Schramböck: “Kaufen Sie nicht auf internationalen Plattformen”
Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck und Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger haben heute eine gemeinsame Initiative zur Stärkung des österreichischen E-Commerce präsentiert. Über oesterreich.gv.at steht ab sofort ein eigener Online-Marktplatz für heimische Unternehmen und deren Produkte zur Verfügung.
Am Dienstagvormittag stand im Rahmen der heutigen Regierungs-Pressekonferenz die Stärkung des heimischen Handels im Mittelpunkt. Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck präsentierte gemeinsam mit Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger eine Initiative zur Stärkung des österreichischen Handels und E-Commerce.
Über österreich.gv.at/onlinemarktplatz steht ab sofort ein eigener Online-Marktplatz für heimische Unternehmen und deren Produkte zur Verfügung. Kunden finden dort bestehende österreichische Online-Einkaufsplattformen, wie shöpping.at oder markta.at, aber auch kleinere lokale Lieferservices und Händler. Zudem sind auch Onlinelinehändler Verzeichnisse, wie retail.at, gelistet.
“Kaufen Sie nicht auf internationalen Plattformen”
Die Wirtschaftsministerin appellierte an die Bevölkerung, dass sie nicht auf Plattformen, wie Amazon & Co, sondern bei lokalen Händlern kaufen soll. “Kaufen Sie nicht auf internationalen Plattformen”, so Schramböck. Die Digitalisierung hätte laut der Wirtschaftsministerin das Kaufverhalten zu Gunsten von Großkonzernen verändert, nun sei die Zeit gekommen, dies zu ändern und den heimischen Handel zu stärken.
Damit dies auch möglich wird, muss Österreich im E-Commerce laut Schramböck digital aufrüsten, der neue Online-Marktplatz soll dafür ein erster Schritt sein. Über die Plattform können Händler, die noch keinen Webshop haben, auf entsprechende Video-Tutorials zugreifen. Zudem sei die Bundesregierung mit der heimischen Startup-Community im engen Kontakt, um auch diese beim Aufbau der Plattform mit einzubeziehen.
Regionale Lebensmittel online kaufen
Als Landwirtschaftsministerin nahm Elisabeth Köstinger Bezug auf den Online-Vertrieb regionaler Lebensmittel. Zur Stärkung lokaler Erzeuger wurde in den letzten Tagen die Plattform frischzumir.at aufgebaut, die bereits in Betrieb ist. Mittlerweile sind über 600 Lebensmittelproduzenten und Bauern registriert. Zudem sollen auch Restaurants und Gasthäuser die Plattform nutzen können. 100.000 Kunden hätten das Angebot bislang genutzt, so Köstinger.
Anstieg bei E-Commerce
Ebenfalls bei der Pressekonferenz vertreten war Georg Pölzl, CEO der Österreichischen Post AG. Im Zuge der Coronakrise sei laut Pölzl ein eindeutiger Anstieg im E-Commerce zu verzeichnen. Im Moment entfällt der E-Commerce-Anteil zu 60 Prozent auf ausländische und 40 Prozent auf österreichische Unternehmen.
Zudem ging Plözl auf die Performance des Online-Marktplatzes der Österreichischen Post AG shöpping.at näher ein. Die Post verfolgt damit das selbsternannte Ziel die “Wertschöpfung in Österreich” zu behalten.
Durch die Coronakrise hätte der Marktplatz laut dem Post-Chef einen enormen Zulauf erfahren. “Im vergangenen Jahr haben wir eine Verfünffachung des Umsatzes erlebt und im Moment haben wir Steigerungsraten, die deutlich darüber liegen – man kann von einem Faktor Zehn ausgehen”, so Pölzl.
Nachlese. Wo steht die österreichische Wirtschaft bei künstlicher Intelligenz zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT? Dies diskutieren Doris Lippert von Microsoft und Thomas Steirer von Nagarro in der ersten Folge der neuen brutkasten-Serie "No Hype KI".
Nachlese. Wo steht die österreichische Wirtschaft bei künstlicher Intelligenz zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT? Dies diskutieren Doris Lippert von Microsoft und Thomas Steirer von Nagarro in der ersten Folge der neuen brutkasten-Serie "No Hype KI".
Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.
„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.
Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.
Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen
Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“
Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft
Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.
Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.
Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.
Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“
Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit
Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.
“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.
Langfristiges Potenzial heben
Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“
Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“
Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?
Die Serie wird von brutkasten in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung unserer Partner:innen produziert.
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Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck und Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger haben heute gemeinsam mit Georg Pölzl, CEO der Österreichischen Post AG, und Markus Mair, CEO der Styria Media Group, eine gemeinsame Initiative zur Stärkung des österreichischen E-Commerce präsentiert. Über österreich.gv.at steht ab sofort ein eigener Online-Marktplatz für österreichische Unternehmen zur Verfügung.
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