18.11.2019

Was Maslows Bedürfnispyramide mit glücklichen Mitarbeitern zu tun hat

Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Maslows Bedürfnispyramide und Employee Experience (EX)? Wie kann Arbeit zur Selbstverwirklichung beitragen? In seiner Ratgeber-Serie für den brutkasten analysiert EX-Experte Max Lammer diese Zusammenhänge.
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Maslows Pyramide im Büro
(c) Adobe Stock / Rawpixel.com

Betrachten wir unsere Bedürfnispyramide, dann stellen wir fest, dass für ziemlich viele Menschen in unseren Breiten vier von fünf Stufen mehr oder weniger erfüllt sind: Physische Grundbedürfnisse, Sicherheit, soziale Bedürfnisse und Wertschätzung bzw. Anerkennung (zumindest aus dem direkten privaten Umfeld – Familie & Freunde). Bleibt die fünfte Stufe der Selbstverwirklichung. Hypothese: Sicher gibt es auch hier viele, die diese Stufe bereits erreichen (mehr privat, aber auch beruflich oder sogar in beiden Welten), aber die Mehrheit eher nicht. Denn es gibt einen Aspekt, der uns zwar Sicherheit gibt, aber vielleicht an der Selbstverwirklichung hindert – unser Job.

+++Mehr zu HR und New Work+++

Das soll nicht heißen, dass jeder selbstständig werden muss – ganz im Gegenteil: Auch der Job kann Selbstverwirklichung ermöglichen. Dazu müssen aber die anderen vier Stufen, im Arbeitskontext gesprochen, erfüllt sein und das Unternehmen diese Möglichkeit bieten – dabei haben unsere Organisationen noch einiges zu tun. Gut, dass es die “New Work Bewegung” gibt, die die Bedürfnisse der MitarbeiterInnen in den Fokus nimmt.

Unternehmen stillen derzeit maximal Grundbedürfnisse

Betrachten wir die Aktivitäten und Maßnahmen im Zusammenhang von New Work und Neuer Arbeitswelt, so lässt sich feststellen, dass die meisten Dinge, die derzeit besonders häufig gemacht werden, in der Stufe der physischen Grundbedürfnisse zu verorten sind – dazu zählen beispielsweise Bezahlung, Benefits, Gesundheit, Wellbeing, Officegestaltung, Essen, Getränke. Das heißt aber auch, dass vernünftiges Essen, gratis Kaffee, und Obstschalen nicht der Grund sind, warum Menschen im Job “outperformen”.


Bisher in der Serie erschienen:


Es ist nur der minimale Standard oder “Hygienefaktor” den unsere Organisationen anzubieten haben und damit nicht mehr als die Basis, um weiter aufbauen zu können. Sollten Unternehmen aber bereits in dieser ersten Stufe Probleme erkennen – sprich bei den zu deckenden Grundbedürfnissen schon scheitern – ist es eher unwahrscheinlich, eine gute Experience für die Belegschaft zu schaffen und damit je die Stufe fünf zu erreichen.

Sicherheit und soziale Bedürfnisse – Stufe 2 und 3

In die zweite Stufe – Sicherheit – fallen Maßnahmen und Bedingungen rund um die Themen Arbeitszeit, Flexibilität, Diversity und Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Stark im Fokus steht beispielsweise die Frage: Kann ich so arbeiten, wie es meiner Lebenssituation entspricht? Oder: Fühlen sich alle Mitarbeiter gleich behandelt? Sicherheit im Zusammenhang mit Arbeit kann aber auch im Sinne eines Plans für das Thema Digitalisierung, Wettbewerbsverschärfung, etc. gesehen werden. Denn die aktuellen Entwicklungen in vielen Branchen zeigen deutlich, dass sicher geglaubte Geschäftsfelder doch nicht mehr so halten, wie angenommen. Gleichzeitig belegen Erhebungen, dass weniger als die Hälfte aller Digitalisierungsvorhaben auch erfolgreich umgesetzt werden, womit ein latentes Gefühl der Unsicherheit entsteht, weil nicht klar ist, ob man mit Digitalisierung wirklich gut zurecht kommt.

+++zur Jobplattform des brutkasten+++

Nach der Sicherheit kommen die sozialen Bedürfnisse – also Zugehörigkeit zu einer Gruppe, Kommunikation, Gemeinschaft, Teamgefühl – aber auch Management und Führung. Wie sich Führungskräfte verhalten, was sie tun und wie sie führen, hat entscheidenden Einfluss auf das “Erlebnis Job”. Es heißt nicht umsonst “people don’t leave jobs they leave bosses”.

Anerkennung und Wertschätzung

Dieses Begriffspaar auf Stufe vier der Bedürfnispyramide gilt universell – es braucht also keine besondere Übertragung der Bedeutung aus dem “allgemeinen Leben” auf das Arbeitsleben. Hier lassen sich zusätzlich Bedürfnisse nach einer sinnvollen Tätigkeit und Weiterentwicklung einsortieren. Für viele Menschen ist Anerkennung für die geleistete Arbeit und Wertschätzung für den Einsatz mitunter fast genauso wichtig wie die reine Bezahlung selbst.

+++Mehr über Employee Experience am EX Summit (27. April 2020, weXelerate, Wien)+++

Diese sogenannten Individualbedürfnisse können nur von anderen Menschen für uns erfüllt werden. Fühlen sich Mitarbeiter in Ihrer Organisation wertgeschätzt? Und: Bietet meine Organisation entsprechende Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und Perspektiven für die Zukunft?

Der ultimative Gipfel: Selbstverwirklichung

Wenn die Bedürfnisse der ersten vier Stufen tatsächlich erfüllt sind, dann bleibt nur noch der Drang zur Selbstverwirklichung. Damit entsteht schlussendlich Wachstum und Innovation. Wir wollen uns weiterentwickeln, unser Leben bzw. Tun gestalten und suchen nach dem Sinn. Damit sind wir endgültig in der “New Work”-Diskussion angekommen.

“Purpose” gilt als ein solches Schlagwort, das alle Organisationen derzeit suchen bzw. versuchen zu beschreiben. Aber nicht nur “Sinn” gehört zur Selbstverwirklichung, sondern auch das Thema “personal growth” – das eigene “Wachstum” in der Persönlichkeitsentwicklung durch ständige Anstrengung zur Verbesserung und Optimierung in moralischen, körperlichen oder intellektuellen Belangen.

New Work bedeutet Employee Experience

Employee Experience ist Kern und Klammer von New Work gleichermaßen. Unser “Erlebnis Job” ist das wichtigste Kriterium, ob wir engagiert in unserer Arbeit sind, ein Unternehmen als Arbeitgeber attraktiv finden, unsere Ideen und Innovation einbringen wollen und eine gute Customer Experience erzeugen. Die gute Nachricht ist, dass mit den Methoden des Employee Experience Design in drei Dimensionen und entlang der “moments that matter” an der Mitarbeitererfahrung gearbeitet und MIT den MitarbeiterInnen gestaltet wird – um möglichst viele unserer Bedürfnisse zu stillen, was wiederum ein besseres Erlebnis unserer Arbeit erzeugt und das erreicht, was sich alle Unternehmen wünschen: Erfolg, Wachstum, Innovation.


Über den Autor

Max Lammer - Experte für Employee ExperienceMax Lammer ist Solopreneur, Trainer und Employee Experience Designer. Auf Basis seiner Erfahrung mit vielen Unternehmen – von klein bis multinational – und aus unterschiedlichen Blickwinkeln, ist er der Überzeugung, dass Employee Experience das entscheidende strategische Handlungsfeld für Organisationen egal welcher Größe und Branche ist – für mehr wirtschaftlichen Erfolg, sowie Zufriedenheit der Mitarbeiter und Kunden.

Seine berufliche und unternehmerische Erfahrung im Zusammenhang mit Innovation, Digitalisierung und New Work ist unter anderem geprägt durch beispielsweise die Initiative “Innovation to Company” in der er etablierte Unternehmen und Startups zusammen bringt, oder das Projekt des zukunftsweisenden Innovationscampuskonzept “Talent Garden” in Österreich . Außerdem hat er mehrere Jahre aktiv in einem österreichischen Technologiestartup mitgearbeitet.

Als Trainer und Solopreneur begleitet er Projekte zur Entwicklung von Innovationsstrategien und digitaler Transformation (in 8 Schritten) sowie zur “New World of Work”, und unterrichtet an Unis und bei Corporates mit Schwerpunkten auf Startup-Methoden, Employee Experience und Innovation. 

⇒ zur Website des Autors

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(vlonru.) Everest Carbon, cortEXplore, My Esel und Simventure nutzten und nutzen die umfassenden Möglichkeiten an den TECH HARBOR-Standorten | (c) TECH HARBOR
(vlonru.) Everest Carbon, cortEXplore, My Esel und Simventure nutzten und nutzen die umfassenden Möglichkeiten an den TECH HARBOR-Standorten | (c) TECH HARBOR / tech2b / My Esel / Simventure

Der Begriff “Co-Working-Space” wäre bei TECH HARBOR in Linz eindeutig zu kurz gegriffen. Viel zu kurz gegriffen. Denn hochwertige Büroräume für Startups gibt es an den zwei Standorten TECHCENTER und NEUE WERFT zwar durchaus. In einem üblichen Co-Working-Space würde man aber wohl sehr schnell an die Grenze stoßen, wenn man dort eine Serienproduktion für Fahrräder oder eine Produktionsstätte für hochpräzise chirurgische Geräte aufbauen wollte.

Genau das und noch viel mehr passiert in den TECH HARBOR-Standorten. Sie bieten Hardware-Startups mit komplexen technischen Anforderungen und teilweise viel Platzbedarf eine Heimat. Große Werkstattbereiche, Techlabs für Forschung und Entwicklung und Lagermöglichkeiten machen dabei den entscheidenden Unterschied.

My Esel: Vom Prototypen bis zur Serienproduktion im TECHCENTER

Ein Unterschied, der etwa dem mittlerweile einer breiten Öffentlichkeit bekannten Holzfahrrad-Startup My Esel mehr als nur die ersten Schritte ermöglichte. “In der Zeit im TECHCENTER fand die Entwicklung von den ersten Prototypen hin zur Serienproduktion statt”, erzählt Gründer Christoph Fraundorfer. 2016 sei nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne von dort aus der Markstart erfolgt. “Parallel wurde an der Optimierung der Rahmenkonstruktion und an den My Esel E-Bikes gearbeitet. 2019 konnten noch aus dem TECHCENTER die ersten E-Bikes ausgeliefert werden.”

Im TECHCENTER kam Christoph Fraundorfer mit My Esel vom Prototypen bis zur Serienproduktion | (c) TECH HARBOR
Im TECHCENTER kam Christoph Fraundorfer mit My Esel vom Prototypen bis zur Serienproduktion | (c) My Esel

Ebenfalls im Jahr 2019 Jahr zog My Esel dann um. “In Traun fanden wir in den ehemaligen Produktionsstätten der Carrera-Brillen unseren neuen Standort. Inzwischen nutzen wir hier über 800 Quadratmeter und konnten 2023 mit etwas mehr als 1.000 Bikes zirka 2.7 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften”, erzählt Fraundorfer.

Simventure: Im TECH HARBOR-Standort zum Wingsuit-Simulator

Die Räumlichkeiten im TECHCENTER blieben danach freilich nicht leer. Auch aktuell arbeiten viele spannende Startups im TECH HARBOR-Standort und schreiben die Erfolgsgeschichten der Zukunft. Einer der Mieter ist etwa Simventure. Das Startup baut Geräte, mit denen Extremsportarten vollimmersiv simuliert werden können. Das erste dieser Geräte – WingSim – simuliert den Flug in einem Wingsuit – in Realität bekanntlich ein hochriskantes Unterfangen.

“Seit dem Einzug im TECHCENTER Anfang 2023 haben wir die Hard- und Software für unseren Prototypen entwickelt. Wir haben diesen Prototypen im Techlab gebaut und umfangreich getestet. Nun können wir den Demonstrator Kunden und potentiellen Investoren vorführen. Wir haben den Firmenwert seit dem Einzug vervielfacht”, sagt Gründer Norman Eisenköck.

Das Simventure-Team baut im TECHCENTER seine Simulatoren | (c) Simventure

Das TECHCENTER biete die idealen Voraussetzungen für das Startup und seine Wachstumsherausforderungen, so der Simventure-Gründer. “Ein Startup ist während der Unternehmensgründung und dem Unternehmens-Aufbau Schwankungen im Bedarf an Büroflächen und – in unserem Fall – eines Mechatronik Labors unterworfen. Die Flexibilität des TECHCENTER hat uns geholfen, diese Schwankungen sehr gut zu berücksichtigen.” Und die Infrastruktur diene nicht nur dem Team zur Arbeit, sondern biete auch schöne Repräsentationsräume, um Partner und Kunden zu empfangen.

cortEXplore: Von der NEUEN WERFT zu Yale und MIT als Kunden

Absolute HighTech-Produkte sind auch aus dem Standort NEUE WERFT schon vielfach hervorgegangen. Bis 2024 hatte dort etwa das Startup cortEXplore seinen Sitz, das eine Technologie für Gehirn-OPs für Forschungszwecke entwickelt hat. “Wir verkaufen unsere Technologie international in die EU, die USA und China und haben Kunden wie die US-Unis Berkeley, Yale und MIT”, sagt Gründer Stefan Schaffelhofer. Diesen April wurde das Unternehmen mehrheitlich von einem internationalen Medizintechnikkonzern übernommen.

Den Grundstein dafür legte cortEXplore am TECH HARBOR-Standort. “Wir haben in der NEUEN WERFT gestartet. Wir hatten zunächst Platz für die Entwicklung, hatten aber auch später ein Lager dort und Platz für Assemblierungen unserer Produkte”, erinnert sich der Gründer. “Es ist die optimale Location in Linz. Sie ist gut für Anlieferungen und den Versand der Produkte. Und es gibt Räumlichkeiten für Veranstaltungen und die Einladung von Kunden.”

cortEXplore baute in der NEUEN WERFT seine Hightech-Produkte für Gehirn-OPs | (c) tech2b/Andreas Balon
cortEXplore baute in der NEUEN WERFT seine Hightech-Produkte für Gehirn-OPs | (c) tech2b/Andreas Balon

Everest Carbon: “Unser Fortschritt übertrifft unsere Erwartungen”

Und auch in der NEUEN WERFT kamen seitdem viele spannende Unternehmen nach, etwa Everest Carbon, das diesen Sommer eingezogen ist. “Momentan entwickeln wir unser erstes Produkt, einen digitalen Umweltsensor für die Bindung von CO2 in Projekten basierend auf dem Prozess des beschleunigten Verwitterns, und testen es in Feldern hier in der Umgebung”, erklärt Gründer Matthias Ginterseder.

In der NEUEN WERFT baue man seit dem Einzug den primären Forschungs- und Produktionsstandort auf. “Wir sind gerade dabei, unser Team in der NEUEN WERFT zu vervollständigen, um Anfang nächsten Jahres die Produktionszahlen unserer ersten Produktlinie bedeutend erhöhen zu können”, sagt der Everest Carbon-Gründer. “Unser Fortschritt dabei übertrifft unsere Erwartungen, nicht zuletzt wegen der proaktiven Unterstützung durch Georg Spiesberger und sein Team hier im TECH HARBOR.” Und auch die Location selbst sei “hervorragend” für das Startup: “Das flexible Platzangebot sowie die zahlreichen Events, helfen uns sehr dabei, unsere Bedürfnisse in verschiedenen Entwicklungsstadien zu decken”, so Ginterseder.

Everest Carbon baut in der NEUEN WERFT gerade seine Produktion auf | (c) TECH HARBOR

Große Zukunftspläne – vom TECH HARBOR in die ganze Welt

Die Voraussetzungen für große Zukunftspläne und weitere Erfolgsgeschichten, wie die oben genannten, sind damit also perfekt gegeben. Der Everest Carbon-Gründer gibt einen Einblick: “Wir wollen in naher Zukunft unser erstes Produkt am Markt etablieren und unsere Technologie als eine bahnbrechende Lösung für zukunftsträchtige Formen von negativen Emissionen etablieren.”

Auch Simventure will am TECH HARBOR-Standort noch viel erreichen, wie Gründer Norman Eisenköck erklärt: “Wir werden weiterhin sowohl die Büroflächen als auch das Techlab für die Entwicklung weiterer Bewegungsplattformen nutzen. Es ist geplant, das weitere Wachsen des Teams und der Produktlinien im TECHCENTER zu machen.” Der erste WingSim werde aber schon bald ins Ars Electronica Center übersiedelt, um dort – ganz in der Nähe – für Kundenvorführungen zur Verfügung zu stehen. “Im Techlab werden dann neue Produkte entwickelt”, so der Gründer.

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