24.04.2019

Startup-Finanzierung einfach erklärt: Die wichtigsten Begriffe

Von Angel Investment über Förderungen und Sweat Capital bis zu Wandeldarlehen. Um diese Begriffe kommt man nicht herum, wenn man sich mit Startup-Finanzierung beschäftigt.
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Startup-Finanzierung einfach erklärt: Die wichtigsten Begriffe
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Soviel steht fest: Um ein Unternehmen aufzubauen, braucht man Geld. Nicht jeder ist dabei auf externe Geldgeber angewiesen. Wenn es aber so ist, sollte man vorher gut überlegen, von wem man sich Kapital holt und in welcher Form das passiert. Wir bringen einen Überblick über die häufigsten Begriffe zum Thema Startup-Finanzierung.

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Startup-Finanzierung: Die wichtigsten Begriffe

Angel Investment

Das (Business) Angel Investment ist per se keine Finanzierungsform. Es kann in mehreren Formen stattfinden (z.B. auch Sweat Capital oder Wandeldarlehen – siehe unten). Sehr häufig ist es aber ein klassisches Eigenkapitalinvestment. Der Investor erwirbt dabei gegen Geld Anteile des Startups und wird dadurch zum Gesellschafter. Das Kapital geht in das Firmenvermögen über. Scheitert das Startup, ist das Geld weg. Es fällt daher unter den Begriff Risikokapital (bzw. englisch: Venture Capital). Ein Business Angel investiert üblicherweise in sehr frühen bzw. frühen Unternehmensphasen (PreSeed- und Seed-Investments). Meist gibt es von ihm nicht nur Geld, sondern auch Know-how. Er bringt seine Erfahrung ein, um das Startup voranzubringen.

Bootstrapping

Der Begriff sei hier der Vollständigkeit halber erklärt: Bootstrapping spielt darauf an, sich sprichwörtlich an den eigenen Schuhbändern aus dem Schlamm zu ziehen. Kurzum: Wer “bootstrappt”, nimmt keine Startup-Finanzierung irgendeiner externen Quelle in Anspruch, sondern finanziert das Unternehmen gänzlich aus eigenen Mitteln und vor allem den eigenen Umsätzen.

Corporate-VC-Investment

Einige (zumeist sehr große) Unternehmen betreiben mit einem sogenannten Corporate VC (Venture Capital) ein eigenes Investment-Vehikel zur Startup-Finanzierung. Im Gegensatz zu klassischen VC-Fonds (siehe unten), bei denen eine ganze Reihe von Anlegern über den Fonds beteiligt ist, investiert hier ein einzelner Konzern. Das passiert üblicherweise in der eigenen Branche. Es kann für das Start­up durch eine gleichzeitige Kooperation bzw. Kundenbeziehung zum großen Vorteil werden. Gleichzeitig fallen damit die Konkurrenten des Konzerns zumeist als potenzielle Kunden des Startups weg.

Crowdinvesting

Es gibt verschiedene Formen des Crowdinvestings. Über einige wenige Anbieter kann die Crowd sogar Unternehmensanteile erwerben, also Eigenkapital einsetzen. Weitaus häufiger ist hierzulande jedoch das Crowd­investing in Form von Nachrangdarlehen. Dabei vergibt der Crowdinvestor über den Anbieter ein Darlehen mit guten Rückzahlungskonditionen und meist speziellen Goodies (etwa einer Exit-Beteiligung). Es handelt sich also um eine Form des Fremdkapitals. Der Begriff “Nachrang” im Wort kommt dabei nicht von ungefähr: Im Insolvenzfall werden die Forderungen aus entsprechenden Crowdinvesting-Kampagnen nachrangig behandelt.

Factoring

Factoring kann vor allem für Unternehmen, die sich aus dem Cashflow finanzieren, sehr nützlich sein. Für andere erleichtert es die Liquiditätsplanung. Denn der Factor übernimmt gegen Gebühren Rechnungen bereits dann, wenn sie ausgestellt werden, zahlt sie an das Unternehmen aus und kümmert sich um das weitere Debitorenmanagement. Umsätze gehen dadurch sicher ein, sobald die Leistung erbracht wurde. Dadurch verhindert man Liquiditätsengpässe aufgrund von Zahlungsverzug beim Kunden, was nicht selten vorkommt.

FFF – Family, Friends & Fools

Statistisch gesehen machen die drei Fs, also das Geld von der sprichwörtlich reichen Tante, dem guten Freund oder dem risikofreudigen Bekannten, den man überzeugen konnte, den größten Anteil an der frühen Startup-Finanzierung aus. Diese Kapitaltransfers können in unterschiedlichsten Formen erfolgen. Üblich sind etwa private Darlehen, klassische oder auch stille Beteiligungen (ohne Mitspracherecht im Unternehmen, was in vielen Fällen sinnvoll ist). Dabei gilt: Auch oder gerade innerhalb der Familie und des Freundeskreises sollte man Verträge mit für beide Seiten klaren Konditionen ausarbeiten. Beziehungen können darunter sonst potenziell leiden.

Förderungen

Unter den Begriff Förderung fällt eine ganze Reihe staatlich bzw. institutionell unterstützter Finanzierungen. Grob kann man diese in geförderte Kredite, Garantien und Zuschüsse unterteilen.

Geförderte Kredite sind klassische Darlehen mit besonders guten Konditionen. Dabei handelt es sich um sehr niedrige bis hin zu nicht vorhandene Kreditzinsen und das Wegfallen von Antragskosten. Die geförderten Kredite werden zumeist direkt von sogenannten Förderbanken (in Österreich z.B. die aws als Förderbank des Bundes) vergeben.

Gibt der Fördergeber eine Garantie aus, ermöglicht er dem geförderten Unternehmen damit, einen Bankkredit aufzunehmen, auch wenn es diesen (in der Höhe) unter normalen Umständen nicht bekommen würde. Er übernimmt als institutioneller Bürge die Ausfallshaftung gegenüber dem Kreditinstitut – üblicherweise aber nur zum Teil. Manche Förderstellen geben auch sogenannte Eigenkapitalgarantien aus. Damit besichern sie die Einlagen von Privatpersonen (z.B. Business Angels) in ein Startup bis zu einem bestimmten Prozentsatz, um diese zum Investment zu motivieren.

Zuschüsse sind Kapitalspritzen vom Fördergeber, die nicht zurückzuzahlen sind. Dabei gibt es abermals unterschiedliche Formen, die jeweils an strenge Auflagen gebunden sind. Meist sind es projektgebundene Förderungen, die vor Projektstart eingereicht werden müssen, aber erst nach Projektabschluss gegen Vorlage einer Kostenaufstellung ausbezahlt werden. Sie müssen also vom Fördernehmer vorfinanziert werden.

Anmerkung: Einige Förderstellen betreiben auch Fonds-Vehikel, mit denen sie klassische Eigenkapitalinvestments tätigen. Zudem bieten sie eine Reihe nicht monetärer Förderprogramme (Weiterbildung, Vernetzung etc.) für Startups an.

IPO – Börsengang

Der IPO (Initial Public Offering – deutsch: Börsengang) mag in dieser Aufzählung aufgrund der alphabetischen Anordnung in der Mitte stehen. Chronologisch steht es beim Thema Startup-Finanzierung (fast) ganz am Ende. Mit dem IPO kann man durch die Emission neuer Aktien auf einen Schlag eine große Summe Eigenkapital an der Börse aufnehmen – wenn alles gut geht. Danach ist es mit weiterem Eigenkapital aber vorbei. Der Handel der Aktien am Sekundärmarkt hat keinen direkten Einfluss auf das Unternehmensvermögen. Weiteres Kapital muss man sich dann etwa von Banken holen (siehe Kredit).

Kredit

Der klassische Bankkredit spielt in der Startup-Finanzierung eine eher untergeordnete Rolle, weil Banken im Normalfall sehr risikoavers sind und ihnen Startups häufig keine ausreichenden Sicherheiten bieten können. Das ist auch der Grund, warum viele Förderungen in Form von Garantien (siehe oben) erfolgen. Bei bereits konsolidierteren Startups sollte die Möglichkeit eines klassischen Kredits aber vor allem für kleinere Kapitalvolumina, etwa bei Zwischen- und Brückenfinanzierung, nicht außer Acht gelassen werden. Schließlich haben Fremdkapitalfinanzierungsformen durchaus auch Vorteile. Ab einer gewissen Größe (etwa nach dem IPO – siehe oben) ist man ohnehin auf Kredite zur Finanzierung angewiesen.

Sweat Capital

Arbeit gegen Anteile. Das ist, vereinfacht gesagt, der Deal bei Sweat Capital bzw. Work for Equity. Die Idee dahinter ist, dass etwa ein Business Angel mit reichem Erfahrungsschatz, also eine Arbeitskraft, die sich das Startup zu Beginn nicht leisten könnte, gegen Anteile ein ausdefiniertes Arbeitspensum im Startup erfüllt. Dabei ist allerdings Vorsicht geboten: Der Arbeitsumfang sollte vertraglich klar definiert und juristisch abgesichert sein.

VC-Fonds-Investment

Analog zum Angel Investment (siehe oben) kann auch das VC-(Venture-Capital)-Fonds-Investment unterschiedliche Formen annehmen, erfolgt aber zumeist als klassischer Eigenkapital-Deal. An einem typischen VC-Fonds ist eine Reihe von Anlegern beteiligt. Die Investmententscheidungen trifft die Fonds-Verwaltung. Sie hat das Ziel, das eingelegte Kapital zu vervielfachen. VC-Fonds sind daher Exit-orientiert. Die Anteile werden entweder bei einem Firmenverkauf, im Zuge einer späteren Finanzierungsrunde oder bei einem Börsengang wiederverkauft. Wie viel Zeit sich der Fonds dafür lässt, variiert. VC-Fonds gibt es für alle Unternehmensphasen. Üblicherweise spezialisieren sie sich dabei.

Wandeldarlehen (Convertible)

Ein Wandeldarlehen wird als (privates) Darlehen (Fremdkapital) an ein Startup vergeben, zu einem späteren Zeitpunkt, meistens geknüpft an vereinbarte Bedingungen, aber zu Anteilen am Unternehmen (Eigenkapital) gewandelt. Damit muss zum Zeitpunkt des Investments durch Business Angel oder VC-Fonds keine Bewertung des Startups erfolgen, sondern erst bei der Wandlung. Angewendet wird das typischerweise zur Brückenfinanzierung bei Startups, die eine größere Finanzierungsrunde planen. Findet die Runde schließlich statt, wird zu vergünstigten Konditionen gewandelt (sogenannte “Discounts”) bzw. eine vereinbarte Maximalbewertung angewendet (“Cap”). Auch bei frühphasigen Startups, bei denen eine Bewertung noch sehr schwer zu bestimmen ist, ist der Einsatz teilweise sinnvoll. Ein weiterer Vorteil des Instruments liegt darin, dass es sich verhältnismäßig schnell abschließen lässt, weil ein Darlehen rechtlich simpler ist als Eigenkapitalinvestments.

Dieser Beitrag erschien in gedruckter Form im brutkasten Print-Magazin #8 “Quantensprünge”.

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CEO Michaela Herzog und CTO Christian Herzog (c) Wissen2Share

Spätestens seit der COVID-19-Pandemie ist klar geworden: Der heimische Pflegesektor stößt seit Jahren an seine Belastungsgrenzen. Ein zentrales Problem ist der bekannte Personalmangel. Pflegekräfte sind oft überarbeitet, erhalten zu wenig Unterstützung und verlassen den Beruf daher häufig frühzeitig.

Ein niederösterreichisches Familien-Startup möchte mit seiner App „Wissen2Share“ genau hier ansetzen. Gründerin und CEO Michaela Herzog erklärt im Gespräch mit brutkasten, wie die App zur Bewältigung der Pflegekrise beitragen will und welche Projekte im nächsten Jahr anstehen.

Wissen2Share unterstützt Pflegekräfte mit Wissensvideos

Die digitale App „Wissen2Share“ unterstützt Pflegekräfte mit praxisnahen Wissensvideos, die mithilfe von erfahrenen Fachexpert:innen erstellt werden. Die Videos sind mit Untertiteln in bis zu 20 Sprachen verfügbar – ein großer Vorteil, da viele Pflegekräfte kein Deutsch als Muttersprache sprechen. So können sie den Inhalt leichter verstehen und gleichzeitig ihre Sprachkenntnisse verbessern. Aktuell bietet die Plattform 133 Videos zu elf verschiedenen Themen an, darunter Notfallmanagement, Pflegerecht, Herzerkrankungen, Demenz und onkologische Pflege. Die Erklärungen stammen von insgesamt zwölf Expert:innen, die alle über langjährige praktische Erfahrung in ihrem jeweiligen Fachbereich verfügen.

Zusätzlich stellt Wissen2Share ein Q&A-Tool mit Fachleuten sowie den persönlichen Assistenten W2S2 bereit. Dieser KI-gestützte Assistent fungiert als Suchmaschine und liefert auf Anfrage die passenden Videos. In Zukunft soll der Chatbot zu einem umfassenden Fachassistenten weiterentwickelt werden, der auch Spracheingaben unterstützt.

Neu im Angebot ist der Podcast „Fachexpert:innen im Talk“, mit dem das Startup einerseits eine positive Perspektive auf die Pflege zeigen und andererseits die hohe fachliche Kompetenz in diesem Bereich verdeutlichen möchte.

App soll bei Überforderung und Frustration in der Pflege helfen

Gründerin und CEO Michaela Herzog arbeitet selbst seit über 20 Jahren in der Pflege. Im Interview mit brutkasten beschreibt sie, wie dringend die Fachkenntnisse von Pflegekräften rund um die Uhr benötigt werden. Doch der ständige Zeitdruck und die hohen Anforderungen führen oft zu Frustration und Überforderung, was wiederum den akuten Personalmangel in Pflegeeinrichtungen verstärken kann.

Während der Corona-Pandemie spitzte sich die Belastungssituation weiter zu. Dadurch entstand bei Herzog der Gedanke, Fachwissen rund um die Uhr digital zugänglich zu machen. So wurde „Wissen2Share“ ins Leben gerufen – eine App, die Wissensvermittlung auf moderne Weise gestalten und einen niederschwelligen Zugang zu Expert:innenwissen ermöglichen möchte.

Die Plattform soll vor allem praktische Lösungen für die täglichen Herausforderungen im Berufsalltag der Pflegekräfte bieten. Außerdem unterstützt die App dabei, Fachkompetenz zu erweitern und dadurch mehr “Selbstvertrauen und Sicherheit in der pflegerischen Arbeit” zu gewinnen. Herzog sei es darüber hinaus ein besonderes Anliegen, die Professionalität in der Pflege zu stärken und die “Expertise der Pflegefachkräfte stärker in den Fokus” zu rücken.

Pilotprojekt bei Caritas Socialis und Haus der Barmherzigkeit

Die App „Wissen2Share“ richtet sich an Pflegekräfte, Auszubildende und Institutionen. Die Nutzung der Services erfolgt über ein Jahresabonnement. Das Startup aus Ebreichsdorf hebt hervor, wie wichtig es sei, dass Institutionen in die Weiterbildung ihres Pflegepersonals investieren, um die Qualität ihrer Einrichtungen zu steigern.

Inzwischen erkannten einige Institutionen das Potenzial von Wissen2Share: Im ersten Quartal wurde die App bei der Caritas Socialis am Standort Pramergasse in Wien sowie im Haus der Barmherzigkeit in Kirchstetten pilotiert und zusätzlich wissenschaftlich begleitet. Die Rückmeldungen waren laut Herzog positiv – die Art der Wissensvermittlung, die Usability und die Sprachenvielfalt wurden hervorgehoben. Zu den bestehenden Partnerschaften von „Wissen2Share“ gehören Fachverbände aus der Pflege, wie das Forum Gesundheitsrecht, oder auch der österreichische Berufsverband ÖGKV und die Fachhochschule Wiener Neustadt.

Das selbstfinanzierte Startup wurde im Juni 2023 von CEO Michaela Herzog und ihrem Ehemann Christian Herzog gegründet. CTO Christian Herzog, der langjährige Erfahrung im IT-Bereich mitbringt, ist für die technische Optimierung der App zuständig. Sein Antrieb sei es, „durch digitale Lösungen und innovative Ideen einen nachhaltigen Mehrwert für die Gesellschaft zu schaffen”.

Wissen2Share etabliert sich als “Community-Plattform für Gesundheitsberufe”

Derzeit arbeitet Wissen2Share an der Entwicklung einer zusätzlichen Funktion für die App. Im kommenden Jahr wird das Startup eine Buchungsplattform einführen, die als Netzwerk für Fachkräfte und Institutionen im Gesundheitsbereich dienen soll. Über diese Plattform können künftig Dienstleistungen angeboten werden, wie etwa Online-Sprechstunden, Workshops oder Bed-Side-Teachings.

Ziel ist es, den fachlichen Austausch zu fördern und Kolleg:innen
in der Praxis zu unterstützen. Mit diesem Schritt möchte Herzog ihrer Vision näherkommen, Wissen2Share als “Community-Plattform für Gesundheitsberufe” zu etablieren. Gegenüber brutkasten äußert Herzog zudem das Ziel, dass sich Wissen2Share in den kommenden Jahren „definitiv im deutschsprachigen Raum fest etablieren“ wird.

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