07.02.2024

GoStudent: 221 Millionen Euro Verlust im Jahr 2022

Das Wiener EdTech-Unicorn GoStudent legte verspätet seine Bilanz sowie seine Gewinn- und Verlustrechnung für 2022 vor. Sie zeigt das Ausmaß der finanziellen Schwierigkeiten rund um die damaligen Kündigungswellen.
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Felix Ohswald hat GoStudent mitgegründet © brutkasten/schauer-burkart
Felix Ohswald hat GoStudent mitgegründet | © brutkasten/schauer-burkart

Dass 2022 ein denkbar bewegtes Jahr für das Wiener EdTech-Unicorn GoStudent war, ist allgemein bekannt. Im Jänner machte das Scaleup eine 300-Millionen-Euro-Kapitalrunde publik – eine österreichische Rekordsumme. Im Februar folgte die Übernahme zweier Unternehmen (im Dezember eine weitere), im März die US-Expansion.

Doch schon im Herbst wurde klar: Im Lichte der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Wirtschaftskrise geht es nicht immer mit Positivmeldungen weiter. Im September kündigte das Unternehmen rund 200 Mitarbeiter:innen, im Dezember folgte eine weitere Kündigungswelle.

221 Millionen Euro Verlust

Doch warum waren diese massiven Personaleinschnitte notwendig, wo doch gerade erst ein Rekordinvestment aufgenommen worden war? Anhaltspunkte zur Beantwortung dieser Frage bringt die nun von GoStudent einige Monate zu spät veröffentlichte Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung für 2022. Demnach verzeichnete das Unicorn in dem Jahr ein Minus von genau 220.883.038,38 Euro. Ein erheblicher Teil des Investments wurde somit noch im selben Jahr aufgebraucht.

Personalaufwand mit 34 Mio. Euro nicht der größte Einzelposten

Der Personalaufwand ist dabei natürlich ein relevanter Einzelposten, aber nicht der größte. Fast 34 Millionen Euro gab das Unicorn 2022 inklusive aller Abgaben für die Belegschaft aus. Der größte Einzelposten sind die nicht weiter spezifizierten “sonstigen betrieblichen Aufwendungen” mit rund 97 Millionen Euro. Auch die “Aufwendungen aus Finanzanlagen und aus Wertpapieren” fallen mit mehr als 41 Millionen Euro ins Gewicht.

Mit dem Rohergebnis von rund minus 47 Millionen Euro und einigen kleineren Einzelposten kommen am Ende die besagten etwa minus 221 Millionen Euro für das Jahr 2022 heraus. Mit einem Verlustvortrag aus dem Vorjahr von rund 93 Millionen Euro kam GoStudent letztlich Ende 2022 auf einen Bilanzverlust von etwa 314 Millionen Euro.

Anm.: Eine brutkasten-Anfrage an GoStudent, zur genaueren Aufschlüsselung der Kosten und Verlusttreiber blieb bislang unbeantwortet. Ein etwaiges Statement wird später ergänzt.

Profitabilitätsziel 2023 bei GoStudent nicht erreicht

GoStudent-Gründer Felix Ohswald kündigte im März 2023 an, bis zum Ende des Jahres Profitabilität erreichen zu wollen. Im Kernmarkt sei man bereits profitabel, sagte er damals. Tatsächlich gelang dieses Vorhaben aber nicht, wie Ohswald und Co-Founder Gregor Müller im Jänner 2024 einräumten – es folgte ein weiterer Stellenabbau.

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Die Projektpartner:innen: von TU Wien, Forschung Burgenland. KEBA und kW-Soltions | (c) kW-Solutions

Bidirektionales Laden eröffnet für E-Autos weitreichende Möglichkeiten, die weit über die klassische Nutzung als Fortbewegungsmittel hinausgehen. Mit dieser Technologie können Elektrofahrzeuge nicht nur Energie aus dem Netz beziehen, sondern auch gespeicherten Strom wieder zurückspeisen. Dadurch werden sie zu mobilen Energiespeichern, die flexibel in verschiedene Szenarien eingebunden werden können – so zumindest in der Theorie. In der Praxis ist bidirektionales Laden in Österreich jedoch noch Zukunftsmusik. Ein neues Forschungsprojekt, an dem das Wiener Startup kW-Solutions beteiligt ist, möchte das nun ändern.

Bidirektionales Laden: Innovationsbedarf in Österreich

Das von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützte Projekt Interoperable Communication for Bidirectional Charging (ICBC) hat sich zum Ziel gesetzt, die technischen und formalen Hürden von bidirektionalem Laden zu überwinden.

kW-Solutions-Gründer Korbinian Kasinger erläutert: “Es braucht jemanden, der den Vehicle-to-Grid-Prozess in Österreich durchmoderiert – sowohl technisch als auch formell“, so Kasinger​. Eine Herausforderung ist etwa die Zertifizierung des zurückgespeisten Stroms. “Bei einer PV-Anlage weiß man, dass es Grünstrom ist. Bei Autobatterien ist das nicht so einfach”, so der Gründer.

Technologisch ermöglicht es der Vehicle-to-Grid-Prozess (V2G), Strom aus der Batterie zu entnehmen und zurückzuverkaufen oder dem Regelenergiemarkt zur Verfügung zu stellen. Das ICBC-Projekt soll genau diese Möglichkeiten ausloten und zur Marktreife bringen​.

Das Konsortium hinter ICBC

Hinter dem ICBC-Projekt steht ein Konsortium aus kW-Solutions, der Technischen Universität Wien (TU Wien), Forschung Burgenland und KEBA​. Während die TU Wien für die Entwicklung von Kommunikationsschnittstellen sorgt, untersucht Forschung Burgenland die ökonomischen Vorteile von V2G. KEBA bringt seine Expertise in der Entwicklung von Ladeinfrastruktur-Hardware ein​.

kW-Solutions selbst arbeitet an einer flexiblen Software-Architektur, die V2G-Technologie effizient ins bestehende Netz integrieren soll. Das 2021 gegründete Startup hat sich auf die Bereitstellung intelligenter Ladelösungen für Elektrofahrzeuge spezialisiert.

Ein zentrales Produkt ist die Energiemanagement-Software “Charly”, die speziell für Mehrparteienanlagen entwickelt wurde, um ein effizientes Lastmanagement und eine automatisierte Verrechnung zu ermöglichen. 2023 konnte das Startup eine sechsstellige Finanzierungsrunde abschließen und FSP Ventures für sich gewinnen (brutkasten berichtete). Das Family Office ist an zahlreichen bekannten österreichischen Startups beteiligt, darunter Woom, Agrobiogel, Ecop Technologies oder Swimsol.

Pilotprojekte als nächster Schritt

Das ICBC-Projekt ist auf zwei Jahre angelegt und soll erste Antworten auf diese Fragen liefern. “In ein bis zwei Jahren werden wir valide Pilotprojekte in Österreich starten“, so Kasinger​. Ein flächendeckender, standardisierter Einsatz von V2G könnte allerdings noch drei bis fünf Jahre dauern​.

Das ICBC-Projekt legt laut Kasinger großen Wert auf praxisnahe Lösungen. In sechs Arbeitsbereichen werden nun Use-Cases, Schnittstellen und Systemarchitekturen entwickelt, um die Marktfähigkeit sicherzustellen​. Bidirektionales Laden könnte laut dem Gründer für Österreich nicht nur die Elektromobilität attraktiver machen, sondern auch zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen.


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