✨ AI Kontextualisierung
Energie war einmal einfach. Man drehte den Schalter, der Strom kam – und am Monatsende die Rechnung. Heute wird alles komplexer. Um das Klima zu schützen, muss der Strom grüner werden. Um diesen Strom – aus Wind-, Solar- oder Wasserkraft – dorthin zu bringen, wo er benötigt wird, braucht es neue Systeme. Sonne scheint auf viele Dächer, Wind weht über viele Felder. Heißt: Die Zukunft kommt dezentral. Und sie kommt digital. Zum Beispiel aus Graz.
Ein Startup für Energiegemeinschaften
Dort haben ein Steuerberater und ein Software-Entwickler ein Werkzeug gebaut, das Energiegemeinschaften jede Menge Arbeit abnehmen soll. Die gesetzliche Grundlage dafür kam 2021 – mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz, basierend auf EU-Vorgaben. Die Quintessenz: Bürger:innen dürfen aktive Teilnehmer:innen am Energiemarkt sein; sie können sich zusammentun, um gemeinsam Strom zu erzeugen, zu verbrauchen und zu verkaufen. Just ein Jahr nach der Verordnung gründeten Heribert Strasser und Sebastian Lassacher So-Strom.
Mittlerweile arbeiten sieben Mitarbeiter:innen Vollzeit am Herzstück des Startups, der Webplattform So-Strom-Digital. In der Anwendung tanzen bunte Balken, violette Linien, Verbrauchs- und Ertragskurven. Alle Nutzer:innen sehen, wie viel Strom sie produzieren, verbrauchen oder verkaufen. Wer mitmacht, soll mit der Software alles regeln können: die Anmeldung bei Netzbetreibern, Verträge und Abrechnungen.
Dezentralisierung im Fokus
„Der Strom aus einer Anlage wird vom Netzbetreiber automatisch aufgeteilt. Das erfolgt in der Regel immer dynamisch. Das heißt, das Mitglied, das in der jeweiligen Viertelstunde mehr verbraucht, kriegt auch mehr zugeteilt“, erklärt Strasser. Entsprechend rechnet So-Strom-Digital dann auch ab. „Konzept, Gründungsbegleitung und vor allem laufender Betrieb bis hin zur Einreichung der Steuererklärungen bekommen die Energiegemeinschaften alles von uns“, sagt der Co-Founder.
Mit dem Tool will das Startup vor allem selbstbestimmte Energiegemeinschaften unterstützen, keine Konzerne. Das können Mehrparteienhäuser, Nachbar:innen oder ganze Gemeinden sein. „Uns ist es ein Anliegen, dass die Entscheider in der jeweiligen Region verankert sind“, sagt Strasser.
So-Strom geht auf Partnersuche
Geld verdient So-Strom mit der Software entweder über eine Grundgebühr oder einen Anteil pro Kilowattstunde. Der Beweis, dass die Idee funktioniert, ist erbracht. Jetzt sucht So-Strom Partner:innen – strategische wie finanzielle. In drei Jahren will das Unternehmen Marktführer in Österreich sein. Konkurrent:innen gibt es im Lande einige – zu den bekannten Startups im Orbit der Energiegemeinschaften zählen etwa Nobile oder Sonnenschmiede.
Das nächste Ziel von So-Strom: der Sprung ins Ausland. Energiegemeinschaften beruhen auf einer EU-Richtlinie, sie gelten entsprechend europaweit – auch wenn jedes Land sie anders umsetzt. Langfristig sieht sich So-Strom als Teil eines vielfältigen Energiemarkts. Die Vision: mehr Unabhängigkeit für kleine Gemeinschaften, weniger Abhängigkeit von großen Konzernen.