24.04.2019

Startup-Finanzierung einfach erklärt: Die wichtigsten Begriffe

Von Angel Investment über Förderungen und Sweat Capital bis zu Wandeldarlehen. Um diese Begriffe kommt man nicht herum, wenn man sich mit Startup-Finanzierung beschäftigt.
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Startup-Finanzierung einfach erklärt: Die wichtigsten Begriffe
(c) fotolia.com - Marco2811

Soviel steht fest: Um ein Unternehmen aufzubauen, braucht man Geld. Nicht jeder ist dabei auf externe Geldgeber angewiesen. Wenn es aber so ist, sollte man vorher gut überlegen, von wem man sich Kapital holt und in welcher Form das passiert. Wir bringen einen Überblick über die häufigsten Begriffe zum Thema Startup-Finanzierung.

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Startup-Finanzierung: Die wichtigsten Begriffe

Angel Investment

Das (Business) Angel Investment ist per se keine Finanzierungsform. Es kann in mehreren Formen stattfinden (z.B. auch Sweat Capital oder Wandeldarlehen – siehe unten). Sehr häufig ist es aber ein klassisches Eigenkapitalinvestment. Der Investor erwirbt dabei gegen Geld Anteile des Startups und wird dadurch zum Gesellschafter. Das Kapital geht in das Firmenvermögen über. Scheitert das Startup, ist das Geld weg. Es fällt daher unter den Begriff Risikokapital (bzw. englisch: Venture Capital). Ein Business Angel investiert üblicherweise in sehr frühen bzw. frühen Unternehmensphasen (PreSeed- und Seed-Investments). Meist gibt es von ihm nicht nur Geld, sondern auch Know-how. Er bringt seine Erfahrung ein, um das Startup voranzubringen.

Bootstrapping

Der Begriff sei hier der Vollständigkeit halber erklärt: Bootstrapping spielt darauf an, sich sprichwörtlich an den eigenen Schuhbändern aus dem Schlamm zu ziehen. Kurzum: Wer “bootstrappt”, nimmt keine Startup-Finanzierung irgendeiner externen Quelle in Anspruch, sondern finanziert das Unternehmen gänzlich aus eigenen Mitteln und vor allem den eigenen Umsätzen.

Corporate-VC-Investment

Einige (zumeist sehr große) Unternehmen betreiben mit einem sogenannten Corporate VC (Venture Capital) ein eigenes Investment-Vehikel zur Startup-Finanzierung. Im Gegensatz zu klassischen VC-Fonds (siehe unten), bei denen eine ganze Reihe von Anlegern über den Fonds beteiligt ist, investiert hier ein einzelner Konzern. Das passiert üblicherweise in der eigenen Branche. Es kann für das Start­up durch eine gleichzeitige Kooperation bzw. Kundenbeziehung zum großen Vorteil werden. Gleichzeitig fallen damit die Konkurrenten des Konzerns zumeist als potenzielle Kunden des Startups weg.

Crowdinvesting

Es gibt verschiedene Formen des Crowdinvestings. Über einige wenige Anbieter kann die Crowd sogar Unternehmensanteile erwerben, also Eigenkapital einsetzen. Weitaus häufiger ist hierzulande jedoch das Crowd­investing in Form von Nachrangdarlehen. Dabei vergibt der Crowdinvestor über den Anbieter ein Darlehen mit guten Rückzahlungskonditionen und meist speziellen Goodies (etwa einer Exit-Beteiligung). Es handelt sich also um eine Form des Fremdkapitals. Der Begriff “Nachrang” im Wort kommt dabei nicht von ungefähr: Im Insolvenzfall werden die Forderungen aus entsprechenden Crowdinvesting-Kampagnen nachrangig behandelt.

Factoring

Factoring kann vor allem für Unternehmen, die sich aus dem Cashflow finanzieren, sehr nützlich sein. Für andere erleichtert es die Liquiditätsplanung. Denn der Factor übernimmt gegen Gebühren Rechnungen bereits dann, wenn sie ausgestellt werden, zahlt sie an das Unternehmen aus und kümmert sich um das weitere Debitorenmanagement. Umsätze gehen dadurch sicher ein, sobald die Leistung erbracht wurde. Dadurch verhindert man Liquiditätsengpässe aufgrund von Zahlungsverzug beim Kunden, was nicht selten vorkommt.

FFF – Family, Friends & Fools

Statistisch gesehen machen die drei Fs, also das Geld von der sprichwörtlich reichen Tante, dem guten Freund oder dem risikofreudigen Bekannten, den man überzeugen konnte, den größten Anteil an der frühen Startup-Finanzierung aus. Diese Kapitaltransfers können in unterschiedlichsten Formen erfolgen. Üblich sind etwa private Darlehen, klassische oder auch stille Beteiligungen (ohne Mitspracherecht im Unternehmen, was in vielen Fällen sinnvoll ist). Dabei gilt: Auch oder gerade innerhalb der Familie und des Freundeskreises sollte man Verträge mit für beide Seiten klaren Konditionen ausarbeiten. Beziehungen können darunter sonst potenziell leiden.

Förderungen

Unter den Begriff Förderung fällt eine ganze Reihe staatlich bzw. institutionell unterstützter Finanzierungen. Grob kann man diese in geförderte Kredite, Garantien und Zuschüsse unterteilen.

Geförderte Kredite sind klassische Darlehen mit besonders guten Konditionen. Dabei handelt es sich um sehr niedrige bis hin zu nicht vorhandene Kreditzinsen und das Wegfallen von Antragskosten. Die geförderten Kredite werden zumeist direkt von sogenannten Förderbanken (in Österreich z.B. die aws als Förderbank des Bundes) vergeben.

Gibt der Fördergeber eine Garantie aus, ermöglicht er dem geförderten Unternehmen damit, einen Bankkredit aufzunehmen, auch wenn es diesen (in der Höhe) unter normalen Umständen nicht bekommen würde. Er übernimmt als institutioneller Bürge die Ausfallshaftung gegenüber dem Kreditinstitut – üblicherweise aber nur zum Teil. Manche Förderstellen geben auch sogenannte Eigenkapitalgarantien aus. Damit besichern sie die Einlagen von Privatpersonen (z.B. Business Angels) in ein Startup bis zu einem bestimmten Prozentsatz, um diese zum Investment zu motivieren.

Zuschüsse sind Kapitalspritzen vom Fördergeber, die nicht zurückzuzahlen sind. Dabei gibt es abermals unterschiedliche Formen, die jeweils an strenge Auflagen gebunden sind. Meist sind es projektgebundene Förderungen, die vor Projektstart eingereicht werden müssen, aber erst nach Projektabschluss gegen Vorlage einer Kostenaufstellung ausbezahlt werden. Sie müssen also vom Fördernehmer vorfinanziert werden.

Anmerkung: Einige Förderstellen betreiben auch Fonds-Vehikel, mit denen sie klassische Eigenkapitalinvestments tätigen. Zudem bieten sie eine Reihe nicht monetärer Förderprogramme (Weiterbildung, Vernetzung etc.) für Startups an.

IPO – Börsengang

Der IPO (Initial Public Offering – deutsch: Börsengang) mag in dieser Aufzählung aufgrund der alphabetischen Anordnung in der Mitte stehen. Chronologisch steht es beim Thema Startup-Finanzierung (fast) ganz am Ende. Mit dem IPO kann man durch die Emission neuer Aktien auf einen Schlag eine große Summe Eigenkapital an der Börse aufnehmen – wenn alles gut geht. Danach ist es mit weiterem Eigenkapital aber vorbei. Der Handel der Aktien am Sekundärmarkt hat keinen direkten Einfluss auf das Unternehmensvermögen. Weiteres Kapital muss man sich dann etwa von Banken holen (siehe Kredit).

Kredit

Der klassische Bankkredit spielt in der Startup-Finanzierung eine eher untergeordnete Rolle, weil Banken im Normalfall sehr risikoavers sind und ihnen Startups häufig keine ausreichenden Sicherheiten bieten können. Das ist auch der Grund, warum viele Förderungen in Form von Garantien (siehe oben) erfolgen. Bei bereits konsolidierteren Startups sollte die Möglichkeit eines klassischen Kredits aber vor allem für kleinere Kapitalvolumina, etwa bei Zwischen- und Brückenfinanzierung, nicht außer Acht gelassen werden. Schließlich haben Fremdkapitalfinanzierungsformen durchaus auch Vorteile. Ab einer gewissen Größe (etwa nach dem IPO – siehe oben) ist man ohnehin auf Kredite zur Finanzierung angewiesen.

Sweat Capital

Arbeit gegen Anteile. Das ist, vereinfacht gesagt, der Deal bei Sweat Capital bzw. Work for Equity. Die Idee dahinter ist, dass etwa ein Business Angel mit reichem Erfahrungsschatz, also eine Arbeitskraft, die sich das Startup zu Beginn nicht leisten könnte, gegen Anteile ein ausdefiniertes Arbeitspensum im Startup erfüllt. Dabei ist allerdings Vorsicht geboten: Der Arbeitsumfang sollte vertraglich klar definiert und juristisch abgesichert sein.

VC-Fonds-Investment

Analog zum Angel Investment (siehe oben) kann auch das VC-(Venture-Capital)-Fonds-Investment unterschiedliche Formen annehmen, erfolgt aber zumeist als klassischer Eigenkapital-Deal. An einem typischen VC-Fonds ist eine Reihe von Anlegern beteiligt. Die Investmententscheidungen trifft die Fonds-Verwaltung. Sie hat das Ziel, das eingelegte Kapital zu vervielfachen. VC-Fonds sind daher Exit-orientiert. Die Anteile werden entweder bei einem Firmenverkauf, im Zuge einer späteren Finanzierungsrunde oder bei einem Börsengang wiederverkauft. Wie viel Zeit sich der Fonds dafür lässt, variiert. VC-Fonds gibt es für alle Unternehmensphasen. Üblicherweise spezialisieren sie sich dabei.

Wandeldarlehen (Convertible)

Ein Wandeldarlehen wird als (privates) Darlehen (Fremdkapital) an ein Startup vergeben, zu einem späteren Zeitpunkt, meistens geknüpft an vereinbarte Bedingungen, aber zu Anteilen am Unternehmen (Eigenkapital) gewandelt. Damit muss zum Zeitpunkt des Investments durch Business Angel oder VC-Fonds keine Bewertung des Startups erfolgen, sondern erst bei der Wandlung. Angewendet wird das typischerweise zur Brückenfinanzierung bei Startups, die eine größere Finanzierungsrunde planen. Findet die Runde schließlich statt, wird zu vergünstigten Konditionen gewandelt (sogenannte “Discounts”) bzw. eine vereinbarte Maximalbewertung angewendet (“Cap”). Auch bei frühphasigen Startups, bei denen eine Bewertung noch sehr schwer zu bestimmen ist, ist der Einsatz teilweise sinnvoll. Ein weiterer Vorteil des Instruments liegt darin, dass es sich verhältnismäßig schnell abschließen lässt, weil ein Darlehen rechtlich simpler ist als Eigenkapitalinvestments.

Dieser Beitrag erschien in gedruckter Form im brutkasten Print-Magazin #8 “Quantensprünge”.

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Das Gründerteam Christian Hill und Gerhard Prossliner © BRAVE Analytics, Leljak

Das Grazer Spin-off BRAVE Analytics wurde von Christian Hill und Gerhard Prossliner im Jahr 2020 gegründet. Den Gedanken an ein gemeinsames Unternehmen gab es schon einige Zeit davor an der MedUni Graz. Nach erfolgreicher Dissertation und dem FFG Spin-off Fellowship kam es zur Ausgründung, zu ersten Kund:innen und einem Standortwechsel. Und schließlich zur erfolgreichen Einbindung in den Life Science Cluster Human.technology Styria unterstützt von der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG.

Mittlerweile zählt BRAVE Analytics ein 14-köpfiges Team und sitzt im ZWT Accelerator in Graz, einem Kooperationsprojekt zwischen SFG und Medizinischen Universität Graz.

Das Team von BRAVE Analytics (c) © BRAVE Analytics, Leljak

Mut in der Geschäftsphilosophie

BRAVE Analytics steht für Mut in der Geschäftsphilosophie der beiden Gründer und des gesamten Teams: Christian Hill und Gerhard Prossliner fühlen sich “zu Entdeckungen hingezogen und lieben es, die Dinge aus einem völlig neuen Blickwinkel zu betrachten. Und genau diesen Spirit leben wir auch im Team.”

Wahrlich hat das Gründerduo mit seinem Spin-off das Forschungsgebiet Life Science in ein neues Licht gerückt: Denn BRAVE Analytics beschäftigt sich mit der automatisierten Qualitätssicherung für Pharma-, BioTech-Produkte, Wasser, Mineralien und Chemikalien. “Und das auf Partikel-Ebene. Das Ganze nennt sich Partikel-Charakterisierung und -Analytik”, erklärt Co-Founder Hill im Gespräch mit brutkasten.

Neu ist die Technologie insofern, als dass die Partikel-Analyse direkt im Herstellungsprozess von Pharmaprodukten passiert. Also integriert, das heißt weder vor- noch nachgelagert, und damit effizient und kostensparend. “Damit machen wir eine sogenannte Prozessanalytik im Nano-Bereich”, erklärt Co-Founder Hill.

Die Lösung für ein Bottleneck

Damit haben die beiden Gründer zusammen mit ihrem Team eine Lösung für ein bis dato bestehendes “Bottleneck in der Industrie” geschaffen. Mit den modularen Messgeräten von BRAVE Analytics kann die Qualität von Produkten im Pharma- und BioTech-Sektor nämlich in Echtzeit gemessen werden. Das Kernstück der Lösung bildet die vom Spin-off eigens entwickelte, mehrfach patentierte OF2i Technologie.

Doch bekannterweise benötigen Life-Science-Lösungen wie diese einen breiten Umfang an Forschungsinfrastruktur, der sich gerade für frisch gegründete Spin-offs schwer stemmen lässt. Und: Es braucht die richtigen Verträge, das richtige Kapital und das richtige Team. Auf der Suche danach gab es für BRAVE Analytics einige Schlüsselmomente, wie Co-Founder Hill im Gespräch mit brutkasten erzählt.

Der Standort für Life Science Startups

Die ersten Hardware-Aufbauten und Experimente fanden an der Medizinischen Universität Graz statt, die von den Anfängen mit Infrastruktur und Forschungspersonal unterstützte, die Universität Graz deckte die Bereiche Theorie und physikalisches Modelling und in Kooperation mit dem FELMI/ZFE der Technischen Universität Graz wird seit 2022 ein Zusatzmodul entwickelt.

Beim Schutz des geistigen Eigentums standen die Medizinische Universität Graz, die Steirische Wirtschaftsförderung SFG und die Forschungsförderungsgesellschaft FFG als helfende Hände zur Seite. Konkret mit Unterstützung für die Erarbeitung von Exklusiv-Lizenzen, Agreements und generell mit dem Know-how, wie man eine Firma aufbaut. Hier waren uns auch das Unicorn der Universität Graz, die Gründungsgarage und der Science Park Graz eine große Hilfe”, so Prossliner.

“Wir sind klassische Science-Preneure”

Die fachspezifische Unterstützung kam im richtigen Moment: “Wir sind die klassischen Science-Preneure. Unser Background ist das Universitäts- und Ingenieurswesen. Für uns war es wichtig zu lernen, wie man in das Unternehmertum reinkommt und den Produkt-Market-Fit findet. Man muss diese Produktverliebtheit, die man als Erfinder meistens hat, loswerden. Und das passiert ganz viel durch Learning by Doing.”

Besonders hilfreich habe sich vor allem das Bootcamp des FFG-Spin-off-Fellowship und das LBG Innovator’s Road Programme erwiesen, welche “eine schrittweise Einführung für den Weg von der Wissenschaft in Richtung Unternehmung” geboten haben, so Hill. Förderungen erhielt das Spin-off außerdem von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, der Austria Wirtschaftsservice aws, der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG und auf EU-Ebene.

Die Szene, die “Gold wert” ist

Nicht nur “by doing”, sondern vor allem auch “von anderen, die die gleichen Themen, Probleme und Potenziale haben”, hat das Startup im Aufbau sehr viel an Know-how und Erfahrung gewonnen. “Das Peer-Learning ist für uns einer der wichtigsten Wissensfonds”, so Co-Founder Prossliner im Interview.

Ein dafür zugeschnittenes Netzwerk gibt es in der Grazer Life Science Szene: “Auch abseits institutioneller Veranstaltungen befinden wir uns hier in einem sehr lebendigen Startup-Umfeld. Vieles passiert auf Eigeninitiative von Gründer:innen. Das Startup-Leben hier ist wirklich Gold wert.”

Global Player nur “fünf Rad-Minuten entfernt”

“Wir sind Hardware-Hersteller, wir brauchen Hochpräzisionsfertiger für unsere Prozesstechnologie. Die Steiermark und insbesondere Graz haben sich zu einem Stakeholder-Nest der besonderen Vielfalt entwickelt. Kooperationspartner aus Industrie, Wirtschaft und Forschung sitzen hier in unmittelbarer Nähe. Wir finden Experten, Lieferanten und Fertiger mit extremer Präzision und einer super Verlässlichkeit”, erzählt Prossliner und meint weiter: “Wir arbeiten hier in einem sehr engen Umfeld mit einer sehr schnellen Dynamik. Das ist unglaublich wertvoll.”

Ein ganzes Stakeholder-Feld mit internationaler Spitzenstellung findet sich also im Grazer Becken. Oder, wie es Gründer Prossliner erneut unterstreicht: “Da sind Global Player dabei, die wir in wenigen Rad-Minuten erreichen. Man muss also nicht gleich nach Asien oder in die USA, das Netzwerk gibt es hier auch.” Nicht umsonst spricht man seit geraumer Zeit von der “Medical Science City Graz” – mit Playern wie der Medizinischen Universität und dem Zentrum für Wissens- und Technologietransfer ZWT im Netzwerk.

Gerhard Prossliner (links) und Christian Hill (rechts) mit der Geschäftsführung des ZWT – Anke Dettelbacher (Mitte rechts) und Thomas Mrak (Mitte links) ©ZWT/Lunghammer.

Besenrein eingemietet

Grund genug auch für BRAVE Analytics, sich hier als aufstrebendes Life-Science-Startup niederzulassen. Nach seinen Anfängen in den Räumlichkeiten der MedUni Graz hat sich BRAVE Analytics nämlich im ZWT Accelerator einquartiert: “Wir waren unter den Ersten, die hier eingezogen sind. Als alles noch ziemlich besenrein war.”

Mittlerweile wird auch mit anderen dort sitzenden Startups stockwerkübergreifend genetzwerkt. Sei es im Stiegenhaus, bei Weihnachtsfeiern oder informellen ZWT-Treffen. Manchmal wird auch gemeinsam gefrühstückt und in den Abendstunden philosophiert. Daneben gibt es regelmäßige Get-Together-Formate wie das ZWT-Frühstück. Im Zuge der Startupmark finden auch themenspezifische Kooperationsformate wie der Life Science Pitch Day, ein exklusives Pitchingevent für Startups und Investor:innen aus dem Life Science-Bereich, statt.

Fußläufig flexibel

Thomas Mrak, Geschäftsführer des ZWT, erzählt dazu: “Vernetzung steht bei uns an erster Stelle. Und zwar nicht nur unter Foundern, sondern auch zwischen bereits etablierten Firmen, Unis, Instituten, Professor:innen und Ärzt:innen, die alle flexibel und fast fußläufig zu erreichen sind. Ich würde sagen, das ist die Essenz der Medical Science City Graz und bildet das optimale Umfeld, um als Spin-off Fuß zu fassen.”

Unterstützung gibt es im Grazer ZWT auch mit einer optimalen Infrastruktur und “startup freundlichen” Mietverträgen und Mietkonditionen: “Wir bieten Startups, die bei uns einziehen, ein einzigartiges Preis-Leistungsverhältnis, eine perfekte Ausstattung und sehr flexible Bedingungen. Vor allem hohe Investitionskosten und lange Bindungszeiten sind für Startups schon aufgrund ihrer dynamischen und teils volatilen Entwicklungen sehr kritisch, dabei helfen wir. Je nach Möglichkeit stellen wir nicht nur Büros und Laborinfrastruktur, sondern auch Seminar- und Besprechungsräume zur Verfügung.”

“Wir verstehen uns hier einfach sehr gut”

Unverkennbar gestaltet sich der Life Science Bereich in Graz als multidimensionaler Hub für Startups und Spin-offs – und das nicht nur auf akademischer Ebene: “Wir verstehen uns hier alle untereinander sehr gut. Es gibt kurze Wege, kurze Kommunikationswege und wir arbeiten zusammen auf Augenhöhe. Es klappt einfach zwischenmenschlich”, so Mrak.

BRAVE Analytics-Co-Founder Prossliner empfiehlt dahingehend: “Nutzt das tolle österreichische Förderungssystem. Wir haben hier vonseiten der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, des Austria Wirtschaftsservice aws und der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG tolle Unterstützung erhalten. Vom ZWT, der MedUni Graz, der Uni Graz und der TU Graz ganz zu schweigen.”

Und: “Bindet schon frühzeitig Kund:innen ein. Nur so ermittelt man die real-life Kundenbedürfnisse potentieller Märkte, und man kann vielleicht auch erste Umsätze generieren, die man wiederum mit Förderungen hebeln kann. Man muss sich schließlich auch finanziell stabilisieren, um für Investor:innen attraktiv zu sein.”

Der Asia Pull für Life Science

Aktuell erarbeitet BRAVE Analytics eine Investitionsrunde. Mittlerweile hält das Spin-off unterschiedliche Produkte und Kunden am Markt. Auch Industriepartner sind vorhanden. Aktuell befinde man sich in der Prescaling-Phase – mit einem starken “Asia Pull”. Interesse kommt nämlich zunehmend von Abnehmern aus Asien, wie Christian Hill erzählt:

“Unsere Technologie eignet sich nicht nur für die Pharmaindustrie, sondern auch für Wasser, Kläranlagen und Mikroplastik – und sogar für die Halbleiterindustrie. Wir bewegen uns hier in einem multidimensionalen Anwendungsfeld, gerade für das Umwelt- und Wassermonitoring. Das zieht viele Kunden aus Übersee an. Jetzt heißt es: die richtigen Schritte setzen und klug skalieren.”

Damit Christian Hill und Gerhard Prossliner ihre Ziele auch weiter verfolgen können, braucht es Menschen, die in den Life Science Sektor investieren: “Life Science ist ein Technologie- und Wissenschaftsfeld, das uns in Zukunft noch viel intensiver begleiten wird. Und auf das wir angewiesen sind”, so Thomas Mrak. Der ZWT-Geschäftsführer appelliert indes: “Es arbeiten so viele tolle Menschen mit persönlicher Motivation in diesem Feld. Diese haben das Potenzial, die Zukunft maßgeblich zu verändern. Doch dafür braucht es finanzielle Unterstützung, fundierte Netzwerke und noch mehr Aufmerksamkeit.”

Mehr Informationen zum steirischen Startup-Ökosystem und der Startupmark sind hier zu finden.

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