30.04.2019

“2 Minuten 2 Millionen”: Fünf Investoren für Alufolien-Alternative aus Bienenwachs

In der aktuellen Folge der Startup-TV-Show ging es um eine Bienenwachs-Verpackung, die auf ganzer Linie überzeugen konnte, um ein Rollenspiel für Kinder, eine Handywaage für Lebensmittel und einen Bot für regionale Produkte. Zudem erkannte die einzige weibliche Investorin im Studio das Potential eines Produkts, das ihren männlichen Kollegen verborgen blieb.
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(c) Gerry Frank - Rosa Binder und Benedikt Wurth sorgten mit ihrer Bienenwachs-Folie für reichlich Aufruhr unter den Investoren.

In der 13. Folge von “2 Minuten 2 Millionen” versuchte Daniel Blumer mit seinem Startup myGrams als erster die Jury von seinem Produkt zu überzeugen. Der Gründer hat eine Nährstoff-Waage für die Hosentasche entwickelt, das in Kombination mit einer App genaue Nährwertangaben der Lebensmittel anzeigt. Gedacht ist die Erfindung für Diabetiker, Bodybuilder aber auch Nutzer, die eine Diät machen möchten. Kurz vor dem Auftritt in der Show kam es jedoch zu einem Schockmoment für das Team von myGrams. Der Prototyp funktionierte nicht.

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Kapital für Serienproduktion gesucht

Nach einem Neustart der App konnte die technische Panne jedoch behoben werden. Blumer trat zum Pitch an und hoffte, dass er einen Investor für die Serienproduktion seiner Waage für sich gewinnen kann. Die Handhabung der Erfindung sei laut Blumer einfach: User müssen die App am Smartphone öffnen, das jeweilige Nahrungsmittel (Apfel, Banane, Orange etc.) auswählen und dieses auf die “Handywaage für unterwegs” legen. Die Waage und die App erkennen durch das Gewicht die Nährwerte, die dann am Smartphone erscheinen. Der Gründer forderte 100.000 Euro für zehn Prozent der Firmenanteile.

“Zu sehr early stage”

Die Idee von Blumer, der relativ frisch aus China anreiste, stieß auf reges Interesse seitens der Jury, allerdings missfiel dem Wein-Experten Leo Hilinger die hohe Firmenbewertung, da das Startup bisher nur einen Prototypen vorweisen konnte.

Martin Rohla nannte das Unternehmen zu sehr “early stage”, um für Investoren spannend zu sein. Er sollte recht behalten. Ein Jury-Mitglied nach dem anderen stieg aus. Wunsch-Investor und Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner wies darauf hin, dass der App-Markt (zudem noch kombiniert mit Hardware) ein sehr schwieriger sei. Er fand die Idee jedoch “sehr cool”. Der Juror unterstütze das Vorhaben der Gründer eine Crowd-Funding-Kampagne zu starten, um zu testen, ob der Bedarf nach der Waage besteht. Investment gab es jedoch keines.

(c) Gerry Frank – Daniel Blumer versuchte die Jury mit seiner portablen Waage und dazugehöriger App zu überzeugen.

“Nicht der Feind unseres Geldes”

Abschließend stimmte Hilinger seinen Vorrednern zu. Es wäre zu früh, um zu investieren. “Wir sind nicht der Feind unseres Geldes”, sagte er und verwies auf einen möglichen späteren Zeitpunkt, um für ein Investment interessant zu sein. Notiz am Rande: Gleichzeitig zur Ausstrahlung der Sendung startet mit 30. April die Indiegogo-Kampagne des Startups mit dem Ziel 40.000 Euro Investment zu erreichen (Hintergrundbericht zur myGrams Indiegogo-Kampagne).

Bienenwachs statt Alufolie

Der zweite Auftritt bei “2 Minuten 2 Millionen” gebührte Benedikt Wurth und Rosa Binder. Mit Jausnwrap hat das Duo eine nachhaltige und wiederverwendbare Alternative zu Alu- und Frischhaltefolie entwickelt. Das Produkt besteht aus einem Baumwollstoff, der in Bienenwachs, Baumharz und Jojobaöl getränkt wurde. Zudem sei es regional und biologisch zertifiziert. Durch das Bienenwachs passe sich der Jausenwrap jeder Form an und ist zudem für kalte Speisen nutzbar. Für ihre Idee wollten die Gründer 100.000 Euro für 15 Prozent Beteiligung.

Zuerst ein Startup-Ticket…

Bau-Tycoon Haselsteiner zeigte sich interessiert und stellte Fragen hinsichtlich Produktion und Skalierbarkeit. Die Gründer meinten, sie könnten ihr “Business” ausbauen, jedoch nicht ganz Österreich versorgen. Im Startjahr 2017 machte das Startup 250.000 Euro Umsatz. Mitten in der Diskussion rund um Herstellungsmengen und Wachstumspotential des Unternehmens, meldete sich Markus Kuntke zu Wort. Er verteilte das Startup-Ticket (maßgeschneidertes Coaching von Verkaufs- und Marketingprofis der REWE-Group) an die beiden Jung-Unternehmer.

(c) Gerry Frank – Auch die Investoren Martin Rohla und Florian Gschwandtner zeigten sich an Jausenwrap interessiert.

…dann fünf Investoren

Haselsteiner bot plötzlich 100.000 Euro für 25,1 Prozent und stoppte den bis dato lebendigen Diskurs über das Bienenwachs-Produkt. Mediashop-Chefin Katahrina Schneider meinte daraufhin, sie wäre in einer Kooperation mit einem Partner auch dabei. Hilinger, Gschwandtner und Rohla warfen kurz danach ein, dass sie sich ebenfalls gerne beteiligen würden. Zusammenfassend lautete das Angebot also: fünfmal 20.000 Euro für 25,1 Prozent plus ein Darlehen von je fünfmal 10.000 Euro von allen Investoren. Deal!

Erlebbare Geschichte für Kinder

Der nächste Pitch kam vom Startup myDinoBox. Harald Wieser und Ernst Novak erzeugen eine Kindergeburtstagsbox mit einer erlebbaren Geschichte. Mit dabei in der Box sind eine Story, Deko und Requisiten inklusive einer Anleitung, wie man den Tag für die Kleinen organisiert. Im Onlineshop können Kunden die personalisierte myDinoBox zu sich nachhause bestellen. Die Gründer forderten für ihre Kinder-Animations-Idee 150.000 Euro für 20 Prozent Anteile.

(c9 Gerry Frank – Die Kindergeburtagsbox myDinoBox von Harald Wieser und Ernst Novak möchte Kinder ein fantasiereiches Erlebnis bieten.

Netzwerk-Investor gesucht

Das Herzstück des Unternehmens ist ein Buch, das Kindern wie eine “Gute-Nacht-Geschichte” vorgelesen wird und ein bestimmtes Motto besitzt. Dadurch werden die Kleinen wie bei einem Rollenspiel zum Mitmachen und Erleben animiert.

Mit dem Ziel einen gut vernetzten Investor zu gewinnen, ging das Unternehmen ins Studio. Rohla und Hilinger nahmen sich zwecks mangelndem Netzwerk in dieser Branche aus dem Rennen. Zudem sei der Preis von rund 300 Euro für eine Geburtstagsfeier mit zehn Kindern zu hoch. Die Gründer widersprachen und meinten, ihrer Erfahrung nach sei dieser Preis für viele Eltern kein Problem. Dennoch stiegen Gschwandtner, Haselsteiner sowie Schneider aus.

+++ MeKiBu: Weinviertler Startup lässt Kinderbücher online selbst gestalten +++

Schwimmender Beton bei “2 Minuten 2 Millionen”

Den vorletzten Auftritt des Abends absolvierte Burkhard Schuller. Sein Startup “KREATIV-LEICHTbeton” kreiert einen leichten, warmen und einfach formbaren Beton. Das Gemisch aus Zement und Vulkangestein bringe zudem nur ein Drittel von normalem Betongewicht auf die Waage und könne sogar schwimmen. Der nervöse Gründer forderte für seine Erfindung 60.000 Euro für 15 Prozent Beteiligung. Der Plan mit dem Kapital: Jemanden anzustellen, um mehr Zeit für seine Familie zu haben.

Ein Fall für den Bau?

Haselsteiner meinte Schuller wäre gefühlt der 35. Leichtbeton-Hersteller, den er kennenlerne und wollte den USP vom Gründer genannt haben. Jener argumentierte etwas holprig mit dem Gebrauchsmusterschutz für die Rezeptur des Betons und mit den Möglichkeiten ihn zu nutzen. Besonders Hobby-Bastler hätten laut Schuller Freude daran. Auch die Bau-Industrie wäre ein möglicher Kunde, wie der Erfinder erklärte. Sie würde bereits jetzt mit seinem Leichtbeton Raumzellen herstellen.

Bastler oder Industrie?

Die Erklärung drang nicht ganz zur Jury durch. Besonders der Plan des Gründers seinen Vertriebsweg online zu gestalten und damit den Privatkonsumenten zu erreichen, verwunderte die Jury. Rohla riet ihm eher in die Bauwirtschaft zu gehen. Bau-Experte Haselsteiner sah in der Erfindung hingegen nur ein schönes Nischen-Produkt. Den Rollout auf industrielle Basis würde er nicht erkennen. Die Konkurrenz wäre zu groß. Für ihn gebe es hier keinen Investment-Case. Alle Herren sprangen ohne Interesse an einer Beteiligung ab.

(c) Gerry Frank – Burkhard Schuller, mit Tochter, hatte Probleme seine Idee des Kreativleichbeton den Investoren näher zu bringen.

Wenn die Herren irren…

Wo Männeraugen schwächeln, braucht es wohl den weiblichen Blick. Katharina Schneider blieb also als letztes Jury-Mitglied über. Und sie überraschte, denn sie sa im Produkt großes Potential und wie gemacht für den Endkonsumenten. “Menschen würde es lieben, kreativ zu sein”, meinte sie und widersprach allen Herren der Runde. Sie bot 70.000 Euro für 25,1 Prozent plus Unterstützung des gesamten Mediashop-Netzwerks. Der Gründer stimmte zu und sorgte für freudige Gesichter bei seinen drei Kindern und dessen Ehefrau. Im Nachspann gestand er ein, die Erklärung seiner Vision hätte besser sein können.

Regional und digital

Der finale Pitch bei “2 Minuten 2 Millionen” kam von Gregor Wallner. Sein Chatbot Jingle, den er mit den Co-Foundern Lukas Binder und Kevin Bachmann gründete, soll Usern das Einkaufen in der eigenen Region erleichtern. Auf dem digitalen Marktplatz sind alle Händler aus der Umgebung mit ihrem Produktsortiment aufgelistet. Jeder dieser Händler erhält ein eigenes digitales Schaufenster. Kunden sollen so erfahren, wo das gesuchte Produkt in der Nähe zu finden ist. Für die Idee, den Einzelhandel digital und online verfügbar zu machen, wollte das Jingle-Team 120.000 Euro für acht Prozent Beteiligung.

Kleinhandel digitalisieren

Die kritischen Betrachtung der Investoren machten die jungen Gründer durch ihr hohes technisches Know-how wett, was vor allem bei Florian Gschwandtner gut ankam. Haselsteiner hingegen hatte seine Not, den jungen Unternehmern bei technischen Begriffen, wie Freemium-Modell, CSV-Datei oder API, zu folgen. Am Ende verstand aber jedoch die Idee hinter dem Startup, obgleich er sich als potentieller Geldgeber verabschiedete.

(c) Gerry Frank – Die Plattform Jingle möchte als digitaler Marktplatz Giganten der Szene Konkurrenz machen und mehr Fokus auf den Einzelhandel legen.

Viele Hürden und ein Angebot

Hilinger versprach Kunde zu werden, stieg aber ebenso wie Schneider aus. Die Dame in der Runde gab jedoch den Gründern den Tipp aus ihrem Geschäftsmodell etwas “Einfacheres” zu machen. Das Feld wäre zu groß und nicht umsetzbar. Nachdem auch Rohla ausstieg blieb Gschwandtner über. Er sah in ihrem Modell einige Hürden. Zuerst müssten die jungen Unternehmer bei den Leuten eine Verhaltensänderung bewirken. Auch hätten die kleinen Händler nicht alle Schnittstellen, die Jingle bräuchte, um alle Produkte aus deren Sortiment “einzuspeisen”. Bevor er beide Männer noch verabschieden konnte, meldete sich allerdings Daniel Zech zu Wort, der im Namen von SevenVentures heuer wieder Media-Budget an Startups verteilt. Er hatte eine Idee.

Es muss nicht alles über Amazon gehen.

SevenVentures Österreich ist Mehrheitsbeteiligter bei der Prospekt-Plattform Marktguru. Zech bot an, die Gründer beider Unternehmen zu vernetzen und Jingle eventuell in die Marktguru-Prospekt zu integrieren sowie mit einer Chatbot-Lösung zu verbinden. “Es muss nicht alles über Amazon und die US-Giganten laufen”, sagte er. Die Gründer nahmen den Trostpreis an, blieben aber ohne Deal. (ausführlicher Hintergrundbericht über eine sechsstellige FFG-Förderung für Jingle)


⇒ myGrams

⇒ Jausnwrap

⇒ myDinoBox

⇒ Kreativleichtbeton

⇒ Jingle

⇒ Puls4/2Min2Mio

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Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

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„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


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