21.04.2020

“2 Minuten 2 Millionen” Folge 12: Startup lehnt eine Million Euro ab

In der 12. Folge der aktuellen Staffel von "2 Minuten2 Millionen" ging es um e-Kellner, Klodeckel und Bienenprodukte. Zudem lehnte ein Startup ein gewaltiges Angebot ab.
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2 Minuten 2 Millionen, Martin Rohla, Leo Hillinger, Katharina Scheider, Hans Peter Haselsteiner, Florian Gschwandtner
(c) Puls 4/ Gerry Frank - Klemens Zleptnig und Philipp Etzlinger von uugot.it trafen eine überraschende Entscheidung.
kooperation

Den Anfang der 12. Folge der aktuellen Staffel von “2 Minuten 2 Millionen” machte Petar Iliev, CEO und Gründer von getsby (Iliev ist derzeit nicht mehr operativ bei getsby tätig – der brutkasten berichtete). Während seiner früheren Arbeit in einem Großkonzern stellte der Wiener ein Problem in der Kantine fest, dass sich auch auf andere Lokalitäten umlegen lässt: Restaurants mit ausgezeichnetem Essen bringen den unangenehmen Nebeneffekt mit sich, dass auch treue und begeisterte Kunden wegen des starken Andrangs meist länger warten müssen, bis sie ihre Bestellung aufgeben können. Dieses Problem soll die App getsby lösen, mit der User per Smartphone vorab bestellen und bezahlen können. Die Forderung für den persönlichen Kellner: 250.000 Euro für 20 Prozent Beteiligung.

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getsby: Verbindung mit dem Kassensystem des Restaurants

Auf technischer Ebene verbindet sich getsby mit dem Kassensystem des Restaurants – zugleich hat das Startup hier eine Vertriebskooperation, bei welcher der Anbieter des Kassensystems dem Gastronomen auch gleich die Lösung von getsby anbietet. Ergänzend dazu bekommt das Startup von den Usern Vorschläge zu Lokalen, die ihrer Meinung nach die Bestell-Lösung ebenfalls einsetzen sollten.

Fehler bei “2 Minuten 2 Millionen”: Umsatz verheimlicht

Die Präsentation von Iliev war souverän. Der Founder konnte sämtliche Fragen der Juroren beantworten und vor allem das Interesse von Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner erwecken und ihn weitgehend zufriedenstellen. Allerdings wollte Iliev nicht genau präzisieren, wie hoch der Umsatz von getsby ist. Seine Antwort: sechsstellig. Dies regte vor allem Katharina Schneider auf, die bereits zu Beginn ihre Abneigung gegen “effizientes Essen gehen” dargelegt hatte.

getsby, 2 Minuten 2 Millionen, Martin Rohla, Leo Hillinger, Katharina Scheider, Hans Peter Haselsteiner, Florian Gschwandtner
(c) Puls 4/ Gerry Frank – Petar Iliev, Gründer getsby, erregte den Unmut von Katharina Schneider.

Nicht interessiert an zukünftigem Umsatz

“Wenn ich heute investiere, dann muss ich doch den Umsatz wissen”, sagte sie ziemlich forsch und erhielt als Antwort: 40.000 Euro. Die Mediashop-Chefin erkannte sofort, dass es sich hierbei nicht um den erwähnten sechsstelligen Betrag handelt. Der Gründer erklärte, dass dies der angestrebte Umsatzbetrag des Startups sei.

Bewertung und Umsatz bei “2 Minuten 2 Millionen”

Bau-Tycoon Hans Peter Haselsteiner nannte die Idee des Unternehmers “total unsympathisch”. Iliev entgegnete, dass diese Einstellung “fair” sei, Haselsteiner wäre jedoch nicht die Zielgruppe. Ein Investor weniger. Winzer Leo Hillinger hingegen war von getsby angetan, hatte aber ein Problem mit der Bewertung. Er und Schneider verabschiedeten sich auch als mögliche Investoren. Da half es auch nicht, dass der Gründer seinen Finanzplan für die Zukunft ins Spiel brachte. Vor allem die Investorin führte sich “hinters Licht gebracht”, wie sie später mit unflätigen Worten preisgab.

Tech-Startups und der “anders” zu betrachtende Umsatz

Gschwandtner hatte, wie bereits in der Vergangenheit, mit einer höheren Bewertung für ein Startup aus dem technologischen Bereich, kein Problem. Man müsse schon “schauen” wo man zukünftig wachsen könne. Auch die Technologie des Unternehmens sei “richtig” und stelle die Zukunft in der Gastronomiebranche dar. Jedoch könne er nicht der nötige strategische Investor sein, den das Startup brauche.

Rohla wird mit Gamechanger-Aussage zum Gamechanger

Nachhaltigkeitsexperte Martin Rohla – kein Fan von digitalen Dingen – meinte, er kenne das Problem mit Wartezeiten im Gastro-Bereich. Zudem sei getsby ein Gamechanger. Er bot 200.000 Euro für 25,1 Prozent. Deal für getsby.

Die Imkerei: Bio-Bienenerzeugnisse bei “2 Minuten 2 Millionen”

Der nächste bei “2 Minuten 2 Millionen” war Florian Petersdorfer. Der Oberösterreicher betreut mit “Die Imkerei” 150 Bienenvölker und stellt traditionellen Honig her. Zusätzlich produziert er auch trockenen Honigwein und Nahrungsergänzungsmittel aus Bienenbrot. Die Kapseln des Startups sind reich an Inhaltsstoffen, die gut für das Immunsystem und den Stoffwechsel sein sollen. Seine Forderung: 100.000 Euro für 20 Prozent.

“Wein machen kann ja jeder”

Nachdem geklärt war, dass der Gründer den Bienen nichts raube, sondern den überschüssigen Blütenpollen entnimmt und über 80 eigene Bienenvölker verfügt, kam heraus, dass sich der Pitcher und Hillinger bereits seit mehr als 25 Jahren kennen. Der Winzer verlangte den Honigwein und lobte das Produkt nach der Kostprobe. Musste sich jedoch von Haselsteiner anhören: “Wein machen kann ja jeder”.

2 Minuten 2 Millionen, Martin Rohla, Leo Hillinger, Katharina Scheider, Hans Peter Haselsteiner, Florian Gschwandtner
(c) Puls 4/ Gerry Frank – Florian Petersdorfer von “Die Imkerei” konnte gleich mehrere Investoren mit seinem Startup beeindrucken.

Ziegenstall und intensive Landwirtschaft

Nach einer Warnung in Richtung des Juror-Kollegen, dass dieser Mut nicht mit Wahnsinn verwechseln sollte, ging es um das Nahrungsergänzungsmittel. Der Gründer zählte die Vorteile auf, wie etwa, dass es entzündungshemmend sei, als plötzlich Haselsteiner meinte, es schmecke ein wenig nach Ziegenstall oder zumindest nach intensiver Landwirtschaft.

Investoren überbieten sich

Der Jahresumsatz des Startups betrug ohne die neuen Produkte bisher bereits 60.000 Euro und der Gründer plane, ihn für 2020 mehr als zu verdoppeln, sagte er. Schneider zeigte sich an der Nahrungsergänzung interessiert, wollte aber nichts mit dem Wein zu tun haben – sie stieg aus. Haselsteiner meinte, ein derartiges Projekt “gehört unterstützt” und bot 100.000 Euro für 26 Prozent. Hillinger warf ein, dass er das gleiche Angebot abgeben wollte. Ging aber auf 110.000 Euro rauf.

“risk sharing”?

Haselsteiner nahm den Kampf an und erhöhte auf 120.000 Euro. Rohla bot daraufhin an, dass er bei jenem Investor, der den Deal bekäme, gerne mitmachen wolle. Er nannte es “risk sharing”. Gschwandtner hingegen “matchte” das Angebot Haselsteiners und verwies auf sein Interesse an den Kapseln und daran, sie online zu vertreiben.

Doch alle fünf “2 Minuten 2 Millionen”-Investoren

Zusammengefasst: alle vier Herrschaften wollten bei “Die Imkerei” auf irgendeine Art und Weise mitmachen und boten viermal 30.000 Euro für 26 Prozent. Das Ergebnis: Der Gründer schlug eine Verhandlungsrunde vor, in der alle fünf Investoren – inklusive der bereits ausgetretenen Katharina Schneider – beteiligt wären. Es gab allgemeine Zustimmung für fünfmal 24.000 Euro. Deal für “Die Imkerei”.

hyto: Sterilisierbares WC-System

Die nächsten im “2 Minuten 2 Millionen”-Studio waren Peter Mayr und Karl Watschinger mit “hyto WC”. Dabei handelt es sich um ein sterilisierbares WC-System, das einfach zu reinigen und ganz ohne Werkzeug von der WC-Schüssel abnehmbar ist – der brutkasten berichtete. So soll es keine Ecke und keinen Spalt geben, die nicht erreichbar ist und gereinigt werden kann. Die WC-Brillen-Lösung gibt es zudem auch in einer Variante mit Sitzerhöhung. Die Gründer forderten 200.000 Euro für zehn Prozent Firmenanteile.

Die alte “Leier”: Umsatz

Bisher wurden 1500 Stück von dem europaweit patentierten Produkt verkauft. Das Patent für die USA stehe kurz vor der Erteilung, so die Gründer. Danach ging es um die Bewertung. Wie so oft bezogen sich die Gründer auf die Möglichkeiten, die der Markt liefere, nicht aber auf den aktuellen Umsatz – und die Investoren, allen voran Leo Hillinger, kamen damit nicht klar.

 Hillinger, Gschwandtner, Schneider, Haselsteiner, Rohla, Kuntke, Zech, REWE, Startup
(c) Puls 4/ Gerry Frank – Das Startup hyto WC zeigten eine hygienische Klo-Brillen-Lösung bei “2  Minuten 2 Millionen”.

Spitäler und Hotellerie als Zielgruppe

Katharina Schneider stimmte allerdings zu, dass ein Markt für die Lösung von hyto da wäre. Allein die Klobrillen-Auswahl in Baumärkten würde dafür sprechen. Das Gründer-Duo argumentierte gut und lenkte den Blick auf Spitäler und Hotellerie, die leicht und regelmäßig den Klodeckel fürs maschinelle Säubern abnehmen könnten.

Anderes Geschäftsmodell besser?

Haselsteiner hielt das Produkt für eine Verbesserung der Technologie. Er wollte aber das Risiko nicht eingehen, zu investieren. Ähnlich dachte Gschwandtner und war der nächste der sich als möglicher Financier verabschiedete. Rohla meinte, in den Vertrieb zu gehen, wäre der falsche Weg. Das Unternehmen solle versuchen, das Patent an Klo-Hersteller zu verkaufen. Katharina Schneider indes war von den Verkaufszahlen zwar beeindruckt, hatte aber keine Expertise in der Branche und stieg ebenfalls aus. Kein Deal für hyto.

MoSo: Regionaler Selbstbedienungsladen bei “2 Minuten 2 Millionen”

Als nächster versuchte Markus Wegerth sein Glück bei “2 Minuten 2 Millionen”. Mit seinem MoSo (Montag bis Sonntag) Markt peilt er durch ein flexibles Selbstbedienungskonzept in seinen Pop-Up Stores an, auch abgelegenen Dörfern eine Nahversorgung zu ermöglichen. Dafür bietet er in den eigens aufgestellten Containern regionale Waren an. Regionale Landwirte und Produzenten haben dadurch weitere Möglichkeiten, ihre Produkte zu verkaufen. Er forderte für 20 Prozent 250.000 Euro, um ein Franchise-Konzept zu entwickeln.

Mit 20.000 Euro Franchise Partner werden

Haselsteiner zeigte sich vom Gründer und dem Konzept angetan. Wegerth erklärte, dass ein Unternehmer fünf Container brauche, um davon Leben zu können. In einem Container befinden sich rund 350 verschiedene Artikel. Der Gründer hatte an Franchise-Partner diverse Anforderungen, darunter ein Netzwerk zur Gemeinde. Interessierte könnten für 20.000 Euro einsteigen.

Einer höher als der andere…

Schneider und Gschwandtner fanden die Idee des Gründers gut, stiegen aber aus. Leo Hillinger bot danach 150.000 Euro für 20 Prozent. Und er bekam Konkurrenz. 250.000 Euro für 26 Prozent legte Haselsteiner nach. Der wiederum bekam mit Rohla einen Gegner: 300.000 Euro für 25,1 Prozent – so dessen Offerte. Es kam zur Kooperation mit dem Nachhaltigkeitsexperten. Deal für MoSo.

Moso, MoSo, 2 Minuten 2 Millionen, Martin Rohla, Leo Hillinger, Katharina Scheider, Hans Peter Haselsteiner, Florian Gschwandtner
(c) Puls 4/ Gerry Frank – Markus Wegerth möchte die Nahversorgung in ländlichen Bereich wiederbeleben.

uugot.it: Sprachen lernen mit “Netflix-Schauen”

Das Wiener Startups uugot.it rund um Co-Founder und CEO Philipp Etzlinger war das nächste Unternehmen bei “2 Minuten 2 Millionen”. Über ihre Sprachlern-App können sich Sprach-Schüler tagesaktuell Fernsehsendungen untertitelt ansehen und sich je nach Bedarf Worte und Passagen in die eigene Sprache übersetzen lassen. Dabei können die Videos etwa auch langsamer abgespielt werden, um ihnen besser folgen zu können.

Von Linz nach Lateinamerika

Im April 2016 erfolgte nach einigen Monaten Vorarbeit die offizielle Gründung (der brutkasten berichtete im Februar 2016 erstmals über das Startup, das sich bereits 2015 einen Award holte). Im Frühjahr 2017 ging man nach der ersten Entwicklungsphase erstmals mit der Lösung im Rahmen eines Pilot-Projekts mit der Stadt Linz an die Öffentlichkeit. Seitdem folgten weitere Kooperationen mit der oberösterreichischen Hauptstadt, aber etwa auch mit Bildungseinrichtungen im lateinamerikanischen Raum, mit umfangreichen (Beta-)Tests. Der Co-Gründer und CTO Klemens Zleptnig forderten für die Sprachlern-App, die sich der Integration von Einwanderern verschrieben hat, 300.000 Euro für 16 Prozent.

Neun Sprachen im Repertoire

Die App ist an Mediatheken von Fernsehsendern angebunden und gibt Usern die Möglichkeit, während des Streamens etwa ein Wort, das sie nicht verstehen, nachzusehen. Dies passiert durch einen einfachen Klick auf den Begriff aus den Untertiteln. Jener wird sofort übersetzt und fürs spätere Lernen abgespeichert. Bisher sind neun Sprachen im Angebot.

uugot.it, 2 Minuten 2 Millionen, Martin Rohla, Leo Hillinger, Katharina Scheider, Hans Peter Haselsteiner, Florian Gschwandtner
(c) Puls 4/ Gerry Frank – Philipp Etzlinger und Klemens Zleptnig versprechen mit ihrer App Sprachlehre beim “Fernschauen”

SaaS-Modell

Nach dem Pitch, der im zweiten Versuch fehlerfrei war, wollte Gast-Juror Heinrich Prokop wissen, wie das Startup Geld verdiene. Antwort: Das Unternehmen erhält mit seinem SaaS-Modell und für Lizenzen für Bildungseinrichtungen und öffentliche Institutionen eine Nutzungsgebühr.

Drei Investoren weniger

Hillinger war der erste der ausstieg. Neben der hohen Bewertung fehle ihm die mögliche Skalierung. Der zweite Gast-Juror, N26 Co-Founder, Maximilian Tayenthal hatte das Konzept und die Monetarisierung des Unternehmens nicht gänzlich verstanden und verabschiedete sich, so wie Rohla, auch als möglicher Investor.

Einnahmen besser erklären

Florian Gschwandtner meinte, Bildung sei das wichtigste Thema in Österreich, allerdings habe ihm der Pitch nicht gut gefallen. Zudem wäre die Bewertung zu hoch. Prokop blieb am Ende noch immer ohne Ahnung, wie uugot.it Geld verdiene und meinte, dies müsse man als Gründer Investoren besser erklären. Kein Deal für uugot.it.

Millionen-Angebot bei “2 Minuten 2 Millionen”

Allerdings konnte Daniel Zech das nicht so stehen lassen. Im namen von SevenVentures verteilt er auch heuer wieder Medienbudget. Er bot eine halbe Million Euro für TV-Werbung für 13 Prozent Beteiligung in einem ersten Schritt plus eine Option für nochmal 13 Prozent für die gleiche Summe.

Überraschende Antwort

Die Gründer kamen zurück und lehnten die Million ab. Die Begründung: das Startup war für die Weiterentwicklung der Applikation auf der Suche nach einem Cash-Investment ins Studio gekommen. Sie würden zudem eine andere Vertriebsschiene anstreben und hätten den B2B-Bereich im Auge. Ein Medien-Budget helfe momentan nichts. uugot.it ging ohne Geld.


⇒ Die Imkerei

⇒ Getsby

⇒ hyto WC

⇒ MoSo Markt

⇒ uugot.it

⇒ Puls 4/ 2Min2Mio

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Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer)
Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

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„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?


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AI Summaries

“2 Minuten 2 Millionen” Folge 12: Startup lehnt eine Million Euro ab

  • Bestell-App getsby erhält trotz Verwirrung Deal-Angebot
  • Bienen-Startup “Die Imkerei” begeistert gleich mit zwei Produkten
  • hyto WC macht den Klodeckel zum Fokus ihres Unternehmens
  • Der MoSo-Markt möchte das Nahversorgertum wiederbeleben
  • Die Sprachlern-App uugot.it hat Probleme Geschäftsmodell zu erklären, erhält dennoch Mega-Angebot

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