28.07.2020

Warum Gold jetzt so teuer ist wie nie zuvor

Pandemie, Angst, Krise und Notenbanken, die soviel Geld drucken wie noch nie zuvor. Gold profitiert von einem „perfekten Sturm“.
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Gold Preis analyse
Der Goldpreis hat ein neues Rekordhoch erreicht. (c) Adobe Stock / steheap / Georg Schober

Elf Jahre hat es gedauert. Exakt 3248 Tage. Am Montag, den 27. Juli 2020, hat der Goldpreis in der Weltwährung Dollar ein neues Allzeithoch erreicht. Am Schluss ging alles sehr schnell. Seit dem Corona-Crash im März, der auch Gold nach unten gezogen hat, ist der Preis um 35 Prozent nach oben geschossen. Von 1451 auf 1940 Dollar pro Unze.

Gold hat sich genau so verhalten, wie man es von einer Krisenwährung erwarten würde. Aber der Goldpreis entsteht nicht im luftleeren Raum. „Angst vor Corona“ greift als Erklärung viel zu kurz. Wer wissen will, warum das glänzende Metall jetzt so teuer ist wie nie zuvor, muss sich die Währungen ansehen.

Währungen werten ab. Immer.

Gold selbst hat nichts getan und nichts geleistet, um eine höhere Bewertung zu rechtfertigen. Das Metall wird aber seit Jahrtausenden als Wertspeicher und Quasi-Geld eingesetzt. Es ist das Fieberthermometer des Finanzsystems. Es reagiert empfindlich, wenn die staatlichen Währungen abwerten. Und das tun sie. Einerseits der Dollar, der auch gegenüber dem Euro zuletzt deutlich nachgegeben hat. Andererseits überhaupt alle Währungen.

Schon in normalen Zeiten ist die moderne Geldpolitik bestrebt, Inflation von rund zwei Prozent pro Jahr zu produzieren. Das entspricht einem Kaufkraftverlust von 50 Prozent in 20 Jahren. Wer 100 Euro einfach liegen lässt, hat auch nach 20 Jahren noch 100 Euro. Aber deren Kaufkraft ist um die Hälfte gefallen, die Preise sind gestiegen. Früher haben wir dem entgegengewirkt, indem wir unser Geld aufs Sparbuch gepackt haben. Dort gab es einen kleinen Zins, der meist wenigstens die Abwertung durch Inflation ausgleichen konnte. Aber diese Zeiten sind vorbei. Seit spätestens 2008.

In der Krise kaufen die Menschen Gold

Inzwischen gibt es keine Zinsen mehr und Sparer müssen sich nach Alternativen umsehen. Sie werden vermehrt zu Anlegern, setzen auf Aktien, Fonds, Anleihen und Rohstoffe. Gold kommt eine spezielle Rolle zu. Das Metall hat mehr Geschichte als jede Aktie oder Papierwährung. Es war vor 5000 Jahren wertvoll und vor 50 Minuten. Die Menschheit hat im Laufe ihrer Geschichte eine innige Beziehung zu dem Metall aufgebaut. Das wissen auch die Notenbanken. Sie halten rund ein Drittel der je geförderten Goldmenge als „eiserne Reserve“. Aber nur 13 Prozent der globalen Währungsreserven entfallen auf Gold.

Gerade die historisch inflationsempfindlichen Österreicher und Deutschen schätzen Gold seit jeher als Ergänzung zum Sparbuch. Mit dem Philharmoniker kommt zudem eine der wichtigsten Gold-Anlagemünzen vom Wiener Heumarkt. Wenn es in der Finanzwelt kriselt, bilden sich vor den Goldshops Schlangen.

Anleihen sind nicht so „sicher“ wie früher

Für uns Europäer ist der Gold-Höchststand vom Juli auch nicht schockierend. In Euro notiert das Metall schon seit fast einem Jahr höher als je zuvor. Das gilt auch für viele andere Währungen. Die enormen Corona-Rettungspakete von Regierungen und Notenbanken haben nun einen neuen Run in den „sicheren“ Hafen ausgelöst, den Gold darstellt.

Früher hieß es: „Gold zahlt keine Zinsen“. Aber heute zahlen solide Staatsanleihen eben auch keine mehr. Manche sind sogar negativ verzinst. Das bringt Bewegung in die Portfolios der Anleger. Das viele frische Notenbankgeld untergräbt das Vertrauen in die Papier-Währungen. Dazu kommt: Seit Monaten strömt Geld in den Goldmarkt, um sich dort in Sicherheit zu bringen.

Inflationsbereinigt ist noch Luft nach oben

Viele Anleger erwarten eine Phase der Stagflation – also schwaches Wachstum bei gleichzeitig wachsender Inflation. In diesem Umfeld sind Anleihen, die traditionellen „sicheren Häfen“ der Finanzmärkte, besonders unattraktiv. Die Inflationserwartungen der Amerikaner sind im März abgestürzt, steigen dank der Gelddruckprogramme der Federal Reserve seitdem aber rasant an. Inflationsbereinigt hat der Goldpreis übrigens weder das Hoch von 1980, noch jenes von 2011 erreicht. Da ist also noch Luft nach oben.

Nach der großen Finanzkrise war die Entwicklung ganz ähnlich. Auch damals wurden neue Rekordlevels im Goldpreis erreicht – allerdings erst nach Jahren. Diesmal geht alles viel schneller. Die Analysten haben längst neue Preisziele ausgegeben. 2000 Dollar pro Unze ist für viele bereits beschlossene Sache. 3000 Dollar scheinen möglich. Aber zuerst ist eine Konsolidierungsphase rund um das neue Allzeithoch zu erwarten.

Aktien verlieren gegen Gold seit 2000

Analysten wie Steve Dunn von Aberdeen Standard Investment sprechen von einem „perfekten Sturm“ für Gold: Niedrige bis negative Zinsen, extrem lockere Geldpolitik, gewaltige staatliche Ausgabenprogramme, ein schwächerer Dollar, wachsende Spannungen zwischen den USA und China – und das alles während einer Pandemie, deren Ende nicht in Sicht ist.“

Wer Gold als Währung betrachtet, bekommt auch ein anderes Bild vom Aktienmarkt zu sehen. Der US-Index S&P500 hat in Gold gemessen schon 1999 seinen absoluten Höhepunkt erreicht und sinkt seitdem. Aktuell steht er auf dem Level von 1971. Anders gesagt: Der Aktienmarkt verliert gegen Gold seit 20 Jahren. Und aktuell läuft Gold weiter davon.


Disclaimer: Dieser Text sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Steuerberatung, Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Sie dienen lediglich der persönlichen Information. Es wird keine Empfehlung für eine bestimmte Anlagestrategie abgegeben. Die Inhalte von brutkasten.com richten sich ausschließlich an natürliche Personen.

Über den Autor

Niko Jilch ist Finanzjournalist, Podcaster und Speaker. Website: www.nikolausjilch.com Twitter: @nikojilch

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Rechtsanwalt Christian Nordberg | (c) Nordberg

Mitten in der österreichischen Startup-Szene sorgte das Quantencomputing-Unternehmen ParityQC im April diesen Jahres für Aufsehen: Das Unternehmen rund um Wolfgang Lechner und Magdalena Hauser sicherte sich ein Investment der B&C Innovation Investments GmbH, die mit einem nicht genannten Betrag beim Spin-off einstieg. Laut einer Aussendung der Uni Innsbruck und der Österreichische Akademie der Wissenschaften erreichte ParityQC eine Bewertung vergleichbar mit US-börsennotierten Quantenunternehmen. Diese Bewertungen bewegten sich zum damaligen Zeitpunkt meist im niedrigen neunstelligen Bereich. (brutkasten berichtete).

Aber wie läuft ein solcher Deal ab, insbesondere wenn es um hochsensible Technologien wie Quantencomputing geht? brutkasten hatte die Gelegenheit, mit Christian Nordberg, dem Rechtsanwalt, der die Transaktion rechtlich begleitet hat, zu sprechen. Nordberg liefert Einblicke in die Dynamik einer solchen Finanzierung, die Rolle der IP-Rechte und die rechtlichen Rahmenbedingungen. Zudem liefert Nordberg auch Tipps für Startups, die sich in einer Finanzierungsrunde befinden.

Die Ausgangslage im Fall von ParityQC

Das 2019 gegründete Unternehmen ParityQC hat sich in kürzester Zeit einen Namen in der internationalen Quantencomputing-Szene gemacht. Die Gründer Wolfgang Lechner und Magdalena Hauser entwickelten ein einzigartiges Architekturmodell für Quantencomputer, das speziell auf Optimierungsprobleme ausgerichtet ist. Diese Technologie ist in der Lage, komplexe Probleme schneller und effizienter zu lösen als herkömmliche Systeme – ein entscheidender Vorteil in Bereichen wie Logistik, Energienetzwerken und Finanzmärkten.

Anders als viele Startups, die oft Jahre brauchen, um profitabel zu werden, hatte ParityQC in der Phase der Finanzierungsrunde bereits eine starke finanzielle Basis. Dank renommierten Kunden wie NEC ist das Unternehmen nach eigenen Angaben seit 2023 profitabel – eine Seltenheit in der Quantenbranche (brutkasten berichtete).

“Ein Unternehmen wie ParityQC, das bereits operativ erfolgreich ist, hat natürlich eine viel bessere Verhandlungsposition gegenüber Investoren als ein Startup in der Frühphase, das dringend Kapital benötigt,“ erklärt Nordberg. Die Profitabilität und die bereits bestehende Kundenbasis gaben dem Unternehmen eine gewisse Unabhängigkeit und Verhandlungsmacht.

Die Bedeutung von IP-Rechten

In der hochspezialisierten Welt des Quantencomputings kommen rechtliche Herausforderungen, wie die Bewertung und Absicherung geistigen Eigentums, besonders stark zum Tragen. Bei einer Due-Diligence-Prüfung wird das gesamte Unternehmen auf Herz und Nieren geprüft – von den finanziellen Aspekten über das Geschäftsmodell bis hin zu den IP-Rechten.

Nordberg erklärt: „Für den Investor steht die Frage im Vordergrund, wie gut die einzigartigen Technologien von ParityQC rechtlich geschützt und risikominimiert werden können.“ IP-Rechte, insbesondere bei einer technologischen Innovation, die wie bei ParityQC eine Zukunftsbranche vorantreibt, sind ein entscheidender Faktor, um das Investment langfristig abzusichern.

In diesem Fall wurde ein technischer Berater hinzugezogen, der die Patente und Technologien im Detail analysierte. Neben dem rechtlichen Schutz ist es hier wichtig, dass der Inhalt und die Funktionsweise der Technologie verstanden werden. “Bei Quantencomputing war das auch für uns als Kanzlei eine besondere Herausforderung, da es sich um hochkomplexe technologische Entwicklungen handelt”, so Nordberg.

Weit mehr als reine Paragraphen

Die Rechtsberatung spielte in der Verhandlungsphase von ParityQC eine zentrale Rolle. Neben der Prüfung der rechtlichen Aspekte war es für Nordberg und sein Team essenziell, das Unternehmen durch die Verhandlungen zu begleiten und strategisch zu beraten. Der Unterschied zu größeren Unternehmen besteht oft darin, dass Startups keine eigenen Rechtsabteilungen oder Corporate-Strukturen besitzen. “Bei ParityQC war das zwar nicht der Fall, Startups in der Frühphase benötigen allerdings oft nicht nur rechtliche, sondern auch strukturelle Unterstützung, um den Anforderungen von Investoren gerecht zu werden“, betont Nordberg.

Die Anforderung an den Rechtsberater ist nicht nur eine klassische Rechtsberatung zu liefern, sondern auch ein Verständnis für unternehmerische Abläufe mitzubringen. “Wenn Startups Unterstützung bei Verhandlungen benötigen, dann geht es häufig auch darum, die Verhandlungsposition zu stärken und sicherzustellen, dass das Startup langfristig von der Partnerschaft mit dem Investor profitiert,“ erklärt Nordberg.

Ein zusätzlicher, oft unterschätzter Aspekt sind dabei die vertraglichen Feinheiten, die sich aus der Investmentrunde ergeben. Hierzu zählt etwa der Gesellschaftsvertrag, der neu aufgesetzt wird, um Investoren Mitsprache- und Vetorechte einzuräumen, ohne dabei die Gründungsgesellschaften in ihrer zukünftigen Geschäftsentwicklung zu stark einzuschränken.

Tipps für Startups in Finanzierungsphasen

Nordberg gibt zudem auch Ratschläge für Startups, die sich in einer Finanzierungsphase befinden. „Investoren wollen sehen, dass ein Startup eine gewisse Struktur aufweist, da dies Vertrauen schafft“, betont er. Dabei gehe es keinesfalls darum, die Atmosphäre eines Konzerns zu simulieren, sondern vielmehr darum, grundlegende Prozesse und Abläufe klar zu definieren. “Wenn ein Startup strukturiert auftritt und den genauen Finanzierungsbedarf kennt, zeigt das den Investoren, dass sie es mit einer professionellen Organisation zu tun haben,“ so Nordberg.

Ein weiterer Tipp des erfahrenen Anwalts betrifft die Wahl des Investors. Hier sollten Gründer:innen darauf achten, dass der Investor zur Unternehmenskultur und den Zielen passt. Neben dem finanziellen Beitrag sind es oft die Netzwerke, Branchenkenntnisse und die Unterstützung bei der Weiterentwicklung des Produkts oder der Dienstleistung, die ein Investor bieten kann. “Ein Startup sollte sich gut überlegen, ob der Investor lediglich Kapital bereitstellt oder auch strategischen Mehrwert bringt,“ erklärt Nordberg.

Arbeit mit Startups erfordert Dynamik und Flexibität

Nordberg teilt zudem auch seine persönlichen Learnings. Für Rechtsanwälte, die sich mit Startup-Beratung beschäftigen, bringt diese Arbeit eine besondere Dynamik und Flexibilität mit sich. Die oft noch jungen Gründer:innen sind stark auf die Entwicklung ihrer Produkte und Ideen fokussiert, und Rechtsberatung muss daher effizient und verständlich sein. „Die Gründer haben selten die Zeit und Kapazität, sich in komplexe juristische Details einzuarbeiten. Da ist es unsere Aufgabe, sie praxisnah und lösungsorientiert zu unterstützen,“ sagt Nordberg.

Abschließend betont Nordberg, dass es für die österreichische Gründerszene ein positives Signal sei, dass ein so komplexes Thema wie Quantencomputing in Österreich erfolgreich im Zuge einer Eigenkapitalrunde finanziert werden konnte. Der Anwalt ist überzeugt, dass derartige Deals dazu beitragen, den Innovationsstandort Österreich zu stärken. Mit seiner Kanzlei sieht er sich gut aufgestellt, um weiteren Startups den Weg durch die komplexe Welt der Investorengespräche zu ebnen – eine Rolle, die in einer wachsenden Startup-Landschaft immer wichtiger wird.


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