29.11.2018

INiTS STARTKapital: Smart Money ohne Risiko für Early Stage Hightech-Startups

Early Stage Hightech-Startups haben es nicht immer leicht, denn sie kommen nur schwer an Kapital, ohne das sie die Entwicklung ihrer Technologie aber nicht vorantreiben können. Wir sprachen u.a. mit Carlos Fernández de Retana, Prokurist von INiTS, über das neue Finanzierungsmodell "STARTKapital", das dieses Problem lösen soll.
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Startkapital
(c) INiTS: INiTS CEO Irene Fialka und Printstones-Gründer Herwig Hengl.
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“Von INiTS bekamen wir durch STARTKapital frühes Geld, noch bevor ein Investor an Bord war. Damit hatten wir die Möglichkeit, frühestmöglich mit der Entwicklung zu beginnen”, erzählt uns Herwig Hengl, Co-Founder von Printstones. Der Name des Wiener Startups ist übrigens wörtlich zu nehmen: Printstones druckt Steine: “Wir entwickeln mobile Robotersysteme für die Baustelle der Zukunft. Unser erstes Ziel ist es, Betonpflasterflächen automatisiert zu erstellen. Der Grund dafür ist, dass die Erstellung von Pflasterflächen eine sehr harte körperliche Arbeit ist. Dazu kommt die Feinstaubbelastung durch das Schneiden der Steine im innerstädtischen Bereich”, so Hengl weiter. Durch die Roboter entfallen die körperliche Arbeit und das Feinstaubproblem, Architekten erhalten im Gegenzug mehr Gestaltungsmöglichkeiten und eine kosteneffizientere Umsetzung ihrer Projekte.

+++ INiTS: Ein Inkubator – viele Erfolgsgeschichten +++

Das Marktversagen in Bezug auf frühe Hightech-Startups

Doch visionäre Startups, die – wie Printstones – hochtechnologische Hardware herstellen, haben oft eines gemeinsam: “Anfangs waren viele skeptisch, ob unsere Vision technisch umsetzbar ist”, berichtet Hengl. Und das fehlende Vertrauen äußert sich auch in fehlendem Kapital. Von einem “Marktversagen” spricht Carlos Fernández de Retana hier. Um solchen Projekten die Chance zu geben, die sie verdienen, hat Fernández de Retana, CFO und Prokurist bei INiTS, in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsagentur Wien ein neues Finanzierungsmodell entwickelt. “Es heißt STARTKapital”, und versorgt  Hightech-Startups in einer sehr frühen Phase gemeinsam mit dem INiTS Inkubationsprogramm mit Kapital und wertvollem Know-how in verschiedensten Bereichen.

Carlos Fernández de Retana ist CFO und Prokurist bei INiTS. In Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsagentur entwickelte er das neue Finanzierungsmodell STARTKapital.
(c) INiTS. Carlos Fernández de Retana ist CFO und Prokurist bei INiTS. In Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsagentur entwickelte er das neue Finanzierungsmodell STARTKapital.

INiTS STARTKapital: Investment ohne Risiko für GründerInnen

“Bei STARTKapital handelt es sich um eine virtuelle Beteiligung, auch „Phantom Shares“ genannt. So müssen Startups keine Stimmrechte an uns abtreten. Die Entscheidungskompetenz bleibt also zur Gänze beim Gründer”, erklärt Fernández de Retana. Der Umrechnungsfaktor sei dabei immer einheitlich: Für ein Prozent Firmenanteil gewährt INiTS 10.000 Euro. Im Falle eines Misserfolgs besteht von Seiten der Gründerinnen und Gründer zudem keine Rückzahlungspflicht. Die Voraussetzungen für die Aufnahme ins Inkubationsprogramm sind jedoch recht anspruchsvoll.

“Pro Jahr erhalten wir ca. 200 Bewerbungen”

STARTKapital gibt es nur für Startups, die Teil des AplusB-Inkubationsprogramms sind und erfolgreich das INiTS Startup Camp durchlaufen. Diesem gehen ein intensiver Bewerbungsprozess sowie ein Prä-Inkubationsprozess voraus. “Pro Jahr erhalten wir ca. 200 Bewerbungen. 15-20 Startups nehmen wir dann auf, und an einem Teil davon beteiligen wir uns schließlich auch”, so Fernández de Retana. Maximal ist für jedes der ausgewählten Startups dann ein Investment in Höhe von 100.000 Euro drin. Nachdem die Startups das dreimonatige Startup-Camp absolviert haben, pitchen sie vor einem Finanzierungsbeirat, der darüber entscheidet, ob es ein Investment geben wird, und wenn ja, wie hoch dieses ausfällt.

STARTKapital: bis zu 100.000 Euro Investments für Early Stage Hightech-Startups

Im ersten Jahr gab es bereits neun Investments und STARTKapital war um das Zweifache überzeichnet. „Das Geld stammt übrigens aus öffentlicher Hand. Die Stadt Wien hat einmalig eine Million Euro für dieses Förderinstrument bereitgestellt”, erzählt Fernández de Retana. “Weil wir aber kein Fonds sind, brauchen wir frühe Rückflüsse. Die Anteile, die wir an den Startups halten, kaufen diese in Folgefinanzierungsrunden wieder zurück. Bereits jetzt, nach gerade einmal einem halben Jahr, gibt es schon erste Rückflüsse durch Folgefinanzierung.”

Mit diesem Geld werden dann wieder neue Startups gefördert. „So stellen wir sicher, dass diese Unterstützungsleistung für die öffentliche Hand keine Einbahnstraße ist und mehr Startups mit dem nötigen Kapital ausgestattet werden können,“ erklärt Gabriele Tatzberger von der Wirtschaftsagentur Wien, die das Programm auch mitfinanziert.

Auch nicht zu vernachlässigen: Das Investment und die Inkubation von INiTS erhöhen den Wert und die Sichtbarkeit der Startups. Dadurch finden sie wiederum leichter andere, sehr attraktive InvestorInnen.

Das Inkubationsprogramm von INiTS: unter den weltweiten Top 10

“Das Geld ist aber nur ein Teil, von dem unsere Startups profitieren können”, meint Fernández de Retana. “Der viel wichtigere Teil ist das Inkubationsprogramm von INiTS, das zu den besten zehn weltweit zählt.” Dort wird intensiv an der Geschäftsmodellierung gearbeitet und der Incubee profitiert von einem riesigen Netzwerk an MentorInnen, InvestorInnen und Alumni, das INiTS seit seiner Gründung 2002 aufgebaut hat. Darüber hinaus gibt es Beratung mit externen ExpertInnen zu den Themen Recht, Finanzen, Marketing und vielem mehr.

Fliegende Drohnentaxis und Sensoren für die Industrie

Von diesem Gesamtpaket hat Printstones stark profitieren können. Denn ist der Anfang erstmal gemacht, steigt auch das Vertrauen in das Startup: “Die ursprüngliche Skepsis schwindet nun zunehmend mit unserem technischen Fortschritt”, fasst Hengl zusammen. Auch andere junge Unternehmen konnten sich bereits über ein Investment freuen: Darunter zum Beispiel volare, das an automatisierten Drohnentaxis arbeitet oder Sonic Catch, das einen Sensor zur Messung kleiner Teilchen in der Industrie entwickelt.

Save the Date

Bis 3. Dezember kann man sich noch für das nächste INiTS Startup Camp, dem Herzstück des Inkubationsprogramms bewerben. ⇒ zur Bewerbung

Am 6. Dezember 2018 um 18:00 Uhr findet der 10. INiTS Demo Day statt. In TUtheSky präsentieren sich die besten INiTS Startups aus dem aktuellen Startup Camp zum ersten Mal einer interessierten Öffentlichkeit bestehend aus persönlich geladenen Investoren, Unternehmen und Netzwerkpartnern. Der Brutkasten berichtet live.

Die Bewerbung für den nächsten Durchgang der Initiative START:IP für Gründer ohne Gründungsidee hat bereits gestartet und ist bis 10. Jänner 2019 offen. ⇒ Zur Bewerbung

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Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

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„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?


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