19.04.2021

Billa Regional Boxen im Kreuzfeuer

Die neuen Billa Regional Boxen sorgen für erhitzte Gemüter. Da bekanntlich nichts im Leben nur schwarz oder weiß ist, haben wir uns in der Szene umgehört und fassen die Standpunkte der Betroffenen nachfolgend zusammen.
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Billa-Regional-Box_Followup
© Billa/Patrick Sommeregger-Baurecht

Nur allzu gern wird das Bild vom Kampf David gegen Goliath bemüht, wenn es um die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und großen Handelsketten geht. Man sitze zwar im gleichen Boot, aber während die Bauern rudern, geben die Konzerne die Richtung vor – heißt es in diversen Postings auf Social Media. Die Händler würden die Bauern – wie im aktuellen Fall rund um die Billa Regional Boxen – um einen wichtigen Zusatzverdienst bringen und ihr oft hart aufgebautes Direktvermarktungsgeschäft gefährden, wird seitens der Landwirte immer wieder unterstrichen. Am Ende des Tages bleibe ihnen nichts im Börserl, der Großteil der Marge lande beim Lebensmittelhändler, der sich werbetechnisch noch mit dem aktuell sehr en vogue seienden Thema Regionalität schmücken kann. Außerdem gebe es weder faire Preise noch eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe.

Wir Bauern kämpfen wirklich jedes Jahr gegen die Natur , gegen immer wieder obskure neue Auflagen die oft keiner mehr…

Posted by Biohof Kienreich on Sunday, April 18, 2021

Befeuert wird die Diskussion zudem von politischen Akteuren. Der Vizepräsident der Kärntner Landwirtschaftskammer Manfred Muhr etwa kann so gar nicht nachvollziehen, dass der Kärntner Landesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) das neue Konzept von Billa gutheißt. „Das Vorgehen Schuschnigs in dieser Sache grenzt an schwarze Schizophrenie. Die angebliche ‚Bauernpartei‘ ÖVP und deren Repräsentanten geben einem Handelskonzern unter dem Deckmantel der Nahversorgung werbetechnische Schützenhilfe und fallen den heimischen bäuerlichen Direktvermarktern damit in den Rücken.“

Landwirte mit differenziertem Bild

Aber nicht alle Bauern stimmen in diesen Grundtenor mit ein, wie der Kooperationspartner myAcker, der im Rahmen seiner Ackerboxen schon seit geraumer Zeit mit vielen Landwirten aus der Region zusammenarbeitet und mit dem myAcker Onlinegarten zusätzlich auch selbst Bewirtschafter landwirtschaftlicher Flächen ist, auf Nachfrage erklärt. Die beiden Gründer Patrick Kleinfercher und Christoph Raunig freuen sich, dass ein Lebensmittelhändler wie Billa den Weg zu mehr Regionalität einschlagen will und man diesen begleiten dürfe. “Wir waren in den vergangenen Wochen selbst bei allen Boxen vor Ort und haben durchwegs Positives gehört, sowohl von den Gemeindevertretungen und Bewohnern der Gemeinden, als auch von den Lieferanten, die sich über diese neue Vermarktungsmöglichkeit freuen. Ein faires Miteinander ist hier für alle Beteiligten wesentlich und – das können wir sagen – definitiv auch gegeben. Wir sind also der Meinung, dass hier in Summe etwas sehr Gutes entstanden ist und freuen uns deshalb auch entsprechend über diese Kooperation”, so die beiden Jungunternehmer. Bauern und kleine Produzenten aus der Region würden so die Möglichkeit erhalten, ihre Produkte direkt selbst in die Boxen zu liefern und sie in Gemeinden, wo es bisher keinen Nahversorger gab, zu präsentieren.

Billa: Faire Kooperation im Fokus

Bei der Rewe International-Tochter Billa weist man den Vorwurf, man würde unter dem Deckmantel der Regionalität nur die eigene Marge im Blick haben zurück. Ganz im Gegenteil pflege man einen fairen Umgang mit den Landwirten, wie Rewe International-Vorstandsvorsitzender Marcel Haraszti Ende letzten Jahres in einem Gespräch mit dem Standard unterstrich: “Wir pflegen einen korrekten, fairen Umgang mit Landwirten und haben zu ihnen langjährige Beziehungen. Österreich hat aber sehr kleinteilige Strukturen. Auf einzelne Bedürfnisse von Kleinstbetrieben einzugehen, ist schwierig. Wir wollen nicht kurzfristig auf Kosten der Landwirte profitieren. Andererseits müssen aber auch sie sich weiterentwickeln. Es gibt Bauern, die in der Vergangenheit verharren. Das geht nicht. Auch wir können nicht agieren wie vor 30 Jahren.”

Rewe International-Unternehmenssprecher Paul Pöttschacher verweist im Hinblick auf die Billa Regional Boxen zudem auf die vielen positiven Statements der Bürgermeister der entsprechenden Kärntner Gemeinden. Richard Unterreiner, Bürgermeister von Mörtschach, erklärt: „Die Rückmeldung der Bevölkerung ist sehr positiv. Vor allem zur Kooperation mit den Bauern, die auf diesem Weg ihre Naturprodukte vertreiben. Ich hoffe auf gute Zusammenarbeit und Weiterentwicklung in Zukunft.“ Vor der Genehmigung der Boxen hätte man in den betroffenen Gemeinden zudem mit den jeweiligen Landwirten das Gespräch gesucht. Es gibt demnach Bauern, die an die Boxen liefern, andere würden ihre eigenen Läden betreiben oder auf Märkte fahren.

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Er hat es bereits im Mai angekündigt und nun erreicht. Beim Pet-Tracking-Scaleup Tractive stehen aktuell 100 Millionen Euro jährlich wiederkehrender Umsatz zu Buche. Gründer Michael Hurnaus sieht mehrere Aspekte, die dem Erfolg zugrundeliegen.

Tractive: “Mitarbeiterwachstum kein Indikator”

“Wir hatten immer schon 40 bis 50 Prozent Wachstum, haben aber dabei immer im Vordergrund gehabt, nicht das Mitarbeiterwachstum als Indikator zu sehen, sondern nachhaltig zu wachsen”, sagt er. “Wir bewegen uns mit dem Haustiermarkt in einem dankbaren Markt, ja. Aber unsere gute Arbeitsleistung kommt nun zurück. Da hat uns die 4-Tage-Woche sehr geholfen. Wir haben nicht die faulen Mitarbeiter bekommen, die nur vier Tage arbeiten wollen, sondern gute Leute, die sich mit der Firma identifizieren.”

Das Paschinger Startup wagte erst vor rund dreieinhalb Jahren den Sprung in die USA, der auch gut vorbereitet war. “Wir haben acht Jahre lang gewartet, diesen Schritt zu gehen”, erklärt Hurnaus. “Wir wussten, wenn wir ‘in Europa gewinnen’, dann wird es leichter für uns, als für einen US-Amerikaner, der nach Europa will. Wir haben hier verschiedenen Länder, mehr Sprachen und unterschiedliche Währungen. Für uns war es die richtige Entscheidung.”

USA überholt Deutschland

Mittlerweile hat der US-Markt den bisherigen Spitzenreiter Deutschland überholt. Schätzungsweise 66 Prozent der US-Haushalte oder etwa 86,9 Millionen Familien besitzen in den Vereinigten Staaten ein Haustier. Dies geht aus der National Pet Owners Survey 2023–2024 der American Pet Products Association (APPA) hervor.

“Unsere Marktpenetration ist wesentlich geringer als in Deutschland”, sagt Hurnaus. “Wir werden im ersten Quartal 2025 auch in Mexiko launchen, in den nächsten beiden Jahren aber keine weitere Erweiterung anstreben. Der Fokus bleibt auf diesen Märkten.”

Tractive bald in Mexiko

Tractive hat in der Zeit seines Bestehens eine Wandlung erfahren. Jedes zweite Jahr hat man bisher ein Produkt für Hund und Katze herausgebracht – vor wenige Wochen den neusten Tracker. Dabei aber “sehr stark eine Transformation durchlaufen”, wie der Founder erklärt. Weg vom einfachen GPS-Tracker hin zum Gesundheitstracker.

“Es ist ein Frühwarnsystem und soll nicht den Tierarzt ersetzen. Wir sagen nur, dass wir etwas bemerkt haben, eine Veränderung im Verhalten oder bei der Bewegung, etc…”, erklärt Hurnaus. “Da steckt viel Potential darin. Denn wir haben erkannt, dass Leute den Bedarf haben, zu wissen, wie es dem eigenen Haustier wirklich geht.”

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