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“Das Wort Notar kommt vom römischen Begriff Notarius. Das waren Schnellschreiber, die Urkunden errichtet haben”, erklärt Michael Umfahrer, Präsident der Österreichischen Notariatskammer (ÖNK). Eines habe sich seitdem nicht geändert: “Schon damals hat man sehr vertrauenswürdige Leute dafür gebraucht”. Das Notariat entwickelte sich nach der Antike in Europa im Laufe der Jahrhunderte weiter. Im damaligen Österreich-Ungarn erfolgte ein entscheidender Schritt vor 150 Jahren: 1871 wurde unter Kaiser Franz Josef eine Notariatsordnung eingeführt, die in ihren Grundzügen bis heute gilt.
Heute, 28.10., um 16:00 Uhr wird ein brutkasten-Talk mit Michael Umfahrer, Präsident der Notariatskammer, ausgestrahlt.
Immer wieder neue Aufgaben für das Notariat
Im Wesentlichen umfasste und umfasst das damals eingeführte Berufsrecht die Aufgaben Grundbuch, Vermögensrecht und die Funktion des Gerichtskommissärs. “In diesen 150 Jahren haben wir als Notar:innen ein großes Vertrauen in der Bevölkerung erworben. Man weiß, dass Notar:innen unparteiisch handeln und jeden Menschen über seine rechtlichen Möglichkeiten aufklären”. Dadurch ergebe sich ein weites Aufgabenfeld. “Und es tun sich immer wieder neue Dinge auf, die zum Profil passen, die dem Notariat übertragen werden”, sagt Umfahrer. So sei etwa derzeit vorgesehen, den Berufsstand auch bei der Neuregelung der Sterbehilfe miteinzubinden.
Bundesweit gibt es heute 528 Notar:innen. Neben den gesetzlich verankerten Tätigkeiten spielt die Beratung eine entscheidende Rolle im Berufsbild. “Die Rechtsentwicklung ist den einzelnen unüberschaubar, dadurch ergab sich logisch dieser Schwerpunkt”, erklärt der ÖNK-Präsident. Es sind etwa Fragen aus dem Familien-, Erb- und Immobilienrecht sowie aus dem Unternehmens- und Gesellschaftsrecht, die Klient:innen zu Notar:innen führen. “Wir begleiten Menschen rechtlich in ihren entscheidenden Lebensphasen – privat und beruflich”, sagt Umfahrer.
Sensible Rechtsfragen brauchen menschliche Expertise
Weil diese Fragen mitunter sehr sensibel sind, erwartet der ÖNK-Präsident auch in Zukunft einen großen Bedarf an einer menschlichen unparteiischen Instanz. “Die technologische Entwicklung ist immer Mittel zum Zweck. Sie kann unsere Tätigkeiten erleichtern, beschleunigen und uns helfen, unseren Beruf noch besser zum Wohl der Menschen ausüben zu können. Aber ich bin ganz sicher, dass kein LegalTech- oder Blockchain-Programm unsere Tätigkeit vollständig ersetzen kann”.
In diesem Sinne setzt die Notariatskammer seit jeher auf die Nutzung neuer technologischer Möglichkeiten. So gibt es etwa das digitale Testamentsregister, in dem heute mehr 2,3 Millionen Testamente registriert sind, seit fast 50 Jahren. 2000 wurde das elektronische Urkundenarchiv cyberDOC eingerichtet, das nicht nur das erste e-Archiv war, sondern nach wie vor führend auf seinem Gebiet ist. Die Gesamtzahl der aktuell gespeicherten Urkunden liegt bei knapp 13 Mio., davon mehr als 2,7 Millionen notarielle Urkunden.
“Voll-Digitalisierung des Notariats ist logischer weiterer Schritt”
Seit 2017 besteht die Möglichkeit, GmbHs auch digital im Notariat gründen zu können. “Wir haben schon vor der Pandemie an der digitalen GmbH-Gründung gearbeitet, obwohl die Nachfrage damals gar nicht groß war. Dann wurde das plötzlich dringend gebraucht. Wir können die weiteren Entwicklungen zwar nicht voraussehen, aber es wird sie geben und um dem gerecht zu werden, kann man nichts anderes machen, als am Puls der Zeit zu bleiben”, sagt Umfahrer. Die in der Pandemie gestartete Voll-Digitalisierung des Notariats sei da nur ein logischer weiterer Schritt.