16.06.2017

Warum das Apple Car vorerst ein Mythos bleibt

Neue Erfindungen für die Automobilbranche beschäftigen die internationale Startup- und Tech-Branche – so sehr, dass jede Woche zahlreiche Neuheiten, Kooperationen und Nachrichten aufpoppen. Deshalb geben wir euch jede Woche einen Überblick über die wichtigsten News und informieren, wer mit wem was wofür entwickelt.
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Credit: Aristomenis Tsirbas

Kein Apple-Gerücht wurde so heiß diskutiert wie das „Projekt Titan“: Seit 2014 soll der Technologiekonzern einen eigenen Pkw entwickeln. Mehr als 1.000 Mitarbeiter hat CEO Tim Cook der Entwicklung zugeordnet, berichten Insider. Zwischenzeitlich nahmen Beobachter sogar an, dass hinter dem E-Auto-Startup Faraday Future aus Nevada eigentlich Apples Auto-Schmiede steckt. Nachdem Faraday Future mittlerweile seinen ersten Prototypen präsentiert hat, sind diese Spekulationen Geschichte. Und diese Woche äußert sich Cook erstmals offiziell zum Projekt Titan, und beendet zumindest einen Teil der Spekulationen.

Fokus auf die autonome Systeme

„Wir fokussieren uns auf autonome Systeme. Es ist eine Kerntechnologie, die wir als sehr wichtig betrachten”, erklärt der Konzernchef seine Automobil-Pläne. Für ihn ist das Vorhaben „die Mutter aller KI-Projekte” und wahrscheinlich das schwierigste Artificial-Intelligence-Projekt, an dem Apple arbeitet (Bloomberg).

Damit erteilt Cook dem Bau eines Apple Cars zumindest vorerst eine Absage, das Unternehmen will sich vorher auf die Entwicklung der autonomen Fahrtechnologie konzentrieren. Annahmen darüber, dass sich Apple statt auf Hardware nur auf die Software für selbstfahrende Fahrzeuge konzentriert, gab es schon vergangenes Jahr. So abwegig waren die Gerüchte um das Projekt Titan offenbar nicht. Es könnte also durchaus sein, dass Cook ein Auto bauen wollte, nach zahlreichen Herausforderungen aber den anderen Weg wählte.

Produktion als Herausforderung für die neuen Player

Die Produktion von Fahrzeugen ist komplex, das weiß auch Tesla-CEO Elon Musk. Der Hersteller von Elektroautos kämpft immer wieder mit Verzögerungen bei der Auslieferung. Auch beim neuen Modell 3 könnte das Unternehmen den angestrebten Termin verpassen. Ende 2017 sollen die ersten Wägen rausgehen, Analysten rechnen mit einer Verzögerung bis 2018. Musk schraubt indes die Erwartungen der Käufer zurück und stellt klar, dass das günstigere Modell nicht die technische Ausstattung wie die bestehenden Modelle hat. Und Tesla-Herausforderer Faraday Future befindet sich wie berichtet in finanziellen Schwierigkeiten.

Wissensvorsprung für traditionelle Autobauer

Die fehlende Erfahrung in der Produktion könnte für traditionelle Autobauer ein essentieller Wissensvorsprung sein. Die Autoriesen stehen unter Verdacht, nicht so innovationsfreudig wie Technologieunternehmen zu sein. Doch sie können ein wichtiger Partner für Google, Apple, Uber und andere, die autonome Fahrsysteme entwickeln, sein. General Motors, Chrysler, Daimler und andere Konzerne sind mit den Tech-Playern bereits strategische Partnerschaften eingegangen.

Technologieanbieter fokusieren sich auf die Betriebssysteme

Die aktuellen Geschehnisse am Tech- und Automobilmarkt deuten daraufhin, dass es in Zukunft kein Google Car oder Apple Car geben wird, sondern dass die Technologieanbieter die Betriebssysteme für autonome Fahrzeuge liefern. Wie bei iOS und Android könnte es zwei große Plattformen geben, die von den Herstellern eingesetzt werden kann – ähnlich wie das bei den Herstellern der mobilen Endgeräte passiert.

Mobilität der Zukunft birgt Chancen für alle

Tesla, Google und Apple haben den europäischen Automobilunternehmen zwar in der jüngeren Vergangenheit einen Tritt in den Hintern verpasst, um sich endlich mit der Mobilität der Zukunft zu verpassen. Doch sie sollten sich nicht einschüchtern lassen, denn die zum Teil Jahrhunderte lange Erfahrung in der Autoproduktion, vor allem in Massen, ist ihr größtes Asset.

Das Apple Car bleibt vorerst ein Mythos, ist aber nicht ganz ausgeschlossen. Als eines der wertvollsten Unternehmen der Welt, könnte der Tech-Riese es sich leisten, einen Autohersteller zu übernehmen.  „Wir werden sehen, wohin das führt. Aus Produktsicht sagen wir noch nicht, was wir machen werden”, hält Cook den Traum vom eigenen Auto offen.

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Die Verwendung von Kohlefaser in der Industrie hat in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Automobilbau und der Windenergie. Kohlefaser überzeugt durch ihre hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, doch ihre Herstellung ist ressourcenintensiv und teuer. Ein großes Problem stellt der hohe Verschnitt bei der Produktion dar: In der Industrie landen im Durschnitt bis zu 30 Prozent der Rohstoffe im Abfall. Diese Materialverluste sind nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern auch aus ökologischer Sicht problematisch, da Kohlefaser biologisch nur schwer abbaubar ist.

Carbon Cleanup setzt auf KI

Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup rund um Gründer Jörg Radanitsch hat sich diesem Problem angenommen und zum Ziel gesetzt, Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen aufzubereiten und wiederverwendbar zu machen. Konkret hat das Startup eine mobile Aufbereitungsanlage entwickelt, um Carbonfasern direkt vor Ort beim Kunden aufzubereiten. 

Zum Herzstück der Anlage gehört nicht nur die mechanische Aufbereitung der Kohlenstofffasern. Im Hintergrund läuft auch eine Software, die eine KI-gestützte visuelle Erkennung der zugeführten Rohstoffe ermöglicht.

“Wir haben ein KI-generiertes Datenblatt entwickelt, das automatisch die Charakteristika von eingehendem Material erkennt und den Wert des Rezyklats bestimmt“, so Radanitsch. “Bevor das Material in unsere Anlage kommt, wissen wir schon, welche mechanischen Eigenschaften es haben wird. Das ist entscheidend für die Qualität und den Marktwert des Endprodukts.”

Gründer Jörg Radanitsch | (c) Carbon Cleanup

Entwicklung der zweiten Generation an Anlagen

Während die erste Anlage des Unternehmens für R&D-Zwecke dient und über eine Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr verfügt, konnte das Unternehmen über den Sommer eine zweite Anlage in Betrieb nehmen. „Unsere zweite Anlagengeneration ist im August fertiggestellt worden. Die Produktionskapazität ist dreimal so hoch wie bei unserer ersten Anlage. Damit sind wir jetzt in der Lage, deutlich mehr und auch verschiedene Kompositabfälle zu verarbeiten.“

Besonders stolz ist Radanitsch auf die gestiegene Materialqualität: „Das neue Aggregat ist viel stärker, was uns mehr Flexibilität bei der Verarbeitung der Materialien gibt. Wir können jetzt eine Vielzahl an Abfällen effizienter recyceln, was die Qualität der Produkte erheblich verbessert.“

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Carbon Cleanup war die Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws). “Das Seed-Financing der Austria Wirtschaftsservice hat uns erlaubt, nicht nur unsere Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sondern auch in Marketingaktivitäten zu investieren, die für uns als Hardware-Startup besonders wichtig sind“, erklärt Radanitsch.

Luftfahrtindustrie und Kooperation mit KTM Technologies

Eine der spannendsten Entwicklungen bei Carbon Cleanup ist der Einsatz ihrer recycelten Materialien im 3D-Druck, besonders in der Luftfahrtindustrie. “Wir liefern im Tonnenmaßstab Kunststoffgranulate, die mit unserer Rezyklatfaser verstärkt sind. Diese werden in großen 3D-Druckern verwendet, um Formen zu bauen, die dann für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden”, so der Gründer.

Zudem arbeitet Carbon Cleanup mit dem österreichischen Motorradhersteller KTM zusammen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an einem geschlossenen Materialkreislauf, bei dem Post-Consumer- und Post-Industrial-Abfälle von KTM Technologies recycelt und für die Herstellung neuer Bauteile genutzt werden. Spezifisch handelt es sich um das Recycling der Teile des Rennmodells “X-Bow GT2”, dessen Rahmen zu 100 % aus Carbonfasern besteht. Durch Unfälle entsteht eine große Menge an beschädigtem Material, das normalerweise als Abfall betrachtet wird. Mit der Partnerschaft von KTM und Carbon Cleanup wird dieses Material zurück in den Kreislauf gebracht. 

(c) Carbon Cleanup

“KTM Technologies war von Anfang an ein Vorreiter. Sie testen unsere recycelten Materialien bereits erfolgreich in ihren Motorrädern“, betont Radanitsch.

Das Besondere an dieser Kooperation ist das sogenannte Closed-Loop-Material, das zu 100 Prozent aus dem Abfallstrom von KTM Technologies besteht. „Die Herausforderung ist, die Materialien zirkulär zu sammeln und in die Produktion zurückzuführen. Das Sammeln und die Qualität sind dabei entscheidend. Aber wir haben gezeigt, dass wir sogar leistungsfähigere Materialien aus Abfall herstellen können”, so der Gründer.

(c) Carbon Cleanup

Die nächsten Schritte von Carbon Cleanup

Das Geschäftsmodell von Carbon Cleanup basiert derzeit auf zwei Einnahmequellen: Zum einen bietet das Unternehmen Kunden einen Recycling-Service an, bei dem diese für die umweltgerechte Entsorgung des Materials bezahlen. Dafür wurde eine eigene Logistikstruktur aufgebaut. Zum anderen werden die Faserverbundkunststoffe an weitere Abnehmer verkauft. Derzeit liefert das Startup 98 Prozent der aufbereiteten Granulate ins Ausland. “Für eingehendes Material sind die Hauptmärkte neben Österreich vor allem Deutschland und Italien. Der Materialzufluss ist für uns derzeit jedoch kein Engpass, sodass wir gezielt das für uns passende Material auswählen können”, so der Gründer abschließend.


*Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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