFs erwiesen sich aber schnell als Erfolg und verzeichneten starke Kapitalzuflüsse. Im Sommer starteten dann erstmals auch Ethereum-Spot-ETFs (siehe Crypto Weekly #147), aber wir bleiben vorerst noch im ersten Quartal.

Der Bitcoin-Kurs bewegte sich im Jänner nach der Genehmigung zunächst seitwärts, legte im Februar aber deutlich zu. Die ETFs haben dabei sicherlich geholfen, aber gleichzeitig wurde der Kryptomarkt auch von einer generell guten Stimmung an den Finanzmärkten gestützt (siehe Crypto Weekly #133). Im März war es dann soweit: Der Kurs überschritt sein bisheriges Rekordhoch von über 69.000 US-Dollar, das im Oktober 2021 erreicht worden war. Er stieg bis auf etwas über 73.000 Dollar. 

🪙 Das vierte Bitcoin-Halving - und wie es sich auswirkte

Und dann gab es gleich noch einen weiteren Faktor, von dem sich viele Unterstützung für den Kurs erwarteten: Das vierte Bitcoin-Halving im April 2024. Beim Halving wird die Belohnung, die Miner erhalten, um neue Blöcke zur Bitcoin-Blockchain hinzufügen, halbiert. Die Folge: Es kommen weniger neue Bitcoins in den Umlauf als es ohne Halving der Fall wäre. 

Das Halving spielt, wie in Crypto Weekly #138 ausgeführt, eine zentrale Rolle für die Geldpolitik von Bitcoin. Denn dass die Menge aller jemals bestehender Bitcoin begrenzt ist, ist eines der zentralen Merkmale von Bitcoin. Und geht Hand in Hand mit einer deterministischen Geldpolitik, die nicht einfach von einer Zentralbank geändert werden kann. 

Viele Anleger:innen erhoffen sich vom Halving aber auch einen positiven Impuls für die Kursentwicklung. Immerhin sinkt die Anzahl der Bitcoin, die neu in Umlauf geraten. Zumindest relativ gesehen (nämlich zu der Anzahl der Bitcoin, die ohne Halving entstehen würden) ist es also eine Angebotsverknappung - und eine solche bewirkt üblicherweise einen steigenden Preis. 

Demgegenüber steht, dass das Eintreten des Halvings bekannt und de facto völlig sicher ist. Es könnte daher im Vorfeld bereits vollständig eingepreist sein. Somit wäre zum Zeitpunkt des Halvings selbst mit keinen Kursauswirkungen zu rechnen. Theoretisch. Denn selbst wenn es so ist, könnte das Halving auch als “selbsterfüllende Prophezeiung” wirken: Weil alle den Kursanstieg erwarten und deshalb kaufen, steigt der Kurs tatsächlich. 

Schon im Vorfeld wurde genau darüber intensiv diskutiert. Letztlich ging das Halving am 20. April reibungslos über die Bühne. Starke Auswirkungen auf den Kurs hatte es nicht mehr. Anzumerken ist dabei aber: Der Bitcoin-Kurs war zwischen Ende Jänner und Mitte März bereits sehr stark von etwa 40.000 auf über 70.000 Dollar gestiegen. 

Auch nach dem Halving blieb die Marktentwicklung über den Sommer weitgehend unspektakulär. Erst im Herbst gab es die nächste starke Aufwärtsbewegung.

🇺🇸 US-Politik dominiert zweite Jahreshälfte

Und damit sind wir auch schon bei dem Thema, das die zweite Jahreshälfte dominierte: Die US-Politik. Die Kryptobranche des Landes stand schon länger auf Kriegsfuß mit der Börsenaufsicht rund um deren Chef Gary Gensler. Die Behörde hatte insbesondere nach der Pleite der Kryptobörse FTX ihr Vorgehen gegen die Branche deutlich intensiviert. Die Kryptobranche hoffte klarerweise auf einen Kurswechsel. Und die anstehende Präsidentschaftswahl schien dafür eine Chance zu bieten.

Dies galt umso mehr, als sich der republikanische Kandidat Donald Trump bereits im Frühsommer explizit für Bitcoin und Krypto-Assets aussprach (siehe Crypto Weekly #142). Er griff die Biden-Regierung für ihren Umgang mit der Branche scharf an. Ob Trumps Gegenkandidatin Kamala Harris den scharfen Kurs der Biden-Regierung, deren Teil sie natürlich war und ist, fortgesetzt hätte, bleibt unklar. Im Wahlkampf äußerte sie sich dann ebenfalls mehrfach positiv über Krypto-Assets. Zumindest der scharfe Kurs der Börsenaufsicht der vergangenen beiden Jahre wäre wohl ebenfalls aufgeweicht worden.

Die US-Kryptobranche stand aber ohnehin klar auf Seiten Trumps. Als sich dessen Wahlsieg abzuzeichnen begann, erreichte der Bitcoin-Kurs noch in der Nacht der Präsidentschaftswahl ein Rekordhoch bei rund 75.000 US-Dollar. In den folgenden Wochen ging es bis auf 99.000 Dollar aufwärts. An der 100.000er-Marke schien der Kurs zunächst abzuprallen. Anfang Dezember war es dann soweit: Erstmals in seiner Geschichte überschritt der Bitcoin-Kurs die vielbeschworene Schwelle von 100.000 US-Dollar.

Kurz zuvor hatte Trump angekündigt, wer dem in der Krypto-Branche unbeliebten Gensler als Chef der Börsenaufsicht nachfolgen soll – und zwar der als kryptofreundlich geltende Paul Atkins. Mit dem bekannten Investor David Sacks ernannte Trump dann auch einen eigenen “Krypto-Zar” für die kommende Regierung. Eine von Sacks’ Aufgaben werde sein, einen rechtlichen Rahmen zu arbeiten, mit dem Kryptobranche jene Klarheit bekäme, die sie brauche, schrieb Trump in seiner Ankündigung.

Wie eine solche Regulierung genau aussehen wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt klarerweise noch völlig offen. Dies gilt auch für andere Punkte - etwa die von Trump im Wahlkampf geforderte strategische Bitcoin-Reserve. 

Diese Idee hat jetzt auch diesseits des Atlantiks einen Nachahmer gefunden: Der vor wenigen Wochen als deutscher Finanzminister entlassene Christian Lindner regte an, dass die Europäische Zentralbank (EZB) Bitcoin in ihren Bestand aufnehmen soll. Lindner befindet sich als Spitzenkandidat der liberalen FDP im Wahlkampf. Während seiner Amtszeit als Finanzminister, die fast drei Jahre dauerte, hatte er keine entsprechenden Initiativen unternommen. 

Wie geht es jetzt weiter? Mitte Dezember stieg der Bitcoin-Kurs zunächst bis auf 108.000 US-Dollar. Dann korrigierte er jedoch deutlich. Zuletzt bewegte er sich im Bereich von 93.000 Dollar. Nach der sehr starken Kursentwicklung der vergangenen Wochen sollte eine solche Gegenbewegung aber nicht überraschen.Zu berücksichtigen ist auch, wie in Crypto Weekly #153 bereits thematisiert, dass die Kursgewinne der vergangenen Wochen hauptsächlich auf Erwartungen (an die US-Politik) beruhen. In den nächsten Wochen und Monaten (in manchen Fällen: Jahren) wird sich nach und nach zeigen, was davon eingelöst wird. Dazu kommt: Auch makroökonomische und geopolitische Entwicklungen werden den Markt wieder stärken beeinflussen. Die Vorzeichen stehen zwar günstig. Wo sich der Kryptomarkt 2025 aber wirklich hinbewegen wird, wird sich erst zeigen.


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