11.04.2019

ideen:raum: Wüstenrots Intrapreneure mit Founder-Spirit

Im Rahmen eines Intrapreneurship-Programm suchte Wüstenrot die besten Ideen seiner Mitarbeiter im sogenannten "ideen:raum". Fünf dieser Ideen werden nun im brandneuen Wiener Tribespace gemeinsam mit dem Company Builder V_labs, Braintribe und Startups aus dem weXelerate-Netzwerk auf den Boden gebracht.
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Wüstenrot: Die ideen:raum-Teams auf der Bühne beim Demo Day
(c) Wüstenrot: Die ideen:raum-Teams auf der Bühne beim Demo Day
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Die Bühne, die Wüstenrot für die Teilnehmer seines Intrapreneurship-Programms wählte, war denkbar groß. 63 Ideen waren von den Mitarbeitern im ideen:raum eingereicht worden. Acht davon kamen in eine Konzeptionsphase und wurden dann beim Wüstenrot-Jahresauftakt vor Hunderten Zusehern, einer externen Jury und dem gesamten Vorstand gepitcht. Und letzterer ließ sich eindrücklich überzeugen. “Die Jury war so begeistert, dass  sie entschieden hat, nicht wie geplant mit den zwei besten Ideen, sondern mit fünf davon in die Umsetzungsphase zu gehen”, erzählt Nina Tamerl, Head of Innovation & Marketing.

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Wüstenrot: Die Trophäe erhielten nur die zwei ideen:raum-Siegerteams. Umgesetzt werden aber fünf Projekte.
(c) Wüstenrot: Die Trophäe erhielten nur die zwei ideen:raum-Siegerteams. Umgesetzt werden aber fünf Projekte.

Mitarbeiter als Schlüssel zum Erfolg

Im Hintergrund des Programms steht der digitale Wandel, dem nicht nur die Versicherungsbranche derzeit unterliegt. “Daran haben auch disruptive Startups einen großen Anteil. Die haben der Branche wenig geschadet und sehr viel genutzt”, sagt Tamerl. Ihre neuen Konzepte und Geschäftsmodelle hätten auch Wüstenrot zum Nachdenken angeregt. Einen Schlüssel zum Erfolg sieht man beim Traditionsunternehmen, das heuer sein 93-jähriges Jubiläum feiert, in den eigenen Mitarbeitern.

“Die Mitarbeiter sind tagtäglich am Kunden dran”

(c) der brutkasten: Nina Tamerl

“Im Unternehmen schlummern extrem viele Ideen. Die Mitarbeiter sind tagtäglich am Kunden dran und mit Kundenproblemen konfrontiert. Diese Nähe kann das Management gar nicht haben”, sagt Tamerl. Dieses Potenzial wolle man mit dem ideen:raum nutzen. “Es geht aber auch einfach darum, Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, die Zukunft des Unternehmens zu gestalten”. Und diesbezüglich sei man sehr gut aufgestellt, sagt Wüstenrot-Generaldirektorin Susanne Riess am Rande des Jahresauftakts: “Wir haben eine wirklich perfekte Mischung aus langjährigen erfahrenen Mitarbeitern und jungen, innovativen Mitarbeitern, die Dinge in Frage stellen. Mit der Kombination dieser beiden Gruppen haben wir den besten Output”.

ideen:raum – Ideengeber mit Founder-Spirit

Innerhalb von drei intensiven Tagen waren von den Teams noch vor dem Pitch am Jahresauftakt Pre-Prototypes erstellt worden. “Es war schön zu sehen, wie aus einer Idee etwas langfristiges entsteht. Und es war toll, diesen Vorgang zu begleiten”, erzählt Teilnehmer Sebastian, dessen Idee nun in die nächste Phase ging. “Dieser Founder-Spirit ist entscheidend”, sagt Nina Tamerl. “Der Ideengeber muss mit dem Elan dabei sein, den wir von Startups kennen und sich auch auf die Verantwortung einlassen, in der Umsetzung dabei zu sein”.

37 Abteilungen – keine Grenzen

Abteilungsgrenzen und Hierarchien seien dabei irrelevant. “Ich habe vorher niemanden aus dem Team gekannt. Der Prozess war dann extrem lehrreich für mich und hat mich persönlich stark weitergebracht”, erzählt Teilnehmerin Silviana. Insgesamt haben 58 Personen aus 37 Wüstenrot-Abteilungen innerhalb von drei Monaten im ideen:raum zusammengearbeitet. Das gab es in dieser Form noch nie.

(c) Wüstenrot: Teilnehmerin Silviana (Mitte) auf der Bühne beim Demo Day

ideen:raum LAB: Interne trifft externe Expertise

Nun startete die nächste Phase – das “ideen:raum LAB” – im neuen Wiener Tribespace. Dort verbindet Wüstenrot die interne mit externer Expertise. Gemeinsam mit Braintribe und dem Vorarlberger Company Builder V_labs sollen die besten fünf Ideen umgesetzt werden. “Jetzt geht es darum, die Ideen schnell und kundenorientiert auf den Boden zu bringen”, sagt Tamerl. Dazu werde man auch Startups einbeziehen. “Wir scouten über weXelerate genau die passenden Partner für unsere Projekte”. Wüstenrot war von Beginn an weXelerate-Partner. Seit kurzem hat das Unternehmen auch ein Büro im Wiener Startup Hub.

“Spirit, den wir früher nur in UK und den USA gesehen haben”

“Ziel ist es, schnell Marktfeedback einzuholen und rasch mit dem Produkt hinauszugehen”, sagt V_labs Co-Founder Georg Frick. Der Company Builder werde seine Expertise in den Bereichen IT-Entwicklung, Business Development und agiles Arbeiten einbringen. Und Tribespace- & Braintribe-Founder Stefan Ebner erklärt: “Wir arbeiten mit den Teams sehr marktgetrieben an den MVPs. Wir erforschen gemeinsam die Zielgruppen und bauen Communities auf”. Vom Wüstenrot Intrapreneurship-Programm ist er schon jetzt begeistert: “Da ist ein Spirit, den wir früher nur in UK und den USA gesehen haben”.

Video-Talk mit Nina Tamerl, Georg Frick und Stefan Ebner

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Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer)
Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

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„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?


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