14.05.2020

Solvistas CEO Holzbauer: “Eine AI hätte keine Kurzarbeit empfohlen”

Das Data Science-Unternehmen solvistas, unter der Leitung von Gerald Holzbauer, stellt seit Ende März KMU und anderen Firmen für ein halbes Jahr sein Liquiditäts-Planungstool "solCash" kostenfrei zur Verfügung, um während der Corona-Krise zu bestehen. Bei der aktuell rasanten Digitalisierung sieht der Gründer AI als Schlüsseltechnologie, jedoch mit großen Herausforderungen bei der richtigen Nutzung akquirierter Daten. Er beschwichtigt, dass eine Weltherrschaft der Maschinen noch in weiter Ferne liegt.
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BRZ KI AI, Solvistas, solCash, KI, Gerald Holzbauer, Corona, KMU
(c) Stock.Adobe/phonlamaiphoto

Alles spricht heutzutage von Digitalisierung. Es fallen reihenweise Begriffe wie AI, Remote Work oder Home-Office. Unternehmen haben spätestens mit der Corona-Krise den Ernst der Lage erkannt, oder befinden sich in einer solchen. Und es scheint die Stunde der bereits etablierten AI-Profis zu schlagen, für die Digitalisierung kein Fremdwort ist und Künstliche Intelligenzen mehr Algorithmus und “Machine Learning” sind, denn “westworld-artige-Killer-Roboter“. Zu diesen Menschen gehört eindeutig Gerald Holzbauer, Co-Founder und CEO von solvistas. Er bringt sich in der aktuellen Krise konstruktiv ein und denkt zugleich viel über die Rolle der AI in der Gesellschaft nach – etwa in Bezug auf Kurzarbeit und persönliche Schicksale.

+++ Datenlage zu KMU und Artificial Intelligence in Österreich noch gering +++

“Künstliche Intelligenz etabliert sich gerade als mächtige Schlüsseltechnologie der Digitalisierung. Wenn auch das volle Potenzial noch nicht ausgeschöpft ist, wird sie uns helfen, die riesigen Datenmengen, die wir heute erzeugen, in Wissen und Erkenntnisse umzuwandeln. Genau darauf sind unsere Data Science-Experten spezialisiert”, erklärt Holzbauer.

Halbes Jahr kostenloses Planungstool solCash

Mit solCash möchte solvistas durch die Coronakrise gefährdete Firmen und KMU dabei unterstützen, ihre Liquidität effizienter zu planen. Seit Ende März ist das Planungstool für sechs Monate kostenlos nutzbar.

“Wenn die uns verfügbaren Möglichkeiten im virtuellen Einsatz jetzt sinnvoll genutzt werden, können Unternehmen diese Krise überwinden und gestärkt daraus hervorgehen. Mit unserem Planungstool solCash – das wir übrigens aktuell auch selbst im Homeoffice nutzen – möchten wir ein nutzbringendes Angebot bereitstellen, das diesen Anspruch hat. Ziel muss es sein, sich gegenseitig direkt zu helfen”, sagt Holzbauer.

Diverse Features im solvistas-Tool

Das Finanz- und Liquiditätsmanagementsystem des Unternehmens ermöglicht eine Erfassung und einen Vergleich von Plan- und Ist-Daten, eine Analyse des Liquiditätsverlaufs und eine Umsatzsteuervoranmeldung. Zudem ist es möglich, damit Ein- und Auszahlungen bei gleichbleibendem Rechnungsdatum zu verschieben und verschiedene Szenarien zu simulieren.

Ein “Ticketing System”, das Voraussagen trifft

solvistas wähnt sich ein Data Science-Unternehemen mit Fokus auf unter anderem Datenmanagement, digitale Transformation, Big Data, Artificial Intelligence, sowie IoT & Industrie 4.0. Aktuell arbeiten Holzbauer und sein Team an einem “Ticketing-System mit Analytics-Plattform”, das sie gemeinsam mit der Tochterfirma easyArena angehen und dabei einige AI-Features implementieren.

Den richtigen Tag für hohe Zuschauerzahlen bei Events

Diese AI soll etwa die Fähigkeit besitzen, Vorschläge für Event-Termine zu machen und dabei unter anderem berücksichtigen, welcher Spieltag für hohe Zuschauerzahlen optimal sei, alles unter Beachtung von Parallelveranstaltungen. Weiters soll es über Vorhersagemodelle von Zuschauerzahlen, sowie Konsum- und Absatzprognosen möglich sein, bei Buffets oder Merchandise-Stores Empfehlungen für zusätzliche oder reduzierte Werbeausgaben abzugeben.

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(c) Solvistas – Gerald Holzbauer, Co-Founder von solvistas, sieht den AI-Boom noch nicht erreicht.

Kosten sparen durch richtige Logistik

Auch Handlungsempfehlungen für die Zutrittskontrollen, etwa Verstärkung der Ordner-Einsätze, sowie eine Gastro-Optimierung im Sinne von einem “lernendem Getränke-Butler” zur Optimierung von Getränken und Logistik (passenden Waren für die richtige Zielgruppen zum richtigen Zeitpunkt) sollen im AI-Modus nutzbar sein.

Ein künstlicher Finanz-Ratgeber

Ein anderes Projekt von solvistas betrifft wiederum den Bereich Finanz-Dienstleistungen, um im b2b-Bereich einen digitalen Berater auf Basis von AI zu integrieren. “Von diesem digitalen Berater erhält dann ein Kunde für seine Zielsetzung neutrale Handlungsempfehlungen, um diese Ziele raschest möglich zu erreichen. Die Entscheidung, ob der Empfehlung tatsächlich gefolgt wird, liegt dabei auf jedem Fall noch beim Kunden,” erläutert Holzbauer.

AI hätte in Corona-Phase keine Kurzarbeit empfohlen

Diese letzte Betonung der finalen “Entscheidungspower” des Menschen bei AI-bezogenen Fragen scheint eine Thematik zu sein, mit der sich der Geschäftsführer oft beschäftigt. “Unternehmen müssen lernen zu entscheiden, welche Tätigkeiten man AI-Systemen überlassen kann und welche auf keinen Fall von AI-Systemen durchgeführt werden sollten. Als Beispiel: Ein AI-System nimmt auf persönliche Schicksale keine Rücksicht und hätte vermutlich in der Corona-Phase keine Kurzarbeit empfohlen”, so Holzbauer weiter.

Allerdings weiß der Unternehmer von AI-Systemen, die in einem Arbeitsumfeld tätig sind und dort die natürliche Intelligenz nicht nur mit künstlichen Anteilen bereichern, sondern Entscheidungen treffen und “menschliche Intelligenz dabei übertreffen”.

“Unregulierte Entwicklung bringt Gefahren mit sich”

“Wie Nick Bostrom, Leiter des “Future of Humanity Institute” (FHI) in Oxford, glauben auch wir, dass die unregulierte und zwanglose Entwicklung im KI-Sektor eine Reihe signifikanter Gefahren mit sich bringt. Diese lässt sich durch mehr politische Aufmerksamkeit und Regeln jedoch in die richtige Richtung lenken. Diese Regelungen könnten bereits heute Einzug in die Rechtsprechung finden und müssten dann ‘nur’ noch in Form von Algorithmen implementiert werden.

Laut solvistas noch kein AI-Boom

Von einem vorherrschenden AI-Boom möchte Holzbauer dennoch nicht reden, auch wenn die Technologie bereits einsetzbar ist. Es mangele oft noch an Skills, Ressourcen, Zeit oder Voraussetzungen im Bereich digitalisierter Daten. “Manchmal auch an Ideen für den Einsatz im eigenen Umfeld”, sagt Holzbauer.

In den nächsten fünf Jahren sieht der Experte Lösungen mit KI für jene Themen ankommen, bei denen der Mensch allein oft schwerwiegende Fehler macht oder nicht unbefangen entscheiden kann. Etwa im Gesundheitsbereich oder in der öffentlichen Verwaltung. Nicht zuletzt deshalb findet das solvistas-Team die Vision einer AI spannend, die einen CEO begleitet und ihm hilft, perfekte Entscheidungen zu treffen.

Eine Bereicherung der natürlichen Intelligenz

Die Sorgen der AI-Skeptiker teilt er dabei nicht, wie er abschließend erklärt: “Die natürliche Intelligenz wird mit künstlichen Anteilen bereichert. Dank den Fähigkeiten des menschlichen Gehirns wird es sicher noch sehr lange dauern, bis Maschinen die Weltherrschaft übernehmen”.


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Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer)
Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

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„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


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Solvistas CEO Holzbauer: “Eine AI hätte keine Kurzarbeit empfohlen”

  • Es scheint die Stunde der bereits etablierten AI-Profis zu schlagen, für die Digitalisierung kein Fremdwort ist und Künstliche Intelligenzen mehr Algorithmus denn “Westworld-artige-Killer-Roboter” sind.
  • Über AI-Vorhersagemodelle von Zuschauerzahlen, sowie Konsum- und Absatzprognosen soll es möglich sein, bei Buffets oder Merchandise-Stores Empfehlungen für zusätzliche oder reduzierte Werbeausgaben auszugeben.
  • Ein anderes Projekt von solvistas betrifft wiederum den Bereich Finanz-Dienstleistungen, um im b2b-Bereich bis 2021 einen Digitalen Berater auf Basis von AI zu integrieren.
  • Der Unternehmer spricht von AI-Systemen, die in einem Arbeitsumfeld tätig sind und dort die natürliche Intelligenz nicht nur mit künstlichen Anteilen bereichern, sondern Entscheidungen treffen und “menschliche Intelligenz dabei übertreffen”.
  • Bis zur Weltherrschaft der Maschinen wird es noch ein Weilchen dauern.

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