30.12.2017

Rückblick und Ausblick: Player aus der Startup-Szene über 2017 und 2018

Wir haben haben unterschiedliche Akteure der österreichsichen Startup-Szene um einen Rückblick auf 2017 und einen Ausblick auf 2018 gebeten.
/artikel/rueckblick-ausblick-2017-2018-startup-szene
Rückblick 2017 Ausblick 2018
Herbert Gartner, Tanja Sternbauer, Hansi Hansmann, Ali Mahlodji

Im vergangenen Jahr hat sich in der österreichischen Startup-Szene einiges getan. Es gab große Exits und Investments. Neue Technologien, allen voran die Blockchain, wurden auch hierzulande zu einem dominierenden Thema. Auch vom kommenden Jahr ist nicht zu erwarten, dass es langweilig wird. Wir haben einige Player aus der österreichischen Startup-Szene um einen Rückblick und einen Ausblick gebeten. Dabei haben wir ganz unterschiedliche Blickwinkel eingeholt.

+++ Herbert Gartner: Mit Syndizierung zum Business Angel des Jahres 2017 +++

Rückblick & Ausblick

Herbert Gartner – Business Angel of the Year

2017 war aus eQventure-Sicht von einigen großen Themen bestimmt. Wir haben eine beschleunigte digitale Transformation der gesamten Wirtschaft erlebt. Es gab verstärkte Anstrengungen von etablierten Unternehmen mit jungen Technologiefirmen zu kooperieren – anstatt sie zu akquirieren. Zugleich gab es im Rückblick wenig inländischen Mut zur Akquisition – daher erfolgten auch 2017 fast alle Tech-Akquisitionen durch ausländische Käufer. Außerdem haben wir zahlreiche unstrukturierte Direktbeteiligungen privater Investoren beobachtet.

Was wir für die österreichische Startup-Szene erwarten: Österreich zählt zu den forschungsintensivsten Regionen Europas. Hier schlummert viel Potential für zukünftige Hidden-Champions. Wir erwarten für 2018 wieder zahlreiche Unternehmensgründungen von Talenten, die den Sprung von der Industrie in die Selbstständigkeit wagen und damit technologisch völlig neue Gebiete und neue Märkte erobern.

Hansi Hansmann – Business Angel

Mein persönliches Highlight 2017 war der mySugr-Exit. Der war international vielleicht noch wichtiger als Runtastic und jedenfalls der größte Digital Health-Deal bislang. Allgemein gesprochen: Wir haben uns weiterentwickelt, keine Frage. Startups sind tatsächlich im Mainstream angekommen. Accelerators, Incubators und Coworking Spaces schießen nur so aus dem Boden. Big Corporates sind auch hierzulande dabei aufzuwachen. Das ist insgesamt gut. Innovation bekommt einen höheren Stellenwert, das Ecosystem entwickelt sich weiter, die Politik (siehe Wahlkampf!) sieht es als wichtig an. Es hat aber auch Nachteile: Es gibt auch viele Trittbrettfahrer, also Leute, die wenig Ahnung haben und das gut verschleiern können. Manchmal habe ich den Eindruck, dass nicht die Startups bzw. die Gründer im Fokus sind, sondern das ganze Rundherum.

Für 2018 habe ich einige Wünsche. Von der Politik erwarte ich mir konkrete Maßnahmen, die deutlich über das Startup-Paket hinausgehen. Vor allem im bereich steuerliche Incentivierung, Gesellschaftsform, leichterer Zugang zu ausländischen Mitarbeitern und Entwicklern brauchen wir dringender denn je passende Regelungen. Da ist die neue Regierung sehr gefragt.

Tanja Sternbauer – Startup Live, Female Founders

Die Szene wird langsam erwachsen und positioniert sich auch international erfolgreich. Sektor5 musste schließen, dafür zeigen größere, vielversprechende Initiativen wie der Launch von factory300 und weXelerate, dass das Startup-Thema auch von Staat und Corporates ernst genommen wird.

Ich persönlich wünsche mir eine bessere Zusammenarbeit zwischen den relevanten Playern und eine nachhaltigere Herangehensweise bestehender Initiativen um das österreichische Startup-Ökosystem auch über die nächsten Jahre hinaus zu unterstützen. Spannend wird’s vor allem, sollte die Politik unter Umständen nicht mehr so viel Zuspruch leisten.

Ali Mahlodji – Whatchado

Wenn das Jahr etwas war, dann alles andere als langweilig. Ich denke, wir sind am richtigen Weg und gerade deshalb sollten wir inne halten und uns auf die Stärken des österreichischen Ökosystems besinnen, um es 2018 noch nachhaltiger zu machen.

Markus Raunig – AustrianStartups

Die Szene ist im letzten Jahr gefühlt erwachsener geworden. Mehr und mehr Leute sehen das wirtschaftliche Potenzial von Startups und es entwickelt sich ein zunehmend kompetitiveres Umfeld. Es gab im Rückblick viele persönliche Highlights, wie den Stammtisch mit dem Bundeskanzler oder die super Zusammenarbeit übers ganze Ökosystem für die Austrian Startup Agenda. Am Ende haben wir aber auch gesehen, dass wir nicht vergessen sollten, wo wir herkommen. Während es immer mehr und bessere Angebote für späterphasige Startups gibt, fallen manche frühphasige Unterstützer wie der Sektor 5 weg. Es wäre wichtig, dass diese Lücken im Jahr 2018 wieder geschlossen werden. Denn unser großer Wunsch fürs nächste Jahr ist ganz klar: Mehr Unternehmergeist, mehr Gründungen und mehr Startups die wirklich ambitioniert und international denken.

Thomas Schranz – Blossom, Lemmings

Thomas Schran Tosh lemmings blossom rückblick 2017 ausblick 2018 startup2017 haben wir es in Wien in kürzester Zeit von Null auf eine weltweit führende Rolle im Bereich Facebook Messenger Apps und Chat Bots geschafft. Das zeigt für mich, dass es möglich ist, international mitzugestalten und ganz vorne dabei zu sein. 2018 wird der Test ob wir diesen Vorsprung in der Kombination von Machine Learning und der Reichweite in Facebook Messenger und ähnlichen Plattformen weiter ausbauen können. Ähnlich viel Hype ist gerade im Blockchain-Bereich. Auch hier wird es spannend werden ob wir es schaffen, nicht nur beim Hype vorne dabei zu sein sondern Wert zu erzeugen und Resultate zu liefern. Es wird auf jeden Fall nicht langweilig.

Herwig Springer – CEO i5invest

Unsere Top 5 Highlights 2017 waren: Österreichs erstes globales agTech-Investment aus den USA in das Startup smartbow. StreamUnlimited und Google erobern mit dem Voice Assistant den Weltmarkt. Bonnier aus Schweden investiert in das österreichische EduTech Knowledgefox. WeAreDevelopers organisiert Europas grösste Software-Development Konferenz in Wien. i5invest holt zahlreiche internationale Investoren nach Österreich.

Unsere Strategie, internationale Investoren und Konzerne nach Österreich zu holen geht auf. CEE wird so schrittweise mehr und mehr Bedeutung beigemessen, das spüren wir auch bei unseren Aktivitäten im Silicon Valley und an der US-Ostküste.

Für 2018: i5invest wird noch mehr internationale Investoren nach Österreich holen. Es werden weiter viele High-Tech-Jobs geschaffen.
Die größte Herausforderung und mittlerweile ein ernstes Problem dass es für 2018/2019 gibt: Wir haben einen extremen Fachkräftemangel. WeAreDevelopers alleine kann das Problem nicht lösen. Österreich muss für internationale Fachkräfte weiter attraktiv bleiben und noch sichtbarer werden. Die Zahl der österreichischen Absolventen ist leider viel zu gering – an allen Ecken und Enden sind Österreichische Unternehmen bei Ihrem Wachstum eingeschränkt.

Rudolf Dömötör – WU Entrepreneurship Center

Für mich war natürlich besonders spannend, was sich 2017 im universitären Umfeld getan hat. Da gibt es im Rückblick drei besondere Highlights: Erstens das Spin-off Austria Fellowship, das im Sommer aus der Taufe gehoben wurde und akademische Gründungsprojekte in den nächsten zwei Jahren mit bis zu 15 Millionen Euro unterstützen wird. Das ist ein auch im internationalen Vergleich bemerkenswertes Förderprogramm und ein starkes Signal zur Stärkung des Wissens- und Technologietransfers aus den Hochschulen. Zweitens die internationale Auszeichnung der Entrepreneurship Avenue als eines von weltweit nur 15 und einziges europäisches Programm als Best Practice im Bereich Entrepreneurship Education. Und – drittens – in Graz freue ich mich riesig über die Einrichtung des ZWI (Zentrum für Wissens- und Innovationstranfer) als neuen universitären Hub for Innovators.

Meine sonstigen Highlights 2017 in der Startup-Szene: der mySugr-Exit, Opening von Wexelerate (starkes Signal der Internationalisierung des Standorts Wien und Zusammenrücken von Corporates und Startups) und die 300er-Aktivitäten in Linz sowie die Mitwirkung der Stadt Wien im Start Alliance Startup City Netzwerk. 2018 wird es spannend, welche konkreten Maßnahmen, Initiativen und Aktivitäten die neue Bundesregierung setzen wird.

Berthold Baurek-Karlic – Venionaire Capital

Das Jahr 2017 war im Rückblick ohne Zweifel das spannendste in unserer bisherigen Firmengeschichte. Wir haben gemeinsam mit Partnern der KPMG den European Super Angels Club (ESAC) ins Leben gerufen und bereits im ersten Jahr mehrere Millionen Euro über dieses Netzwerk investiert. Ein starkes Zeichen der wachsenden Community war sicherlich die Eröffnung des CO-Working & Acceleration Centers WeXelerate – wo wir zwar nicht eingezogen sind, aber als Channel-Partner mit unserem Know-how gerne zur Verfügung stehen.

Dieses Jahr wurde insgesamt sehr viel Geld in der Early-Stage in Österreich investiert – ich denke, wir haben hier im Vergleich zu Deutschland mehr als das “übliche” 1/10 aufgezeigt – aber wir haben noch viel zu tun. Es fehlt insbesondere in der Anschlussfinanzierung. Förderungen zielen kaum auf regulierte Venture Fondsvehikel ab und Corporates wachen erst sehr langsam auf und erkennen das Potenzial von Startup-Investments und Akquisitionen! Tatsächlich ist es so das wir immer noch auf Exits im Ausland angewiesen sind und Corporate Accelerator meist nur an Proof-of-Concepts (also einer Zusammenarbeit mit Startups interessiert sind) – nicht aber bereit sind Geld zu investieren.

Zu 2018: In den letzten Jahren hat die Politik sehr stark die Themen Startups, Digitalisierung und Privates Eigenkapital (Business Angel Investments) für sich entdeckt. Das war sehr wichtig und hat gute Impulse gesetzt. Die nächste Bundesregierung hat diese Themen ebenfalls im Programm, jedoch für mich persönlich etwas zu viele staatliche Förderungen und Initiativen – die dem aktuellen Entwicklungsstand des Ökosystems nicht mehr 100 Prozent gerecht werden. Ich persönlich wünsche mir mehr Angebote von EIF Fund-of-Fund Programmen durch die AWS – echte Cornerstone Investments von bis zu 20 Millionen Euro pro Fonds. Die Gelder liegen beim EIF werden aber von uns bisher nur zögerlich abgerufen.

Darüberhinaus wünsche ich mir eine Entbürokratisierung des Unternehmensstandorts, eine Entflechtung des Förderjungels und eine “echte” Steuerreform. Unsere Unternehmen brauchen Zugang zu einem starken Kapitalmarkt – auch schon bei geringerer Marktkapitalisierung. Der Dritte Markt der Wienerbörse sollte hierfür geöffnet werden. Ich selbst habe im November die Einladung aktiv im AVCO Vorstand mitzuarbeiten angenommen und versuche mich 2018 in dieser Rolle aktiv für mehr Fonds, stärkeren Zugang zu institutionellen Investoren und bessere Rahmenbedingungen einzusetzen.

Martin Bittner – Acccoi

Im vergangenen Jahr ist das Thema Startup breit in der Corporate Welt angekommen und hat alle Branchen erfasst. Sei es in der Landwirtschaft mit dem AgroInnovation Lab, wo jetzt auch die BayWa mit dabei ist, bei Mobility mit der Factory1 der KTC oder auch ganz prominent mit dem Elevator Lab im Finanzbereich.

Für 2018 erwarte ich einen Schub durch die Initiativen der neuen Regierung und die Hoffnung ist, dass mit dem Fokus auf Digitalisierung alle Player im Ökosystem die Beine in die Hand nehmen und zum Sprint ansetzen. Auf der Seite der Unternehmen werden wir in der Zusammenarbeit mit den Startups vermehrt Skalierungsprojekte sehen, was auch die Finanzierungskomponente betrifft – eine Säule, die uns weitgehend bisher gefehlt hat.

Florian Kandler – Serial Entrepreneur und Startup Coach

Einer meiner Gedanken zum Jahr 2017: “Virgin Angels werden erwachsen…”. Ich sehe eine zunehmende Professionalisierung von Business Angels. Der Anteil der Angel-Investments hat in den letzten Jahren zugenommen. Mehr und mehr Menschen haben begonnen, als “Business Angel” Startups zu finanzieren und zu unterstützen. Diesen Trend habe ich im Funding Report beobachtet. Und ich habe ihn auch klar bei vielen Startups gesehen, die ich bei ihrer Fundraising-Strategie unterstütze. First-time-Investoren, sogenannte “Virgin Angels”, sind selten einte gute Mischung mit First-time-Gründern. Die Angels werden aber erwachsen. Diese neue Garde an Angels hat jetzt Erfahrung gesammelt. Die Deals werden besser, die Konditionen realistischer, und die Unterstützung für die Gründer greifbarer. Dieser positive Trend wird sich 2018 aus meiner Sicht weiter fortsetzen. Eine Entwicklung, die für das österreichische Ökosystem sehr positiv ist.

Mario Mayerthaler – A1 Startup Campus

Von meiner Warte aus waren wichtige Ereignisse 2017 das Clustern von Initiativen, die dann bei startup300 und im WeXelerate gemeldet haben. Das bringt auch international mehr Sichtbarkeit. Für 2018 ist die Herausforderung das nun zu bestätigen und in den Initiativen selbst weiterzukommen. Für unseren A1 Startup Campus war 2017 im Rückblick ein tolles Jahr, da sich die Umsätze alles Startups, verglichen zu 2016, verdoppelt haben. Wir arbeiten weiterhin hart an neuen Programmmitgliedern.

Harry Federspiel – Pioneers Discover

Harry Federspiel Pioneers Discover startup rückblick 2017 ausblick 2018Für mich hatte die Corporate Welt maßgeblichen Anteil an der Startup-Entwicklung im Jahr 2017. Viele Türen wurden durch Startup-Programme geöffnet. Große internationale Konzerne sind durch strategische Investments aufgefallen und wichtiges Know-how wurde zwischen Corporates und Startups ausgetauscht. Für 2018 erwarte ich mir eine Forcierung der internationalen Wahrnehmung von Österreich als Startup-Standort und weitere internationale Leuchttürme wie Roche & MySugr. Startups sollten sich an Österreichs Hidden Champions benchmarken, die weltweit Marktführerschschaft in Nischen erarbeitet haben und dadurch langfristig erfolgreich sind.

Arthur Stadler und Oliver Völkel – Stadler Völkel Rechtsanwälte

ico stadler völkel

Stadler: Der echte Einsatz der Blockchain-Technologie, auch in der öffentlichen Wahrnehmung, war im Rückblick mit Sicherheit eines der Hauptthemen, das Startups 2017 in Österreich beschäftigt hat. Dieser Trend wird 2018 nicht stoppen. Wir sind gespannt auf neue Einsatzmöglichkeiten, die entwickelt werden. Und freuen uns auf die rechtlichen Herausforderungen und Fragestellungen. Besonders spannend wird neben den technischen Fragen der Umgang von Politik und öffentlichen Institutionen mit dem Thema.

In Österreich gab es 2017 die ersten ICOs. Meine Prognose: Dieser Trend wird weitergehen, sodass diese neue Finanzierungsform 2018 im Mainstream ankommen wird. Kryptowährungen sind nicht zuletzt aufgrund der hohen Kursgewinne immer mehr Menschen bekannt. Derzeit sehen wir überdurchschnittlich viele Startups, die gute Ideen haben und solche Modelle nützen wollen.

An großen Themen für 2018 erwarten wir mit Spannung die Entwicklungen im Bereich Datenschutz. Mit Inkrafttreten der Datenschutz-Grundverordnung im Mai wird es jedenfalls einen Bedarf an innovativen Lösungen für die Datennutzung geben. Gerade dort werden sich (auch 2018) Startups mit neuen Ideen profilieren könnten. Auch die ePrivacy-Verordnung wird derzeit genutzte Geschäftstätigkeiten in vielerlei Hinsicht berühren. Cybersecurity gehört ebenfalls zu den Themen, die als Geschäftsidee für Startups boomen werden. Natürlich sind klassische E-Commerce-Startups aber nicht vom Markt wegzudenken.

Völkel: In der Startup-Szene waren im Rückblick vor allem die FinTechs und Unternehmen im Bereich Cryptocurrencies und anderer Blockchain-Anwendungen die großen Gewinner. Diese Unternehmen werden rasend schnell zu ernstzunehmenden Playern auf dem Markt. Für 2018 erwarte ich mir gerade in diesem Bereich erneut ein starkes Wachstum.

2017 wird wohl als das Jahr der Initial Coin Offerings in die Geschichtsbücher eingehen. Für 2018 erwarte ich mir, dass es zum Jahr der Tokenization wird. Österreich hat 2017 mit der Blockchain Initiative des Bundesministeriums (BMWFW) einen gewaltigen Schub in die richtige Richtung erhalten. Ich hoffe, dass die neue Regierung diesen Kurs 2018 weiter fortsetzen wird – derzeit sieht es ganz danach aus.

+++ I2C-Challenge 2017: Von FinTech AI bis Casino AR +++

Deine ungelesenen Artikel:
16.12.2024

“Die Zeit des Zuwartens ist vorbei”

Nachlese. Wo steht die österreichische Wirtschaft bei künstlicher Intelligenz zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT? Dies diskutieren Doris Lippert von Microsoft und Thomas Steirer von Nagarro in der ersten Folge der neuen brutkasten-Serie "No Hype KI".
/artikel/no-hype-ki-folge-1-nachlese
16.12.2024

“Die Zeit des Zuwartens ist vorbei”

Nachlese. Wo steht die österreichische Wirtschaft bei künstlicher Intelligenz zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT? Dies diskutieren Doris Lippert von Microsoft und Thomas Steirer von Nagarro in der ersten Folge der neuen brutkasten-Serie "No Hype KI".
/artikel/no-hype-ki-folge-1-nachlese
Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer)
Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

Du willst bei "No Hype KI" am Laufenden bleiben?

Trag dich hier ein und du bekommst jede Folge direkt in die Inbox!

„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?


Die Serie wird von brutkasten in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung unserer Partner:innen produziert.

Die Partner von No Hype KI
Die Partner von No Hype KI
Toll dass du so interessiert bist!
Hinterlasse uns bitte ein Feedback über den Button am linken Bildschirmrand.
Und klicke hier um die ganze Welt von der brutkasten zu entdecken.

brutkasten Newsletter

Aktuelle Nachrichten zu Startups, den neuesten Innovationen und politischen Entscheidungen zur Digitalisierung direkt in dein Postfach. Wähle aus unserer breiten Palette an Newslettern den passenden für dich.

Montag, Mittwoch und Freitag

AI Summaries

Rückblick und Ausblick: Player aus der Startup-Szene über 2017 und 2018

AI Kontextualisierung

Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Rückblick und Ausblick: Player aus der Startup-Szene über 2017 und 2018

AI Kontextualisierung

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Rückblick und Ausblick: Player aus der Startup-Szene über 2017 und 2018

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Innovationsmanager:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Rückblick und Ausblick: Player aus der Startup-Szene über 2017 und 2018

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Investor:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Rückblick und Ausblick: Player aus der Startup-Szene über 2017 und 2018

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Politiker:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Rückblick und Ausblick: Player aus der Startup-Szene über 2017 und 2018

AI Kontextualisierung

Was könnte das Bigger Picture von den Inhalten dieses Artikels sein?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Rückblick und Ausblick: Player aus der Startup-Szene über 2017 und 2018

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Personen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Rückblick und Ausblick: Player aus der Startup-Szene über 2017 und 2018

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Organisationen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Rückblick und Ausblick: Player aus der Startup-Szene über 2017 und 2018