10.04.2020

Stopp Corona-App & Datenschutz: Keine User-ID und viel Unschärfe

Das Rote Kreuz und Accenture Österreich beantworteten heute Fragen zur Stopp Corona-App - insbesondere zum Thema Datenschutz bei den neuen Funktionen in der zweiten Version.
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Stopp Corona-App - Rotes Kreuz uniqa Accenture
(c) Rotes Kreuz: "Stopp Corona"-App

Gestern wurde die zweite Version der von Accenture Österreich entwickelten Stopp Corona-App des Roten Kreuzes für iOS und Android online gestellt – der brutkasten berichtete bereits im Vorfeld. In einem Pressegespräch beantworteten heute Bundesrettungskommandant Gerry Foitik, Accenture Österreich-Chef Michael Zettel und Christian Winkelhofer, Projektleiter der Stopp-Corona-App bei Accenture, Fragen zur App und insbesondere zum Datenschutz.

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Nach Containment und Mitigation kommt wieder Containment

Generell stehe man in der Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie in Österreich nach einer ersten “Containment”-Phase ab Februar und einer “Mitigation”-Phase ab Mitte März nach Ostern wieder in einer zweiten “Containment”-Phase. In dieser gebe es mehrere Strategien zur Eindämmung der Pandemie. “Hier geht es um das schnelle Auffinden und Isolieren von Erkrankten. Dazu braucht es eine gute Informationslage in der Bevölkerung, eine schnelle Erkennung von Verdachtsfällen und dann eine schnelle Testung”, sagt Foitik. In der ersten Containment-Phase hätten die damals verfolgten Strategien nicht ausgereicht, um die exponentielle Entwicklung der Coronavirus-Epidemie in Österreich aufzuhalten.

Stopp Corona-App: Zeitgewinn bei Kontaktpersonen-Management

“Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang das Kontaktpersonen-Management”,erklärt der Bundesrettungskommandant. “Infizierte erstellen dazu ja ein detailliertes Protokoll über Kontaktpersonen der vergangenen 48 stunden, die sich dann laut behördlichem Bescheid ‘absondern’, also isolieren müssen. Genau hier setzt die Stopp Corona-App an, um Menschen und Behörden zu unterstützen und wertvolle Stunden zu gewinnen”. Denn Infizierte würden im Median erst nach fünf bis sechs Tagen Symptome zeigen, seien aber bereits bis zu 48 Stunden davor infektiös. Werden Kontaktpersonen bereits bei Verdacht informiert – wie mit der App vorgesehen – und nicht erst nach einem positiven Test, können diese sich bereits isolieren, bevor sie selbst infektiös werden und die Infektionskette werde unterbrochen. Die App sei aber “kein Allheilmittel”, betont Foitik.

“Infektionsgefährlicher Kontakt” kann automatisch erfasst werden

Konkret können User mit der App über den Tag Kontakte sammeln, was inzwischen, mit Zustimmung der User, auch automatisiert möglich ist (wobei Bluetooth nur bei Android im Hintergrund laufen kann und die App bei iOS daher aktiv laufen muss). Als “infektionsgefährlicher Kontakt” gilt dabei prinzipiell, wenn über einen Zeitraum von länger als 15 Minuten ein Abstand von weniger als zwei Meter bestand, bzw. man gemeinsam auf kleinem (geschlossenen) Raum, etwa in einem Auto war. Jeder User hat ein eigenes komplett anonymes Kontakttagebuch, das er gleich informieren kann, wenn ein Verdacht besteht, der über einen Test mit drei Fragen geklärt wird (Anm.: Fieber über 38 Grad Celsius, trockener Husten, andere plausible Erklärung für die Symptome). Damit wird eine virtuelle Ampel auf “gelb” gestellt und alle Kontakte der letzten 48 Stunden informiert. Nach einem klärenden Test kann diese dann vom User je nach Ergebnis auf “grün” oder “rot” umgestellt werden.

Datenschutz in der Stopp Corona-App

Neben einer nach kurzer Zeit wieder beendeten Diskussion um die mögliche verpflichtende Nutzung der App (diese wurde dann ausgeschlossen) traten in der Öffentlichkeit zuletzt auch zahlreiche Fragen zum Thema Datenschutz in der Stopp Corona-App auf. “Wenn man die Server hacken würde, würde man nur verschlüsselte Nachrichten finden. Und wenn man diese entschlüsseln würde, bekäme man nur die Information, dass Kontakte zwischen Personen stattgefunden haben, aber keine weiteren Einblicke dazu”, erklärt Accenture-Projektleiter Winkelhofer. Denn User hätten in dem System überhaupt keine ID.

“Zeitliche Unschärfe”

“Sie müssen auch keinerlei Angaben zu ihrer Person machen. Lediglich, wenn Verdacht besteht, müssen sie ihre Telefonnummer angeben, um ihre Angabe per TAN-Code zu bestätigen”, ergänzt Accenture Österreich-Chef Zettel. Die Kontakt-Informationen würden nur lokal am Handy gespeichert – anonym, verschlüsselt und mit “zeitlicher Unschärfe”, erklärt Winkelhofer. Der Server (Anm. Cloud-Server mit Standort Frankfurt a.M.) agiere “nur als Postbote”, wobei auch statistische Daten verschlüsselt und mit zeitlicher Unschärfe weitergeleitet werden würden. Nach 30 Tagen würden die Daten am Smartphone gelöscht – oder bei Löschen der App. Der Projektleiter stellt jedenfalls klar: “Mit Big Data hat das nichts zu tun”.

Code an Datenschutz-NGOs offengelegt, Austausch mit Novid20 und Pepp-PT

Michael Zettel machte auch noch weitere Angaben zu den Plänen, den Code Open Source zugänglich zu machen. “Das ist ein Arbeitsschritt, der einiges an Vorbereitung braucht. Der Code muss gut dokumentiert und abgesichert sein. Es bedarf auch einer rechtlichen Hinterlegung als Open Source Lizenz”, so Zettel. Eine breitere Offenlegung werde “wahrscheinlich in ein paar Wochen” erfolgen, davor wolle man noch etwaige Sicherheitslücken beheben. An verschiedene Uni-Institute und Datenschutz-NGOs wie NOYB oder Epicenter Works habe man den Code aber bereits weitergegeben. Auch mit dem Novid20-Team gebe es einen regen Austausch. International sei man mit dem Team hinter Pepp-PT in Gesprächen, um auf Dauer eine international akkordierte Lösung zu bieten.

Archiv: Roundtable zu Tech und Datenschutz in der Coronakrise


⇒ Page des Roten Kreuzes zur App

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(c) Stock.Adobe/GamePixel - Die AI Landscape 2024 ist da.

Die Austrian AI Landscape von Clemens Wasner (EnliteAI, AI Austria) zeigt AI-Startups und -Unternehmen aus der heimischen Startup-Szene. Das Branding dazu wurde von Andreas M. Keck, Kopf und Gründer von “beamr. brand consulting studio” pro-bono durchgeführt. Es ist bereits die insgesamt achte Ausgabe der österreichischen KI-Landschaft.

AI Landscape 2024 wird größer als ihre Vorgänger

“Heuer gibt es 70 neue Unternehmen, ein Novum in dieser Größenordnung. Es ist ein internationales Phänomen, denn die Eintrittsbarriere für die Gründung eines KI-Unternehmens ist gesunken. Ein Grund ist, dass viele Basistechnologien als ‘open source’ verfügbar sind und nicht mehr von Grund auf selbst entwickelt werden müssen”, erklärt Wasner die gestiegene Anzahl an KI-Unternehmen in Österreich.

Besonders im Bereich “Corporate Early Adopters” zeigt sich eine starke Steigerung. “Unternehmen, die teilweise 100 Jahre alt sind, haben eigene AI-Business-Units aufgebaut, eigene Teams zusammengestellt und sind Joint Ventures eingegangen. AI ist schlussendlich in der Realwirtschaft angekommen”, so der AI-Experte weiter.

Die AI Landscape Austria 2024

(c) EnliteAI, AI Austria, Andreas M. Keck (beamr) – Die gesamte Austrian AI Landscape.

Cybersecurity-Bereich steigt

Allgemein ist festzustellen, dass sich – entgegen der letzten Jahre – mehr Firmen mit “Cybersecurity & Defence” beschäftigen. Die Gründe dafür sind, dass es einerseits, wie erwähnt, mehr Open-Source-Modelle gibt, auf die man zurückgreifen kann, ohne selbst Basis-Modelle entwickeln zu müssen. Andererseits hat der Ukraine-Krieg ein Bewusstsein für diese Branche geschaffen.

Die EU hat etwa am 15. März 2024 das Arbeitsprogramm für den European Defence Fund veröffentlicht. Die offizielle Ausschreibung wurde am 20. Juni geöffnet, eine Einreichung war bis zum 5. November 2024 möglich. Diese Ausschreibung war mit 1,1 Milliarden Euro dotiert, wovon 40 Millionen Euro für disruptive Technologien und 67 Millionen Euro für KMU vorgesehen sind.

AI Landscape: GenAI als Treiber

Einen anderen Faktor für die Steigerung der Anzahl an KI-Firmen in Österreich sieht Wasner darin, dass viele Unternehmen in der Vergangenheit auf Automatisierung gesetzt hätten. Belege erkennen, den E-Mail-Posteingang lesen und ins CRM schieben – das sei mit der eigenen Technologie natürlich limitiert gewesen, durch Generative AI und LLMs (Large Language Models) wären nun sehr viele in diesem Bereich tätig. “Das ist etwas, das weltweit parallel passiert”, so Wasner. “Und Chatbots oder Dashboards beinhaltet.”

Auch bemerkenswert ist, dass im Bereich “Life Science” mittlerweile 30 Unternehmen aus Österreich vertreten sind. Für den KI-Experten “wenig verwunderlich”, da es hierzulande mit LISAvienna, INITS und mit dem Science Park Graz gleich drei Ökosysteme gibt, die in diesem Feld “Firmen produzieren”.

Zudem ist der Proptech-Bereich auffällig stark geworden, was wiederum an der Nutzung von LLMs liegt, zum Beispiel wenn es um die Auswertung von Dokumenten rund um Bauprojekte geht. Überall dort, wo man auf unstrukturierte Daten treffe – Baupläne, etc. – sei nun GenAI vermehrt einsatzbar und das ganze Proptech-Feld gehe “durch die Decke”. Insgesamt, so Wasner, gebe es heuer einfach mehrere große Themenfelder in der heimischen AI Landscape.

Beachtlich sei zudem, dass in der KI-Branche wenig Firmen pleite gegangen sind. “Dieses Jahr habe ich im Vergleich zum Vorjahr nur drei, vier Firmen herunternehmen müssen”, sagt er. “Davor waren es rund 30.”

Doch der KI-Experte warnt vor zu großer Euphorie. Er sieht den Moment jetzt als “Ruhe vor dem Sturm” und erwartet eine Konsolidierungswelle für das kommende Jahr. In diesem Sinne prognostiziert er einen Akquise-Trend, der uns bevorsteht. Größere Firmen würden, so seine Einschätzung, Unternehmen aus der Sparte “Operations & Search” aufkaufen, weil sich deren Angebot als replizierbares Business für Dienstleister auszeichne (Knowledge-Management, Bots, Suche mit LLMs).

Mehr Deregulierung, aber…

Was den europäischen Standort betrifft, wünscht sich Wasner mehr Deregulierung, allerdings nicht unbedingt auf der KI-Seite, wie er sagt. Europas KI-Problem liege vor allem im Umstand begründet, dass es hier schwieriger sei, zu gründen bzw. etwa Mitarbeiterbeteiligungen schwerer zu implementieren wären. “In Europa gibt es 27 Rechtsformen bei der Unternehmensgründung, das ist einfach nicht ‘investible'”, sagt er. Auch seien die Finanzierungen zu gering, vor allem dann, wenn man eine KI-Foundation baue. Mistral aus Frankreich wäre da der einzige Ausreißer, was europäische Top-KI-Firmen betreffe.

Als zweiten Punkt nennt Wasner, dass sich die “Compute-Infrastruktur” als zu klein für den europäischen Raum zeige und es von der EU-Seite Investitionen von mindestens 20 Milliarden Euro – wenn nicht mehr – bräuchte, um im KI-Konzert der Großen eine Chance zu haben. Der dritte und letzte Faktor, den Wasner in Sachen Wettbewerbsfähigkeit erwähnt, ist, auf “skilled immigration” zu setzen, um die besten Talente ins Land zu holen, wie er sagt: “Das allerdings geht nur, wenn man die ersten beiden Punkte löst.”

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Stopp Corona-App & Datenschutz: Keine User-ID und viel Unschärfe

  • Gestern wurde die zweite Version der von Accenture Österreich entwickelten Stopp Corona-App des Roten Kreuzes für iOS und Android online gestellt.
  • Neben einer nach kurzer Zeit wieder beendeten Diskussion um die mögliche verpflichtende Nutzung der App traten in der Öffentlichkeit zuletzt auch zahlreiche Fragen zum Thema Datenschutz in der Stopp Corona-App auf.
  • Die Kontakt-Informationen würden nur lokal am Handy gespeichert – anonym, verschlüsselt und mit “zeitlicher Unschärfe”, erklärt Projektleiter Winkelhofer.
  • User hätten gar keine ID.
  • “Sie müssen auch keinerlei Angaben zu ihrer Person machen. Lediglich, wenn Verdacht besteht, müssen sie ihre Telefonnummer angeben, um ihre Angabe per TAN-Code zu bestätigen”, ergänzt Accenture Österreich-Chef Zettel.

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  • “Sie müssen auch keinerlei Angaben zu ihrer Person machen. Lediglich, wenn Verdacht besteht, müssen sie ihre Telefonnummer angeben, um ihre Angabe per TAN-Code zu bestätigen”, ergänzt Accenture Österreich-Chef Zettel.

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