27.06.2023

Memocorby: Wiener MedTech-Startup muss Insolvenz anmelden

Memocorby produziert “multisensorische Würfel”, die u.a. Schlaganfallpatient:innen helfen sollen, ihre Sprache schneller wiederzulerlangen. Das Unternehmen soll nun saniert werden.
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Die "MemoCubes" von Memocorby | (c) Memocorby

Bei einem Krankenhaus-Aufenthalt nach einem Unfall sah die Neurolinguistin Elisabeth Dokalik-Jonak die gängigen Methoden in der Schlaganfall-Rehabilitation und nahm diese als veraltet wahr, wie sie dem brutkasten vor einigen Jahren erzählte. Eine erste Idee für eine neuartige Methode war damit geboren. Später sollte sie diese gemeinsam mit einem Team in “multisensorische Würfel” gießen – die MemoCubes. Dazu gründete Dokalik-Jonak 2016 das Startup Memocorby.

Memocorby- Würfel in Business- und Privat-Version

Seitdem wurde das Produkt mehrfach weiterentwickelt. Bald wurde die Zielgruppe von Schlaganfall-Patient:innen auf Demenz-Kranke und in weiterer Folge auf Personen mit Sprachstörungen – auch Kinder – erweitert. Die Memocorby-Würfel werden aktuell in einer “Pro”-Variante für Business-Kund:innen im Medizin- und Pflege-Bereich und einer “Home”-Variante für Privat-Kund:innen vertrieben.

Noch im Vorjahr EY-Auszeichnung als “Rising Star”

2021 gab der “Social Entrepreneurship VC Fonds” eine Beteiligung an Memocorby in nicht genannter Höhe bekannt. In den vergangenen Jahren erhielten das Startup und seine Gründerin Dokalik-Jonak zudem mehrere Auszeichnungen, darunter den Unternehmerinnen Award 2022 in der Kategorie Social Entrepreneurship und die Auszeichnung als “Rising Star” beim EY Scale-up Award 2022 in der Kategorie BioTech & Healthcare.

Insolvenz trotz (zu) hoher Nachfrage – Sanierung eingeleitet

Doch wie Angaben der Kreditschutzorganisationen KSV 1870 und AKV zu entnehmen ist, musste Memocorby nun Insolvenz anmelden. Angaben zur Höhe der Passiva und zur Anzahl der Gläubiger:innen sind aktuell nicht verfügbar. Jedenfalls soll das Unternehmen fortgeführt werden. Ein Sanierungsverfahren wurde beantragt. Die Nachfrage scheint jedenfalls gegeben zu sein. Zur “Home”-Version des Würfels heißt es auf der Page: “Aktuell sind wir, auf Grund der hohen Anfrage, leider ausverkauft. Die nächste Serie ist aber bereits in Produktion und kommt im Herbst 2023 auf den Markt”. Die Gründerin konnte dem brutkasten auf Anfrage gegenwärtig noch kein Statement dazu geben.

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(c) Christoph Steinbauer & Das Merch

Die Initiative No Walls Left wurde ursprünglich von Ali Mahlodji, Klaus Buchroithner (Das Merch), Colin Linde und Hannes Puchner ins Leben gerufen. Bereits 2020 und 2023 wurden Kampagnen umgesetzt, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Zudem schloss sich auch Patricia Wenigwieser, Frauenpreisträgerin der Stadt Linz 2024, dem Team an.

No Walls Left startet auch in diesem Jahr wieder eine Kampagne. Die Initiatoren machen hierfür erstmals mit UN Women Austria und deren Orange the World Kampagne gemeinsame Sache. Die UN-Initiative findet jährlich zwischen dem 25. November, dem “Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen”, und dem 10. Dezember, dem “Internationalen Menschenrechtstag”, statt.

No Walls Left spendet Geld an den Orange Fund der UN Women

Pünktlich am 25. November öffnet der No Walls Left-Webshop seine Türen und startet die Charity-Kampagne, “Kunst, die bewegt”. Zu erwerben gibt es T-Shirts mit exklusiven Designs und Botschaften aufstrebender, österreichischer Künstler:innen. Die T-Shirts werden durch das Linzer Startup Das Merch fair und umweltfreundlich in Portugal hergestellt. Der Preis beträgt 38 Euro pro Shirt – ein Symbol für den 8. März, den Internationalen Frauentag.

Das gesamte Team arbeitet ehrenamtlich. Der Reinerlös fließt direkt als Spende in den Orange Fund der UN Women. Mit Spendengeldern realisieren die UN Women jährlich etwa 170 lokale, effektive Programme zur Gewaltprävention. Je mehr Mittel zur Verfügung stehen, desto mehr Projekte können umgesetzt werden und desto weniger Frauen müssen unter geschlechtsspezifischer Gewalt leiden.

Kritik an Werbebotschaften großer Konzerne

In den vergangenen Jahren konnte die Initiative übrigens über 68.000 Euro an Spenden sammeln, die unter anderem an Frauenhäuser überreicht wurden (brutkasten berichtete). Der Name No Walls Left möchte zudem auf einen weitere Misstand in unserer Gesellschaft hinweisen. “Die Wände unserer Städte sind voll mit Werbebotschaften großer Konzerne. Wenn keine Wände mehr übrig sind, um Menschen an wichtige gesellschaftliche Themen zu erinnern, müssen wir selbst zu Träge:innen dieser Botschaften werden”, so die Initiative in einer Aussendung.


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