07.02.2020

Niki Futter verlässt die Compass-Gruppe und wird “Vollzeit-Business Angel”

Mit Jahresende ist Niki Futter aus seinem Familienunternehmen, der Compass-Gruppe, ausgestiegen, um sich Vollzeit seiner Leidenschaft als Business Angel widmen zu können. Im Hintergrundgespräch mit dem Brutkasten erläutert er seine Beweggründe und welche Strategie er beim Investieren verfolgt.
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Compass-Gruppe
Das Hintergrundgespräch mit Niki Futter wurde im Rahmen des Launch Events von Business Angel Devils über den Dächern von Wien geführt | Foto: Anthony Torno

Ganze 35 Jahre lang war Niki Futter als Geschäftsführer gemeinsam mit seinem Bruder Hermann an der Spitze seines Familienunternehmens, der Compass-Gruppe, tätig.

Der Compass-Verlag wurde bereits 1867 als Adressbuchverlag in Wien gegründet. Futter führte das Unternehmen ins digitale Zeitalter. Er war maßgeblich dafür verantwortlich, dass bereits Ende 1995 alle Firmeninformationen online verfügbar waren und sich das Unternehmen mit rund 70 Mitarbeitern zum führenden Anbieter in diesem Segment entwickelte.

Während seiner Zeit in der Compass-Gruppe betätigte sich Futter bereits als Business Angel in Österreich. Er hält Anteile an zahlreichen bekannten Startups. Mit Jahresende 2019 zog sich Futter aus der Compass-Gruppe zurück, um sich von nun voll und ganz seiner Leidenschaft als Business Angel zu widmen. Der Brutkasten hat mit Futter in einem Hintergrundgespräch über seine persönliche Beweggründe gesprochen und welche Strategie er beim Investieren verfolgt.

+++ mehr zum  Investment-Ticker +++ 


Warum hast du die Compass-Gruppe verlassen?

Mit Jahresende bin ich aus unserem Familienunternehmen, der Compass-Gruppe, ausgeschieden, damit ich mich voll und ganz meiner Tätigkeit als Business Angel widmen kann. Mein Bruder Hermann mit dem ich gemeinsam als Geschäftsführer die Doppelspitze im Unternehmen ausgeübt habe, wird nun die operativen Geschicke des Unternehmens alleine weiterführen. 

Natürlich waren auch persönliche Gründe ausschlaggebend. In Kürze werde ich meinen 55. Geburtstag feiern und nach 35 Jahren im Familienunternehmen war einfach auch der Wunsch nach einer Veränderung da. Und wann, wenn nicht jetzt nochmals neu durchstarten?

Du warst schon während deiner Zeit bei der Compass-Gruppe als Business Angel tätig. Wie viele Beteiligungen hältst du aktuell?

Aktuell halte ich Anteile an 13 Unternehmen. Über meinen bisherigen Lebenszyklus waren es um die 28 Beteiligungen. Zum Teil bin ich sehr gut ausgestiegen. Vor zwei Jahren hatten wir beispielsweise einen sehr erfolgreichen Exit mit Cyan. Das Unternehmen ist mittlerweile an der Frankfurter Börse notiert und wird derzeit mit rund 220 Millionen Euro bewertet. Aber natürlich läuft nicht immer alles so gut. Derzeit habe ich auch zwei “Zombies” in meinem Portfolio, von denen ich eines 2020 beenden möchte. 

Business Angel Niki Futter im Interview

Worauf achtet Business Angel Niki Futter bei seinen Investements und warum ist er bei seinem Familienunternehmen, der Compass Gruppe, ausgestiegen? Antworten darauf liefert er im Brutkasten-Interview.

Gepostet von DerBrutkasten am Freitag, 7. Februar 2020

Hast du bei deinen Investments einen spezifischen Branchenfokus?

Einen Branchenfokus habe ich in diesem Sinne nicht. Ich würde es eher Schwerpunktthemen nennen. Im Mobility-Bereich halte ich beispielsweise Anteile an Parkbob und Go-Urban. Zudem bin ich auch im Krypto-Infrastruktur-Bereich aktiv. Beteiligungen in diesem Segment umfassen Blockbit oder block42. 

Zudem halte ich selbst Kryptos und habe den Crowd-Token der Conda und von Bitpanda gezeichnet. Weiters investierte ich in die zwei HR-Startups WeAreDevelopers und WisR. Letzteres verfolgt einen klaren Impact-Fokus. Also mein Portfolio ist breit gefächert.

Wie behältst du den Überblick über die Startup-Landschaft?

Einen Überblick über die Startup-Landschaft halte ich insbesondere einfach durch meine Präsenz in der Szene und bei Veranstaltungen. Zudem bin ich auch im Vorstand der AAIA aktiv, was mir einen guten Gesamteindruck verschafft.

Niki Futter im Gespräch mit dem Brutkasten | (c) Anthony Torno /der brutkasten

Bist du im Moment offen für neue Investments?

Nachdem ich im Herbst eine Reihe an Nach- und Zwischenfinanzierungen tätigen musste, stehe ich ehrlich gesagt zur Zeit eher auf der Bremse. Gegen Jahresende erkennen die meisten Gründer, dass es eng wird mit dem Geld. Das hat meinen Spielraum ein wenig verengt. 

Nach welchen Kriterien wählst du deine Investments aus?

Das Team spielt natürlich eine große Rolle. Zudem ist mir das Geschäftsmodell sehr wichtig. Überspitzt formuliert: Wenn mir ein Gründer nicht in 30 Sekunden das Geschäftsmodell erklären kann, dann lasse ich meine Finger vom Investment. 

Zudem bin ich kein Fan von exitorientierten Strategien, weil dafür oft Luftschlösser gebaut werden. Ich habe zu oft von Gründern gehört, dass sie erst ihre Userbase aufbauen müssen und danach wird schon irgendwie Geld fließen. Diese Investments gehen in der Regel nicht auf. 

Abschließend eine Frage zum Regierungsprogramm. Wie beurteilst du dieses aus Sicht eines Business Angels?

Ich bin sehr zuversichtlich. Die Grünen sind ja per se nicht wirtschaftsfeindlich. Zudem brauchen wir für die positive Entwicklung des Startup-Ökosystems hauptsächlich Incentive-Maßnahmen. Diese benötigen in der Regel keine budgetäre Bedeckung, sprich zusätzliche  Mittel, sondern lediglich Maßnahmen wie Steuererleichterungen, die sich über die Umwegrentabilität wieder bezahlt machen.


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Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer)
Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

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„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?


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Niki Futter verlässt die Compass-Gruppe und wird “Vollzeit-Business Angel”

Mit Jahresende ist Niki Futter aus seinem Familienunternehmen, der Compass-Gruppe, ausgestiegen, um sich Vollzeit seiner Leidenschaft als Business Angel widmen zu können. Im Hintergrundgespräch mit dem Brutkasten erläutert er seine Beweggründe und in welche Startups er investiert.

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Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

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Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

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Mit Jahresende ist Niki Futter aus seinem Familienunternehmen, der Compass-Gruppe, ausgestiegen, um sich Vollzeit seiner Leidenschaft als Business Angel widmen zu können. Im Hintergrundgespräch mit dem Brutkasten erläutert er seine Beweggründe und in welche Startups er investiert.

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Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Innovationsmanager:in?

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Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Investor:in?

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