17.05.2019

Wie man den Kopf frei kriegt, um kreativ zu arbeiten

David Allen ist der Mastermind hinter der "Getting things done"-Methode. Im Vorfeld des Fifteen Seconds Festivals in Graz erklärt er, wie man konzentrierter und effizienter an Probleme herangeht.
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Paul Allen Deep Work
(c) fotolia/pathdoc
kooperation

Deep Work hat sich zu einem der großen Schlagworte zu unserer Zeit entwickelt: Konzentration ist nicht die Regel, sondern die Ausnahme – und oft geben wir geschwätzigen Kollegen, sozialen Medien oder Pop-ups die Schuld daran, dass wir nicht konsequent an kreativen Projekten arbeiten können. Doch der Schein trügt.

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„Der meiste Lärm findet in unserem Kopf statt“, sagt David Allen, Erfinder der „Getting things done“-Produktivitätsmethode und Speaker auf dem Fifteen Seconds Festival 2019 in Graz: Laut Allen haben wir jeden Tag zigtausende Gedanken – und diese müssen wir richtig ordnen, um den Kopf frei zu kriegen und somit produktiver zu werden.

Fünf Schritte zum Festhalten der Gedanken

Für die meisten Menschen ist es laut Allen schwierig, ihre aufkommenden Gedanken in echte Taten und einen sichtbaren Output zu verwandeln. Das sei in Ordnung mit Tagträumen, die kurz aufkommen und dann wieder verschwinden. Echte Ideen sollten aber richtig verwaltet werden, sagt Allen. Dafür empfiehlt er fünf Schritte:

  1. Den Gedanken festhalten: Jeder Gedanke sollte in irgendeiner Form festgehalten werden, so dass er nicht mehr im Kopf herumgeistert, sondern archiviert wird – sei es in einem physischen Notizbuch oder mit einer App.
  2. Klarheit schaffen: Jeder dieser festgehaltenen Gedanken wird dann darauf überprüft, ob man ihn in die Tat umsetzen kann – wenn nicht, dann landet die Idee im Mistkübel.
  3. Organisieren: Lege fest, wann du welche Sache erledigen willst. Dies ist der Zeitpunkt, an dem den einzelnen Schritten spezifische Zeiträume in deinem Kalender zugeordnet werden und To-do-Listen erstellt werden.
  4. Reflektieren: Die entsprechenden To-Do-Listen sollten so oft wie nötig überprüft werden, um die nächsten Handlungsschritte zu ermitteln. Bereits erledigte Dinge werden gestrichen, damit du den Kopf frei kriegst
  5. Tu es: Der fünfte Schritt bedeutet schließlich, die richtigen Dinge zur richtigen Zeit zu erledigen. Es geht dabei um Bewusstsein und mentale Präsenz für die aktuelle Aufgabe – ohne den Kopf bei anderen Themen zu haben, die erst später anfallen.

Den Sinn verstehen

All diese Schritte fruchten jedoch nur, wenn man einen Sinn in seinem Handeln sieht. Und hier führt Allen etwas ins Feld, was er als das „natürliche Planungsmodell“ („Natural Planning Modell“) bezeichnet. Hier für sind wiederum die folgenden Schritte entscheidend, die er gegenüber dem brutkasten exemplarisch nicht an einem Business-Thema, sondern an der Planung einer Hochzeit illustriert.

  • Im ersten Schritt sollte man definieren, was der Sinn des Vorhabens ist: Welche Werte sind wichtig, was soll erreicht werden? Bei einer Hochzeit wäre das zum Beispiel das Ziel, dass alle einen schönen Tag haben.
  • Die nächste Frage lautet: Was ist das bestmögliche Szenario? Dies hilft dabei, eine Vision für das Vorhaben zu schaffen – in diesem Beispiel: Die Trauung wird romantisch, das Buffet ist reich gefüllt, und nachher tanzen alle Gäste bis in die frühen Morgenstunden.
  • Nun geht es ans Brainstorming: Gemeinsam stellt man sich die Frage, welche Aufgaben nun eigentlich anfallen – vom Termin beim Standesamt bis zur Beauftragung des Floristen.
  • Im vierten Schritt geht es schließlich darum, sich zu organisieren. Aufgaben werden zugeteilt und teilweise an Dritte delegiert.

To-do-Listen: Die Zwei-Minuten-Regel

Doch wie geht man damit um, dass sich auf der To-Do-Liste zahlreiche Punkte befinden, die man vielleicht nicht richtig zuordnen kann? Fühlt man sich nicht teilweise überwältigt von all den vielen Aufgaben? Hier kommt unter anderem Allens „Zwei-Minuten-Regel“ ins Spiel: Wenn etwas weniger als zwei Minuten dauert, dann sollte es sofort erledigt werden – denn sonst dauert das Organisieren länger als das Erledigen der eigentlichen Aufgabe.

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Für größere Aufgaben empfiehlt er wiederum, diese in kleine Teilaufgaben zu unterteilen. Die Aufgabe „Neue Mitarbeiterin rekrutieren“ könnte man etwa unterteilen in Schritte, die von „Jobausschreibung schalten“ bis „Arbeitsvertrag unterschreiben“ reichen. So freut man sich über die kleineren Milestones und fühlt sich nicht von großen Aufgaben überwältigt.

Ablenkungen und Pausen

Bezüglich der eingangs erwähnten sozialen Medien betont Allen die „Don’t shoot the medium“-Philosophie: Wer sich durch Dienste wie Slack und WhatsApp abgelenkt fühlt, der sollte diese entsprechend für einen bestimmten Zeitraum pausieren – für wen jedoch ständige Erreichbarkeit wichtig ist, der kann auf die Dienste nicht verzichten. So oder so sollte die Frage „Wie hilft der Dienst mir?“ im Zentrum dieser Überlegungen stehen.

Zugleich ist es wichtig, dem eigenen Hirn öfters eine Pause zu gönnen, betont Allen: Acht Stunden Ruhezeit, inklusive kleiner Nickerchen unter tags, sind wichtig, damit das Hirn das Erlebte archivieren kann. Die richtige Herangehensweise an ein Problem ist daher laut Allen, dieses zuerst aktiv zu behandeln, dann eine Pause zu machen, und es dann mit klarem Kopf abzuschließen.

Die richtigen Tools für das Selbstmanagement

Doch welches Tool ist das richtige, um sich selbst zu organisieren? Allen betont, dass er selbst immer einen Notizblatt in der Hosentasche dabei hat und aus seiner Sicht nichts die gute alte Pen&Paper-Technologie schlagen kann – einfach auch deshalb, weil es ohne Akku und Internetverbindung auskommt. Entscheidend für ein Tool zum Festhalten von Gedanken sei auf jeden Fall, dass dieses jederzeit verfügbar ist.

Für das Tool zum Organisieren der Gedanken ist wiederum das Wichtigste, dass man es gerne verwendet – sei es ein klassischer Papierblock, Outlook oder eine Notizapp wie Evernote. Sollte man sich in einem Team organisieren, so sollte jedes Teammitglied Zugriff auf die Informationen haben – zum Beispiel in Form eines Google-Docs, das man den Kollegen freigibt.

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Und schließlich ist laut Allen auch ein gutes Referenzsystem wichtig, mit dem man festlegen kann, wo sich welche Informationen befinden. Der Experte vergleicht dies mit dem Aufräumen einer Küche: In einer unordentlichen Küche sollte man zuerst feststellen, was sich am falschen Ort befindet, dann aufräumen und dann zu kochen beginnen. „Ich sage immer, dass man am kreativsten sein kann, wenn man die Freiheit hat, ein Chaos zu veranstalten“, sagt Allen: „Aber ein Chaos kann man nur veranstalten, wenn es noch kein Chaos gibt.“

David Allen wird auf dem Fifteen Seconds Festival sprechen, das am 6. Und 7. Juni in Graz stattfindet. Weitere Informationen zum Event unter diesem Link.

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Sie stellten den neuen Spinoff-Leitfaden im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung vor: Christine Ruckenbauer, Martin Polaschek und Werner Wutscher (v.l.n.r) (c) brutkasten

Ein „Kochrezept“ nennt Werner Wutscher vom Startup-Rat den neuen Leitfaden für Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen. Gemeinsam mit Bundesminister Martin Polaschek und Spinoff-Gründerin Christine Ruckenbauer stellte er die zehn Empfehlungen vor; die Institutionen sollten selbst entscheiden können, welche Ingredienzien davon für sie relevant seien. Das Ziel ist Teil der FTI-Strategie des Bundesministeriums: Doppelt so viele Spinoff-Gründungen bis 2030. Um das zu erreichen, sollten Unis gründungsfreundlicher werden – der Leitfaden sei hierfür „eine Empfehlung, wie das möglichst gscheit wäre“, so Wutscher.

Ausgründungs-Schablonen

Mit den zehn ausformulierten Empfehlungen plädiert man vor allem für eine Forcierung von Entrepreneurship und klare Gründungprozesse an den Institutionen. Spinnoffs zu fördern, sollte in der Gesamtstrategie der Institutionen verankert sein, dafür sollten auch eigene Anlaufstellen eingerichtet werden. Um die Ausgründung zu beschleunigen, sollte außerdem ein schablonenartiger Ausgründungsprozess definiert werden, vollständig mit Musterverträgen und einem Zeitrahmen. Der Leitfaden enthält konkrete Vorschläge für Rechtsformen sowie für die Beteiligung von den Institutionen an den Spinoffs; Hier werden Lizenzgebühren von zwei bis fünf Prozent der Umsatzerlöse beziehungsweise Unternehmensanteile von fünf bis 20 Prozent vorgeschlagen.

Die Forschungsinstitutionen sollten ihre Spinoffs außerdem bei der Investmentsuche unterstützen. Damit soll auf das europaweite Problem eingegangen werden, dass Scaleups vermehrt aufgrund von fehlender Folgefinanzierungen abwandern. Außerdem sollten die Institutionen selbst Daten erheben, um die Prozesse weiter optimieren zu können. Nicht zuletzt solle auch daran gearbeitet werden, mehr Gründungsfreude zu kommunizieren. Besonders anregen wolle man Bereiche der Geistes- Sozial- und Kulturwissenschaften, auf die man „lange nicht so geschaut hat“, wie Polaschek einräumte.

Mit Spinoff-Leitfaden gegen ernüchterne Lage

Für den Leitfaden haben Stakeholder des Spinoff-Ökosystems seit letztem Jahr gemeinsam mit 80 Vertreter:innen von Hochschulen und außeruniversitäre Forschungsinstitutionen Daten zur Gründungsfreundlichkeit erhoben und ausgewertet. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Während der Ausgründungsprozess im Ausland meistens unter einem halben Jahr dauert, brauche man in Österreich elf Monate.

Grund dafür seien intransparente Ausgründungssysteme und fehlende Unterstützung. Etwa 90 Spinoffs werden pro Jahr in Österreich gegründet, keine beeindruckende Zahl angesichts des akademischen Potenzials. Aus ökonomischen Kreisen vernimmt man immer wieder die Hypothese, man brauche für mehr Gründungsfreude mehr Spitzenuniversitäten – brutkasten berichtete. „Da will ich heftigst widersprechen“, so Wutscher. Die Forschungsleistung sei nicht das Problem, sondern der Transfer von Wissenschaft zu Wirtschaft.

Empfehlung statt Gesetz

Der Leitfaden wurde von keinem eigenen Fördertopf begleitet. Die Umsetzung der Empfehlungen sollte laut Bildungsminister Polaschek von den 16 Milliarden Euro finanziert werden, die den Hochschulen im Zuge der Leistungsvereinbarung für die nächsten drei Jahre zur Verfügung gestellt werden. „Da sind die Universitäten gefordert, darüber nachzudenken, wofür sie dieses Geld einsetzen“, so Polaschek.

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