14.01.2019

Zukunft des Supermarkts? Wenn KI das Abendessen bestimmt

Der tägliche oder Wochenendeinkauf von Nahrungsmittel wird sich durch die Digitalisierung ebenso verändern, wie viele andere Bereiche im Alltag. Künstliche Intelligenzen gestalten bereits heute den Lebensmitteleinkauf neu. Wir haben mit Christina Wilfinger, Director Solution Sales bei Microsoft Österreich und KI-Expertin, über diesen Wandel und dessen Möglichkeiten gesprochen.
/wenn-ki-das-abendessen-bestimmt/
KI, Microsoft, Dm, MPreis, Holland, Italien, Coop, Christina Wilfinger, Lutz
(c) Christian Wind - Christina Wilfinger erklärt inwiefern KI das Einkaufserlebnis für Kunden besser gestalten kann.
Der Summary Modus bietet einen raschen
Überblick und regt zum Lesen mehrerer
Artikel an. Der Artikeltext wird AI-basiert
zusammengefasst mit der Unterstützung
des Linzer-Startups Apollo AI.

Es dauert wohl noch eine Weile, bis der eigene Hausroboter den Lebensmitteleinkauf übernimmt, automatisch Nahrungsmittel bestellt und die Essvorlieben besser erkennt, als man selbst. Mit dem Smartphone in der Tasche jedoch – einem Gerät, das, wie allgemein bekannt, über mehr Technologie verfügt, als Neil Armstrong und Crew bei ihrem Mondbesuch zur Verfügung hatten – eröffnen sich mittels KI im Retail sowohl für Kunden als auch für Händler neue Möglichkeiten.

+++ Künstliche Intelligenz: “Menschen sind schlecht darin, neue Technologien richtig dosiert einzusetzen“+++

Österreichische Unternmehmen: bloß 5 Prozent mit fortgeschrittenem KI-Level

Österreich scheint in Sachen Digitalisierung im internationalen Vergleich etwas hintan zu stehen. Laut einer Studie von Microsoft und EY von 2018, bei der 277 Unternehmen befragt wurden, 21 davon im Lande, zeigt sich die Republik in Sachen Digitalisierung unterdurchschnittlich. Aktuell planen oder experimentieren 81 Prozent der österreichischen Unternehmen mit KI (im Europadurchschnitt sind es 89 Prozent), jedoch bloß fünf Prozent auf fortgeschrittenem Level. 14 Prozent der Unternehmer denken noch gar nicht über den Einsatz von Künstlichen Intelligenzen nach.

„In Österreich fehlt es noch an der Basis. Viele Unternehmen sind mitten in ihrer digitalen Transformation und noch nicht bereit, sich mit fortgeschrittenen Einsatzmöglichkeiten zu beschäftigen“, sagt Axel Preiss, Leiter Managementberatung EY Österreich in einer Aussendung. Dies gelte auch für den Retail-Bereich.

Der Einkäufer als Gewohnheitstier

„Ich als Kunde habe noch keine Chance ganzheitlich serviciert zu werden“, meint Christina Wilfinger. Die Microsoft-Sprecherin für Retail und Artificial Intelligence betont, dass man im Warenkorb durchaus einige Dinge automatisieren beziehungsweise standardisieren könnte. Der Einkauf des einzelnen Kunden bestehe zu 70 bis 80 Prozent immer wieder aus den gleichen Produkten.

Österreich als Follower

Andere Bereiche, wie Elektronik und die Modebranche wäen in Sachen KI (Stichwort: Avatare) schon weiter. Doch auch im Retail werde sich viel ändern, meint Wilfinger. Auch wenn Österreich in Sachen Digitalisierung ein „Follower“ sei und nicht wie etwa die nordischen Staaten ein Vorreiter, scheint die Transformation hierzulande langsam anzukommen. Wie Microsoft in einem Bericht erwähnt, gibt es international bereits bemerkenswerte Beispiele, die den Einkauf angenehmer gestalten sollen.

+++ Fokus: Artificial Intelligence +++

In Holland verkürzte Einkaufszeit durch KI

Albert Heijn, die größte Supermarktkette Hollands, nutzt in Kooperation mit dem PC-Giganten eine KI-gestützte Lösung namens „Predict My List“. Dabei erfasst, speichert und analysiert die Künstliche Intelligenz Online- und Offline-Einkaufsdaten von frühreren Einkäufen und berücksichtigt dabei sogar die Jahreszeit. Die Folge: Der Lebensmittelhändler kann seinen Kunden eine „optimale Einkaufsliste“ oder Rezeptvorschläge empfehlen. In vier seiner 1.000 Geschäfte gibt es beim niederländischen Konzern mit „Tap to go“ zudem eine Lösung, mit dem der Kunde ein Produkt bezahlen kann, indem er das Regal mit der Karte oder einem Handy berührt und wieder geht. Dies soll eigenen Angaben nach die durchschnittliche Einkaufszeit von vier Minuten auf zwanzig Sekunden verkürzen.

Jan Wilhelm-Dockher, General Manager bei Albert Heijn über AI und Data beim Einkauf von Nahrungsmitteln

Bodensensoren und Datenverarbeitung

Coop, ein Supermartknetzwerk aus Italien hat mit „Shoppy“ einen eingebauten Facebook-Chatbot entwickelt. Die KI kann auf anonyme Weise die auf der Einkaufsliste enthaltenen Daten eines Kunden verarbeiten und dadurch lernen – mit dem Ziel Einkaufsempfehlungen zu geben, über Aktionen zu informieren und durch das Merken der Einkaufshistorie dem Einkäufer ähnliche Produkte vorzuschlagen. Neben dem Chatbot hat Coop zudem Sensoren in den Fußboden eingebaut, um in Echtzeit zu erkennen, wo reger Verkehr herrscht, um die Regale rechtzeitig wieder zu befüllen.

Besser Abstimmung durch die Cloud bei MPreis

In Österreich fällt hinsichtlich KI der Tiroler Nahversorger MPreis auf, der sich für die Cloud entschieden hat und damit einen Schritt in Richtung Supermarkt der Zukunft machen möchte, wie Microsoft erwähnt. Die Cloud sorge hierbei für „eine verbesserte interne Abstimmung und legt den Grundstein für den Einsatz intelligenter Technologien, künftige innovative Kassensysteme oder E-Ink Preisschilder“.

Neue Geschäftsfelder eröffnen

In Deutschland wurden die Mitarbeiter vom Drogeriemarkt DM mit Smartphones und Office 365 ausgestattet, um mit dem sozialem Netzwerk (ehemals als Mikrobloggingdienst gestartet) und der Austauschplattform Microsoft Teams die Zusammenarbeit der verschiedenen Standorte zu verbessern. „Man ist näher am Mitarbeiter dran, wodurch besseres Feedback möglich ist. Dies kann zur Erschließung neuer Geschäftsfelder führen“, erklärt Wilfinger. Bestes Beispiel dafür ist die Erkenntnis, dass vor allem asiatische Touristen in den letzten Jahren bei DM stets große Mengen an Babynahrung erstanden haben. Deshalb hat die Kette 2017 den Online-Verkauf nach China gestartet und ihren Markenshop auf der chinesischen Handelsplattform „Tmall Global“ (Tochterfirma des Amazon-Konkurrenten Alibaba) gelauncht. Neben Beautyprodukten wird dort auch Babynahrung angeboten.

Mehr individuelle Beratung

In der allgemeinen Entwicklung der KI im Retail sieht Wilfinger vor allem für Kunden großen Mehrwert entstehen. Informationen zur Nachhaltigkeit, zum Schlachthof, zur Rückverfolgbarkeit der Lieferkette, zu Inhaltsstoffen oder Lebensmittelunverträglichkeiten werden durch KI (etwa am Smartphone) für den User leichter erhältlich sein, als bisher. „Die Shopping-Experience wird vereinfacht und individuelle Beratung wird besser möglich“, so Wilfinger weiter.

Darf sie das überhaupt?: KI und der Einsatz beim Lebensmittelkauf

Wie uns Thomas Lutz, Manager PR & Corporate Affairs bei Microsoft mitteilt, habe es zu diesem Thema unter seinem LinkedIn-Profil auch kritische Töne gegeben. „Nahrungsmittel sollten frei von Künstlicher Intelligenz bleiben“ so das Credo eines Users dort. Angesprochen auf die die Skepsis einer „Maschine“ die Entscheidung über das Essen zu überlassen oder sich von ihr zumindest beeinflussen zu lassen, zeigt Wilfinger ein wenig Verständnis, ohne aber dabei die stattfindende Entwicklung Außen vor zu lassen.

„Der Österreicher hat die Grundskepsis in seiner DNA“

„Es handelt sich um eine neue Technologie. Mit dem Begriffen Datenklau, herrschenden Unsicherheiten und weil die KI eine Unbekannte ist, ist es nur allzu menschlich so zu reagieren“, sagt sie. „Der Österreicher hat die Grundskepsis in seiner DNA“. Microsoft selbst stelle die KI unter etliche Prinzipien, so die Direktorin weiter. Man achte auf barrierefreien Zugang und wünsche sich zudem ein politisches „Framework“, um die Sorgen vor AI zu nehmen. „Microsoft leistet hinsichtlich dessen wichtige Arbeit, denn Technologien sind nicht bloß Experten vorbehalten“, führt Wilfinger aus, „Die Meisten erkennen bereits, dass der gesellschaftliche Wandel schon passiert“.


⇒ Zur Microsoft-Studie

Redaktionstipps
Deine ungelesenen Artikel:
24.03.2023

MO:ME:NT: Wiener Gründer möchte bis 2024 über 500 Marken ins Metaverse bringen

Der österreichische Gründer Pascal Haider ist mit seiner Web3-Plattform MO:ME:NT seit Herbst letzten Jahres am Markt vertreten. Hinter der Plattform steht die Venturetech AG mit Sitz in der Schweiz, die Momente aus dem Sport auf der Blockchain festhält und Marken ins Metaverse bringt.
/moment-metaverse-nft/
Pascal Haider, Gründer und CEO | (c) MO:ME:NT

Anfang Jänner sorgte eine Metaverse-Kampagne von KIA Austria für Aufsehen. Im Rahmen der Australien Open brachte KIA Austria gemeinsam mit den Partnern Laola1 und Havas Village Wien eine vierstellige Anzahl an Nutzer:innen ins Metaverse. Im sogenannten „KIA Kosmos“ konnten Nutzer:innen sich mit digitalen Avataren bewegen und umfangreich über das Grand-Slam-Turnier in Melbourne informieren. Die technische Umsetzung erfolgte dabei über die Web3-Plattform MO:ME:NT, die seit Oktober 2022 am Markt vertreten ist.

MO:ME:NT hält besondere Sportmomente als NFT fest

Gegründet wurde die Plattform vom Wiener Gründer Pascal Haider. Gemeinsam mit seinem Team – hinter dem die Venturetech AG mit Sitz in der Schweiz steht – entwickelt er Usecases für das Web3 und Metaverse. MO:ME:NT hält dabei Momente aus dem Sport auf der Blockchain für die Ewigkeit fest und zertifiziert diese in der Sekunde, wo sie stattfinden – beispielsweise wenn ein Fußballer ein Tor schießt. Für die Daten arbeitet das Unternehmen mit der Sportradar AG zusammen, die ein Datendienstleister für Sportmedien und die Sportwetten-Industrie ist.

Metaverse-Räume umranden das Konzept

User können laut Haider über die Plattform diese „einzigartigen Momente“ kaufen und sammeln. Umrandet wird das Konzept von Metaverse Räumen, wo die sogenannten „MO:ME:NTs“ ausgestellt sind, User sich als Communtiy austauschen und Aktivitäten erleben können. Dazu zählen beispielsweise Interviews mit promintenten Persönlichkeiten, Gamification-Elemente oder Gewinnspiele. Einer der ersten Usecases wurde im Zuge der Erste Bank Open ATP 500 im Oktober 2022 umgesetzt. Mittlerweile arbeitet das Unternehmen, neben den bereits genannten Partnern wie Laola1 und Kia Österreich, auch mit Burger King, dem holländischen Fussballclub FC Twente Enschede sowie BMW Dubai zusammen.

„Mit unserem ersten Projekt im Oktober konnten wir viele Erfahrungen sammeln und diese Erfahrungen für die weiteren Use-Cases einbringen. Mit KIA Österreich konnten wir im Tennis Segment den nächsten Schritt setzen und waren auch mit BMW bei den Dubai Duty Free Open vertreten. Nun sind wir so weit, dass wir unser Konzept breitflächig anbieten können“, so Pascal Haider, Gründer und CEO.

Onboarding von 500 Marken geplant

Wie Haider gegenüber brutkasten erläutert, sollen bis zum Ende des ersten Quartals 2024 rund 500 Marken über MO:ME:NT ins Metaverse gebracht werden. Pro Marke soll ein Minimum an 100 Nuzter.innen generiert werden. Dafür baut das Unternehmen für seine Kund:innen Metaverse-Spaces. Im Zentrum steht jedoch nicht der Space an sich, sondern was im Space passiert, wie Haider ausführt. Hier kommen unter anderem die sogenannten „MO:ME:NTs“ aber auch Gamification ins Spiel.

Bislang finanzierte sich das Unternehmen laut Haider aus den eigenen Umsätzen, wobei ein klassisches Agenturgeschäft im Fokus stand. Für die weitere Skalierung sollen aber demnächst auch externe Investor:innen an Bord kommen. Als Kapitalbedarf für den nächsten Skalierungsschritt nennt der Gründer eine halbe Million Euro. Eines der jüngsten Projekte ist übrigens ein eigener Metaverse-Campus für eine Universität.


Toll dass du so interessiert bist!
Hinterlasse uns bitte ein Feedback über den Button am linken Bildschirmrand.
Und klicke hier um die ganze Welt von der brutkasten zu entdecken.

brutkasten Newsletter

Aktuelle Nachrichten zu Startups, den neuesten Innovationen und politischen Entscheidungen zur Digitalisierung direkt in dein Postfach. Wähle aus unserer breiten Palette an Newslettern den passenden für dich.

Montag, Mittwoch und Freitag

Summary Modus

Zukunft des Supermarkts? Wenn KI das Abendessen bestimmt

KI, Microsoft, Dm, MPreis, Holland, Italien, Coop, Christina Wilfinger, Lutz

Zukunft des Supermarkts? Wenn KI das Abendessen bestimmt

Es gibt neue Nachrichten

Auch interessant