18.07.2017

„Unser Angebot für Unternehmer und Startups wird sichtbarer“

Lange war österreichischen Unternehmern nicht klar, wie viele Leistungen das Außenministerium für die heimische Wirtschaft anbietet – mit dem Unternehmensservice erhält das Instrumentarium ein neues Gesicht.
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Eigentlich war Botschafter Johann Brieger 2015 schon auf dem Sprung von der österreichischen Botschaft im Kosovo nach Marokko, aber dann faszinierte ihn die Aufgabe, die neue Abteilung für Unternehmensservice im Außenministerium (BMEIA) in Wien zu leiten. Eine Entscheidung, die er bis heute nicht bereut und überzeugt ist, dass das Außenministerium sowohl für alteingesessene Unternehmen als auch für Startups einen echten Mehrwert leisten kann.

Seit 2015 gibt es die Abteilung für Unternehmensservice. Warum war die Einführung dieser Abteilung so wichtig?

Ohne Zweifel ist die Politik unser stärkstes Standbein, aber die gesellschaftliche Entwicklung in einem Land ist stets getrieben von der wirtschaftlichen Entwicklung, daher legen wir auch Wert auf die Unterstützung der Wirtschaft. Mit unserem Vertretungsnetz von rund 100 Außenstellen haben wir die besten Voraussetzungen dafür. Allerdings waren unsere Tools bisher nicht gut sichtbar. Deshalb wurde eine eigene Abteilung gegründet, in der alle Unternehmensinteressen gebündelt sind und einige neue Initiativen gegründet wurden.

Kommt das Außenministerium mit dem Unternehmensservice nicht der Wirtschaftskammer (WKO) in die Quere?

Die Wirtschaftskammer kümmert sich um das Tagesgeschäft der Unternehmer. Wir kommen vor allem dann ins Spiel, wenn es die Schnittstelle zur Politik bedarf. Insofern besteht zwischen uns und der Wirtschaftskammer eine klare Aufgabenteilung. Wir agieren als Partner. Für die Unternehmen ist das von Vorteil, weil sie sowohl das Service der Wirtschaftsdelegierten als auch der Botschafter nutzen können. Wir arbeiten auch eng mit der Außenwirtschaft, der Industriellenvereinigung und anderen Interessensvertretungen zusammen.

Unterstützt das Außenministerium auch gezielt Startups?

Ja, denn Startups spielen in Österreichs Wirtschaft eine immer bedeutendere Rolle. Von zwei Programmen profitieren Startups ganz besonders: Austrian Leadership Programs (ALPS) und Open Austria. Die Internationalisierung und internationale Vernetzung stehen bei diesen Programmen im Mittelpunkt und in diesen Punkten können wir einen echten Mehrwert leisten.

Redaktionstipps

Was ist das Besondere an ALPS?

Vier Mal pro Jahr laden wir für je eine Woche Auslandsführungskräfte nach Österreich ein, um sie mit Vertreter heimischer Führungskräfte aus Politik und Wirtschaft in Kontakt zu bringen. Im Wesentlichen steht ALPS auf drei Säulen. Die erste Säule betrifft die Politik. Da wollen wir zeigen, dass Österreich mehr ist als die geografische Größe vermuten lässt. Hier sind viele bedeutende internationale Organisationen ansässig und in Österreich trifft sich die Welt, wie das etwa die Iran- und Syriengespräche erst kürzlich demonstriert haben. Die zweite Säule betrifft die Wirtschaft. Mit IV und WKO als Partner holen wir die heimische Industrie vor den Vorhang. Als dritte Säule konzentrieren wir uns speziell auf Startups und bringen internationale Führungskräfte mit erfolgreichen Jungunternehmern zusammen.

Wie ist das Echo der Teilnehmer auf die bisher sechs ALPS-Durchgänge?

Extrem positiv. Wir laden jeweils zwischen 20 bis 25 Entscheidungsträger ein. Der letzte Durchgang fand im Zuge des Pioneers Festival statt und war bisher der erfolgreichste. Es gab unmittelbar zehn konkrete Überlegungen für Follow-up. So eine Dichte hatten wir noch nie. Das zeigt, dass die Qualität zunimmt. Wir achten eben bei der Zusammensetzung der Gruppe auf ein hohes Niveau, damit es für beide Seiten einen Wow-Effekt gibt.

Dr. Brieger im Gespräch mit Christian Scherl, (c) Der Brutkasten

“Es gab unmittelbar zehn konkrete Überlegungen für Follow-up. So eine Dichte hatten wir noch nie.”

Wie erzielt man diesen Wow-Effekt?

Wir wollen Multiplikatoren in den Gastländern für Österreich begeistern. Daher bieten wir bei diesem Programm auch individuelle bilaterale Termine an. Auf diese Weise nehmen die Führungskräfte konkrete Ideen von dem Aufenthalt mit.

Wodurch profitieren Startups bei der Initiative Open Austria?

2015 war Sebastian Kurz mit Vertretern der Startup-Szene in Silicon Valley. Es zeigte sich, dass es zwar einige Einzelkämpfer gibt, aber keine Österreichplattform, wo heimische Unternehmer andocken können. Daraus entstand im Herbst 2016 Open Austria in San Francisco. Es soll als erste Anlaufstelle dienen und das Eintrittstor für Silicon Valley sein.

Wie entwickelt sich Open Austria?

Open Austria ist eine kleine, aber sehr aktive Unit und wird sehr gut angenommen. Nicht nur von Startups, wie ursprünglich gedacht, sondern durchaus auch von der Industrie. Von der Struktur her entspricht Open Austria einem Konsulat. Natürlich ist Open Austria noch nicht so groß wie etwa Swissnex. Die Schweiz ist uns einige Jahre voraus, hat ein eigenes, großes Gebäude in San Francisco, in dem sogar Schweizer Unternehmen integriert sind. Aber Open Austria hat gegenüber Swissnex den Vorteil, dass die Zusammenarbeit mit den Kammern gut funktioniert. Es gibt Überlegungen, ebenfalls Unternehmen zu integrieren, aber Open Austria ist noch jung und wird sich langsam weiterentwickeln. Gut möglich, dass es auch bald ähnliche Standorte an anderen Hot Spots dieser Welt gibt. Wichtig ist, dass es die Möglichkeit gibt, dass unsere Unternehmen bei technologischen Entwicklungen bei den Leadern dabei sind.

Eine weitere Neuerung ist das Format „Business meets Diplomacy“, als Plattform zur Vernetzung von Wirtschaft und Diplomatie. Welche Unternehmen stehen dabei im Fokus?

Einmal im Quartal laden wir österreichische Spitzenunternehmen ein, um vor in Österreich akkreditierten Botschaftern ihre Problemstellungen zu artikulieren. In erster Linie sollen die ausländischen Botschafter ein Bild vom optimalen Mix österreichischer Unternehmen präsentiert bekommen und verstehen, in wie vielen Bereichen wir Betriebe haben und wie häufig entscheidende Komponenten unterschiedlichster Produkte aus Österreich stammen.

Welche weiteren Initiativen des Außenministeriums kommen Unternehmern zu Gute?

Da wäre zum Beispiel die Initiative „Meet the Ambassadors“, die einmal jährlich im Zuge der Botschafter-Konferenz stattfindet. Wir führen alle österreichischen Botschafter für eine Woche zum Gedankenaustausch zusammen und geben österreichischen Unternehmen die Chance, sich mit unseren Auslandsvertretern zu treffen. Eine große Unterstützung ist auch die Initiative „One Day At“ – der Besuch österreichischer Unternehmen durch Fachexperten aus den unterschiedlichsten Bereichen des BMEIA. Je besser wir im Außenministerium die österreichischen Unternehmen und deren Stärken, Probleme und Sorgen kennen, desto besser können wir ihre Interessen im Ausland vertreten. Sie sehen also, das Unternehmensservice ist in der Lage, Österreichs Wirtschaft zu pushen.

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Beim Landesgericht Korneuburg fand heute, am 14. November 2024, die Sanierungsplantagsatzung im Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung über die Marinomed Biotech AG statt. Ohne Gegenstimme haben die Gläubiger den Sanierungsplan angenommen.

Im August dieses Jahres meldete das Korneuburger (NÖ) Biotech-Unternehmen Marinomed Insolvenz an. Grund dafür waren Umsatzrückgänge und Verluste in Millionenhöhe – brutkasten berichtete.

Damals hieß es vom Unternehmen: „Anlass der Antragstellung ist, dass die kurzfristig benötigten Finanzmittel zur Sicherstellung der Liquidität der Gesellschaft nicht planmäßig aufgebracht werden konnten und eine Zahlungsunfähigkeit droht.“

Was der Sanierungsplan vorsieht

Nach Aussage des Kreditschutzverbands von 1870 (KSV1870) sieht der Sanierungsplan für Marinomed insgesamt 30 Prozent vor, zahlbar in fünf Raten über einen Zeitraum von zwei Jahren ab Annahme. Für den Fall weiterer erfolgreicher Sanierungs- und Reorganisationsmaßnahmen könnte noch eine sogenannte „Superquote“ von bis zu sieben Prozent, abhängig vom jeweiligen Erfolg, an die Gläubiger fließen.

Weiter heißt es vom KSV1870, dass insgesamt 98 Gläubiger Forderungen in Höhe von rund 31 Mio. Euro angemeldet haben, welche in einer Summe von rund 30 Mio. Euro auch anerkannt wurden.

„Mit der Annahme des Sanierungsplans wurde nunmehr ein Grundstein in Richtung Sanierung des Unternehmens gesetzt. Es obliegt der Schuldnerin, die vereinbarte Quote in den nächsten beiden Jahren auch zu erfüllen“, sagt Peter Stromberger vom KSV1870 zum Sanierungsplan.

Bis 2023 Rekordumsätze für Marinomed

Erst im Frühling 2023 verlautbarte Marinomed, das umsatzstärkste erste Quartal in der Unternehmensgeschichte erzielt zu haben: 3,3 Mio. Euro Umsatz. Es folgte ein deutlicher Einbruch und ein Verlust von 6,8 Mio. Euro. Anfang 2024 standen nur mehr 0,7 Mio. Euro zu Buche.

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