21.02.2024

Wechsel im Management: Johannes Kisslinger wird neuer COO bei woom

Von der Garage zum internationalen Spitzenperformer, den sogar Mark Zuckerberg empfiehlt. woom legte einige Meilensteine - nun soll ein neuer COO zum Erfolg des Kinderfahrradherstellers beisteuern.
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Johannes Kisslinger (c) woom GmbH

Von der Garage zum millionenschweren Unternehmen – diese Erfolgsgeschichte schrieb der Klosterneuburger Kinderfahrradhersteller woom. Im März des Vorjahres feierte das Scaleup sein zehnjähriges Firmenbestehen und knackte erstmals die 100-Millionen-Euro-Umsatz-Marke (brutkasten berichtete) – und wurde sogar von Meta-Chef Mark Zuckerberg empfohlen. Nun bekommt die Führungsebene Zuwachs.

Neuer woom-COO war zuvor in China, Kanada und den USA

Woom hat mit Johannes Kisslinger einen neuen Chief Operating Officer (COO). In seiner Position soll Kisslinger die Bereiche Produktion, Supply Chain Management, Einkauf und Logistik, Qualitätsmanagement, Product Compliance und Testing sowie IT verantworten. In seiner neuen Funktion tritt er an die Seite von CEO Paul Fattinger. Bis Oktober 2023 war Martin J. Bartman als Interim COO bei woom tätig.

Der 43-jährige COO soll internationale Erfahrung und eine “nachgewiesene Erfolgsbilanz im Bereich Operations Management” mitbringen, heißt es. Laut Kisslingers LinkedIn-Profil war der gebürtige Salzburger bis Oktober 2023 beim Wiener Technologieunternehmen Schiebel über sieben Jahre als COO tätig, wo er sich auf die Bereiche Produktion, Supply Chain Beschaffung, Maintenance sowie Facility und IT spezialisierte. Seit November 2023 ist Kisslinger bei woom tätig.

Internationale Erfahrung machte der Salzburger auf seiner zehnjährigen Reise beim Industriebetrieb Hoerbinger, bei dem er in unterschiedlichen Führungspositionen tätig war. Erfahrung sammelte er indes in Shangai (China), in Toronto (Kanada) sowie an mehreren Orten in den USA.

COO soll Internationalisierung vorantreiben

„Ich brenne darauf, meine internationale Erfahrung im Operations Management für eine Love Brand wie woom einzusetzen. Es gibt wohl kaum eine schönere und sinnvollere Mission, als die Fahrradwelt mit unseren einzigartigen Produkten für die nächste Generation nachhaltig zu prägen”, äußert sich Johannes Kisslinger über seine neue Aufgabe bei woom.

Kisslinger soll indes zur Internationalisierung des Kinderfahrradherstellers beitragen, wie CEO Fattinger ausführt: “Sein (Anm.: Johannes Kisslinger) Fokus in den nächsten Monaten liegt auf der Effizienzsteigerung und Weiterentwicklung unserer Organisation, um unser Wachstum nachhaltig fortzusetzen. Unser Team freut sich darauf, mit ihm zusammen die Zukunft von woom zu gestalten und gemeinsam für unsere Kundinnen und Kunden in die Pedale zu treten.”

Alles begann in einer Penzinger Garage

Der Kinder- und Jugendfahrradhersteller woom wurde 2013 vom Industriedesigner Christian Bezdeka und Marketing-Spezialisten Marcus Ihlenfeld in einer Garage in Penzing gegründet. Bis Juni 2023 war Ihlenfeld neben Paul Fattinger als Co-CEO tätig. Mit 1. Juni des Vorjahres übernahm Fattinger, der schon seit 2021 Teil der woom Geschäftsführung war – zuerst als CFO, dann als Co-CEO – die alleinige Führung (brutkasten berichtete).

Seit Beginn dieses Jahres ist April Obersteller als neue Managing Director von woom US tätig. Mittlerweile ist woom in über 30 Ländern vertreten. Erst im Juli des Vorjahres haben sich die woom-Gründer Marcus Ihlenfeld und Christian Bezdeka einer neuen Herausforderung angenommen und entwickeln mit ihrem Startup poptop spezielle Kindermöbel.

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Exit im Jahr 2024: vlonru. die Teams von Single Use Support, hokify, Eversprots und New Fluence
vlonru. die Teams von Single Use Support, hokify, Eversprots und New Fluence | (c) Single Use Support / Georg Molterer / Eversports / Clemens Lechner

Den “Traum vom großen Exit” teilen vielleicht nicht alle in der Startup-Szene, aber er gehört jedenfalls zur Startup-Welt dazu. Dieses Jahr gab es eine ganze Reihe von Startup-Verkäufen in Österreich – brutkasten berichtete über rund 25 und es dürften noch ein paar mehr gewesen sein. Doch bei weitem nicht jede dieser Übernahmen ist so ein Traum-Exit.

“2024 wird ein Jahr der Opportunities: Ich glaube, dass viele Startups bzw. Assets günstig zu haben sein werden”, sagte Business Angel Hansi Hansmann im brutkasten-Jahresrück- und Ausblick 2023 – und er sollte Recht behalten. Bei einigen der Startup-Verkäufe, über die brutkasten dieses Jahr berichtete, liegt die Annahme nahe, dass es Notverkäufe waren – in einzelnen Fällen ist das bestätigt. Andere waren zwar keine Notverkäufe, aber in ihrem (vermutlichen) Volumen ziemlich unspektakulär. Anders als etwa im ebenfalls Exit-starken Boom-Jahr 2021, als viel Kapital für den Aufkauf kleinerer Konkurrenten in den Markt gespült wurde, passiert der Verkauf in der anhaltenden Rezession häufig eher unfreiwillig.


Das waren die größten und/oder aufsehenerregendsten Exits des Jahres

Doch dann gab es auch einige Fälle, auf die der Begriff Traum-Exit doch zutrifft, oder die aus einem anderen Grund Aufsehen erregt haben – sei es wegen der Summe oder anderer Umstände. Das waren die größten und/oder aufsehenerregendsten Exits des Jahres:

Single Use Support

Es war kein Exit im eigentlichen Sinn, denn es wurden nur 60 Prozent des Unternehmens übernommen. Und auch die Summe wurde nicht genannt. Dennoch kann man mit einer gewissen Bestimmtheit davon ausgehen, dass die Mehrheitsübernahme des Tiroler BioTech-Scaleups Single Use Support im Mai der spektakulärste Deal in Österreich im Jahr 2024 war. Denn wenige Monate zuvor, im Dezember 2023, hatte es unter anderem im deutschen Handelsblatt Medienberichte über einen möglichen Exit in Milliarden-Höhe gegeben. Auf Basis dieser kolportierten Firmenbewertung kann man also von einem beachtlichen neunstelligen Deal ausgehen – selbst falls die Bewertung nicht ganz erreicht wurde.

Gründer von Single Use Support Thomas Wurm (l.) und Johannes Kirchmair (r.) sowie der damalige CEO Christian Praxmarer (m.) | (c) Single Use Support

ecosio

180 Millionen US-Dollar legte der US-Softwareanbieter Vertex im August dieses Jahrs für die Übernahme des 2013 gegründeten auf elektronischen Datenaustausch (EDI) und elektronische Rechnungsstellung (E-Invoicing) spezialisierten Wiener Unternehmens ecosio hin. Es ist damit der größte Exit-Deal des Jahres mit bekannter Summe in Österreich. Ausgezahlt wurden zunächst allerdings “nur” 69 Millionen US-Dollar sowie 35 Millionen US-Dollar in Form von Vertex-Aktien. Der Rest der Summe ist als Gewinnbeteiligung noch an Bedingungen geknüpft.

Apeiron

Nach allen gängigen Definitionen kann Apeiron aus Wien zwar definitiv nicht mehr als Startup bezeichnet werden. Doch weil die Zyklen im BioTech-Bereich bekanntlich erheblich länger dauern und auch wegen seines Volumens, sei der Deal hier erwähnt. 100 Millionen US-Dollar ließ sich das US-Pharma-Unternehmen Ligand Pharmaceuticals das Wiener Krebstherapie-Scaleup kosten. Für das Team ging es danach gleich mit dem nächsten Startup, invIOs, das an einer weiteren Krebstherapie arbeitet, weiter.

myClubs

Ein zweistelliger Millionenbetrag, der “nicht bei zehn, aber auch nicht bei 99 Millionen Euro” liege – diese Angabe machte der deutsche Käufer Urban Sports Clubs zum Übernahmedeal des Wiener Fitness-Scaleup myClubs. Damit lässt sich der im August verkündete Exit auf jeden Fall unter die größten Übernahmen in Österreich in diesem Jahr einreihen. Am Unternehmen waren unter anderen Speedinvest, Hansi Hansmann und mySugr-Gründer Frank Westermann beteiligt gewesen. Kapitalgeber des Käufers Urban Sports Clubs war übrigens der europäische Growth Investor Verdane.

Eversports

Und noch einen Exit eines Wiener Sport-Scaleups gab es dieses Jahr. Im Oktober gab Eversports bekannt, mehrheitlich vom bereits erwähnten europäischen Growth-Investor Verdane übernommen worden zu sein. Über die Summe wurde zwar Stillschweigen vereinbart, der für die Transaktion genutzte Fonds “Edda III” investiert aber in der Regel zwischen 50 und 150 Millionen Euro. Entsprechend ist auch von einem Volumen von mindestens 50 Millionen Euro bei diesem Deal auszugehen.

Das Extenden Management Team von Eversports: Hanno Lippitsch, Stefan Feirer, Lukas Kühnert, Philipp Braunsberger sowie (v.l. – vorne): Emanuel Steininger, Ramon Bez | (c) Eversports

Cropster

Und noch einmal Verdane. Ebenfalls im Oktober wurde auch das Innsbrucker Kaffee-Scaleup Cropster, das unter anderem Starbucks zu seinen Kunden zählt, mehrheitlich vom europäischen Growth-Investor Verdane übernommen. Hier wurde ebenfalls über die Höhe des Deals stillschweigen vereinbart. Auch in diesem Fall gilt: Auf Basis des üblichen Investment-Volumens ist von einem Deal im zumindest achtstelligen Bereich auszugehen.

hokify

Für Aufsehen in der brutkasten-Community sorgte auch der Exit des Job-Plattform-Startups hokify, der bereits im Jänner verkündet wurde. Mit 40 Millionen Euro wurde eine genaue Summe für die Unternehmensbewertung genannt. Der Käufer, karriere.at, besaß jedoch bereits zuvor 85 Prozent des Unternehmens. Nach Adam Riese legte der heimische Jobplattform-Riese also zum Abschluss des bereits seit Jahren schrittweise laufenden Übernahme-Prozesses noch einmal sechs Millionen Euro auf den Tisch.

New Fluence

Im nicht genau bezifferten Millionenbereich liegt der Exit des Wiener Startups New Fluence. Für viel Aufsehen in der Community sorgte er nicht aufgrund seines Volumens, sondern wegen seiner Geschichte. Co-Founder des Startups ist Österreichs ehemals jüngster Gründer Moritz Lechner, der 2017 mit 14 Jahren sein erstes Startup gründete. Etwas mehr als sieben Jahre später zählte er mit nunmehr 21 Jahren im November gewiss auch zu den jüngsten Gründer:innen, denen hierzulande jemals ein Millionenexit gelungen ist.

Die New Fluence-Gründer Chris Pollak und Moritz Lechner mit Team | (c) Clemens Lechner

Lernsieg

Definitiv nicht zu den größten Exits des Jahres zählt die Mehrheitsübernahme von Lernsieg im Mai. Auch sie sei hier aber wegen ihrer besonderen Geschichte erwähnt. Mit 17 Jahren hatte Benjamin Hadrigan die Lehrerbewertungsapp 2019 gestartet und damit eine massive öffentliche Diskussion vom Zaun gebrochen sowie zahlreiche Klagen auf sich gezogen. Rund 70 gewonnene Verfahren und etwa 500.000 Euro Anwaltskosten später verkaufte er die Mehrheit des Unternehmens dieses Jahr bei 740.000 Euro Firmenbewertung an die erst 21-jährige Gründerin Katharina Lang.


Weitere Exits 2024 – kein Anspruch auf Vollständigkeit

Diese Liste erhebt freilich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bei zwei weiteren Exits, über die brutkasten berichtete, ist ein Millionenbetrag als Volumen bestätigt: Mokker.ai und ShareVision. Bei anderen ist von einem Millionenbetrag auszugehen. Wieder anderen ging eine Insolvenz voraus, namentlich Zizoo und goUrban (wobei zweiteres nach der Insolvenz bereits wieder ein Millioneninvestment zur Sanierung geholt hatte).

Einige der Startups mit Exits in unbekannter Höhe zählten zudem zu den bekannteren Namen in der heimischen Startup-Landschaft, etwa Rebel Meat, Audvice, Andmetics, Swarm Analytics, Baubot (ehem. Printstones) und Bonrepublic. Weitere Übernahmen, die sich als Startup-Exits klassifizieren lassen, über die brutkasten 2024 berichtete, waren nymea, Consola.finance, Sheepblue, Iurio, GetNano, riskine, Collective Energy, Investory.io, Buildtelligent und PowerBot.

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