25.04.2021

Startup-Finanzierungen klettern in Europa trotz Coronakrise auf neuen Rekordwert – Anstieg auch in Österreich

Das Krisenjahr 2020 war ein Rekordjahr für Startup-Finanzierungen in Europa. Das ist das Ergebnis des jüngsten EY Startup-Barometers, das auch detaillierte Zahlen für Österreich liefert.
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Startup
(c) AdobeStock

Trotz Corona-Pandemie und Brexit erreichten die Startup-Finanzierungen in Europa im Jahr 2020 einen neuen Rekordwert. So stieg die Zahl der Finanzierungsrunden in Europa auf knapp 6.700 – ein Plus von 58 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Finanzierungsvolumen machte einen Sprung um 17 Prozent auf rund 36,5 Milliarden Euro.

Das sind die Ergebnisse des aktuellen EY Startup-Barometer 2020, die am Sonntag veröffentlicht wurden. Die Unternehmensberatung präsentiert seit 2015 halbjährlich ihre Analyse der Investitionen in europäische Startups. Im Barometer werden entgegen der gängigen “5-Jahres-Definition” auch Startups erhoben, die nicht älter als zehn Jahre sind.

Großbritannien baut seinen Vorsprung aus

Der Anstieg ist laut EY vor allem auf ein sehr starkes zweites Halbjahr zurückzuführen, das Finanzierungsvolumen zog deutlich an und erreichte mit 21,2 Milliarden Euro den höchsten Wert für ein Halbjahr überhaupt.

Insbesondere Großbritannien hat den europäischen Startup-Markt angetrieben: Trotz des Ende 2020 endgültig vollzogenen Brexits hat sich die Anzahl der Finanzierungsrunden auf 2.113 mehr als verdoppelt. Auch das Finanzierungsvolumen stieg deutlich um ein Viertel auf 13,9 Milliarden Euro.

Damit hat Großbritannien den Vorsprung gegenüber dem Rest Europas weiter ausgebaut. In Deutschland sank das Finanzierungsvolumen hingegen um 15 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro, während die Zahl der Finanzierungsrunden von 704 auf 743 anstieg. Frankreich als drittgrößter Startup-Standort Europas hat 2020 nur noch 619 Finanzierungsrunden gezählt, nach 736 im Vorjahr. Dafür stieg das Volumen um 3,4 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro. 

Fact-Box zu Startup-Finanzierungen in Europa und Österreich

Europaweit wurden 2020 knapp 6.700 Finanzierungsrunden gezählt – 58 Prozent mehr als im Vorjahr

Zweite Jahreshälfte mit dem höchsten Finanzierungsvolumen überhaupt in einem Halbjahr 

Starker Anstieg auch in Österreich: Zahl der Finanzierungsrunden steigt um 65 Prozent auf 145, das Investmentvolumen um 16 Prozent auf 212 Millionen Euro 

Italienische The Telepass Group erhielt mit 1,1 Milliarden Euro die größte Finanzspritze Europas – in Österreich erhielten 2020 Bitpanda, PlanRadar und Adverity die größten Finanzierungen

Große Finanzierungsrunden bleiben Ausnahme in Österreich 

London Europas Startup-Hauptstadt vor Paris und Berlin – Wien schafft es nach Verdoppelung der Finanzierungsrunden auf Platz elf

Startup-Finanzierungen: Die Zahlen für Österreich

Im EY-Startup-Barometer werden auch jedes Jahr die Zahlen für Österreich erhoben. Die jüngsten Ergebnisse für die Alpenrepublik: In Österreich ist der Gesamtwert des Investitionsvolumens 2020 um rund 16 Prozent von 183 Millionen Euro auf 212 Millionen Euro gestiegen.

Österreich belegt damit laut EY Rang 16 im europäischen Vergleich. Gleichzeitig ist auch die Zahl der Finanzierungsrunden österreichweit deutlich nach oben gegangen: Sie stieg von 88 auf 145 – somit rangiert Österreich weiterhin unter den Top-10-Startup-Standorten in Europa und belegt den neunten Platz.

In Wien stieg das Investitionsvolumen von 140 Millionen Euro auf rund 177 Millionen Euro – damit stößt die österreichische Hauptstadt in die europäischen Top-20 vor und verbessert sich von Platz 23 auf Rang 16. Die Anzahl der Finanzierungsrunden hat sich gegenüber dem Vorjahr hingegen sogar von 46 auf 92 verdoppelt – das bedeutet Platz elf im europaweiten Vergleich.

Die größte Finanzierung des Jahres konnte sich der Neobroker Bitpanda mit 45,6 Millionen Euro sichern. PlanRadar erhielt die zweitgrößte Finanzierung mit 30 Millionen Euro. Komplettiert werden die Top-3 vom Marketing-Analytics-Unternehmen Adverity, das 26,3 Millionen Euro erhielt.

Investments gehen an die großen Startups

Auch in einem durch die Corona-Pandemie und viel Unsicherheit gekennzeichneten Jahr ist wieder sehr viel Geld an europäische Jungunternehmen geflossen – allerdings ging das Gros der Summe erneut an einige große und bereits mit viel Kapital ausgestattete Unternehmen, so Florian Haas, Leiter des Startup-Ökosystems bei EY

„Für den Startup-Standort Österreich war das Jahr 2020 insbesondere in Anbetracht der Umstände sehr erfolgreich – das Volumen der Investitionen stieg wie schon 2019 auf ein neues Rekordniveau. Allerdings hat sich der Trend fortgesetzt, dass es in Österreich viele kleine Finanzierungen gibt”, so Haas.

Die Top-10-Deals in Österreich hatten 2020 ein Durchschnittsvolumen von knapp 17 Millionen Euro – die Schweiz liegt bei 67 Millionen Euro, Deutschland bei 154 Millionen Euro. Das Rekord-Investment Anfang 2021 für Bitpanda, die auch schon 2020 die größte Finanzierungsrunde verzeichnen, ist laut dem Experten nur ein erfreulicher Ausreißer nach oben.

“Für das Startup-Ökosystem in Österreich wäre es sehr wichtig, dass Großinvestitionen keine Ausnahme bleiben. Für eine internationale Skalierung und den länderübergreifenden Erfolg braucht es eine gut gefüllte Kassa für Investitionen, die momentan nur einzelne heimische Startups haben”, so Haas.

Neuauflage des Covid-Startup-Hilfsfonds wäre wichtiger Impuls

Abseits weniger großer Investments sei die Situation bei vielen Startups in Österreich durch die Coronakrise weiter angespannt, so Haas: „An Expansion ist bei vielen Unternehmen derzeit nicht zu denken – insbesondere auch nach dem Auslaufen der staatlichen Hilfen wird es beim Großteil der Startups darum gehen, den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten, den Kapitalabfluss zu minimieren und möglichst viel Geld im Unternehmen zu halten“, so der Experte Haas.

Die Mehrzahl der Startups ist laut Hass nur für einige Monate durchfinanziert, danach benötigen sie frisches Geld. Das Anstoßen von privaten Investitionen, wie es zum Beispiel durch den Covid-Startup-Hilfsfonds geschafft wurde, ist dafür essenziell. Eine Neuauflage wäre daher gerade in der aktuellen Situation ein dringend notwendiger Impuls.” Erst unlängst untermauerte die Austrian Angel Investor Association (aaia) in einer Aussendung ihre Forderung nach der Wiederauflage des Fonds.

Startup-Finanzierungen: Der Ausblick für 2021

Für das Gesamtjahr 2021 für die österreichische Startup-Szene ist Haas hingegen optimistisch: „Die deutlich gestiegene Zahl an Finanzierungsrunden im Corona-Jahr 2020 unterstreicht, dass insbesondere die anhaltende Niedrigzinspolitik sehr viel Geld ins System bringt und gerade VC-Investoren gleichzeitig volle Taschen und Finanzierungsdruck haben.”

Laut dem Experten werden insbesondere Tech- und Health-Unternehmen profitieren, da dort starke Skalierungen möglich sind. “Bei den größten Finanzierungsrunden wie Bitpanda, PlanRadar oder Adverity haben immer US-Investoren in heimische Tech-Unternehmen investiert. Dieses Muster werden wir auch 2021 sehen”, so Haas abschließend.


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(c) Alexander Müller

Die invest.austria conference fand in diesem Jahr wieder im historischen Apothekertrakt von Schloss Schönbrunn statt. Ingesamt zog es laut den Veranstaltern am Mittwoch rund 400 Teilnehmer:innen der europäischen Investitionsszene aus über 20 Ländern nach Wien. Dieses Jahr lag eine besondere Spannung in der Luft. Der Konferenztag markierte nämlich den Ausgang der US-Wahlen, deren Ergebnis auch richtungsweisend für den europäischen und österreichischen Wirtschaftsstandort ist.

Europa braucht Technologiesouveränität

Die Teilnehmer:innen diskutierten über die geopolitischen und wirtschaftlichen Implikationen des Wahlausgangs auf die globalen Märkte. Zahlreiche Expert:innen waren sich einig: Europa steht vor der Herausforderung, seine wirtschaftliche Autonomie stärken zu müssen. Ingo Bleier, Chief Corporates and Markets Officer and Board Member Erste Bank AG, sagte: “Nach dem Ergebnis der US-Wahlen ist klar: Wir brauchen einen neuen Ansatz, um die Wirtschaft in Europa zu fördern – ein wesentlicher Faktor dafür ist der Aufbau starker heimischer Kapitalmärkte innerhalb Europas.”

Auch Markus Lang, Partner bei Speedinvest und Board Member von invest.austria, betonte im Gespräch mit brutkasten die Bedeutung europäischer Technologiesouveränität. Hierfür müssten jedoch in Europa auch die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit die nötigen Investitionen auch von privater Seite fließen können. “Europa wird in Zukunft stärker auf sich selbst gestellt sein, gleichzeitig entstehen jedoch unter Druck auch Diamanten”, so Lang.

(c) Alexander Müller

Forderung nach einem Dachfonds

Neben den US-Wahlen stand die invest.austria-conference 2024 auch im Zeichnen der Forderung nach einem Dachfonds in Österreich. Unter anderem handelt es sich dabei um eine Maßnahme, die von invest.austria in der Vision 2030 gefordert wird (brutkasten berichtete).

Im Panel zur österreichischen Dachfonds-Initiative betonten Branchenvertreter wie Hubert Cottogni (Europäische Investitionsbank) die wirtschaftlichen Vorteile eines solchen Fonds. Sie machten deutlich, dass insbesondere angesichts der jüngsten politischen Entwicklungen in den USA der Bedarf für einen österreichischen Dachfonds drängender geworden ist. “Die Europäische Kapitalmarktunion ist notwendig für eine größere Autonomie Europas – jetzt mehr denn je, und der österreichische Dachfonds ist ein kritisches Element davon”, so Hubert Cottogni, Director bei der Europäischen Investitionsbank in Österreich.

Im Gespräch mit brutkasten gab zudem Niki Futter, Chairman of the Board bei
invest.austria, einen Einblick in die Lobbyarbeit von invest.austria. “Wir haben mit allen politischen Parteien die ‘Vision 2030’ durchbesprochen”, so Futter. Jetzt gehe es darum, die konkreten Verhandlungsteams und Arbeitsteams zu identifizieren, um gezielt Einfluss nehmen zu können. „Wir haben zwei Ebenen – die Verhandlungsteams, die von den beiden möglichen Partnern in die Gespräche entsandt werden, und dahinter die Arbeitsteams. Wir klären gerade, wer dort konkret sitzt, um unsere politischen Anliegen und Vorschläge entsprechend zu platzieren,” so Futter. Besonders wichtig sei ihm dabei das Thema Dachfonds, das als zentrale Maßnahme zur Stärkung des Standorts gelte.

(c) brutkasten | Martin Pacher

Besonders spannend fand Futter die Bereitschaft des Europäischen Investitionsfonds (EIF), in EU-Mitgliedsländern Dachfonds-Strukturen aufzubauen, wie es bereits in Bulgarien, Griechenland und Portugal geschehen ist. “Wir wissen, dass Politik, Investment und Kapitalmarkt oft schwer in Einklang zu bringen sind. Wenn aber der EIF, der die Rückendeckung der Europäischen Kommission und aller Mitgliedsstaaten hat, in eine Schlüsselrolle bei der Etablierung eines Dachfonds geht, würde uns das vermutlich schneller zu einem erfolgreichen Ergebnis führen”, so Futter.


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