22.04.2024
DAS LEBEN NACH DEM EXIT

Martin Klässner: Die Geschichte hinter dem 250-Mio.-Euro-Exit von has.to.be

Der 250 Mio. Euro schwere Verkauf des Salzburger Elektromobilitäts-Unternehmen has.to.be im Jahr 2021 gilt als der größte Exit der österreichischen Startup-Geschichte. In der brutkasten-Interviewserie "Das Leben nach dem Exit" gab Co-Founder Martin Klässner Einblicke in die Geschichte hinter dem Verkauf - und wie es danach weiterging.
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Aus den meisten Urlaubs-Flirts entsteht nichts Ernsthaftes. Im Fall von Martin Klässer führte dagegen einer zu einem 250 Mio. Euro schweren Unternehmen. Zumindest indirekt. Der gebürtige Münchner war nach seinem Abitur in Österreich auf Urlaub – und lernte dort seine spätere Freundin kennen. Klässner entschied kurzerhand: Er zog zu ihr nach Österreich – “zumindest mal für das eine Jahr, bis sie mit der Schule fertig ist”.

Von der Millionenstadt München ging es ins 400-Seelen-Dorf Hüttau in Salzburg. Dort fing Klässner dann an, für Kunden Auftragsentwicklung zu machen. Die Beziehung zu seiner Salzburger Freundin überstand das angepeilte Jahr in Österreich nicht. “Aber nach einem Jahr war dann die Firma da. Ich habe Kunden gehabt und weitergemacht”. 

Klässner blieb also in Österreich. Das ursprüngliche angedachte Studium der Elektrotechnik verwarf der Münchner wieder. “Ich bin dann eigentlich nie zu einer Ausbildung gekommen. Was dazu geführt hat, dass ich immer wieder Firmen gegründet habe, weil ich eine schwer vermittelbare Arbeitskraft bin”.

Klässner gründete zwei Wochen nach Insolvenz neu

Klässners Firma entwickelte Lösungen für Selbstbedienungsterminals – und setzte dann schon Projekte für BMW und Daimler um. Doch nicht alle angedachten Use Cases ließen sich umsetzen: Ein Pilotprojekt bei McDonald’s verlief im Sand: “Uns wurde erzählt, dass gedrucktes Hochglanzpapier das beste Medium sei, um einen Burger zu verkaufen”. Bildschirme oder Terminals werde es nie in McDonald’s-Filialen geben. “Heute gibt es nur Terminals. Wir waren wahrscheinlich einfach 20 Jahre zu früh an dem Thema dran”, sagt Klässner. Sein Unternehmen schlitterte schließlich in die Insolvenz.

Für Klässner aber kein Grund aufzugeben – ganz im Gegenteil: “Ich habe zwei Wochen nach der Insolvenz wieder neu gegründet”. Diesmal nahm Klässner einen Markt in den Blick, der ihn länger begleiten sollte: Elektromobilität.

Sein Ziel: Die Kenntnisse aus dem ersten Unternehmen nun auf diesen Markt zu übertragen. “Rückblickend war es wahrscheinlich auch hier zu früh”. In den Folgejahren kam jedoch Bewegung in den Markt. Klässner gründete dann ein Unternehmen, das sich auf die Herstellung von Ladestationen spezialisierte – und verkaufte die Firma 2013. “Aus dem geringen Verkaufserlös hatte ich dann das Startkapital für has.to.be”.

has.to.be: “War einziger Anbieter, der ganz Europa mit einer Software-Plattform abbilden konnte”

has.to.be spezialisierte sich auf Software für Ladestationen für Elektroautos. Für Klässner gab es dabei zwei wichtige Faktoren: “Wir haben gesagt, unsere Software muss so gestaltet sein, dass sie klimaneutrale Mobilität unterstützt. Und der zweite wichtige Faktor in unserer Vision war, dass klimaneutrale Mobilität grenzüberschreitend ist”.

Das habe sich im Nachhinein auch als der wichtigste Aspekt herausgestellt: Das Unternehmen stellte bei seiner Software immer sicher, dass sie europaweit funktionierte. “Das war am Schluss der Grund, warum wir alle Großprojekte gewonnen haben. Wir waren der einzige Anbieter, der ganz Europa mit einer einzigen Softwareplattform abbilden konnte”. So habe sich das Unternehmen mit Sitz in Radstadt als Marktführer etablieren können.

Zu Beginn war dies jedoch noch nicht absehbar. Im Gegenteil: “Wir haben uns damals bei der Gründung extra für das kleinere Büro entschieden, das wir zur Auswahl hatten”. Was zur Folge hatte, dass das Jungunternehmen bereits nach neun Monaten wieder umziehen musste. Die Dynamik sei mit dem Marktwachstum gekommen, erinnert sich Klässner heute. Von einem Exit war damals noch nicht die Rede.

“Man muss eine Firma gründen, um sie groß zu machen”

Ausgeschlossen hatte Klässner einen Verkauf aber ebenso wenig: “Ganz am Anfang haben wir es ehrlich gesagt offen gelassen”, blickt der Gründer heute zurück. Eines der wichtigsten Learnings aus seiner Insolvenz sei gewesen, dass man wieder loslassen müsse. Daher hätten sich die Gründer nicht darauf versteift, das Unternehmen ein Leben lang zu halten. Ebenso wenig habe man sich aber zu Beginn das Ziel gesetzt, das Unternehmen unmittelbar wieder zu verkaufen.

“Ich glaube, es ist auch ganz wichtig, eine Firma eben nicht zu gründen, um sie zu verkaufen. Sondern man muss eine Firma gründen, um sie groß zu machen”, sagt Klässner. Ein Verkauf sei dann ein möglicher oder logischer Schritt, der sich daraus ergebe. Ganz wichtig sei aber, die Zielsetzung klar zu machen: “Wir haben uns ganz klar die Vision gesetzt, dass wir Mobilität klimaneutral gestalten”.

Klässners Learning: Startups brauchen Cash-Reserven für mindestens ein Jahr

Ebenfalls von Anfang an klar war für Klässner, dass das neue Unternehmen über Cash-Reserven für mindestens ein Jahr verfügen müsse. “Sonst ist eine Firma meiner Meinung nach nicht mehr führbar”, sagt der Gründer. Dies sei das wichtigste Learning aus der Insolvenz seines früheren Unternehmens gewesen. has.to.be finanzierte sich im ersten Jahr “rein über einen positiven Cashflow”. Das Unternehmen war damals ausschließlich im Projektgeschäft tätig.

“Als es dann aber darum ging, international oder überhaupt mal nach Deutschland sinnvoll zu skalieren, haben wir sofort Investoren an Bord geholt, um immer ein Jahr Cash in der Hand zu haben”, sagt Klässner. Eine Kapitalrunde abzuschließen, dauere jedenfalls zwischen neun und zwölf Monaten. “Alles darunter ist unrealistisch”, sagt Klässner. Daher brauche man Cash-Reserven für ein Jahr: “Ansonsten muss man eine Kapitalrunde mit Druck machen”. 

Auch bei has.to.be lief nicht jede Finanzierungsrunde völlig reibungslos: “Auch bei den Kapitalrunden, die wir gemacht haben, gab es immer auf den letzten fünf Metern irgendwelche Themen, die das nochmal um drei Monate nach hinten geschoben haben.” Wenn man diese drei Monate nicht als Spielraum habe, könnte auch bei einer gut vorbereiteten Kapitalrunde auf den letzten Metern Schluss sein.

Nach VW-Einstieg begannen Exit-Vorbereitungen

2019 stieg dann mit Volkswagen (VW) einer der größten Namen der Mobilitätsbranche beim Salzburger Startup ein. Für Klässner sei dies der Moment gewesen, an dem er sich gesagt habe: “OK, wir haben jetzt die bestimmende Mehrheit im Gesellschafterkreis mehr oder weniger verloren”. Die Folge: Er begann an einen Exit zu denken. “Ich bin immer nur selbstständig gewesen, wollte nie in Konzernstrukturen enden”, erzählt der Gründer. Klässners Schlussfolgerung: Nun war der Zeitpunkt gekommen, den Exit vorzubereiten. Dies tat er dann über die folgenden zwei Jahre.

In dieser Phase begann Klässner, sich operativ ersetzbar zu machen. Zu dem Zeitpunkt, in dem man in Verhandlungen einsteige, sollte die Firma so strukturiert sein, dass man als Gründer kein operatives Geschäft mehr habe, empfiehlt er: “Mein Ziel ist immer gewesen, dass ich zum Zeitpunkt des Exits in der Firma nicht mehr gebraucht werde.” Ab 2019 begann er, unterschiedliche Methoden zu entwickeln, um dies sicherzustellen. “Weil ich immer wollte, dass die Führungsebene unter mir plus die Mitarbeiter eigenständig Entscheidungen treffen können, die im Sinne der Strategie liegen”. Als Geschäftsführer müsse er dann nicht mehr miteinbezogen werden. “Nur dadurch habe ich die Zeit gehabt, mich überhaupt diesem Verkaufsprozess qualitativ widmen zu können”.

AOA statt OKR

has.to.be setzte dabei zunächst auf den populären Ansatz Objectives and Key Results (OKR). Es stellte sich aber heraus: Das System funktionierte für das Startup nicht. Also entwickelten Klässner und seine Mitstreiter einen eigenen Ansatz – genannt Art of Acceleration (AOA). Das Ziel dabei: “Wir müssen die Leute ermächtigen und ihnen ein Rahmenwerk geben, in dem sie frei entscheiden können. Dazu brauchen sie einerseits eine Shared Reality, das heißt sehr viel Kontextinformation. Und du brauchst ein Regelwerk, mit dem die Mitarbeiter gerne arbeiten und das sie unterstützt, aber nicht behindert”, erläutert Klässner. Innerhalb von neun Monaten wurde das System bei has.to.be implementiert. Mit Erfolg: “Ab Mitte 2020 haben wir ein Unternehmen gehabt, das ohne C-Level-Interventionen funktioniert hat”. 

Für Klässner bedeutete dies: Zeit für die Exit-Gespräche. “Ich habe den Exit-Prozess bei uns intern fast komplett alleine gemacht”, erzählt der Gründer über die Verhandlungen mit dem späteren Käufer, dem US-Unternehmen ChargePoint. Unterstützung erhielt er im rechtlichen Bereich und bei der Due Diligence, “aber die Grundverhandlungen habe ich alleine gemacht”. Es flossen dabei über die Dauer von neun Monaten rund 60 Stunden pro Woche von Klässners Zeit hinein. “Das war ein absoluter Full-Time-Job”.

Klässner: Thema Steuern im Verkaufsprozess berücksichtigen

Learnings aus dieser Zeit hat Klässner mehrere: Wie bei Finanzierungsrunden brauche auch hier das Unternehmen ausreichend Cash-Reserven, um Drucksituationen zu vermeiden. “Du brauchst die Flexibilität, auch in Verhandlungen dreimal ‘nein’ sagen zu können”.

Außerdem sollten Gründer:innen im Verkaufsprozess das Thema Steuern berücksichtigen. “Es ist sehr wichtig, darauf zu achten, dass es ausreichend Cash gibt, um die Steuer zu zahlen. Weil die ersten, die nach dem Verkauf anklopfen, sind die vom Finanzamt”. Hier braucht es Liquidität – denn die Steuerlast entsteht beim Closing – selbst, wenn der Kaufpreis ganz oder teilweise in Aktien des Käuferunternehmens bezahlt werde, wie es bei has.to.be der Fall war.

Ein weiterer Tipp von Klässner: Erfahrene, pragmatische Anwälte hinzuziehen. “Wenn die Gegenseite nicht pragmatisch ist, musst zumindest du pragmatische Lösungen auf den Tisch bringen”, erläutert er. Auch beim Notar sei Pragmatismus wichtig.

Verkauf für 250 Mio. Euro an ChargePoint dann besiegelt

Klässner einigte sich jedenfalls mit ChargePoint: has.to.be wurde für 250 Mio. Euro an das US-Unternehmen verkauft. Der Verkauf gilt als der größte Exit in der österreichischen Startup-Geschichte.

“Es war natürlich eine gewisse Erleichterung, weil die Verträge zumindest mal unterschrieben waren”, sagt Klässner heute. “Aber ein Deal ist eigentlich immer erst dann abgeschlossen, wenn das Closing vollzogen ist, die Shares eingebucht und das Geld am Konto ist”. Bis dahin könne noch viel schief gehen. Acht Wochen nach dem Signing erfolgte dann auch das Closing. Diese Wochen verliefen für Klässner “arbeitsintensiv, weil es noch sehr viel Dokumentation war, die man in dem Zeitraum aufbringen musste”, gleichzeitig aber war die Phase “vom Komplexitätsgrad nicht mehr so hoch”.

Das Closing selbst dauerte fast einen ganzen Tag – danach ging’s zum Essen mit Notar und Anwalt. “Das war dann eigentlich auch unsere Closing-Feier”, sagt Klässner. Schon am Folgetag ging es dann mit der Integration von has.to.be in ChargePoint los. Klässner wirkte daran noch mit. Mit den US-Käufern war vereinbart, dass er so lange in der Gesellschaft blieb, wie nötig. “Wir haben dann aber nach fünf Monaten identifiziert, dass es für mich eigentlich nichts mehr zu tun gab, weil wir unsere Firma so strukturiert haben, dass ich nicht gebraucht werden”. Nach den verschiedenen Übergabe-Prozessen “war ich fast nur noch noch zum Kaffee trinken in der Firma”. Klässner schied daraufhin operativ aus dem Unternehmen aus.

Fünf Monate Übergangszeit: “Die einzigen Monate, wo ich ohne Druck ins Büro ging”

Die fünf Monate Übergangszeit beschreibt Klässner im Nachhinein als schöne Zeit: “Das waren die einzigen Monate, wo ich ins Büro gegangen bin, ohne Druck gehabt zu haben.” Bei has.to.be hätten die Gründer von Anfang “jeden Tag Druck” gehabt. Der fiel nun weg. Klässner war in der Zeit der Übergabe wichtig, dass die Kultur von has.to.be erhalten blieb – und auch Angebote wie Kantine oder Kindergarten weiter bestehen. “Das meiste haben wir auch wirklich gut erreicht”, sagt er heute.

Nach seinem Ausstieg war für Klässner bald klar, dass er weiter unternehmerisch aktiv bleiben wollte: “Ich bin eigentlich immer Unternehmer gewesen, ich habe nichts anderes gekannt”. Durch einen Exit schaffe man für sich auch neue Möglichkeiten: Für Klässner etwa das Thema Startup-Investments. “Ich habe immer gerne mit jungen, motivierten Menschen gearbeitet, die selber die Motivation und den Druck gehabt haben, etwas zu bewegen”, erzählt Klässner. 

Und so kam es zur Gründung der Investmentfirma make visions capital. Sie hat bisher Kapital in zwölf Startups gesteckt. Klässner und seine Partner verstehen sich dabei als aktive Investoren, die sich bei den jeweiligen Startups auch einbringen. Der Investment-Schwerpunkt liegt auf Software in Bereichen wie Life Sciences, Robotics und Energy. Make vision investiert dabei im Bereich von 250.000 bis 500.000 Euro pro Ticket – üblicherweise in der Pre-Seed-Phase. Für seine Startup-Investments wendet Klässner aktuell 50 Prozent seiner Zeit auf.

Klässner will es mit GrowthSquare noch einmal wissen

Und die restlichen 50 Prozent? Klässner hat wieder gegründet. Sein neues Startup GrowthSquare entwickelt die bei has.to.be entstandene Management-Methodologie, Art of Acceleration (AOA), weiter und bringt sie zur Anwendung. Mit seinem neuen Unternehmen denkt Klässner ebenfalls wieder ambitioniert: “Natürlich ist die Motivation da, GrowthSquare wieder zu einer großen Company aufzubauen. Auch aus einem gewissen Ego-Gedanken heraus”.

Was Klässner damit meint: “Ich möchte für mich selber sehen: War has.to.be ein Glücksfall, den wir erfolgreich geritten und bei dem wir zufällig die richtigen Entscheidungen getroffen haben? Oder sind wirklich diese Methodologie, diese Umsetzung und diese Themen das Erfolgskriterium, um vielleicht wieder den dann größten Exit zu generieren?” Klässner gibt auch gleich selbst die Antwort: “Wir werden es wahrscheinlich in sieben bis zehn Jahren sehen”.


Die gesamte Folge von “Das Leben nach dem Exit” mit Martin Klässner:

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Tim Baumgärtner, Co-Founder von marswalk, und Raphael Fritz, CTO von marswalk | Foto: marswalk

Dieser Text ist zuerst im brutkasten-Printmagazin von März 2025 “Hoch hinaus” erschienen. Eine Download-Möglichkeit des gesamten Magazins findet sich am Ende dieses Artikels.


Was sich untertags schon schwer bewältigen lässt, ist um 6 Uhr 30 morgens fast eine Meisterleistung: An einem kalten Mittwochmorgen färbt der Raureif den Asphalt des Wiener Museumsquartiers weiß. Dunkle Fußspuren zeichnen sich auf der Frostschicht ab. Dreißig, fast vierzig Menschen sprinten über das Museumsgelände. Ein Trainer ruft motivierende Sätze in die Menge.

“Stiegentraining” heißt die mittwöchliche Sportsession der Early Birds, die fast siebenmal pro Woche eine kostenfreie Trainingseinheit anbieten. Seit ihrer Gründung im Jahr 2022 haben sich die Early Birds von einer WhatsApp-Gruppe mit knapp einem Dutzend Läufer:innen zu einer internationalen Community mit über 4.200 Mitgliedern entwickelt.

Morgensport zum Zeitmanagement

Und das nicht umsonst: Was für viele unmöglich scheint, ist für die Early Birds Routine. Morgens um 6 Uhr 30 wird 60 Minuten lang gelaufen, geradelt, Yoga gemacht, eine Runde um den Wiener Ring gejoggt, das Museumsquartier geweckt oder mit Intervallen über den Donaukanal gefetzt. Das Sportprogramm beschränkt sich nicht nur auf Wien. Mittlerweile sind die Early Birds unter anderem in Innsbruck, Salzburg und München vertreten.

Einer der Early Birds ist der Startup-Founder Raphael Fritz. Zum Start der Corona-Pandemie war er CIO und Co-Founder des Startups Novid20, bei dem er von September 2020 bis Ende 2023 tätig war. Seit Mitte 2024 ist er Chief Technology Officer (CTO) beim Wiener Startup marswalk, das sich als Tech- und KI-basierte Kurzform-Video-Agentur für Plattformen wie Tiktok, Instagram und Youtube positioniert.

Raphael Fritz, CTO von marswalk | Foto: marswalk

Konsistenter Morgensport ist für Fritz die Norm. “Ich trainiere in der Früh, damit ich mir am Abend keine Gedanken mehr darüber machen muss. Dem Sport sei Dank starte ich motiviert in den Tag – obwohl ich eigentlich nicht der größte Morgenmensch bin.”

Dass der Sport am Morgen Stimmung und Gesundheit hebt, darauf deuten auch wissenschaftliche Ergebnisse hin. Mehrere Studien zeigen, dass Morgensport den Kreislauf in Schwung bringt, die Durchblutung anregt und die Fettverbrennung vor dem Frühstück ankurbelt.

Fettverbrennung und Gewichtsreduktion sind nur zwei der eher erfreulichen Nebeneffekte von Morgensport. So hat eine Forschergruppe der Universität Leiden in den Niederlanden herausgefunden, dass Menschen, die Morgensport betreiben, ein um 16 Prozent geringeres Risiko für Herzkrankheiten aufweisen. Auch das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, sinkt mit regelmäßigem Morgensport um bis zu 17 Prozent. Nach dieser Studie kann Sport am Morgen aus gesundheitlicher Sicht sogar besser sein als Mittags- oder Abendsport.

Ein Allheilmittel ist der Morgensport allerdings nicht. Andere Studien, wie eine klinische Untersuchung aus dem Jahr 2021, weisen darauf hin, dass Sport am Abend zu einer besseren Erholung der Herzfrequenz und damit zu einer Senkung des Blutdrucks führen kann. Eine schwedische Studie aus dem Jahr 2019 schlägt wiederum vor, sich nachmittags zu bewegen. Dabei könnte der Blutzuckerspiegel nämlich am effektivsten gesenkt werden als zu jeder anderen Tageszeit.

In der Wissenschaft gibt es also keine eindeutigen Ergebnisse. Wie, wann und wo man Sport treibt, hängt demnach gänzlich vom Individuum ab. Im Fall von Fritz scheint sich der Morgensport als besonders hustle- und gründerfreundlich zu erweisen. “Der Sport am Morgen passt einfach am besten in meinen unplanbaren Alltag. Ich stehe um sechs Uhr morgens auf und kann mir dafür am Abend etwas einplanen. Mit unvorhergesehenen Überraschungen kann ich dann viel besser umgehen, weil ich weiß, ich habe meinen Sport schon in der Früh erledigt.”

Nicht nur aus Zeitgründen schleppt sich der marswalk-CTO zu den Early-Bird-Trainings. Wie man auch aus der Wissenschaft weiß, kann sich das Wohlbefinden und die allgemeine Zufriedenheit erhöhen, wenn Sport in Kombination mit sozialer Interaktion passiert. Ähnlich ist es bei den Early Birds. Vor allem die Menschen sind der Grund, warum sich der Gründer streng an seine Morgenroutine hält. “Ich finde den sozialen Aspekt am Sporteln äußerst motivierend. Man trainiert in einer coolen Gruppe mit coolen Leuten – das macht einfach Spaß.”

Das rät der Founder auch anderen, die eine Morgensport-Routine etablieren wollen: “Macht euch was mit anderen Leuten aus. Wenn jemand auf dich wartet, kannst du den inneren Schweinehund viel leichter besiegen, als wenn du alleine Sport machst.”

Dem sozialen Aspekt wegen ist Fritz auch dem Founders Running Clubs beigetreten – einer globalen Initiative, die Gründer:innen und Innovator:innen über den gemeinsamen Sport vernetzen will. Mittlerweile findet sich der Lauf-Club bereits in über 25 Städten der Welt, seit dem 2. Feber gibt es ihn auch in Wien.

Das regelmäßige Training des marswalk-CTOs zeigt mittlerweile auch positive Auswirkungen auf seine Arbeitsleistung: Fritz kommt mit Sport am Morgen früher und energiegeladener ins Office als ohne. Das ergibt auch aus biologischer Sicht Sinn: Bewegung lässt das Hirn besser durchbluten und der Körper schüttet Glückshormone, darunter Endorphine, Dopamin und Serotonin, aus. Dadurch kann die Stimmung sowie die geistige Leistungsfähigkeit verbessert und die Schmerzwahrnehmung gehemmt werden.

Auf die Frage, ob jeder zum Morgensportler werden kann, hat der CTO eine klare Meinung: “Ich glaube, der größte Hebel ist die soziale Pflicht, die mit dem Morgensport verbunden ist. Sobald etwas Spaß macht, lässt es sich viel leichter implementieren.”

Sollte das morgendliche Sporteln gar nicht in Frage kommen, rät Fritz zu einer effizienten Integration in den Arbeitsalltag – unter anderem in der Mittagspause. Das versucht der CTO auch im marswalk-Office – und zwar mit kleinen Challenges.

Eine davon ist die 30-Push-ups-Challenge. Dabei pusht man sich gemeinsam zu 30 Liegestützen. Je nach Verfügbarkeit kann das ganze Office mitmachen. Das spontane Workout soll ein bis zwei Minuten dauern und läuft nach dem Motto “Wer halt will, macht mit” ab. Etwa dreimal wöchentlich motiviert Raphael das marswalk-Team dazu.

“Meistens finden es die Leute eh ganz lustig”, sagt Raphael. Gerade rund um das obligate Nachmittagstief kann ein kurzes Workout nämlich dazu beitragen, den Kreislauf anzukurbeln, den Blutzuckerspiegel zu senken und einem Energieloch vorzubeugen. Alternativ sorgen zehn Kniebeugen in 45-Minuten-Abständen für ähnlich viel Energie wie ein zehnminütiger Spaziergang.

Fritz’ Sportroutine scheint durchdacht und effektiv. Das war allerdings nicht immer so. Gerade im Aufbau seines Startups Novid20, einem Software-Tool zum Management von Corona-Massentests in Schulen, fiel seine Sportroutine spärlich aus. Novid20 war in der Corona-Pandemie mit Aufträgen eingedeckt, es wurde viel gearbeitet, wenig geschlafen und dementsprechend wenig Sport gemacht.

Das hohe Arbeitspensum hatte Auswirkungen: “Ich war körperlich nicht mehr in guter Verfassung, ich hab mich gesundheitlich nicht gut gefühlt. Nach unserer Hochphase habe ich mir wieder Zeit für Bewegung genommen – und es ging mir viel besser. Ich habe dann bei den Early Birds angefangen und seither ist Sport ein Fixpunkt meines Tages.”

Ähnlicher Auffassung ist auch Tim Baumgärtner. Er ist Co-Founder und COO von marswalk und Verfechter einer ausgeglichenen Sport-Business-Balance.

Tim Baumgärtner, Co-Founder von marswalk | Foto: marswalk

Während seines Studiums war er ein- bis zweimal pro Woche, manchmal auch nur einmal in zwei Wochen laufen. Heute, in der Blütezeit seiner Agentur, nimmt Sport eine ganz andere Stellung in seinem Leben ein:

“Seit eineinhalb Jahren, seitdem marswalk größer geworden ist, gehe ich viel intensiver sporteln als davor. Außerdem habe ich einige Laufgruppen gefunden, die mich dazu motivieren, immer besser zu werden und meine Routine einzuhalten.”

Insgesamt kommt Baumgärtner auf ein Sportpensum von vier bis fünf Läufen pro Woche. Der Founder setzt sich dabei regelmäßig Ziele. Eines davon: Der New-York-Marathon 2025. Den Wien-Marathon will er dieses Mal unter 2:55 Stunden laufen.

Wie ein derart hohes Sportpensum auch neben seinem Startup-Alltag funktioniert? “Founder haben tendenziell einfach sehr viel Disziplin”, ist der Gründer überzeugt. Dabei hält er sich an die Meinung seines Kollegen: “Auch wenn du kein Morgensportler bist, kannst du mit Disziplin einer werden. Ich glaube, deshalb zieht es auch viele Founder zu intensiven Sport-Routinen: Es geht darum, Sachen zu machen, die man in dem Moment nicht unbedingt mag. Oft musst du einfach durchbeißen.”

Konkurrenzdenken kann dabei helfen: “Ein großer Aspekt ist auch der kompetitive Gedanke: Man versucht, immer bessere Zeiten zu bekommen. Deshalb ist das Laufen mein Go-To-Sport neben dem Business.”

Auf die Frage, wie sich ein derart intensiver Trainingsplan in den Gründeralltag integrieren lässt, reagieren die beiden marswalk-Kollegen mit einem Lächeln: “Das ist Einstellungssache. Auch wenn man viel arbeitet, bleibt Zeit zum Sporteln. Man muss es nur wollen.” Die beiden arbeiten 50 bis 60 Stunden pro Woche. Daneben treiben sie 8 bis 12 Stunden pro Woche Sport – dem richtigen Zeitmanagement sei Dank.

Nun könnte man meinen: Der Ansatz “Mehr ist mehr” greift auch beim täglichen Sportprogramm. Gerade Founder Baumgärtner kann davon leider kein Lied singen – im Gegenteil: Intensive sportliche Aktivität sollte man mit Vorsicht genießen. Nicht nur, weil Perfektionismus, übertriebener Ehrgeiz und hohe Erwartungen an sich selbst den Leistungsdruck erhöhen, sondern auch, weil dabei eigene Grenzen oft auf schädliche Weise überschritten werden.

Das weiß Baumgärtner aus Erfahrung. Im Frühjahr 2024 schlug der Founder über die Stränge und holte sich eine Herzmuskelentzündung. Der Grund: Körperliche Überlastung. “Ich habe übertrainiert, bin mit Erkältung einen Long Run gelaufen und währenddessen zusammengeklappt.”

Der Founder war zu einer dreimonatigen Sportpause gezwungen. Während sich sein Körper erholte, erfuhr Baumgärtner ein ganz neues Bewusstsein rund um seine körperliche und mentale Gesundheit. “Ich habe gelernt, Grenzen zu setzen und auf meinen Körper zu hören. Ich weiß, ich bin ehrgeizig, aber übertreiben sollte man es nie. Ich habe gelernt, wie viel mehr Wert mir meine Gesundheit ist, als es die beste Laufzeit je sein könnte.”

Heute zeigen sich sowohl Baumgärtner als auch Fritz von einer intensiven, aber gesunden Sportroutine überzeugt. “Dein Energy-Level ist einfach viel höher, wenn du regelmäßig Sport machst. Ohne einen gesunden Körper hält sich auch dein Geist langfristig nicht fit. Und gerade im Startup-Leben musst du in guter körperlicher Verfassung sein.”

Allen, die sich auf eine ähnliche Reise begeben wollen, raten Baumgärtner und Fritz zum Founder-Mindset – mit Vorsicht: “Der Beginn ist immer anstrengend. Aber man weiß: Langfristig gesehen bringt mir mein Startup viel mehr, als ich mir anfangs erwartet hätte. Zumindest unter der Voraussetzung, dass ich es diszipliniert mache. Dasselbe gilt für den Sport.”

Nicht nur die beiden Founder, sondern vor allem auch die Community der Early Birds sowie der Founders Running Club geben Sportbegeisterten und allen, die es werden wollen, folgende Message mit: Mit Disziplin und sozialem Austausch lässt sich Vieles erreichen, das zuvor fast unmöglich schien. Selbst das morgendliche 6-Uhr-30-Training. Und: Regeneration ist dabei genauso wichtig wie Motivation und Konsistenz.

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