16.08.2024
CRYPTO WEEKLY

Kamala Harris – die große Unbekannte für Krypto?

Crypto Weekly #149. Viele in der US-Kryptobranche haben sich in den vergangenen Monaten als Unterstützer Donald Trumps positioniert. Werden mit dem Rückzug von Joe Biden die Karten neu gemischt?
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Die Kurstafel:

📉 Bitcoin wieder unter 60.000 Dollar gefallen 

Starten wir mit einem Blick auf die Marktentwicklung: Nach der scharfen Korrektur vor fast zwei Wochen hatte sich die Bitcoin-Kurs in der Vorwoche wieder über die 60.000-Dollar-Marke zurückgekämpft. Was ist seitdem am Markt geschehen? Nicht viel. Noch am vergangenen Sonntag rutschte der Kurs wieder unter die genannte Schwelle. 

Und seither dümpelte er so vor sich hin. Das Wochentief lag am Donnerstag bei knapp über 56.000 Dollar. Danach ging es leicht nach oben. Aber im Großen und Ganzen handelte es sich dabei um die üblichen Schwankungen, die nicht weiter nennenswert waren.

Das heißt auch: Vom im März erreichten Rekordhoch bei rund 73.800 Dollar aus gerechnet liegt Bitcoin weiterhin über 20 Prozent im Minus. Zum Vergleich: Der wichtigste US-Aktienindex, der S&P-500, liegt weniger als drei Prozent unter seinem Rekordstand. Der Kryptomarkt weist also durchaus eine gewisse Underperformance auf, die sicherlich alles andere als ein positives Signal ist.

Welche kryptospezifischen Gründe es gab, die in der jüngeren Vergangenheit den Markt belastet haben, haben wir in Crypto Weekly #146 thematisiert. Dass nun aber wieder die makroökonomischen Faktoren in den Vordergrund rück(t)en, daran hat sich nichts geändert. Der Abverkauf Anfang August hat dies bereits gezeigt. Und auch für die nähere Zukunft gilt: Die Impulse werden wohl von der Makro-Ebene kommen - im Positiven wie im Negativen. Die Zinsen in den USA und geopolitische Konflikte im Nahen Osten sind dabei wohl die offensichtlichsten Themen. 

Dass kryptospezifische Themen aktuell weniger in der Lage sind, den Markt stärker zu bewegen, hat auch der Start der Ethereum-ETFs (siehe Crypto Weekly #147) in den USA Ende Juli gezeigt: Auf die Krypto-Kurse hatte dieser einen eher überschaubaren Einfluss.

🇺🇸 Wie geht es im US-Wahlkampf nach dem Antreten von Harris mit dem Krypto-Thema weiter?

Apropos US-Politik. Diese war ja in den vergangenen Monaten ebenfalls ein großes Thema in der Krypto-Branche. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat sich im Mai sehr explizit als Pro-Krypto-Politiker positioniert (siehe Crypto Weekly #142). 

In weiterer Folge gab es auch Spekulationen um einen Kurswechsel der Biden-Regierung, was deren Haltung zur US-Kryptobranche angeht. Die erwähnte erstmalige - und früher als erwartet erfolgte - Zulassung der Ethereum-Spot-ETFs durch die Börsenaufsicht befeuerte diese Spekulationen. Denn: Der Chef der Behörde, Gary Gensler, sitzt auf einem politischen Ticket der Biden-Regierung. Ein Veto Bidens gegen einen von der Kryptobranche unterstützten Gesetzesentwurf (siehe Crypto Weekly #143) dämpfte diese Hoffnungen wieder.

Aber Biden ist als Präsidentschaftskandidat ja mittlerweile ohnehin Vergangenheit. Über die Positionen der neuen Kandidatin der Demokraten, Kamala Harris, ist nicht sehr viel bekannt. In den drei Wochen seit Ankündigung ihrer Kandidatur hat sie sich nie explizit zum Thema geäußert.

In der Kryptobranche haben nach Trumps Ankündigungen im Mai aber ohnehin viele ihre Entscheidung bereits getroffen. Dass Trumps Aussagen rein wahltaktischer Natur waren, sollte grundsätzlich klar sein. In der Vergangenheit hatte er sich sowohl spezifisch zu Bitcoin als auch zu Krypto generell kritisch geäußert. Für die meisten in der US-Kryptobranche spielt das aber auch nicht unbedingt eine große Rolle. Solange glaubhaft davon auszugehen ist, dass eine Trump-Regierung vom strikten Vorgehen der aktuellen Regierung gegen die Branche abgehen würde, reicht das den meisten schon. 

🤔 Wie positioniert sich Kamala Harris zur Kryptobranche?

Nach dem Rückzug Bidens gab es Medienberichte, wonach Berater:innen von Kamala Harris einen “Reset” der Beziehungen der aktuellen Regierung oder auch der Demokraten generell zur Kryptobranche anstreben. Viele in der Branche blieben aber skeptisch. Etwa Cameron Winklevoss. 

Das ist der Mitgründer der US-Kryptobörse Gemini und einer der beiden Winklevoss-Zwillinge, die international aufgrund ihres später verfilmten Rechtsstreits mit Mark Zuckerberg um die Gründung von Facebook bekannt wurden. Winklevoss schrieb auf X (vormals Twitter), dass sich Harris nicht bemühen solle, wenn sie nicht bereit sei, schnelle, weitreichende und konkrete Schritte zu unternehmen. Die Branche falle auf keinen Bluff rein - denn es handle es sich um eine “high IQ industry”. Ja, das hat er tatsächlich so geschrieben. 

Es ist grundsätzlich schon naheliegend, dass sich die Kryptobranche von der Politik der Republikaner etwas mehr erwartet als von den Demokraten. Einerseits wohl bereits ideologisch, andererseits aber auch aufgrund der Erfahrungen der vergangenen Jahre. Die sehr explizite Unterstützung Trumps durch viele in der Kryptobranche hat in diesem Ausmaß aber dennoch überrascht. Sie war aber wohl nicht ausschließlich auf Trumps Pro-Krypto-Aussagen zurückzuführen, sondern auch darauf, dass viele wohl auch davon ausgegangen sind, dass Biden die Wahl nicht mehr gewinnen wird können. 

Wie die Wahl ausgehen wird, weiß natürlich weiterhin niemand. Aber die Bewegung in den Umfragen zuletzt zeigte wieder ein offenes Rennen zwischen Harris und Trump. Möglicherweise waren viele in der Kryptobranche mit ihrer Unterstützung Trumps vorschnell. Zumal eben einiges auch dafür spricht, dass eine mögliche Harris-Regierung den Kurs des Biden-Kabinetts gegenüber der US-Kryptobranche nicht mehr in der Form fortsetzen würde. Gewissheit dazu gibt es aber aktuell weder in die eine noch in die andere Richtung. Vorerst bleibt Harris eine große Unbekannte für die Kryptobranche.


Disclaimer: Dieser Text sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Steuerberatung, Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Sie dienen lediglich der persönlichen Information. Es wird keine Empfehlung für eine bestimmte Anlagestrategie abgegeben. Die Inhalte von brutkasten.com richten sich ausschließlich an natürliche Personen.

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Die neue EU-Kommission steht. Hierzulande laufen dagegen nach wie vor die Regierungsverhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und NEOS mit ungewissem Ausgang. Währenddessen kommt nicht nur Österreich nicht aus der Rezession heraus und auch die Prognosen bleiben tendenziell negativ. Begleitet wird das Szenario von einer Häufung an dramatischen Appellen und Forderungen nach umfassenden Änderungen in der Wirtschaftspolitik.

Wie steht es wirklich um Österreich und die EU? Was sind nun die drängendsten Maßnahmen? brutkasten geht diesen Fragen gemeinsam mit führenden Köpfen der heimischen Innovationsszene nach.

Storebox-Co-Founder und -CEO Johannes Braith sieht im brutkasten-Interview auch Chancen, die die Krise biete, formuliert aber konkrete Maßnahmen, die dazu nun auf politischer Seite ergriffen werden müssten.


brutkasten: Düstere Prognosen und drastische Appelle stehen aktuell in der Wirtschaftsberichterstattung an der Tagesordnung. Wie beurteilst Du die Situation? Ist sie wirklich so dramatisch?

Johannes Braith: Ich beobachte die Großwetterlage natürlich laufend. Allerdings halte ich es für gut, wenn man sich in seinen daily Operations als Founder nicht zwangsläufig beunruhigen lässt. Gerade Startups sind es gewohnt Krisen zu managen bzw. mit ihnen umzugehen. In manchen Fällen kann dadurch sogar etwas Positives entstehen. Denn Krisen erzwingen oft Veränderungen, welche wiederum oft Chancen beinhalten.

Aber natürlich finde ich es beunruhigend, dass wir, was unsere Wettbewerbsfähigkeit in Europa angeht, so dramatisch den Anschluss verlieren. Ich hoffe, dass der steigende Schmerz dazu führt Regulierungen abzubauen und ein neues Selbstverständnis hinsichtlich Wirtschaft, Startups und Technologie einkehrt.

Welche gesamtwirtschaftlichen Maßnahmen sollten in Österreich möglichst schnell umgesetzt werden? Was muss unbedingt ins Regierungsprogramm?

Das Thema ist leider ziemlich mühsam, da sehr, sehr gute Vorschläge seit langer Zeit am Tisch liegen, die allerdings nicht umgesetzt wurden. Ein wichtiger Punkt ist es bestimmt, Risikokapitalgeber zu incentivieren – Stichwort Beteiligungsfreibetrag.

Noch wichtiger wäre es allerdings die Steuern auf Arbeit deutlich zu reduzieren. Wir sind in einer Zeit, in der wir die Extrameile gehen müssen. Das sollte auch belohnt werden. Man könnte z.B. Überstunden steuerlich freistellen, Pensionisten incentivieren, wenn sie in der Rente arbeiten möchten – eventuell gänzlich steuerfrei, oder man kann über Modelle nachdenken, mit denen man Vollzeitarbeit nicht nur ermöglicht (Kinderbetreuung) sondern eventuell auch belohnt.

Generell stelle ich mir die Frage, wie Menschen den Sinn in ihrer beruflichen Tätigkeit wieder zurückerlangen können. In vielen Gesprächen und Beobachtungen sehe ich, dass die Leistungebereitschaft extrem abgenommen hat. Ob das immer durch politische Maßnahmen geheilt werden kann, bezweifle ich. Ich halte viel von Selbstbestimmung und Eigenverantwortung.

Und was sollte die neue EU-Kommission unbedingt sofort angehen?

Regulierung massiv abbauen. Ich bin mit Storebox mittlerweile in sechs Ländern und mehr als 200 Städten operativ tätig. Es kann ja nicht sein, dass wir gefühlt hunderte unterschiedliche Regulierungen vorfinden, die das Prosperieren von Unternhemen extrem erschweren.

Was wären konkret für euch als Scaleup die wichtigsten Schritte auf nationaler und EU-Ebene?

Die Lohnkosten senken, Regulierungen massiv reduzieren und die Zuwanderung hochqualifizierter Personen massiv erleichtern.

Was bräuchte es, damit die Wiener Börse bzw. zumindest eine europäische Börse für einen IPO eines Scaleups wie Storebox attraktiv ist?

Große Anschlussfinanzierungen müssen in Europa mit europäischem Kapital getätigt werden, um ab einer gewissen Stage als logischen Schritt einen IPO auch in einem europäischen Heimatmarkt zu forcieren.

Aktuell wird nicht nur im Zusammenhang mit Börsengängen die Standortattraktivität stark diskutiert. War Abwanderung aus Europa für euch jemals ein Thema?

Aktuell noch nicht. Ich lebe sehr gerne in Österreich und sehe nicht alles nur negativ. Wir leben in einem tollen Land mit vielen Möglichkeiten, toller Infrastruktur und einigermaßen stabilen Verhältnissen. Die Verwaltung dieses Zustands wird allerdings nicht ausreichen. Es muss gestaltet werden, um den Standort attraktiv zu halten.

Bitte eine Prognose: Abhängig von den Entscheidungen, die in nächster Zeit getroffen werden – was ist das Worst- und was das Best-Case-Szenario für Europa?

Das Worst-Case-Szenario: Die EU zerfällt in unterschiedliche Lager, weil es nicht möglich war, Interessen zu alignen und die großen Hebel zu betätigen. Geopolitisch wäre das eine absolute Katastrophe!

Das Best-Case-Szenario: Die Wettbewerbsfähigkeit wird durch radikale Maßnahmen wieder hergestellt. Die Menschen spüren eine deutliche Entlastung, haben Perspektiven und glauben an eine bessere Zukunft. Europa wächst weiter zusammen und bleibt ein starker und wichtiger globaler Player.

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