23.12.2022

Crypto Weekly #85: Kryptowinter, Luna-Crash und FTX-Pleite – das war 2022

In diese Sonderausgabe des Crypto Weekly blicken wir nicht auf die vergangene Woche, sondern gleich auf das gesamte Jahr 2022 zurück. Außerdem: Wie hätten sich 1.000 Euro Investment über das Jahr in unterschiedlichen Krypto-Assets entwickelt? Ja, ihr ahnt es schon.
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Chart line goes down
Foto: © Евгений Бордовский / AdobeStock

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In dieser Sonderausgabe des Crypto Weekly zum Jahresabschluss blicken wir nicht, wie sonst üblich, auf Ereignisse der vergangenen Woche zurück – sondern gleich auf das gesamte Kryptojahr 2022. Und eines lässt sich schon sagen: Ein gutes Jahr war es für die Branche nicht. Das zeigt schon ein Blick auf die Kurstafel.

Die 2022er-Kurstafel:

Bitcoin-64%
Ethereum-67%
BNB-53%
Solana-93%
Cardano-81%
XRP-58%
Terra-100%
Polkadot-84%
Avalanche-88%
Dogecoin-55%
Polygon-69%
Uniswap-70%
Kursperformances beziehen auf den Zeitraum von Jahresbeginn bis 23. Dezember 2022 und sind in US-Dollar berechnet / Daten von CoinGecko

Das sieht richtig übel aus. Wir wollen hier niemanden quälen, aber der guten Ordnung halber auch dieses Jahr wieder die Kurstafel in Euro:

1.000 Euro Investment am 31. Dezember 2021 wären nun…

Bitcoin357 Euro
Ethereum329 Euro
BNB475 Euro
Solana69 Euro
Cardano191 Euro
XRP418 Euro
Luna0 Euro *
Polkadot164 Euro
Avalanche117 Euro
Dogecoin454 Euro
Polygon315 Euro
Uniswap300 Euro
Hinweis: Für die Berechnung wurden Euro-Kurse von CoinGecko herangezogen. Aufgrund der Wechselkursschwankungen zwischen Euro und Dollar unterscheiden sich die Kursperformances in den beiden Währungen

* gerundet – Luna Classic hat offiziell noch einen Marktwert von einigen Cent-Bruchteilen)


? 2022 gab es nur eine Jahreszeit: den Kryptowinter

Was für ein Jahr! Der massive Bullenmarkt im Vorjahr hatte manche schon zu der gewagten Annahme verleitet, Krypto befinde sich in einem “Supercycle” – also einer Marktphase, in der Crashes und die massive Volatilität als Kinderkrankheiten überwunden seien. Die meisten ernsthaften Beobachter:innen haben dies damals schon nicht ernst genommen. 

Und 2022 brachte die Bestätigung: Ein Kryptowinter zog auf – und zwar ein wirklich frostiger. Die beiden Tiefpunkte: Der Zusammenbruch des Blockchain-Ökosystems rund um Terra und Luna im Mai. Und dann die Pleite von FTX, einer der größten Kryptobörsen der Welt, im November.

? Wie es zum Ende des großen Bullenmarkts von 2021 kam

Begonnen hatte das Jahr allerdings noch nicht einmal so schlecht. Klar, im Nachhinein weiß man: Der Bärenmarkt hat schon im November 2021 begonnen. Damals war Bitcoin zunächst noch auf ein Rekordhoch von 69.000 Dollar gestiegen. Doch schon Ende November und Mitte Dezember kam es zu scharfen Korrekturen. 

Ob damit der Bullrun wirklich vorbei sein würde, war zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht ganz klar. Denn immerhin war Bitcoin auch nach dem vorigen Rekordhoch vom April 2021 über den Sommer mehr als 50 Prozent eingebrochen – und hatte trotzdem im November einen neuerlichen Höchststand geschafft.

Aber diesmal war es anders. Und dass es anders sein würde, das ließen die Auslöser der jeweiligen Abverkäufe erahnen. Denn es waren völlig andere als im Sommer 2021 – als beispielsweise Tweet von Elon Musk den Markt bewegten. 

Diesmal lagen die Gründe weit außerhalb der Krypto-Branche. Und zwar auf der makroökonomischen Ebene. Da war zunächst eine neue Variante des Coronavirus, die Befürchtungen vor neuerlichen Lockdowns und gestörten Lieferketten aufkommen ließ. Diese Befürchtungen über die Omikron-Variante bestätigten sich zwar nicht.

Doch dann kam ein anderes Thema dazu, das den Markt bis heute begleitet: Das Ende des billigen Geldes. Die Inflation stieg – und die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) deutete nach einem gewissen Zögern einen Kurswechsel in der Geldpolitik an. Heißt konkret: Die Zinsen müssen rauf, damit die Preise wieder runterkommen. Gleich in der ersten Woche des Jahres 2022 sorgte die Fed damit für einen Kursrutsch.

In den folgenden Wochen blieb das Bild gleich: Die traditionellen Finanzmärkte litten – und der Kryptomarkt mit ihnen. Alles, was nach Risiko aussah, wurde abverkauft. Und Krypto sieht definitiv nach Risiko. Nach viel Risiko.

Im Februar spitzte sich die Situation in der Ukraine weiter zu – und Russland begann dann tatsächlich einen Krieg im Nachbarland. Eines ist klar: Der Krieg hat massive Auswirkungen – und jene auf die Finanzmärkte gehören zu den unwichtigsten. Dennoch wirkten sich die Ereignisse in der Ukraine auch am Kryptomarkt entsprechend aus. Allerdings: Nach einem ersten Schock legten die Kurse wieder zu. 

Ende März stieg Bitcoin auf über 48.000 Dollar – der höchste Stand im Jahr 2022. Einer der Kurstreiber: Do Kwon, der Mann hinter dem Terra-Luna-Ökosystem. Dessen Stablecoin UST wollte er zum Teil mit Bitcoin-Reserven hinterlegen. Und dazu hatte er auch viel Geld aufgenommen: Zwischen Jänner und März soll die Organisation Luna Foundation Guard (LFG) rund 1 Mrd. Dollar in Bitcoin investiert haben.

? Terra-Luna: Der totale Kollaps einer Top-10-Kryptowährung 

Wenn einer wie der damals schon umstrittene Do Kwon als Hoffnungsträger für die Branche herhalten muss, ist das kein besonders gutes Zeichen. Was die folgenden Wochen zeigen sollten: Der algorithmische Stablecoin UST und sein Gegenpart LUNA standen schon länger in der Kritik. 

Der Mechanismus, der UST 1:1 am US-Dollar halten sollte, sei instabil und werde in einen wirklichen Härtetest nicht überstehen, prophezeiten viele. Und behielten recht. Im Mai entkoppelte sich UST vom Dollar – und kollabierte in weiterer Folge komplett. 

Dass irgendwelche Kryptowährungen zusammenbrechen und wertlos werden, ist an sich noch keine große Besonderheit. Aber hier ging es um richtig große. UST und Luna gehörten gemessen an der Marktkapitalisierung zu den Top 10 der größten Kryptowährungen. In den Monaten vor dem Crash hatte Luna sogar noch dem schwachen Umfeld getrotzt und als einzige große Kryptowährungen einen neuen Rekordstand erreicht.

Der Terra-Luna-Zusammenbruch riss einige andere Akteure mit in den Abgrund: Prominentes Beispiel war hier das Lending-Unternehmen Celsius. Aber auch der Niedergang des Kryptofonds Three Arrows Capital (3AC) sorgte für Aufsehen. Betroffen waren zudem eine ganze Reihe an weiteren Unternehmen, darunter etwa Voyager Digital und BlockFi. Bei letzteren sprang FTX ein, sicherte sich eine Kaufoption und hielt das Unternehmen am Leben. 

Dass BlockFi mit diesem Deal eher vom Regen in die Traufe kam, sollte sich erst Monate später herausstellen. Überhaupt war FTX-Gründer Sam Bankman-Fried im Frühsommer recht aktiv – und steckte entweder über FTX selbst oder über seine Tradingfirma Alameda Gelder in angeschlagene Kryptofirmen. Neben BlockFi floss etwa auch Geld an Voyager. 

Wirklich beruhigen konnte dies die angespannte Stimmung in der Branche aber nicht. Im Juni fiel der Bitcoin-Kurs schließlich sogar klar unter die Marke von 20.000 US-Dollar – und damit auch unter den Höchststand aus dem vorigen Marktzyklus. Womit eine Faustregel aus den vorigen Marktzyklen, wonach genau dies nie passieren würde, obsolet wurde. 

Aber wie schon damals in Crypto Weekly #61 thematisiert: Solche Faustregeln basieren bei Bitcoin 1) auf einem statistisch eher geringen Beobachtungszeitraum (Bitcoin ist 14 Jahre alt, der Dow Jones fast 140 Jahre!) und werden 2) in ihrer Wirkung häufig überschätzt. So war es auch diesmal: Der Abverkauf, der ohnehin schon stattgefunden hatte, intensivierte sich nach dem Unterschreiten der Marke nicht mehr. Die Lage stabilisierte sich in weiterer Folge sogar einigermaßen.

? “The Merge”: Ethereum steigt erfolgreich von Mining auf Staking um

Im Sommer rückte dann ein völlig anderes Thema in den Mittelpunkt – und ausnahmsweise in diesem Jahr ein positives: Der “Merge” bei Ethereum. Darunter versteht man den Umstieg der Konsensmechanismus, der bei der Ethereum Blockchain eingesetzt wird. Der “Proof of Work”-Ansatz, der auf Mining basiert und etwa auch bei Bitcoin verwendet wird, wird durch “Proof of Stake” ersetzt. 

Validatoren, die neue Blocks zur Chain hinzufügen wollen, müssen eine bestimmte Anzahl an Token in einem Smart Contract hinterlegen. Mining wird obsolet. Als größter Vorteil wird meist der drastisch niedrigere Energieverbrauch angeführt. Kritische Stimmen sehen dagegen vor allem die Gefahr einer Zentralisierung.

Geplant war dieser Umstieg bei Ethereum von Anfang an. Realität wurde er aber lange nicht. Weil er sich immer wieder verzögerte, spotteten manche, er liege immer jeweils sechs Monate in der Zukunft. 

Im Sommer 2022 wurden diese Spötter jedoch eines Besseren belehrt: Zuerst lief der “Merge” auf mehreren Test-Netzwerken reibungslos ab. Dann stand bald ein zumindest grobes Datum für den “Merge” am Mainnet fest. Und am 15. September war es dann Realität: Die Ethereum-Blockchain läuft seither auf “Proof of Stake”. 

Technisch lief alles problemlos. Lang- und mittelfristig sind aber andere Fragen noch offen: Etwa, was die potentielle Widerstandsfähigkeit gegen staatliche Eingriffe angeht – gerade vor dem Hintergrund, dass das US-Finanzministerium im August mit Tornado Cash erstmals ein Krypto-Protokoll unmittelbar sanktioniert haben. 

Aber auch rechtlich: Aus einer Klage der US-Börsenaufsicht vom September geht hervor, dass diese sich für sämtliche Transaktionen auf Ethereum regulatorisch zuständig sieht. Kurz zuvor hatte Behördenchef Gary Gensler angedeutet, möglicherweise gegen Anbieter von Ethereum-Staking vorgehen zu wollen. 

? FTX: Die Pleite, die die Szene schockte

Technisch war der “Merge” für die Branche eine Riesensache, keine Frage. Aber was die Kursentwicklung am Kryptomarkt anging, war er nicht in der Lage, für einen generellen und vor allem dauerhaften Stimmungsumschwung zu sorgen. Zu stark war der makroökonomische Gegenwind. Die US-Notenbank mit ihren Zinserhöhungen und auch neu veröffentlichte US-Inflationsdaten selbst bewegten in den folgenden Wochen immer wieder den Markt.

Grundsätzlich stabilisierte sich die Lage am Markt im Herbst jedoch. Es reichte für keinen neuen Bullenmarkt. Aber es blieben zumindest weitere Kurseinbrüche aus. Zumindest vorerst. Denn im November kam dann der nächste Hammer: Die Kryptobörse FTX ging pleite. Wer Crypto Weekly liest, kennt die Details mittlerweile zur Genüge – so dominant war das Thema in den vergangenen Wochen. 

Daher nur kurz: Das Online-Portal CoinDesk berichtete Anfang November, dass ein hoher Anteil der Assets der FTX-Schwesternfirma Alameda Research aus Beständen des FTX-Token FTT besteht. Den FTX aus dem Nichts schaffen kann und dessen Wert wohl deutlich fallen würde, wenn Alameda im großen Stil verkaufen müsste. 

Konkurrent Binance kündigte dann an, seine eigenen FTT-Bestände deswegen zu verkaufen. Schnell kamen Sorgen über die Liquidität von FTX auf. Kundinnen und Kunden zogen ihre Gelder ab. Es zeigte sich. So getrennt wie oft behauptet waren FTX und Alameda nicht. Ganz im Gegenteil. FTX dürfte Kundeneinlagen an Alameda verliehen haben – und die verschwanden dann dort.

Bald war klar: FTX war pleite. Es war ein Schock für die Branche. Nein, Sam Bankman-Fried war alles andere als unumstritten. Aber FTX galt den meisten dennoch als seriöser Akteur in einer Szene, der es an unseriösen Akteuren nicht mangelt.

Bankman-Fried zog sich daraufhin nicht in ein Erdloch zurück. Sondern war überraschend kommunikativ. Dass Betrug im Spiel war, bestritt er und führte stattdessen mangelhaftes Risikomanagement an. Allerdings: Der neu eingesetzte FTX-CEO ist ein Restrukturierungsspezialist, der schon am Enron-Skandal gearbeitet hatte. Und der jetzt sagte: Ein solches “Versagen von unternehmensinternen Kontrollstrukturen” habe er noch nie erlebt. 

Im Dezember wurde Bankman-Fried dann auf den Bahamas festgenommen. Er wurde in die USA ausgeliefert – kam aber kurz vor Weihnachten gegen eine Kaution von 250 Mio. Dollar wieder auf freien Fuß. Die US-Justiz wirft ihm eine ganze Reihe an Vergehen vor. Klar ist auch: Die juristische Aufarbeitung des Falls wird uns wohl noch über mehrere Jahre begleiten.

Und welche Themen werden sonst 2022 die Krypto-Branche prägen? Meine Kollegin Carolin Rainer hat unter anderem bei Bitpanda und Blockpit nachgefragt. Der Artikel dazu wird am Montag hier auf brutkasten.com veröffentlicht.


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Das Gründerteam Christian Hill und Gerhard Prossliner © BRAVE Analytics, Leljak

Das Grazer Spin-off BRAVE Analytics wurde von Christian Hill und Gerhard Prossliner im Jahr 2020 gegründet. Den Gedanken an ein gemeinsames Unternehmen gab es schon einige Zeit davor an der MedUni Graz. Nach erfolgreicher Dissertation und dem FFG Spin-off Fellowship kam es zur Ausgründung, zu ersten Kund:innen und einem Standortwechsel. Und schließlich zur erfolgreichen Einbindung in den Life Science Cluster Human.technology Styria unterstützt von der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG.

Mittlerweile zählt BRAVE Analytics ein 14-köpfiges Team und sitzt im ZWT Accelerator in Graz, einem Kooperationsprojekt zwischen SFG und Medizinischen Universität Graz.

Das Team von BRAVE Analytics (c) © BRAVE Analytics, Leljak

Mut in der Geschäftsphilosophie

BRAVE Analytics steht für Mut in der Geschäftsphilosophie der beiden Gründer und des gesamten Teams: Christian Hill und Gerhard Prossliner fühlen sich “zu Entdeckungen hingezogen und lieben es, die Dinge aus einem völlig neuen Blickwinkel zu betrachten. Und genau diesen Spirit leben wir auch im Team.”

Wahrlich hat das Gründerduo mit seinem Spin-off das Forschungsgebiet Life Science in ein neues Licht gerückt: Denn BRAVE Analytics beschäftigt sich mit der automatisierten Qualitätssicherung für Pharma-, BioTech-Produkte, Wasser, Mineralien und Chemikalien. “Und das auf Partikel-Ebene. Das Ganze nennt sich Partikel-Charakterisierung und -Analytik”, erklärt Co-Founder Hill im Gespräch mit brutkasten.

Neu ist die Technologie insofern, als dass die Partikel-Analyse direkt im Herstellungsprozess von Pharmaprodukten passiert. Also integriert, das heißt weder vor- noch nachgelagert, und damit effizient und kostensparend. “Damit machen wir eine sogenannte Prozessanalytik im Nano-Bereich”, erklärt Co-Founder Hill.

Die Lösung für ein Bottleneck

Damit haben die beiden Gründer zusammen mit ihrem Team eine Lösung für ein bis dato bestehendes “Bottleneck in der Industrie” geschaffen. Mit den modularen Messgeräten von BRAVE Analytics kann die Qualität von Produkten im Pharma- und BioTech-Sektor nämlich in Echtzeit gemessen werden. Das Kernstück der Lösung bildet die vom Spin-off eigens entwickelte, mehrfach patentierte OF2i Technologie.

Doch bekannterweise benötigen Life-Science-Lösungen wie diese einen breiten Umfang an Forschungsinfrastruktur, der sich gerade für frisch gegründete Spin-offs schwer stemmen lässt. Und: Es braucht die richtigen Verträge, das richtige Kapital und das richtige Team. Auf der Suche danach gab es für BRAVE Analytics einige Schlüsselmomente, wie Co-Founder Hill im Gespräch mit brutkasten erzählt.

Der Standort für Life Science Startups

Die ersten Hardware-Aufbauten und Experimente fanden an der Medizinischen Universität Graz statt, die von den Anfängen mit Infrastruktur und Forschungspersonal unterstützte, die Universität Graz deckte die Bereiche Theorie und physikalisches Modelling und in Kooperation mit dem FELMI/ZFE der Technischen Universität Graz wird seit 2022 ein Zusatzmodul entwickelt.

Beim Schutz des geistigen Eigentums standen die Medizinische Universität Graz, die Steirische Wirtschaftsförderung SFG und die Forschungsförderungsgesellschaft FFG als helfende Hände zur Seite. Konkret mit Unterstützung für die Erarbeitung von Exklusiv-Lizenzen, Agreements und generell mit dem Know-how, wie man eine Firma aufbaut. Hier waren uns auch das Unicorn der Universität Graz, die Gründungsgarage und der Science Park Graz eine große Hilfe”, so Prossliner.

“Wir sind klassische Science-Preneure”

Die fachspezifische Unterstützung kam im richtigen Moment: “Wir sind die klassischen Science-Preneure. Unser Background ist das Universitäts- und Ingenieurswesen. Für uns war es wichtig zu lernen, wie man in das Unternehmertum reinkommt und den Produkt-Market-Fit findet. Man muss diese Produktverliebtheit, die man als Erfinder meistens hat, loswerden. Und das passiert ganz viel durch Learning by Doing.”

Besonders hilfreich habe sich vor allem das Bootcamp des FFG-Spin-off-Fellowship und das LBG Innovator’s Road Programme erwiesen, welche “eine schrittweise Einführung für den Weg von der Wissenschaft in Richtung Unternehmung” geboten haben, so Hill. Förderungen erhielt das Spin-off außerdem von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, der Austria Wirtschaftsservice aws, der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG und auf EU-Ebene.

Die Szene, die “Gold wert” ist

Nicht nur “by doing”, sondern vor allem auch “von anderen, die die gleichen Themen, Probleme und Potenziale haben”, hat das Startup im Aufbau sehr viel an Know-how und Erfahrung gewonnen. “Das Peer-Learning ist für uns einer der wichtigsten Wissensfonds”, so Co-Founder Prossliner im Interview.

Ein dafür zugeschnittenes Netzwerk gibt es in der Grazer Life Science Szene: “Auch abseits institutioneller Veranstaltungen befinden wir uns hier in einem sehr lebendigen Startup-Umfeld. Vieles passiert auf Eigeninitiative von Gründer:innen. Das Startup-Leben hier ist wirklich Gold wert.”

Global Player nur “fünf Rad-Minuten entfernt”

“Wir sind Hardware-Hersteller, wir brauchen Hochpräzisionsfertiger für unsere Prozesstechnologie. Die Steiermark und insbesondere Graz haben sich zu einem Stakeholder-Nest der besonderen Vielfalt entwickelt. Kooperationspartner aus Industrie, Wirtschaft und Forschung sitzen hier in unmittelbarer Nähe. Wir finden Experten, Lieferanten und Fertiger mit extremer Präzision und einer super Verlässlichkeit”, erzählt Prossliner und meint weiter: “Wir arbeiten hier in einem sehr engen Umfeld mit einer sehr schnellen Dynamik. Das ist unglaublich wertvoll.”

Ein ganzes Stakeholder-Feld mit internationaler Spitzenstellung findet sich also im Grazer Becken. Oder, wie es Gründer Prossliner erneut unterstreicht: “Da sind Global Player dabei, die wir in wenigen Rad-Minuten erreichen. Man muss also nicht gleich nach Asien oder in die USA, das Netzwerk gibt es hier auch.” Nicht umsonst spricht man seit geraumer Zeit von der “Medical Science City Graz” – mit Playern wie der Medizinischen Universität und dem Zentrum für Wissens- und Technologietransfer ZWT im Netzwerk.

Gerhard Prossliner (links) und Christian Hill (rechts) mit der Geschäftsführung des ZWT – Anke Dettelbacher (Mitte rechts) und Thomas Mrak (Mitte links) ©ZWT/Lunghammer.

Besenrein eingemietet

Grund genug auch für BRAVE Analytics, sich hier als aufstrebendes Life-Science-Startup niederzulassen. Nach seinen Anfängen in den Räumlichkeiten der MedUni Graz hat sich BRAVE Analytics nämlich im ZWT Accelerator einquartiert: “Wir waren unter den Ersten, die hier eingezogen sind. Als alles noch ziemlich besenrein war.”

Mittlerweile wird auch mit anderen dort sitzenden Startups stockwerkübergreifend genetzwerkt. Sei es im Stiegenhaus, bei Weihnachtsfeiern oder informellen ZWT-Treffen. Manchmal wird auch gemeinsam gefrühstückt und in den Abendstunden philosophiert. Daneben gibt es regelmäßige Get-Together-Formate wie das ZWT-Frühstück. Im Zuge der Startupmark finden auch themenspezifische Kooperationsformate wie der Life Science Pitch Day, ein exklusives Pitchingevent für Startups und Investor:innen aus dem Life Science-Bereich, statt.

Fußläufig flexibel

Thomas Mrak, Geschäftsführer des ZWT, erzählt dazu: “Vernetzung steht bei uns an erster Stelle. Und zwar nicht nur unter Foundern, sondern auch zwischen bereits etablierten Firmen, Unis, Instituten, Professor:innen und Ärzt:innen, die alle flexibel und fast fußläufig zu erreichen sind. Ich würde sagen, das ist die Essenz der Medical Science City Graz und bildet das optimale Umfeld, um als Spin-off Fuß zu fassen.”

Unterstützung gibt es im Grazer ZWT auch mit einer optimalen Infrastruktur und “startup freundlichen” Mietverträgen und Mietkonditionen: “Wir bieten Startups, die bei uns einziehen, ein einzigartiges Preis-Leistungsverhältnis, eine perfekte Ausstattung und sehr flexible Bedingungen. Vor allem hohe Investitionskosten und lange Bindungszeiten sind für Startups schon aufgrund ihrer dynamischen und teils volatilen Entwicklungen sehr kritisch, dabei helfen wir. Je nach Möglichkeit stellen wir nicht nur Büros und Laborinfrastruktur, sondern auch Seminar- und Besprechungsräume zur Verfügung.”

“Wir verstehen uns hier einfach sehr gut”

Unverkennbar gestaltet sich der Life Science Bereich in Graz als multidimensionaler Hub für Startups und Spin-offs – und das nicht nur auf akademischer Ebene: “Wir verstehen uns hier alle untereinander sehr gut. Es gibt kurze Wege, kurze Kommunikationswege und wir arbeiten zusammen auf Augenhöhe. Es klappt einfach zwischenmenschlich”, so Mrak.

BRAVE Analytics-Co-Founder Prossliner empfiehlt dahingehend: “Nutzt das tolle österreichische Förderungssystem. Wir haben hier vonseiten der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, des Austria Wirtschaftsservice aws und der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG tolle Unterstützung erhalten. Vom ZWT, der MedUni Graz, der Uni Graz und der TU Graz ganz zu schweigen.”

Und: “Bindet schon frühzeitig Kund:innen ein. Nur so ermittelt man die real-life Kundenbedürfnisse potentieller Märkte, und man kann vielleicht auch erste Umsätze generieren, die man wiederum mit Förderungen hebeln kann. Man muss sich schließlich auch finanziell stabilisieren, um für Investor:innen attraktiv zu sein.”

Der Asia Pull für Life Science

Aktuell erarbeitet BRAVE Analytics eine Investitionsrunde. Mittlerweile hält das Spin-off unterschiedliche Produkte und Kunden am Markt. Auch Industriepartner sind vorhanden. Aktuell befinde man sich in der Prescaling-Phase – mit einem starken “Asia Pull”. Interesse kommt nämlich zunehmend von Abnehmern aus Asien, wie Christian Hill erzählt:

“Unsere Technologie eignet sich nicht nur für die Pharmaindustrie, sondern auch für Wasser, Kläranlagen und Mikroplastik – und sogar für die Halbleiterindustrie. Wir bewegen uns hier in einem multidimensionalen Anwendungsfeld, gerade für das Umwelt- und Wassermonitoring. Das zieht viele Kunden aus Übersee an. Jetzt heißt es: die richtigen Schritte setzen und klug skalieren.”

Damit Christian Hill und Gerhard Prossliner ihre Ziele auch weiter verfolgen können, braucht es Menschen, die in den Life Science Sektor investieren: “Life Science ist ein Technologie- und Wissenschaftsfeld, das uns in Zukunft noch viel intensiver begleiten wird. Und auf das wir angewiesen sind”, so Thomas Mrak. Der ZWT-Geschäftsführer appelliert indes: “Es arbeiten so viele tolle Menschen mit persönlicher Motivation in diesem Feld. Diese haben das Potenzial, die Zukunft maßgeblich zu verändern. Doch dafür braucht es finanzielle Unterstützung, fundierte Netzwerke und noch mehr Aufmerksamkeit.”

Mehr Informationen zum steirischen Startup-Ökosystem und der Startupmark sind hier zu finden.

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