12.07.2023

Memocorby-Gründerin zu Insolvenz: “Glaube an Stadt Wien ist wirklich dahingeschmolzen”

Nachdem eine Investment-Runde nicht zustande kam, musste das Wiener HealthTech Memocorby kürzlich Insolvenz anmelden. Nun muss schnell ein:e Investor:in her.
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Memocorby-Gründerin Elisabeth Dokalik-Jonak äußert sich zur Insolvenz | (c) Memocorby
Memocorby-Gründerin Elisabeth Dokalik-Jonak äußert sich zur Insolvenz | (c) Memocorby

Wie unterstützt man Personen, die einen Schlaganfall hatten oder an Demenz leiden, ihre Sprache wiederzuerlangen? Die Wiener Gründerin Elisabeth Dokalik-Jonak hat mit den “MemoCubes” in Jahre langer Arbeit eine Methode entwickelt, die gute Ergebnisse liefert. Eigentlich hätte diese das Habilitations-Thema der Wissenschaftlerin werden sollen. Doch es kam anders: Sie wurde zur Startup-Gründerin und arbeitet mit ihrem formell 2016 gegründeten Unternehmen Memocorby daran, den Forschungserfolg auch zum wirtschaftlichen Erfolg zu machen.

Im Laufe der Zeit erzielte das Startup, neben positiven Studienergebnissen und starker Nachfrage in seiner Nische, mehrere Achtungserfolge. Erst vergangenes Jahr wurde es etwa als “Rising Star” beim EY Scale-up Award in der Kategorie BioTech & Healthcare ausgezeichnet. Doch vor kurzem kam die Hiobsbotschaft: Memocorby musste Insolvenz anmelden – der brutkasten berichtete. Wie ist es dazu gekommen?

Erste Memocubes-Serie gut angenommen, für zweite musste Kapital her

“Unser Produkt war im Jänner 2020 endlich serienreif und wir brachten es auf den Markt. Natürlich haben wir nicht mit der Pandemie gerechnet”, erzählt Gründerin Dokalik-Jonak. Doch trotz der zusätzlichen Erschwernis durch Corona war die Nachfrage nach der ersten Kleinserie groß. Damit war klar: Die nächste, größere Serie konnte produziert werden. Doch dafür brauchte Memocorby frisches Kapital.

“Auf der Suche nach Investor:innen sind wir vor einem Jahr zu ‘Stolz auf Wien’ gekommen”, sagt die Gründerin. Dabei handelt es sich um eine zum Zweck der Corona-Hilfe gegründete Tochter der Wien Holding, die als Beteiligungsunternehmen Eigenkapital-Investments tätigt. “Nach der financial Due Dilligence-Prüfung erhielten wir im September 2022 Auflagen vom Beirat, die wir alle erfüllt haben. Wir haben einen weiteren, privaten Investor gefunden, der 200.000 Euro investieren wollte, konnten unterschriebene Letters of Intent und eine positive Fortbestandsprognose vom Finanzprüfungsunternehmen vorweisen”, erzählt Dokalik-Jonak.

Vertragsentwurf von “Stolz auf Wien” – “Da hat’s uns aus den Socken gehaut.”

In den ersten Verhandlungen sei der Verkauf von 20 Prozent der Unternehmensanteile für 583.000 Euro besprochen worden. Ende Jänner sei dann letztlich der Erstentwurf des Vertrags von “Stolz auf Wien” gekommen, so die Memocorby-Gründerin, “da hat’s uns aus den Socken gehaut. Das konnten wir nicht erfüllen”. Dabei habe es mehrere Probleme gegeben. “Der Vertrag hat laut Rechtsanwalt und Steuerprüfer inhaltlich und steuerrechtlich nicht gepasst”, erzählt Dokalik-Jonak.

Und das für sie augenscheinlichste Problem: “Es wurde im Vertrag für das kommende Jahr eine von uns produzierte Stückzahl von 1.600 Stück angenommen – das war die im Finanzplan für 2025 geplante Zahl, die wir unmöglich schon zwei Jahre früher erfüllen konnten”, so die Memocorby-Gründerin. Den mit einem Wirtschaftsprüfungsunternehmen erstellten 60-seitigen Finanzplan hätte die Beteiligungsgesellschaft selbst in dieser Form eingefordert gehabt. Als sie aber auf unrealistische Zahl aufmerksam gemacht habe, sei sie auf taube Ohren gestoßen, so Dokalik-Jonak. Es wurde nicht weiter verhandelt.

“Wunschtraum” schnelles Investment im Jahr 2023 – Memocorby schlitterte in Insolvenz

“Mein Glaube an Stadt Wien ist wirklich dahingeschmolzen”, sagt die Gründerin. Sie habe den Prozess dann im März endgültig abgebrochen und sich nach einer anderen Möglichkeit umgesehen. “Doch es war in der aktuelle Situation ein Wunschtraum, es in kurzer Zeit schnell zu schaffen. Ich habe dann nach einiger Zeit mit einem Sanierungsanwalt gesprochen, der mit klar gesagt hat: Wir müssen wohl Insolvenz anmelden”, erzählt Dokalik-Jonak.

Nun wird eine Sanierung angestrebt. Und dafür braucht Memocorby, was es schon davor brauchte: Eine:n Investor:in, um das zu finanzieren. Doch ob das klappt, ist unsicher. “Wenn sich abzeichnet, dass aus der Sanierung nichts wird, müssen wir in die Verwertung gehen”, erklärt Masseverwalter Michael Proksch gegenüber dem brutkasten. Dann gelte es, zu versuchen, alle Assets des Unternehmen gemeinsam zu verkaufen, um den Ausfall der Gläubiger:innen so gering wie möglich zu halten.

“Für den potenziellen Käufer wäre es aus verschiedenen Gründen auch sinnvoll, die Gründerin wieder an Bord zu holen”, erklärt Proksch. Nicht nur wegen des im Laufe von Jahren aufgebauten Know-hows, sondern auch, um eine laut Dokalik-Jonak bereits zu rund 80 Prozent fertige App zu finalisieren, wonach einige bereits produzierte und gelagerte Sets einer neuen Generation von Memocubes ausgeliefert werden könnten.

Große Nachfrage nach Memocorby-Würfeln – Investor:in dringend gesucht

“Die Nachfrage ist nach wie vor groß”, erzählt die Memocorby-Gründerin. Sie werde fast täglich von Kund:innen angerufen, die sie enttäuschen müsse und habe inzwischen sogar ihr privates Set Memocubes verkauft. “Auch Großhändler sind auf uns zugekommen und wir haben so eine Vertriebspartnerschaft unter Dach und Fach. Wir haben viele Fürsprecher:innen im Medizinbereich und all unsere Partner, etwa das Produktionsunternehmen in der Schweiz, unterstützen uns in den Bemühungen, das Projekt fortzuführen”, sagt Dokalik-Jonak. Die Hoffnung, eine:n Investor:in zu finden und weitermachen zu können, sei jedenfalls nach wie vor groß.

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(c) martin pacher / brutkasten

Anfang Juli findet in Kitzbühel traditionsgemäß der Business Angel Summit statt, der in der Szene als eine Art “Klassentreffen” für Business Angels sowie Startup-Investor:innen gilt. Heuer feiert die zweitägige Netzwerkveranstaltung ihr zehnjähriges Bestehen.

Wie bereits in den Vorjahren erhalten auch in diesem Jahr wieder zwölf Startups über die Veranstalter Austria Wirtschaftsservice (aws) und Standortagentur Tirol die Chance, teilzunehmen. Mit Pitches können sie ihre Geschäftsmodelle vor über 130 teilnehmenden Business Angels präsentieren.

Bewerbung für Business Angel Summit

Für die Teilnahme mussten sich die Startups im Vorfeld bewerben. Ingesamt gab es in diesem Jahr über 150 Bewerbungen. Damit erzielte man laut Dusan Todorovic von aws i2 Business Angels einen neuen Rekord.

Für ihren Pitch auf der Hauptbühne im Rasmushof in Kitzbühel haben die Startups fünf Minuten Zeit, gefolgt von einem dreiminütigen Q&A. Die zwölf Startups kommen aus ganz Österreich und decken eine Reihe unterschiedlichster Bereiche ab – angefangen von Software-SaaS-Lösungen bis hin zu Deep-Tech.

Hier ein Überblick über die Startups:

21energy GmbH

21energy bietet Energie- und Heizlösungen mit Bitcoin-Mining-Integration an, die leise, Plug-and-Play-Systeme für den Wohn- und Gewerbebereich bereitstellen. Ebenfalls wird “heating as a service” für Industriekunden angeboten.

Biomotion Technologies – 3D Bioprinting Systems

Das Startup arbeitet mit 3D-Bioprinting-Systemen, die standardisierte und wiederholbare Herstellung von menschlichen Geweben und Implantaten gewährleisten. Unter anderem konnte das Startup in diesem Jahr den Pitch-Wettbewerb des Connect Day für sich entscheiden (brutkasten berichtete).

GMD GmbH

GMD entwickelt eine KI-IoT-Lösung für die frühzeitige Erkennung von Naturgefahren. Für ein Projekt gemeinsam mit der Uni Innsbruck und der Innsbrucker FH MCI bekam das Unternehmen im Mai eine Digitalisierungsförderung des Landes Tirol (brutkasten berichtete).

ParaStruct

Das Tiroler Startup entwickelt eine Materialplattform, die biogene und mineralische Reststoffe oder Abfallstoffe der Bauindustrie aufbereitet und durch digitale Fertigungsverfahren (3D-Druck) wiederverwertet (brukasten berichtete).

royos joining solutions GmbH

Royos joining solutions wurde 2021 gegründet und beschäftigt sich mit der Erforschung und Entwicklung eines Kunststoff-Metall-Rührschweißverfahrens. Das Startup fokussiert sich damit auf Nachhaltigkeit durch modernen Leichtbau und ein Fügeverfahren für Metall und Kunststoff (brutkasten berichtete).

SchuBu Systems GmbH

Das Wiener EduTech SchuBu Systems wurde im März 2020 gegründet und hat sich zur Aufgabe gemacht Lehrplaninhalte ab der ersten Sekundarstufe digital aufzubereiten. Unter anderem konnte das Unternehmen 2020 ein sechsstelliges Investment an Land ziehen (brutkasten berichtete).

Smiling Food

Smiling Food entwickelt eine Plattformtechnologie, die Zuckeralternativen anwendungsbasiert ermöglicht – angefangen von Schokolade über Backwaren bis hin zu Marmelade. Das Unternehmen bietet so Lebensmittelherstellern eine Option zur Süßung ohne die negativen Eigenschaften von Zucker.

Twenty40

Twenty40 bietet ein Baukasten-System für den Gebäudesektor für den Umstieg auf erneuerbare Energie. Dieses soll eine Standardisierung und Automatisierung des Gesamtprozesses bieten, der einen Systemkonfigurator, serielle Vorfertigung sowie eine Plug&Play-Installation vor Ort umfasst. Unter anderem zählt das Unternehmen zu den 10 Finalisten von Greenstart 2024 (brutkasten berichtete).

Txture.io

Das Innsbrucker Startup Txture.io entwickelt Software-Produkte für Cloud-Migrations- und Modernisierungsprojekte. Zielgruppe sind dabei Cloud-Architekten und -Berater, die an “großen und komplexen Cloud-Transformationsprojekten” arbeiten. Unter den Partnern sind globale Beratungs-Unternehmen wie Accenture, GFT und Deloitte. 2021 gab das Unternehmen den Abschluss einer Finanzierungsrunde in Millionenhöhe bekannt (brutkasten berichtete).

Upstrive GmbH

Das Mental-Health-Startup Upstrive entwickelt eine App zur Förderung der mentalen Stärke von Kindern und Jugendlichen. Das Unternehmen zählt derzeit über 35.000 Nutzer:innen. Unter anderem gewann Upstrive dafür den Startup-Preis des Skinnovation Festivals 2024 (brutkasten berichtete).

Vienna Textile Lab (VTL GmbH)

Das Vienna Textile Lab (VTL) entwickelt und produziert mikrobielle Farbstoffe und Pigmente für die Textilindustrie als umweltfreundliche Alternative zu synthetischen Farbstoffen. Die Lösung stammt aus biobasierten Quellen, bietet biologische Abbaubarkeit und verursacht im Vergleich zu synthetischen Textilfarbstoffen reduzierte Umweltauswirkungen. Unter anderem wurde das Startup bereits mit dem Gründungspreis Phönix 2022 ausgezeichnet (brutkasten berichtete).

Wastics

Bei Wastics können Unternehmen sämtliche abfallrelevante Tätigkeiten digital abwickeln. Dabei werden Umweltauswirkungen sowie Verwertungspotenziale identifiziert, sodass Abfälle als Wertstoff zurück in den Kreislauf fließen können. Das Unternehmen zählte zu den Top-10 Finalisten von greenstart 2022 (brutkasten berichtete).

Anders Indset als Top-Speaker

Neben den Startup-Pitches bietet der Business Angel Summit auch ein inhaltliches Rahmenprogramm. Als Top-Speaker ist in diesem Jahr der norwegische Wirtschaftsphilosoph Anders Indset vor Ort und wird am Freitag eine Keynote zum Thema “Wetten, die Zukunft kommt?” halten. Indset berät internationale Unternehmen und politische Entscheidungsträger zu Technologiefragen und liefert Vorschläge für den politischen und gesellschaftlichen Umgang mit neuen Technologien – unter anderem der Quantentechnologie.


*Disclaimer: Reisekosten und Unterkunft wurden vom Veranstalter übernommen.

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