07.11.2023

refurbed holt 54 Mio. Euro Investment und verdoppelt Bewertung

Entgegen des anhaltenden Negativ-Trends am VC-Markt schließt refurbed seine bislang größte Finanzierungsrunde ab. An der Profitabilitäts-Strategie will man trotz der großen Kapitalspritze festhalten.
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refurbed-Gründer-Trio Peter Windischhofer, Jürgen Riedl und Kilian Kaminski | (c) refurbed
refurbed-Gründer-Trio Peter Windischhofer, Jürgen Riedl und Kilian Kaminski | (c) refurbed

2021 wäre es eine starke Startup-Erfolgsstory gewesen. 2023 ist es beachtlich. Das Wiener Scaleup refurbed schließt mit 54 Millionen Euro seine bisher größte Finanzierungsrunde ab und kann dabei laut Aussendung die Bewertung von 2021, als man 47 Millionen Euro aufnahm, verdoppeln.

Zuletzt keine Bewertungssprünge bei Scaleup-Finanzierungsrunden

Damit sticht die Series C Runde von refurbed in der anhaltenden VC-Krise heraus. Zuletzt waren bei den meisten Investments in Scaleups keine Bewertungssprünge drinnen: GoStudent setzte bei seiner 95 Millionen Euro-Runde im August etwa auf Kredite und Wandeldarlehen, ließ die Bewertung also offen.

Die größten Finanzierungen heimischer Startups & Scaleups 2023

UnternehmenBetragAnmerkung
Gropyus100 Mio. Euro
GoStudent95 Mio. EuroKein klassisches Investment sondern Kredit und Wandeldarlehen
MyFlexBox75 Mio. EuroCorporate Startup der Salzburg AG
refurbed54 Mio. Euro
neoom25 Mio. Euro
Prewave18 Mio. Euro

“Wir wechseln nicht wieder in den Hypergrowth-Mode. Wir bleiben bei Profitabilität”

Mit der neuen Verhaltenheit der VC-Fonds hielt seit Beginn der Krise nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs im Frühjahr 2022 bekanntlich auch ein neuer Fokus auf Profitabilität in der Startup-und Scaleup-Welt Einzug. Ist das bei refurbed dank des Investments anders? “Nein”, betont Co-Founder Kilian Kaminski gegenüber brutkasten. “Wir wechseln nicht wieder in den Hypergrowth-Mode. Wir bleiben bei Profitabilität”, so der Gründer. Schon im Juli hatte er sich gegenüber brutkasten detailliert zur Profitabilitäts-Strategie geäußert.

refurbed plant Profitabilität bis Jahresende

Bereits 2022 habe man unter anderem dank hoher Einsparungen im Marketing im DACH-Raum schwarze Zahlen geschrieben. Mit Ende dieses Jahrs soll das gesamte Unternehmen profitabel sein – der Plan stehe trotz großer Kapitalrunde weiterhin, so Kaminski. “Wir haben auch nicht vor, das Team zu verdoppeln, werden aber weitere Expert:innen einstellen”. Abgesehen davon werde das Kapital unter anderem ins Marketing und die Erschließung neuer Produktkategorien fließen. Zuletzt waren etwa refurbishte Ski ins Sortiment hinzugefügt worden.

Shift zur neuen Strategie überzeugte auch Investoren

Es sei auch der Erfolg der Profitabilitäts-Strategie gewesen, mit dem man die Investoren der aktuellen Runde überzeugt habe, so der Gründer. “Wir konnten in den Verhandlungen zeigen, dass der Shift bei uns extrem erfolgreich funktioniert hat”, sagt Kaminski. Tatsächlich sei das Umsatzwachstum seit dem Strategiewechsel trotz massiver Einsparungen im Marketing nur leicht zurückgegangen.

“Jetzt sind alle ein bisschen entspannter und wir können es mit viel Genuss voranbringen”

Entsprechend sei man auf die Kapitalrunde auch nicht unbedingt angewiesen gewesen. Doch: “Die Risikominimierung hat für uns schon eine Rolle gespielt. Jetzt sind alle ein bisschen entspannter und wir können es mit viel Genuss voranbringen”, räumt der refurbed-Gründer ein.

Bestandsinvestoren legen bei refurbed nach

Der Großteil des Geldes in der aktuellen Runde kommt übrigens von den Bestandsinvestoren Evli Growth Partners, C4 Group, All Iron Venture und Speedinvest. “Gerade 2023 war für viele Tech-Unternehmen ein schwieriges Jahr. In diesem anspruchsvollen Umfeld hat refurbed nicht nur Erfolg gehabt, sondern sich auch innerhalb der Branche weiter etabliert und dabei Nachhaltigkeit in den Fokus jeder Entscheidung gestellt”, kommentiert Boris Bakech, Managing Partner von C4 Ventures in einer Aussendung.

“Nur eine Frage der Zeit, bis wir ein Unicorn werden”

Auch die berühmt-berüchtigte Unicorn-Bewertung bleibt für refurbed ein Thema. “Wir haben das Unternehmen nicht gegründet, um eine Milliardenbewertung zu erreichen, sondern um möglichst viel Impact zu schaffen”, stellt Kaminski klar, “aber ich glaube, wenn wir die Firma so fortführen und es so weiter geht, ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir ein Unicorn werden”. Schließlich verlange auch die Regulatorik immer mehr Nachhaltigkeit, was den Erfolg verstärke. Wenn die Marktsituation so geblieben wäre wie 2021, wäre man es wohl jetzt schon, so der Gründer.

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Das "Expedition Zukunft"-Team, Annamaria Andres (erste links) | (c) FFG

In Zeiten großer gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ökologischer Herausforderungen braucht es mutige Ideen, die nicht nur schrittweise verbessern, sondern bestehende Systeme grundlegend neu denken. Genau hier setzt das Förderprogramm „Expedition Zukunft“ der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) an. Annamaria Andres, die das Programm maßgeblich mitentwickelt hat, betont: “Die EU und auch Österreich sind sehr gut in inkrementellen Innovationen und Grundlagenforschung, doch es braucht auch disruptive Ansätze, um die Welt zu einem besseren, gerechteren und nachhaltigeren Ort zu verändern.”

Mehr als inkrementelle Verbesserungen

Das Ziel von “Expedition Zukunft” ist es, Projekte zu unterstützen, die einen echten Paradigmenwechsel bewirken können. Während traditionelle Innovationsprogramme oft auf Verbesserungen bestehender Technologien und Prozesse abzielen, sucht „Expedition Zukunft“ nach bahnbrechenden Ideen. Es geht darum, mit komplett neuen Ansätzen die jetzigen Herausforderungen anzugehen. Diese Herausforderungen könnten technologischer, gesellschaftlicher oder ökologischer Natur sein.

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Zwei Wege in die Zukunft: #START – Business Edition und #INNOVATION

Das Programm gliedert sich in mehrere Ausschreibungsschienen. Hier ein Überblick zu zwei Förderschienen, die sich besonders für Gründer:innen von Startups und KMU eignen:

  • #START – Business Edition: Hier können Gründer:innen und KMU einreichen, die ganz am Anfang stehen. Sie haben eine visionäre Idee, aber noch kein ausgearbeitetes Konzept. Es geht darum, die Durchführbarkeit zu testen – nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch in Bezug auf soziale Aspekte, strategische und rechtliche Rahmenbedingungen. Für diesen Schritt stellt die FFG bis zu 80.000 Euro zur Verfügung.
  • #INNOVATION: In dieser Schiene wurde ein Problem bereits klar definiert, die Lösung ist jedoch noch offen. Mit einer Förderung von bis zu 150.000 Euro bei einer Förderquote von 50 Prozent unterstützt das Programm die Lösungsfindung in Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern. Hier geht es um iterative Innovationsprozesse, wie zum Beispiel Open Innovation und Design Thinking, um eine optimale Lösung für eine Zielgruppe oder ein disruptives Geschäftsmodell zu entwickeln.

Weitere Ausschreibungsschienen findet ihr auf der Programm-Website.

Mut zum Risiko und zur Veränderung

Disruptive Innovationen sind riskanter als schrittweise Verbesserungen. Sie bewegen sich oft in unklaren rechtlichen Rahmenbedingungen, müssen neue Märkte erschließen und kulturelle Veränderungen anstoßen. Diese bahnbrechenden Ideen haben ein höheres Umsetzungsrisiko. Deshalb bietet das Programm neben finanzieller Unterstützung auch umfassende Beratungsservices und Expeditionsguides.

Die Expeditionsguides sind Expert:innen, die die geförderten Projekte begleiten. Neben der individuellen Begleitung bietet das Programm auch Netzwerktreffen, bei denen sich die Fördernehmer:innen untereinander austauschen können.

Von der Vision zur Umsetzung

Ein zentrales Kriterium für die Förderung ist der Mut zur großen Vision. Dahingehend werden Fördernehmer:innen gesucht, die größer denken und bereit sind, neue Wege zu gehen. Diese Vision muss auch einen gesellschaftlichen oder ökologischen Mehrwert bieten. Es geht nicht nur um Profit, sondern um Impact – sei es in der Umwelt, der Gesellschaft oder der Wirtschaft.

Ein Beispiel für solche visionären Projekte sind Innovationen in der Raumfahrt, der Krebsbekämpfung, sozialen Inklusion oder Pflegekonzepte für eine alternde Gesellschaft.

Solche Ideen stoßen jedoch oft auf große gesellschaftliche Herausforderungen. So stellt beispielsweise die Bereitschaft der Menschen, eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern, eine Hürde dar. Genau hier setzt das Programm an, um den notwendigen Wandel zu unterstützen und den Weg für zukunftsweisende Innovationen zu ebnen.

Unterstützung, die über Geld hinausgeht

Neben der finanziellen Förderung bietet „Expedition Zukunft“ auch umfangreiche Beratungsleistungen. Dazu gehören Workshops zu Geschäftsmodellen, Strategieberatung oder Hilfe bei IP-Fragen. So soll sichergestellt werden, dass die Projekte nicht nur technisch funktionieren, sondern auch erfolgreich umgesetzt werden können.

Das Programm „Expedition Zukunft“ vernetzt die Teilnehmenden gezielt mit relevanten Partner:innen aus Wirtschaft, Forschung und öffentlichem Sektor. Ein starkes Netzwerk aus Wirtschaftsagenturen, Ministerien und internationalen Partnern unterstützt dabei, die richtigen Kontakte zur richtigen Zeit zu knüpfen – oft der Schlüssel zum Erfolg eines Projekts.

Bewerbungsfrist und Kriterien

Die Einreichfrist für die #START Business Edition endet am 28. Januar um 12:00 Uhr. Die Schiene #INNOVATION ist als laufende Ausschreibung angelegt. Bewerber:innen müssen neben einer bahnbrechenden Idee auch den Willen mitbringen, Risiken einzugehen und groß zu denken. Diversität, gesellschaftlicher Impact und die Bereitschaft zur Veränderung sind entscheidend.

Abschließend merkt Andres an: “Wir suchen Visionär:innen, die bereit sind, die Welt zu verändern. Die Expedition Zukunft ist für diejenigen, die über den Tellerrand hinaus denken, die mutig sind und größer denken. Wer bereit ist, sich dieser Herausforderung zu stellen, findet in dieser Initiative der FFG nicht nur einen Förderer, sondern einen Partner auf dem Weg in die Zukunft.”

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