Wiener-Börse-CEO Boschan: “Das Entscheidende bei der Kapitalmarktunion fehlt”

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Im brutkasten-Talk spricht Christoph Boschan, CEO der Wiener Börse, über die Herausforderungen der europäischen Wettbewerbsfähigkeit und die Probleme, mit denen die europäischen Kapitalmärkte konfrontiert sind. Er kritisiert, dass Europa dramatisch an Boden verliert, insbesondere durch mangelnde Umsetzung der Kapitalmarktunion. Boschan fordert Kapitalsammelstellen wie Pensionsfonds, um die Eigenkapitalfinanzierung zu stärken. 

Im Talk erläutert er außerdem die Vorteile von Börsengängen für Unternehmen, insbesondere für KMUs und Familienunternehmen. Darüber hinaus äußert er sich zu technologischen Trends wie Blockchain, die seiner Meinung nach die Börse nicht ersetzen, sondern nur ergänzen können.


Um diese Themen geht es im Videotalk:

Wettbewerbsfähigkeit Europas und Herausforderungen des Standortes

  • Boschan äußert die Ansicht, dass Europa als Wirtschaftsstandort dramatisch an Wettbewerbsfähigkeit verliert, insbesondere in Bezug auf Kapitalmärkte.
  • Er betont, dass die chinesische Konkurrenz mittlerweile auch den qualifizierten Maschinenbau bedroht, eine ehemalige Kernkompetenz Europas.
  • Boschan sieht einen klaren Rückstand Europas gegenüber den USA, da in Europa die Kapitalmärkte nicht ausreichend harmonisiert sind.

Fehlende Kapitalmarktunion in Europa

  • Auf die Frage nach einer europäischen Kapitalmarktunion betont Boschan, dass der politische Wille für eine echte Kapitalmarktunion fehlt und bisher nur Absichtserklärungen formuliert wurden.
  • Er kritisiert, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen, um Europas Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Die politische Rhetorik sei oft geprägt von “Buzzwords”, ohne dass tiefgreifende Veränderungen umgesetzt würden.
  • Laut Boschan könnten nur große Kapitalsammelstellen, wie Pensionsfonds, dazu beitragen, dass Europa im Wettbewerb mit den USA aufholen kann.

Kapitalsammelstellen und Eigenkapitalfinanzierung

  • Boschan argumentiert, dass Europa im Gegensatz zu den USA viel zu stark auf Kredite und zu wenig auf Eigenkapital setzt, was die Entwicklung des Kapitalmarktes behindert.
  • Er weist darauf hin, dass Länder wie Österreich und Deutschland nur einen Bruchteil ihrer Wirtschaftsleistung in private Altersvorsorge investieren, während andere Industrienationen hier viel stärker aufgestellt sind.
  • Für Boschan liegt eine Lösung in der Schaffung großer Kapitalsammelstellen, die als Treibstoff für den Kapitalmarkt dienen und so automatisch andere Probleme, wie die fehlende Innovation, mitlösen würden.

Bedeutung der Börse für Finanzierung und Unternehmensentwicklung

  • Im Gespräch hebt Boschan die einzigartige Rolle der Börse hervor: Sie ermögliche nicht nur die Kapitalbeschaffung, sondern auch erhöhte Sichtbarkeit und eine verbesserte Unternehmensordnung.
  • Er argumentiert, dass Börsengänge besonders für Familienunternehmen und KMUs attraktive Optionen seien, wenn diese ihre Kontrolle nicht völlig abgeben wollen.
  • Boschan betont, dass eine solide Governance-Struktur, wie sie die Börse bietet, insbesondere für die langfristige Unternehmensführung und die Nachfolge in Familienunternehmen eine große Unterstützung sein kann.

Technologische Entwicklung und Rolle der Börse

  • Boschan äußert sich skeptisch zu technologischen Hypes wie Blockchain oder Künstlicher Intelligenz, die oft als Bedrohung für traditionelle Börsen dargestellt werden.
  • Für ihn stehen die Bedürfnisse der Kunden im Vordergrund, und er sieht in diesen Technologien keine ernsthafte Gefahr für die Börse als Kapitalbeschaffungsplattform.
  • Er bekräftigt, dass die Börse in einer technologisch geprägten Welt weiterhin eine zentrale Rolle spielen wird, solange der Fokus auf Verlässlichkeit und Kundenorientierung liegt.

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