17.12.2021

Voting: brutkasten „Innovator of the Year“ 2021 – Kategorie Corporate Innovation

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Innovationen haben den größten Impact, wenn sie am Markt relevant sind. Dementsprechend sitzen etablierte Unternehmen an einem großen Hebel, wenn es um die Umsetzung innovativer Ideen und Konzepte geht.

Der brutkasten ist als Leitmedium für Startups und Innovation in Österreich in ständigem Austausch mit jenen Menschen, die Innovationsprojekte in Unternehmen vorantreiben, Corporates und Startups vernetzen und Role Models sind für eine innovative Unternehmenskultur. “Deshalb haben wir uns entschieden, die Innovator:innen in Corporates vor den Vorhang zu holen und im Rahmen von ‘Innovator of the Year’ auszuzeichnen”, sagt Dejan Jovicevic, CEO und Co-Founder des brutkastens. “Innovation ist für etablierte Unternehmen zur Überlebensfrage geworden. Sie entscheidet nicht nur über die Relevanz am Markt, sie ist auch entscheidend im ‘War for Talents’”.

Vote bis 14. Jänner für deine:n Favorit:in

Die brutkasten-Redaktion hat in mehreren Jurysitzungen eine Shortlist jener Köpfe erstellt, die Corporate Innovation 2021 in Österreich besonders stark vorangetrieben haben. Jetzt bist du am Drücker: Wähle bis 14. Jänner deine Favoritin oder deinen Favoriten zum brutkasten Innovator of the Year in der Kategorie “Corporate Innovation”! Jede:r User:in hat drei Stimmen und kann einmal pro Woche abstimmen.

Die Siegerin oder den Sieger porträtieren wir mit einem großen brutkasten-Interview – die Preise für die ersten drei Plätze umfassen außerdem unter anderem brutkasten PRO Jahresabos, Pakete unserer brutkasten Jobplattform und eine Auswahl an Startup-Produkten von unserem Partner 42things (bislang Shöpy).

Alle Nominierten zum brutkasten „Innovator of the Year“ im Überblick – Kategorie Corporate Innovation

Sabine Herlitschka | Infineon Austria

Sabine Herlitschka ist stellvertretende Vorsitzende des Rats für Forschung und Technologieentwicklung © RFTE/Johannes Zinner
Sabine Herlitschka ist stellvertretende Vorsitzende des Rats für Forschung und Technologieentwicklung © RFTE/Johannes Zinner

Sabine Herlitschka ist nicht nur Chefin eines der innovativsten Unternehmen Österreichs – Infineon Technologies Austria. Sie ist auch stellvertretende Vorsitzende des österreichischen Forschungsrats, der die Regierung in Sachen Forschung und Innovation berät. Infineon arbeitet in Österreich in vielen Bereichen eng mit Startups zusammen, um mit neuen Einsatzgebieten für Halbleiter zu experimentieren. Gleichzeitig ist Herlitschka eine Kämpferin für den Technologiestandort Europa und Österreich.

Hannes Meixner | RLB Steiermark

Hannes Meixner © RLB
Hannes Meixner © RLB

Hannes Meixner ist Chief Intrapreneur aka ZukunftsBauer der Raiffeisen TATEN-Bank (RLB Steiermark). Er hält gern mal bewusst “schlechte Pitches”, um die Nervosität nachfolgender Gründer zu reduzieren und ist mit der Regionalbank stark mit der Startup-Szene verwoben. Er unterstützt mittels seines Programms Founder mit dem Aufbau von einem Investorennetzwerk, von Sales-Strukturen, schafft Verbindungen zu ‚Corporates‘, gibt Pitch-Trainings und vermittelt betriebswirtschaftliches Basiswissen. Zudem ermöglicht das Programm in Kooperation mit Techhouse achtmonatige Wohnmöglichkeiten für Gründer und arbeitet daran, potentielle Use-Cases aufzuspüren.

Peter Schindlecker | ÖBB

Peter Schindlecker, ÖBB © Valerie Voithofer
Peter Schindlecker, ÖBB © Valerie Voithofer

Peter Schindlecker ist Head of Open Innovation bei den ÖBB und verantwortet als solcher ein Projekt, das für Corporates ungewöhnlich ist: “Community Creates Mobility” ist eine wachsende Community, in der die ÖBB als ein Player auftritt, sich aber nie in den Vordergrund spielt. Entstehen soll ein offener Austausch zwischen allen Menschen, Organisationen, Startups und Unternehmen, die sich Gedanken darüber machen, wie die Zukunft der Mobilität aussehen soll. Dazu gibt es immer wieder Treffen oder virtuelle Events, bei denen es meist Impuls-Vorträge oder Podiumsdiskussionen gibt – im Zentrum steht aber der Austausch und so hat sich bereits so manches innovatives (Forschungs-)Projekt aus Community Creates Mobility ergeben. Die ÖBB schenken der Community kommendes Jahr sogar einen physischen Space, der in dem Gebäude unterkommen wird, das die ÖBB gerade nahe des Wiener Pratersterns entwickeln.

Christoph Schmidt | Flughafen Wien

Christoph Schmidt © Flughafen Wien
Christoph Schmidt © Flughafen Wien

Der Flughafen Wien ist nicht nur Österreichs Tor zur Welt, sondern in den letzten Jahren auch eine gefragte Business-Location für zahlreiche nationale und internationale Firmen geworden. Herzstück bildet dabei der sogenannte AirportCity Space im Office Park 4, der im Herbst diesen Jahres feierlich eröffnet wurde. Als Location bietet der AirportCity Space etablierten Unternehmen, Startups und Freelancern Büroräumlichkeiten und Co-Working-Spaces. Doch nicht nur das: Im Zentrum steht die Vernetzung innovativer Köpfe mit den Partnern des AirportCity Space. So hat sich beispielsweise die bekannte kalifornische Startup-Schmiede Plug and Play am Flughafen Wien niedergelassen und bringt internationales Know-How nach Österreich. Im engen Austausch mit dem Flughafen Wien werden so Innovationen vorangetrieben, die unter anderem auch am Flughafen Wien zur Anwendung kommen.

Leonhard Schitter | Salzburg AG

Leonhard Schitter, Salzburg AG © Neumayr/Leo
Leonhard Schitter, Salzburg AG © Neumayr/Leo

“Wachstum durch Innovation” lautet das Credo der Salzburg AG, die sich in den letzten Jahren von einem Energieversorger hin zu einem Technologie-Unternehmen entwickelte. In ihrem Selbstbild sieht sich die Salzburg AG als Green Tech Company, die mit Innovation und Technologie Lösungen für die Megatrends des 21. Jahrhunderts schaffen möchte. Im Zentrum stehen dabei Digitalisierung und Nachhaltigkeit. 2021 investierte die Salzburg AG 212 Millionen Euro, um die Transformation des Unternehmens voranzutreiben.

Neben dem Ausbau erneuerbarer Energieerzeugung beschäftigte sich das Unternehmen dabei intensiv mit der digitalen Produktentwicklung. Entstehen soll eine ganzheitliche Plattform, die Produkte und Services wie Energy Communities, E-Commerce sowie Digital Payment bereitstellt. Mit der one2zero GmbH hat die Salzburg AG zudem eine 100-Prozent-Tochter, die als Komplettanbieter B2B-Kunden auf ihrem Weg zur CO2-Neutralität begleitet. Um Innovationen für ihre Kunden in den eben genannten Gebieten voranzutreiben, setzt die Salzburg AG darüber hinaus auf die enge Zusammenarbeit mit Startups, die in Innovation Challenge bereits seit Jahren erfolgreich gescoutet werden.

Hannes Möseneder | Greiner AG

Greiner Innovation
Hannes Möseneder (AT) ist Managing Director of Greiner Technology & Innovation | (c) Hannes Möseneder / Greiner Technology & Innovation

Die Greiner AG ist ein weltweit führender Kunst- und Schaumstoffhersteller mit Sitz im österreichischen Kremsmünster. Anfang Dezember diesen Jahres wurde bekannt, dass sich die Greiner AG am neu gegründeten Climate & Industry Opportunity-Fonds von Speedinvest beteiligt. Das Engagement am jüngsten Fonds von Speedinvest ist dabei eng verknüpft mit der unternehmensinternen Innovationsstrategie, die maßgeblich von Hannes Möseneder, Head of Greiner Innoventures, vorangetrieben wird. Zudem arbeitet Greiner im Rahmen seiner Innovationsstrategie eng mit Startups zusammen. Als Best-Practice kann dabei die Beteiligung am Wiener Startup temprify herangezogen werden, das eine umweltfreundliche Transport-Kühlboxen entwickelt hat und damit eine ressourcenschonende Lösung für die sogenannte “Letzte Meile” anbietet. Greiner setzt so einen wichtigen strategischen Schritt im Bereich ClimateTech und zeigt die Bereitschaft, neue Ideen an Bord zu holen.

Katharina Muskat | Wien Energie

Innovation Managerin Katharina Muskat  © Wien Energie
Innovation Managerin Katharina Muskat © Wien Energie

Zuletzt fiel Wien Energie im Innovationsbereich über ein Joint Venture mit dem Blockchain-Unternehmen Riddle&Code auf. Seit Jahren spannend für die Startup-Welt ist die “Innovation Challenge”, über die Wien Energie systematisch Innovationsprojekte aufbaut. Sie hatte dieses Jahr bereits ihre sechste Auflage. Im Laufe der Zeit wurden zahlreiche Projekte zur Marktreife gebracht bzw. sind in den Regelbetrieb übergegangen, viele davon in Kooperation mit Startups. Seit mehreren Jahren arbeitet Innovation Managerin Katharina Muskat an vorderster Front bei der Challenge, ist Haupt-Ansprechpartnerin für die Projektteams und hat damit großen Anteil am Erfolg des Programms.

Andreas Nemeth | Uniqa

UNIQA Ventures CEO Andreas Nemeth über HealthTech und Wien
(c) der brutkasten/Marko’s Photography: UNIQA Ventures CEO Andreas Nemeth

2016 begann der heimische Versicherungsriese Uniqa in Startups zu investieren. 2018 wurde Uniqa Ventures als eigener Corporate VC ausgegründet. Die zunächst 25 Millionen Euro Budget wurden bald erheblich aufgestockt – auf inzwischen 150 Millionen Euro. Dieses Jahr verkündete Uniqa Ventures, insgesamt bereits mehr als 50 Millionen Euro investiert zu haben. Ein besonderer Fokus liegt dabei neben InsureTech und FinTech auf dem HealthTech-Bereich. Inzwischen ist die Beteiligungsgesellschaft unter der Leitung von CEO Andreas Nemeth nicht mehr nur der aktivste Corporate VC, sondern sogar der aktivste VC des Landes.

Christian Wolf | Raiffeisen Bank International

Christian Wolf, Raiffeisen Bank International AG © RBI
Christian Wolf, Raiffeisen Bank International AG © RBI

Dass die mehrschienige Innovationsstrategie der Raiffeisenbank International (RBI) aufgeht bewies zuletzt die Exit-Erfolgsgeschichte des Wiener RegTech-Startups kompany. Dieses war als Sieger des ersten Durchgangangs des RBI-FinTech-Accelerators Elevator Lab – übrigens der größte seiner Art in Mitteleuropa – seit Jahren Kooperationspartner. Und der Corporate VC der RBI, Elevator Ventures, war am Unternehmen beteiligt und stieg nun mit hohem Multiple wieder aus. Auch im Blockchain-Bereich zeigte die RBI mit der Blockchain Night auf, dass sie technologisch vorne mit dabei ist. Hauptverantwortung über die Startup- und Blockchain-Aktivitäten sowie den Bereich Open API hat Christian Wolf. Er sorgt dafür, dass die drei Innovations-Sektoren Synergien optimal nutzen.

Xavier Plotitza | Metro Österreich

Xavier Plotitza © Metro

Inzwischen haben mehrere große Player im Handel den Reiz einer Listung von Startup-Produkten für sich entdeckt. Bereits seit 2018 macht das in Österreich Großhändler Metro über sein Programm NX Food. Ebenfalls seit 2018 ist Xavier Plotitza CEO von Metro Österreich. In der Zeit hat er das Programm, dass Startups über ein Sonderregal die Chance gibt, Kundschaft für ihr Produkt aufzubauen, damit es dauerhaft gelistet wird, weiter ausgebaut.

Maimuna Mosser | Ikea Österreich

Maimuna Mosser
Maimuna Mosser ist neue Country Commercial Managerin bei Ikea Österreich © Ikea/Johannes Brunnbauer

Kaum ein Bauprojekt in Österreich hat 2021 international für so viel (positive) Aufmerksamkeit gesorgt wie die neue Ikea-Filiale am Wiener Westbahnhof. Das Gebäude ist ein Lehrstück für Nachhaltigkeit und damit sind nicht nur die vielen Bäume gemeint, die an der Fassade und auf dem Dach wachsen. Es ist der wohl erste Ikea, der ohne eigene Garage oder Kundenparkplatz auskommt. Für das Projekt, das stark von CCO Maimuna Mosser vorangetrieben wurde, hat Ikea Österreich auch mit einigen Startups aus Österreich zusammengearbeitet: GreenPass und neoom haben beispielsweise für klimafreundliche Maßnahmen gesorgt und mit Storebox hat Ikea Österreich ein Click&Collect-Konzept umgesetzt, das ein eigenes Parkhaus überflüssig macht.

Klemens Haselsteiner | Strabag

Klemens Haselsteiner © Strabag
Klemens Haselsteiner © Strabag

Mit Klemens Haselsteiner hat die Strabag einen Chief Innovation Officer, der aktiv Innovationsprojekte auf den Boden bringt, die für viel Aufsehen sorgen. Ein Beispiel war 2021 Österreichs erstes Bürogebäude aus einem Beton-3D-Drucker. Mit dem neuen Verfahren dauerte es in Summe 45 Stunden, bis das Bauwerk “ausgedruckt” war.

Ralf Kunzmann | Erste Private Capital

Ralf Kunzmann leitet die Erste Private Capital © Erste Group
Ralf Kunzmann leitet die Erste Private Capital © Erste Group

Ralf Kunzmann war in der Startup-Szene in Österreich lange als das Gesicht des aws Gründerfonds bekannt, den er mitaufgebaut hat. Nach acht Jahren hat er die Austria Wirtschaftsservice nun verlassen und wechselte zur Erste Group. Dort leitet er mit der Erste Private Capital einen neuen Private-Equity-Arm, der mit einem Fondsvolumen von 100 Millionen Euro unter anderem für Anschlussfinanzierungen für schnell wachsende Scaleups sorgen will. Während Österreich bei Frühphasen-Finanzierungen vergleichsweise gut aufgestellt ist, fehlt es in der Growth Stage und Later Stage häufig an entsprechendem Kapital aus Österreich.

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Open Source und KI: “Es geht nicht darum, zu den Guten zu gehören”

Nachlese. Die Nutzung von Open-Source-Modellen eröffnet Unternehmen auch im KI-Bereich weitreichende Möglichkeiten. Es gibt dabei aber auch einiges zu bedenken. Darüber und mehr diskutierten in Folge 5 von "No Hype KI" Stephan Kraft von Red Hat, Florian Böttcher von CANCOM Austria, Natalie Ségur-Cabanac von Women in AI und Patrick Ratheiser von Leftshift.One.
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“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM AustriaIBMITSVMicrosoftNagarroRed Hat und Universität Graz.

Kollaborativ, transparent, frei zugänglich und nicht profit-orientiert – mit Open-Source-Software wird eine Reihe von Eigenschaften assoziiert. Und oftmals stehen bei der Nutzung ethische Überlegungen im Zentrum. Dabei gibt es auch ganz praktische Gründe, die für eine Verwendung durch Unternehmen sprechen – auch bei der Implementierung von KI-Anwendungen, ist Stephan Kraft, Community Advocate & Business Development OpenShift & Application Services bei Red Hat, überzeugt. In Folge fünf der Serie “No Hype KI” diskutierte er dieses und weitere Themen mit Florian Böttcher, Solution Architect bei CANCOM Austria, Natalie Ségur-Cabanac, Policy Lead bei Women in AI und Patrick Ratheiser, Gründer & CEO von Leftshift.One.

“Thema ein Stück weit aus dieser emotionalen, moralisierenden Ecke herausholen”

“Ich will das Thema ein Stück weit aus dieser emotionalen, moralisierenden Ecke herausholen”, sagt Stephan Kraft. Für Red Hat als weltweit führenden Anbieter für Open-Source-Lösungen für Unternehmen gehen die Argumente für eine Nutzung nämlich weit darüber hinaus. “Es geht nicht darum, Open Source als Selbstzweck zu sehen, um zu den Guten zu gehören”, so der Experte. Tatsächlich sei die Verwendung von Open Source gerade bei der Etablierung von KI im Unternehmen für Startups und KMU eine wichtige Weichenstellung.

Offenheit, um Diskriminierung entgegenzuwirken

Auch Natalie Ségur-Cabanac sieht Open Source als “Key Technology” im KI-Bereich. Für “Women in AI” spiele die Offenheit eine zentrale Rolle: “Diese Offenheit braucht es, um Diskriminierung entgegenzuwirken.” Open Source verbessere den Zugang für Frauen zur Technologie, die Abbildung von Frauen in den Daten und es vergrößere die Möglichkeiten in der Forschung. Man müsse aber auch aufpassen, ob Software wirklich so offen sei, wie behauptet, sagt sie bezogen auf die aktuellen Diskussionen rund um OpenAI, das sich – ursprünglich als offenes Projekt gestartet – zum profitorientierten Unternehmen entwickelte. Es brauche auch eine klare Definition, was “open” sei.

Masse an Möglichkeiten

Leftshift.One-Gründer Patrick Ratheiser betont auch die schiere Masse an Möglichkeiten, die Open Source bietet. “2021 hatten wir weltweit Zugriff auf circa 5.000 Open-Source-Modelle. Jetzt sind es bereits mehr als eine Million.” Die Nutzbarkeit sei also klar gegeben, zudem biete die Technologie eine gewisse Unabhängigkeit und werde über ihre Vielfalt zum Innovationstreiber.

Ist Open Source immer die beste Lösung?

Doch bedeutet das, dass Open Source immer die optimale Lösung ist? Ratheiser sieht das differenziert: “Es ist ganz wichtig zu erkennen, was der Kunde braucht und was in dem Fall gerade notwendig ist. Egal, ob es nun On-Premise, in der Cloud, Open Source oder Closed Source ist.” Florian Böttcher von CANCOM Austria pflichtet hier bei: “Wir setzen genau so auf hybrid.”

Datenstruktur im Hintergrund ist entscheidend

Ein Thema, bei dem bei Open Source Vorsicht geboten ist, spricht Natalie Ségur-Cabanac an. Besonders wichtig sei es bei KI-Anwendungen, eine gute Datenstruktur im Hintergrund zu haben. “Die Verantwortung, dass ein Modell mit sauberen Daten trainiert worden ist, liegt bei den Anbietern. Bei Open Source verschwimmt das ein bisschen. Wer ist wofür zuständig? Das ist eine Herausforderung für die Compliance zu schauen, wo man selbst verantwortlich ist und wo man sich auf einen Anbieter verlassen kann.”

Compliance: Großes Thema – mehr Sichereheit mit professioneller Unterstützung

Stephan Kraft hakt hier ein. Genau aus solchen Gründen gebe es Unternehmen wie Red Hat, die mit ihrem Enterprise-Support für Open-Source-Lösungen die Qualitätssicherung auch im rechtlichen Bereich übernehmen. “Das ist ein ganz wichtiger Teil unseres Versprechens gegenüber Kunden”, so Kraft. Unbedacht im Unternehmen mit Open Source zu arbeiten, könne dagegen in “Compliance-Fallen” führen, pflichtet er Ségur-Cabanac bei.

Das sieht auch Patrick Ratheiser als Thema bei Leftshift.One: “Unsere Lösung ist Closed Source, wir setzen aber im Hintergrund Open Source ein. Wichtig ist, dass wir dem Kunden Compliance garantieren können.” Stephan Kraft empfiehlt Unternehmen bei der Open-Source-Nutzung: “Man kann nicht immer gleich die neueste ‘bleeding edge’-Lösung nehmen sondern sollte etwas konservativer herangehen.”

Infrastruktur: Gut planen, was man wirklich braucht

Unabhängig davon, ob man nun Open Source oder Closed Source nutzt, braucht es für die Nutzung von KI die richtige Infrastruktur. “Es kommt natürlich auf den Use Case an, den ein Unternehmen umsetzen will. Da sind die Anforderungen an die Infrastruktur sehr unterschiedlich”, grenzt Florian Böttcher ein. CANCOM Austria unterstützt seine Kunden in genau der Frage. Anwendungen wie das Training von KI-Modellen würde aus gutem Grund kaum in Österreich umgesetzt. “KI ist sehr stromhungrig und entwickelt viel Hitze. Das ist schwierig für ein eigenes Data-Center im Unternehmen, gerade wenn man die Strompreise in Österreich ansieht”, so Böttcher.

“Rechenleistungs-Hunger” von KI könnte sich in Zukunft verringern

Wichtig sei es letztlich, sich als Unternehmen sehr klar darüber zu sein, was man umsetzen wolle. “Danach, welche Software-Lösung man für seinen Use Case einsetzen muss, richtet sich auch die Infrastruktur”, so Böttcher. Er erwarte aber auch, dass die KI-Modelle im nächsten Entwicklungsschritt effizienter werden und der “Rechenleistungs-Hunger” sich verringere.

Patrick Ratheiser ergänzt: “Es ist grundsätzlich eine Kostenfrage.” Unternehmen müssten sich sehr gut überlegen, ob sie ein eigenes LLM (Large Language Model) betreiben und dieses sogar selbst trainieren wollen, oder lieber doch eine Usage-basierte Lösung wählen. Er sehe bei österreichischen Unternehmen – auch bei größeren – eine klare Tendenz zur zweiten Variante. “Es lässt sich deutlich schneller einrichten, ist kalkulierbarer und auch viel schneller skalierbar”, erklärt Ratheiser.

Etwa im Forschungsbereich sei es jedoch wichtig und notwendig, auch eigene LLMs und die damit verbundene Infrastruktur zu betreiben. Doch auch die Möglichkeit von hybriden Lösungen biete sich an. “Man kann mittlerweile auch Teile in der Cloud lassen und Teile On-Premise. Man kann etwa nur ein datenschutzsicheres LLM selbst betreiben”, erklärt der Experte, der auch bei der Wahl der genutzten Modelle einen hybriden Ansatz empfiehlt: “Man braucht nicht für alle Use Cases das neueste Modell. Manchmal braucht man überhaupt kein LLM.”

Datenschutz: Einige Herausforderungen bei LLMs

Stichwort: Datenschutz. Hier schafft die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) im KI-Bereich besondere Herausforderungen, weiß Natalie Ségur-Cabanac, die vorab betont: “Ich persönlich halte die DSGVO für ein gutes Regulierungswerk, weil sie sehr viel Spielraum gibt. Ich sage immer: Datenschutz ist sehr komplex, aber nicht kompliziert.” Konkret seien etwa der Grundsatz der Zweckbezogenheit, also dass man Daten nur für konkrete Zwecke einsetzen darf, und dass man sie minimierend einsetzen muss, relevant für den KI-Bereich. “Da haben wir schon einen Konflikt, weil man ja [bei LLMs] erst einmal schaut, was man aus möglichst vielen Daten machen kann”, so die Expertin.

Ist KI rechtlich innerhalb der EU sogar per se in einem Graubereich?

Auch Transparenzbestimmungen – sowohl in der DSGVO als auch im AI-Act der EU – seien zu beachten. “Wenn ich KI verwende, muss ich auch wissen, was drinnen ist”, fasst Ségur-Cabanac zusammen. Ist KI also rechtlich innerhalb der EU sogar per se in einem Graubereich? “Nein, das glaube ich nicht. Aber man muss seine Hausaufgaben schon gut machen”, sagt die Expertin. Wichtig sei daher auch die im Rahmen des EU-AI-Acts eingeforderte KI-Kompetenz in Unternehmen – im technischen und rechtlichen Bereich.

KI-Kompetenz als zentrales Thema

Patrick Ratheiser stimmt zu: “Neben der Technologie selber sind bei unseren Kunden die Mitarbeiter ein Riesen-Thema. Man muss sie nicht nur wegen dem AI-Act fit bekommen, sondern es geht darum, sie wirklich auf die Anwendungen einzuschulen.” Wichtig seien dabei auch die Kolleg:innen, die sich bereits mit dem Thema auskennen – die “Pioniere” im Unternehmen. “AI Literacy ist sicherlich das Thema 2025 und in nächster Zeit. So, wie wir gelernt haben, mit dem Smartphone umzugehen, werden wir es auch mit generativer KI lernen”, so Ratheiser.

“Einfach einmal ausprobieren”

Stephan Kraft ergänzt: Neben einer soliden Datenbasis und der notwendigen Kompetenz brauche es bei KI – gerade auch im Bereich Open Source – noch etwas: “Einfach einmal ausprobieren. Es braucht auch Trial and Error. Das ist vielleicht oft das Schwierigste für CFOs und Geschäftsführer.” Dieses Ausprobieren sollte aber innerhalb eines festgelegten Rahmens passieren, damit die KI-Implementierung gelingt, meint Natalie Ségur-Cabanac: “Unternehmen brauchen eine KI-Strategie und müssen wissen, was sie mit der Technologie erreichen wollen.” Auch sich mit den zuvor angesprochenen rechtlichen Anforderungen – Stichwort Compliance – zu beschäftigen, komme zeitlich erst nach der Festlegung der Strategie.


Die gesamte Folge ansehen:

Die Nachlesen der bisherigen Folgen:

Folge 1: “No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?

Folge 2: “Was kann KI in Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten?

Folge 3: “Der größte Feind ist Zettel und Bleistift”: Erfolgsfaktoren und Herausforderungen in der KI-Praxis”

Folge 4: KI-Geschäftsmodelle: “Wir nutzen nur einen Bruchteil dessen, was möglich ist”


Die Serie wird von brutkasten in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung unserer Partner:innen produziert.

No Hype KI
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