27.12.2023

Rück- und Ausblick 2023/2024: “Da wird es noch einiges an bösem Erwachen geben”

Wir haben von einigen der bekanntesten Gesichter der heimischen Startup-Szene einen kurzen Rück- und Ausblick am Ende dieses fordernden Jahrs bekommen.
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Einige der bekanntesten Vertreter:innen der heimischen Startup-Szene gaben uns einen Jahres-Rück- und Ausblick
Einige der bekanntesten Vertreter:innen der heimischen Startup-Szene gaben uns einen Jahres-Rück- und Ausblick

2023 war ohne Zweifel ein schwieriges Jahr für die heimische Startup-Szene. Die Rezession lässt Kund:innen wegbrechen und damit Einnahmen sinken. Gleichzeitig steigen die Ausgaben durch die Teuerung. Und als ob dass nicht genug wäre, sind Investments weiterhin schwer zu bekommen – vor allem zu guten Konditionen. Die Folge: Viele heimische Startups kämpfen, Insolvenzen stehen an der Tagesordnung. Und momentan sieht es gesamtwirtschaftlich für 2024 ganz und gar nicht nach einer Entspannung der Situation aus.

Doch natürlich ist nicht alles grau und düster. Auch 2023 wurden wieder viele Erfolgsgeschichten geschrieben und einige Startups und Scaleups trotzten dem Trend auf beachtliche Art und Weise. Und wie schon in früheren Krisen gilt: Was mit dem einen Geschäftsmodell zur unüberwindbaren Hürde wird, kann mit dem anderen eine große Chance sein.

Wir haben, wie jedes Jahr, bei bekannten Vertreter:innen der heimischen Startup-Szene um einen kurzen Rück- und Ausblick gebeten:


Hansi Hansmann, Business Angel

Hansi Hansmann © Maximilian Rosenberger
Hansi Hansmann | © Maximilian Rosenberger

2023 war ein herausforderndes Jahr, aber das wissen wir ja inzwischen alle. Mit ein wenig Übersicht und Cash-Reserven konnte man da gut durchkommen. Zu hohe Bewertungen aus 2021 sind den Startups teilweise auf den Kopf gefallen – man musste in die alte Bewertung “erst hineinwachsen”.

2024 wird meiner Erwartung nach nicht viel besser, jedenfalls nicht im ersten Halbjahr. Ich glaube, da wird es noch einige erwischen, die es mit Mühe und Not bis jetzt geschafft haben. Funding bekommen aktuell nur die Allerbesten (KPIs). Sonst bleiben nur die Bestandsinvestoren und denen geht schön langsam das Geld aus.

2024 wird aber auch ein Jahr der Opportunities: Ich glaube, dass viele Startups bzw. Assets günstig zu haben sein werden. Im Prinzip bedeutet das nichts anderes, als Konsolidierung und besseres Vorbereiten auf das, was danach kommt – weil irgendwann geht’s wieder richtig bergauf.

Hannah Wundsam, Co-Managing Director Austrian Startups

AustrianStartups Managing Director Hannah Wundsam | (c) brutkasten
AustrianStartups Managing Director Hannah Wundsam | (c) brutkasten

2023 war ein turbulentes Jahr für die österreichische Startup-Szene. Angetrieben von hohen Leitzinsen erlebten wir eine ungewöhnlich hohe Welle an Konkursen und Insolvenzen. Das Aufstellen von Investments blieb eine große Herausforderung, und Startups sahen sich weiterhin mit dem Dilemma konfrontiert, schnell wachsen zu wollen, während sie gleichzeitig rasch Profitabilität anstreben mussten.

Trotz des schwierigen Umfelds konnte die Szene auch Erfolge feiern. Um nur ein Beispiel zu nennen: Refurbed zeigte mit seiner Series-C-Finanzierungsrunde, wie man auch in wirtschaftlich schwierige Phasen wachsen kann. Künstliche Intelligenz war oftmals der starke Treiber für eine Vielzahl an frischen Investmentrunden.

Auch im internationalen Wettlauf um die besten KI-Lösungen haben österreichische Gründer:innen eine spannende Rolle übernommen. Startups wie Magic.dev zeigen jedoch, dass mehr Kapital und Anreize erforderlich sind, um die besten Talente für Gründungen in Österreich zu gewinnen.

Ein wichtiger Schritt in diese Richtung war das kürzlich von der Bundesregierung beschlossene Startup-Paket, das die neue Rechtsform “FlexCo” und verbesserte Regelungen für Mitarbeiterbeteiligungen umfasst. Dieses Paket erfüllte einen langjährigen Wunsch vieler Gründer:innen, gerade rechtzeitig vor Weihnachten. 2023 war auch ein Jahr des Feierns für AustrianStartups: Wir blickten auf die letzten zehn Jahre unseres Vereins zurück und können feststellen, dass die Szene langsam aber sicher erwachsen wird.

Der Blick auf das Jahr 2024 zeigt, dass die Dynamik nicht nachlassen wird. Der Wettbewerb um die besten Talente im KI-Bereich geht weiter. Damit Österreich international mithalten kann, darf sich die Politik nicht auf ihren ersten Schritten ausruhen. Das Startup-Paket muss nun effektiv umgesetzt werden, und es müssen weitere Anreize für Gründungen in Österreich geschaffen werden. Das Wahljahr 2024 ist eine Chance, relevante Ansätze im Regierungsprogramm zu festigen. Ich sehe hierfür zwei besonders wichtige Themen: Langfristig neues Talent durch Bildung zu fördern (Entrepreneurship Education) und kurzfristig Anreize für mehr Investitionen zu schaffen (Investitionsfreibetrag).

Oliver Holle, Gründer und CEO Speedinvest

Speedinvest CEO Oliver Holle | (c) Klaus Vyhnalek
Speedinvest-CEO Oliver Holle | (c) Klaus Vyhnalek

2023 war ein ambivalentes Jahr. Für Speedinvest als Company hätte es kaum besser laufen können. Wir sind mit mehr als 600 Millionen Euro mit vollgepackten Geldkoffern in einem Umfeld am Start, wo Kapital zunehmend Mangelware wird. Zuletzt wurden wir noch als “Seed Fund des Jahres 2023” ausgezeichnet, was für unser Team auch sehr schön war. Im Gegensatz dazu sind wir letztlich nur so erfolgreich, wie unsere Gründer und Gründerinnen, und die hatten eine wirklich harte Zeit. Downrounds, Pay-to-Play-Runden und zum Teil auch Geschäftsschliessungen waren eher die Regel als glitzernde neue Rekordrunden. 

Ich befürchte, dass 2024 zumindest über weiter Strecken noch nicht viel Positives zu bieten haben wird. Viele Firmen leben noch von dem Cash, den sie Ende 2021 oder Anfang 2022 zu sehr guten Konditionen eingesammelt haben. Da wird es noch einiges an bösem Erwachen geben. Die Welt hat sich grundlegend verändert, nur wenige Top-Startups, die sowohl starkes Wachstum als auch hochprofitable Geschäftsmodelle vorweisen können, können anständige Wachstumsrunden abschließen, der Rest wird sich sehr schwer tun.

Laura Raggl, Gründerin ROI Ventures, Mitglied im Startup-Rat

Laura Raggl | (c) brutkasten / martin pacher

Das Jahr 2023 war sehr durchwachsen und trotzdem vom Aufschwung geprägt. Insbesondere im Bereich Energie- und KlimaTech. Zahlreiche Companies in dieser Branche konnten beträchtliche Finanzierungsrunden abschließen, während andere Startups im Fundraising einen intensiven Wettbewerb erlebten. Speziell im zweiten Halbjahr haben wir allerdings wieder sehr viele Pre-Seed- und Seed-Runden gesehen und speziell Angels waren sehr aktiv.

Spannend für die österreichische Startup-Szene wird 2024 die politische Entwicklung im Zusammenhang mit der anstehenden Nationalratswahl sein. Speziell Maßnahmen für die Mobilisierung von privatem und institutionellem Kapital wären große weitere Meilensteine, jetzt wo die neue Rechtsform umgesetzt wurde.

Kilian Kaminski und Peter Windischhofer, Co-Founder und Co-CEOs refurbed

refurbed
(c) refurbed: v.l.n.r. Peter Windischhofer und Kilian Kaminski

Kaminski: Wir schätzen uns glücklich, in diesem Jahr auf ganz viele echte Highlights zurückblicken zu dürfen: Wir haben mit refurbed den Außenumsatz von einer Milliarde geknackt, unsere bisher größte Finanzierungsrunde mit 54 Millionen Euro abgeschlossen und namhafte Kooperationspartner wie Woom, Dyson, AEG und viele mehr gewonnen, die uns helfen, unser Sortiment an refurbished Produkten weiter auszubauen. Zusätzliche wurde ich zum Vorstandsmitglied von EUREFAS gewählt, was unsere Lobby-Arbeit weiter nach vorne bringt. Insgesamt also ein Jahr, das uns in jedem Fall in Erinnerung bleiben wird und wir können jetzt schon sagen: Es werden auch 2024 interessante und namhafte Kooperationspartner dazukommen. Insgesamt war es ein Jahr, das das Adjektiv “rasant” durchaus verdient, ich glaube aber nicht, dass 2024 sehr viel ruhiger werden wird.

Windischhofer: Zusätzlich zu den unternehmerischen Highlights 2023 gab es auch ökologische Highlights, die uns in diesem Jahr wichtig waren. So konnten wir z.B. durch die Veröffentlichung der Fraunhofer-Studie zeigen, dass transparente und objektive Impact-Studien zwar nicht einfach, aber möglich sind. Da freuen wir uns schon auf das 2024er-Jahr, denn diesbezüglich werden wir – so viel sei schon verraten – im ersten Halbjahr weitere Schritte präsentieren. Außerdem haben wir die 500-Tonnen-Marke bei der Einsparung von E-Waste geknackt, auch das war uns persönlich als Meilenstein sehr wichtig.

Kaminski: Zwei weitere persönliche und berufliche Highlights waren für mich in diesem Jahr, als uns die Nasdaq von sich aus über den Times Square zu unserer abgeschlossenen Finanzierungsrunde gratuliert hat. Das war ein echter Gänsehautmoment – und als Peter und ich als Entrepreneur of the Year von EY ausgezeichnet wurden. Es war ein großartiges Jahr!

Christiane Holzinger, Business Angel of the Year 2023

Holzinger
Christiane Holzinger | (c) Christiane Holzinger

Das Jahr 2023 stellte fast die gesamte österreichische Startup-Szene vor herausfordernde Prüfungen inmitten einer anhaltenden Krise. Trotz dieser Widrigkeiten haben unsere innovativen Unternehmer:innen und auch Investoren:innen bewundernswerte Widerstandsfähigkeit gezeigt. Teamspirit, Zusammenhalt und das teilen von Informationen hat viele auch gemeinsam wachsen lassen. So hart viele Wochen und Monate gewesen sind, umso dankbarer bin ich für die vielen neuen Gesichter, die ich kennengelernt habe.

Diese Erfahrungen werden die Grundlage für einen nachhaltigen Aufschwung im Jahr 2024 bilden. Die Risikokapitalszene wird voraussichtlich ihre Strategien anpassen, um gezielt in resilientere und zukunftsfähige Technologien zu investieren. In dieser Phase der Neuausrichtung sehe ich die Chance, gestärkt aus der Krise hervorzugehen und nachhaltige Innovationen voranzutreiben, die das Fundament für eine robustere Wirtschaft legen werden. Persönlich gehe ich nach einer Phase der Reflektion und des Aussortierens sehr positiv in das neue Jahr 2024 – denn nur wenn wir Unternehmer:innen mit gutem Vorbild und ohne Jammern vorangehen, können wir auch gute Beispiele für unsere Mitarbeiter:innen, Startups, Investments und Mentees sein.

Berthold Baurek-Karlic, Business Angel of the Year 2023

Berthold Baurek-Karlic, Venionaire Capital | (c) Rene Wallentin

2023 war ein extrem spannendes, aufregendes, und bewegendes Jahr für mich. Auf der positiven Seite war sicherlich der Business Angel of the Year Award, den ich nie vergessen werde, sowie die sensationellen Ergebnisse, die der Tigris Web3 Fonds – Österreichs erster Krypto-Fonds, managed by Venionaire. Besonders negativ haben sich die Nachwehen der Krisenjahre herausgestellt, viele Firmen haben es nicht geschafft – wir wurden selbst gezwungen, mit viel Energie als Krisenmanager einzugreifen, dadurch blieb weniger Kraft und Kapital für unsere Arbeit als Wachstumsbeschleuniger.

Insgesamt sind wir aber noch deutlich besser und durchaus profitabel durch die Krise gekommen, aus unserer Zusammenarbeit mit dem Linde Verlag bzw. der Linde Digital GmbH entstanden wunderbare neue Produkte wie die App “Mei Marie”, es konnte mit dem Gewinn einer internationalen Ausschreibung ein guter Erfolg der Beteiligung “IURIO” eingefahren werden, und die bestehende Bildungslösung “Lawstar” Dank einer Zusammenarbeit mit courseticket.com gestärkt werden.

Für 2024 erwarte ich weiterhin schwierige Zeiten, insbesondere wenn der Staat nicht langsam beginnt, den Standort in Sachen Wettbewerbsfähigkeit zu reformieren. Hierzu muss der Faktor Arbeit viel geringer besteuert werden, endlich eine drastische Entbürokratisierung her, sowie Anreize für Institutionelles Kapital im Feld Private Equity (ein Tsunami an Unternehmensübergaben aus der Baby Boomer Generation rollt an) und Venture Capital (es geht weiterhin massiv an Anschlussfinanzierungen). Passiert das nicht, verlieren wir vermutlich auf Jahrzehnte an Boden.

Petra Dobrocka, Gründerin und CCO Byrd

Petra Dobrocka | (c) byrd
Petra Dobrocka | (c) byrd

2023 war für byrd ein intensives Jahr, geprägt von einem Umdenken von Wachstum auf Effizienz. Einige unserer Highlights waren diverse neue Shop-, ERP- und Marktplatz-Integrationen sowie die Anbindung neuer Versanddienstleister (auf aktuell mehr als 25 Carrier), die Anbindung von drei neuen Lagerstandorten, neue Partnerschaften mit Radial (bPost Gruppe), MIRAKL, Leroy Merlin, ParcelPerform, Procuros uvm. Und natürlich für das Team unser Company-Offsite mit dem kompletten Team in Prag am Ende des Sommers, sowie zwei Hackathons, bei denen unsere Teams an neuen, innovativen Lösungen arbeiten konnten.

Im Jahr 2024 werden wir weiter daran arbeiten, die Nr.-1-Lösung für europäisches E-Commerce-Fulfillment zu sein, indem wir in unseren sieben Kernmärkten weiter wachsen. Wir werden uns weiter auf die Effizienz und Lagerautomatisierung fokussieren, sodass die Lager noch größere Paketmengen verarbeiten und so noch bessere Skaleneffekte erzielen können.

Natürlich verbessern wir auch 2024 weiter unsere Software und Dienstleistungen. Der Fokus ist dabei vor allem darauf, bestehende Prozesse auf der Grundlage von Kundenfeedback weiter zu verbessern, z. B. durch eine umfangreichere B2B-Versandfunktionalität oder eine verbesserte Auswahl von Verpackungsmaterial, um die effizienteste Verpackungs- und Versand-Option für jedes Paket sicherzustellen.

Johannes Braith, Gründer und CEO Storebox

Storebox-CEO und Cofounder Johannes Braith
Storebox-CEO und Cofounder Johannes Braith | Foto: brutkasten

2023 war für viele in der Tech-Industrie ein sehr schwieriges Jahr. Auch bei Storebox mussten wir mit einer komplexen makroökonomischen Lage umgehen. Hohe Zinsen und Zurückhaltung im VC- bzw. PE-Bereich machten eine rasche Skalierung zur Herausforderung. Wir sind stolz, dass wir trotz der hohen Kapitalkosten sowie der multiplen Krisen in diesem Jahr starke Wachstumszahlen aufweisen konnten. Wir sind von 200 auf über 320 Filialen angewachsen, haben zwei neue Märkte sowie einige tolle Kunden im Lastmile-Logistik Bereich gewonnen.

Ich bin grundsätzlich ein überzeugter Optimist und versuche stets, die positiven Dinge zu sehen, welche die genannten Herausforderungen mit sich bringen. Mein Ausblick für das Jahr 2024 ist dennoch differenziert. Ich gehe davon aus, dass wir vor allem in der ersten Jahreshälfte eine Verschärfung der aktuellen Situation erleben werden. Die Kapitalkosten werden vermutlich gleich hoch bleiben oder sogar etwas steigen, bevor wir eine positive Dynamik sehen. Auch ansteigende Rohstoffpreise und Ressourcenknappheit bei Hardware-Komponenten werden sich vermutlich weiter aufschaukeln, bevor wir eine Beruhigung wahrnehmen können – Stichwort: “Bullwhip-Effekt”. Wenn wir jedoch weiter hart arbeiten, klare Ziele definieren und mit Leidenschaft echte Probleme lösen, werden wir auch 2024 gesellschaftlich wieder einen Schritt nach vorne machen.

Lisa Ittner, Gründerin und CEO vibe

vibe-Gründerin Lisa Ittner im Talk
vibe-Gründerin Lisa Ittner im Talk | (c) brutkasten

Volatilität, Wachstum und good vibes. Obwohl oder gerade weil es in der Automobilbranche so turbulent ist, sind wir mit dem E-Auto Abo auf Wachstumskurs und der Überholspur. Die Rahmenbedingungen sind und waren herausfordernd – das wird auch so bleiben. Wir nutzen das für uns. Immer mit klarem Fokus auf die beste Dienstleistung für unsere Community spielen wir unsere Stärken da aus, wo es darauf ankommt. Rasch reagieren, eine klare Vision verfolgen und dabei flexibel bleiben. Unsere Grundwerte helfen uns dabei seit Anbeginn: fair, easy, changing, caring. Und mit unserem flexiblen Abo-Modell ermöglichen wir unseren Kunden, sich in diesen Zeiten auf das wichtigste zu fokussieren: ihre Ziele.

Markus Linder, Gründer und CEO inoqo & Triple Impact Ventures

Markus Linder: Gründer des Wiener Scaleups Zoovu plan mit Nachhaltigkeitsapp den nächsten Coup
(c) Haris Dervisevic / der brutkasten: Markus Linder

Als Gründer eines ClimateTech-Startups und als Early-Stage-Investor im Bereich Klima freue ich mich darüber, dass im Jahr 2023 fast ein Drittel aller VC-Investitionen in den ClimateTech-Bereich geflossen sind.

Im Hinblick auf das kommende Jahr bin ich überzeugt, dass wir 2024 erleben werden, wie Unternehmen wie inoqo und viele andere herausragende Startups starkes Wachstum und einen positiven Impact auf die größte Herausforderung und Chance unserer Zeit im großen Maßstab liefern werden.

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Das Gründerteam Christian Hill und Gerhard Prossliner © BRAVE Analytics, Leljak

Das Grazer Spin-off BRAVE Analytics wurde von Christian Hill und Gerhard Prossliner im Jahr 2020 gegründet. Den Gedanken an ein gemeinsames Unternehmen gab es schon einige Zeit davor an der MedUni Graz. Nach erfolgreicher Dissertation und dem FFG Spin-off Fellowship kam es zur Ausgründung, zu ersten Kund:innen und einem Standortwechsel. Und schließlich zur erfolgreichen Einbindung in den Life Science Cluster Human.technology Styria unterstützt von der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG.

Mittlerweile zählt BRAVE Analytics ein 14-köpfiges Team und sitzt im ZWT Accelerator in Graz, einem Kooperationsprojekt zwischen SFG und Medizinischen Universität Graz.

Das Team von BRAVE Analytics (c) © BRAVE Analytics, Leljak

Mut in der Geschäftsphilosophie

BRAVE Analytics steht für Mut in der Geschäftsphilosophie der beiden Gründer und des gesamten Teams: Christian Hill und Gerhard Prossliner fühlen sich “zu Entdeckungen hingezogen und lieben es, die Dinge aus einem völlig neuen Blickwinkel zu betrachten. Und genau diesen Spirit leben wir auch im Team.”

Wahrlich hat das Gründerduo mit seinem Spin-off das Forschungsgebiet Life Science in ein neues Licht gerückt: Denn BRAVE Analytics beschäftigt sich mit der automatisierten Qualitätssicherung für Pharma-, BioTech-Produkte, Wasser, Mineralien und Chemikalien. “Und das auf Partikel-Ebene. Das Ganze nennt sich Partikel-Charakterisierung und -Analytik”, erklärt Co-Founder Hill im Gespräch mit brutkasten.

Neu ist die Technologie insofern, als dass die Partikel-Analyse direkt im Herstellungsprozess von Pharmaprodukten passiert. Also integriert, das heißt weder vor- noch nachgelagert, und damit effizient und kostensparend. “Damit machen wir eine sogenannte Prozessanalytik im Nano-Bereich”, erklärt Co-Founder Hill.

Die Lösung für ein Bottleneck

Damit haben die beiden Gründer zusammen mit ihrem Team eine Lösung für ein bis dato bestehendes “Bottleneck in der Industrie” geschaffen. Mit den modularen Messgeräten von BRAVE Analytics kann die Qualität von Produkten im Pharma- und BioTech-Sektor nämlich in Echtzeit gemessen werden. Das Kernstück der Lösung bildet die vom Spin-off eigens entwickelte, mehrfach patentierte OF2i Technologie.

Doch bekannterweise benötigen Life-Science-Lösungen wie diese einen breiten Umfang an Forschungsinfrastruktur, der sich gerade für frisch gegründete Spin-offs schwer stemmen lässt. Und: Es braucht die richtigen Verträge, das richtige Kapital und das richtige Team. Auf der Suche danach gab es für BRAVE Analytics einige Schlüsselmomente, wie Co-Founder Hill im Gespräch mit brutkasten erzählt.

Der Standort für Life Science Startups

Die ersten Hardware-Aufbauten und Experimente fanden an der Medizinischen Universität Graz statt, die von den Anfängen mit Infrastruktur und Forschungspersonal unterstützte, die Universität Graz deckte die Bereiche Theorie und physikalisches Modelling und in Kooperation mit dem FELMI/ZFE der Technischen Universität Graz wird seit 2022 ein Zusatzmodul entwickelt.

Beim Schutz des geistigen Eigentums standen die Medizinische Universität Graz, die Steirische Wirtschaftsförderung SFG und die Forschungsförderungsgesellschaft FFG als helfende Hände zur Seite. Konkret mit Unterstützung für die Erarbeitung von Exklusiv-Lizenzen, Agreements und generell mit dem Know-how, wie man eine Firma aufbaut. Hier waren uns auch das Unicorn der Universität Graz, die Gründungsgarage und der Science Park Graz eine große Hilfe”, so Prossliner.

“Wir sind klassische Science-Preneure”

Die fachspezifische Unterstützung kam im richtigen Moment: “Wir sind die klassischen Science-Preneure. Unser Background ist das Universitäts- und Ingenieurswesen. Für uns war es wichtig zu lernen, wie man in das Unternehmertum reinkommt und den Produkt-Market-Fit findet. Man muss diese Produktverliebtheit, die man als Erfinder meistens hat, loswerden. Und das passiert ganz viel durch Learning by Doing.”

Besonders hilfreich habe sich vor allem das Bootcamp des FFG-Spin-off-Fellowship und das LBG Innovator’s Road Programme erwiesen, welche “eine schrittweise Einführung für den Weg von der Wissenschaft in Richtung Unternehmung” geboten haben, so Hill. Förderungen erhielt das Spin-off außerdem von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, der Austria Wirtschaftsservice aws, der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG und auf EU-Ebene.

Die Szene, die “Gold wert” ist

Nicht nur “by doing”, sondern vor allem auch “von anderen, die die gleichen Themen, Probleme und Potenziale haben”, hat das Startup im Aufbau sehr viel an Know-how und Erfahrung gewonnen. “Das Peer-Learning ist für uns einer der wichtigsten Wissensfonds”, so Co-Founder Prossliner im Interview.

Ein dafür zugeschnittenes Netzwerk gibt es in der Grazer Life Science Szene: “Auch abseits institutioneller Veranstaltungen befinden wir uns hier in einem sehr lebendigen Startup-Umfeld. Vieles passiert auf Eigeninitiative von Gründer:innen. Das Startup-Leben hier ist wirklich Gold wert.”

Global Player nur “fünf Rad-Minuten entfernt”

“Wir sind Hardware-Hersteller, wir brauchen Hochpräzisionsfertiger für unsere Prozesstechnologie. Die Steiermark und insbesondere Graz haben sich zu einem Stakeholder-Nest der besonderen Vielfalt entwickelt. Kooperationspartner aus Industrie, Wirtschaft und Forschung sitzen hier in unmittelbarer Nähe. Wir finden Experten, Lieferanten und Fertiger mit extremer Präzision und einer super Verlässlichkeit”, erzählt Prossliner und meint weiter: “Wir arbeiten hier in einem sehr engen Umfeld mit einer sehr schnellen Dynamik. Das ist unglaublich wertvoll.”

Ein ganzes Stakeholder-Feld mit internationaler Spitzenstellung findet sich also im Grazer Becken. Oder, wie es Gründer Prossliner erneut unterstreicht: “Da sind Global Player dabei, die wir in wenigen Rad-Minuten erreichen. Man muss also nicht gleich nach Asien oder in die USA, das Netzwerk gibt es hier auch.” Nicht umsonst spricht man seit geraumer Zeit von der “Medical Science City Graz” – mit Playern wie der Medizinischen Universität und dem Zentrum für Wissens- und Technologietransfer ZWT im Netzwerk.

Gerhard Prossliner (links) und Christian Hill (rechts) mit der Geschäftsführung des ZWT – Anke Dettelbacher (Mitte rechts) und Thomas Mrak (Mitte links) ©ZWT/Lunghammer.

Besenrein eingemietet

Grund genug auch für BRAVE Analytics, sich hier als aufstrebendes Life-Science-Startup niederzulassen. Nach seinen Anfängen in den Räumlichkeiten der MedUni Graz hat sich BRAVE Analytics nämlich im ZWT Accelerator einquartiert: “Wir waren unter den Ersten, die hier eingezogen sind. Als alles noch ziemlich besenrein war.”

Mittlerweile wird auch mit anderen dort sitzenden Startups stockwerkübergreifend genetzwerkt. Sei es im Stiegenhaus, bei Weihnachtsfeiern oder informellen ZWT-Treffen. Manchmal wird auch gemeinsam gefrühstückt und in den Abendstunden philosophiert. Daneben gibt es regelmäßige Get-Together-Formate wie das ZWT-Frühstück. Im Zuge der Startupmark finden auch themenspezifische Kooperationsformate wie der Life Science Pitch Day, ein exklusives Pitchingevent für Startups und Investor:innen aus dem Life Science-Bereich, statt.

Fußläufig flexibel

Thomas Mrak, Geschäftsführer des ZWT, erzählt dazu: “Vernetzung steht bei uns an erster Stelle. Und zwar nicht nur unter Foundern, sondern auch zwischen bereits etablierten Firmen, Unis, Instituten, Professor:innen und Ärzt:innen, die alle flexibel und fast fußläufig zu erreichen sind. Ich würde sagen, das ist die Essenz der Medical Science City Graz und bildet das optimale Umfeld, um als Spin-off Fuß zu fassen.”

Unterstützung gibt es im Grazer ZWT auch mit einer optimalen Infrastruktur und “startup freundlichen” Mietverträgen und Mietkonditionen: “Wir bieten Startups, die bei uns einziehen, ein einzigartiges Preis-Leistungsverhältnis, eine perfekte Ausstattung und sehr flexible Bedingungen. Vor allem hohe Investitionskosten und lange Bindungszeiten sind für Startups schon aufgrund ihrer dynamischen und teils volatilen Entwicklungen sehr kritisch, dabei helfen wir. Je nach Möglichkeit stellen wir nicht nur Büros und Laborinfrastruktur, sondern auch Seminar- und Besprechungsräume zur Verfügung.”

“Wir verstehen uns hier einfach sehr gut”

Unverkennbar gestaltet sich der Life Science Bereich in Graz als multidimensionaler Hub für Startups und Spin-offs – und das nicht nur auf akademischer Ebene: “Wir verstehen uns hier alle untereinander sehr gut. Es gibt kurze Wege, kurze Kommunikationswege und wir arbeiten zusammen auf Augenhöhe. Es klappt einfach zwischenmenschlich”, so Mrak.

BRAVE Analytics-Co-Founder Prossliner empfiehlt dahingehend: “Nutzt das tolle österreichische Förderungssystem. Wir haben hier vonseiten der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, des Austria Wirtschaftsservice aws und der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG tolle Unterstützung erhalten. Vom ZWT, der MedUni Graz, der Uni Graz und der TU Graz ganz zu schweigen.”

Und: “Bindet schon frühzeitig Kund:innen ein. Nur so ermittelt man die real-life Kundenbedürfnisse potentieller Märkte, und man kann vielleicht auch erste Umsätze generieren, die man wiederum mit Förderungen hebeln kann. Man muss sich schließlich auch finanziell stabilisieren, um für Investor:innen attraktiv zu sein.”

Der Asia Pull für Life Science

Aktuell erarbeitet BRAVE Analytics eine Investitionsrunde. Mittlerweile hält das Spin-off unterschiedliche Produkte und Kunden am Markt. Auch Industriepartner sind vorhanden. Aktuell befinde man sich in der Prescaling-Phase – mit einem starken “Asia Pull”. Interesse kommt nämlich zunehmend von Abnehmern aus Asien, wie Christian Hill erzählt:

“Unsere Technologie eignet sich nicht nur für die Pharmaindustrie, sondern auch für Wasser, Kläranlagen und Mikroplastik – und sogar für die Halbleiterindustrie. Wir bewegen uns hier in einem multidimensionalen Anwendungsfeld, gerade für das Umwelt- und Wassermonitoring. Das zieht viele Kunden aus Übersee an. Jetzt heißt es: die richtigen Schritte setzen und klug skalieren.”

Damit Christian Hill und Gerhard Prossliner ihre Ziele auch weiter verfolgen können, braucht es Menschen, die in den Life Science Sektor investieren: “Life Science ist ein Technologie- und Wissenschaftsfeld, das uns in Zukunft noch viel intensiver begleiten wird. Und auf das wir angewiesen sind”, so Thomas Mrak. Der ZWT-Geschäftsführer appelliert indes: “Es arbeiten so viele tolle Menschen mit persönlicher Motivation in diesem Feld. Diese haben das Potenzial, die Zukunft maßgeblich zu verändern. Doch dafür braucht es finanzielle Unterstützung, fundierte Netzwerke und noch mehr Aufmerksamkeit.”

Mehr Informationen zum steirischen Startup-Ökosystem und der Startupmark sind hier zu finden.

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