22.04.2024
ÖKOBILANZ

Mit diesem neuen Rechenmodell untermauert refurbed sein Geschäftsmodell

Im Auftrag von refurbed entwickelte die Fraunhofer Austria Research GmbH ein neues Rechenmodell, das eine fundierte Berechnung für die Ökobilanz von mehr als 10.000 Smartphones, Laptops und Tablets ermöglichen soll. Zudem machte das Scaleup gegenüber bruktasten auch Angaben zur Profitabilität.
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Paul Rudorf vom Frauenhofer und Peter Windischhofer präsentierten am Montag das neue Modell | (c) refurbed

Bereits 2023 beauftragte das Wiener Scaleup refurbed, das einen Marktplatz für generalüberholte Produkte im DACH-Raum anbietet, das Fraunhofer Austria mit der Berechnung wissenschaftlich fundierter Ökobilanzdaten für fünf ausgewählte elektronische Referenzprodukte. Konkret handelte es sich dabei um eine Pilotstudie, um den Umweltimpact von Refurbishment auf Produktebene zu beziffern (brutkasten berichtete).

Neues Rechenmodell

Die Zusammenarbeit zwischen refurbed und Fraunhofer Austria wurde nun fortgeführt. Am Montag präsentierte das Scaleup gemeinsam mit der Forschungsorganisation ein neues Rechenmodell, das eine seriöse Berechnung für mehr als 10.000 Smartphones, Laptops und Tablets bieten soll. Das Modell ist nach der ISO-Norm 14040/44 zertifiziert. Refurbed erhebt zudem den Claim, dass es sich um den ersten Marktplatz weltweit handelt, der derartige Kennzahlen zur Verfügung stellt.

“Die geplanten Maßnahmen der Politik, wie zum Beispiel die Einführung des digitalen Produktpasses, der Transparenz bringen wird, sind zwar begrüßenswert, werden aber bis zu deren endgültiger Einführung noch Jahre dauern. Wir wollten zeigen, dass ökologische Transparenz jetzt möglich ist”, so Co-Founder Kilian Kaminski.

Das Startups ist bereits seit längerer Zeit auch auf politischer Ebene aktiv und engagierte dafür im März 2023 Paul Ploberger als Public Affairs Manager, um seine Interessen auf europäischer Ebene zu vertreten (brutkasten berichtete). Mehr über die Lobbying-Aktivitäten von refurbed könnt ihr auch in diesem brutkasten-Bericht nachlesen.

Wie funktioniert das Modell?

Im neuen Rechenmodell von Fraunhofer werden ingesamt drei ökologische Kennzahlen für elektronische Produkte generiert. Dazu zählen der CO2-Ausstoß und Wasserverbrauch bei der Neuerzeugung vs. beim Refurbishment eines Produktes, sowie die Einsparung von Elektroschrott durch Refurbishment statt Neukauf.

Am Beispiel des iPhone 11 Pro Max (512GB) zeigt sich das Einsparungspotenzial bei Smartphones wie folgt: Wer sich dieses Smartphone refurbished statt neu anschafft, spart laut dem Wiener Scaleup mit dieser Entscheidung 102,6kg CO2 ein.

Doch inwiefern ist die Nachhaltigkeit ein entscheidender Faktor für die Kaufentscheidung von refurbed-Produkten? Wie Co-Founder Peter Windischhofer erläutert, sei Nachhaltigkeit immer in Kombination mit den Faktoren Preis und Qualität zu betrachten. “Als wir gestartet sind, haben zehn bis fünfzehn Prozent gesagt, dass Nachhaltigkeit ein zentrales Element in der Kaufentscheidung ist. Jetzt sieben Jahre später, ist es mit über 50 Prozent bereits die Mehrheit”, so Windischhofer gegenüber brutkasten.

Wirtschaftliches Wachstum von refurbed

Erst Anfang November 2023 gab das Scaleup trotz der angespannten Lage am VC-Markt den Abschluss einer Finanzierungsrunde in Höhe von 54 Millionen Euro bekannt – brutkasten berichtete. Das Investment zählte zu den größten Finanzierungsrunden 2023.

Im Sommer 2023 kündigte refurbed an, bis Ende des Jahres in seinen Kernmärkten profitabel sein zu wollen. “Als Gründer ist es immer sehr riskant der Presse Ziele zu verraten. Wir sind aber sehr glücklich sagen zu können, dass wir Ende letzten Jahres profitabel waren – nicht nur auf Länderebene, sondern auch als Firma. Wir haben wieder in neue Märkte expandiert”, so Windischhofer.

Um welche “neuen Märkte” es sich handelt, wollte Windischhofer allerdings vorerst nicht kommunizieren. Aktuell ist refurbed laut offizieller Presseinformation in sieben Ländern aktiv: Deutschland, Österreich, Schweden, Italien, Irland, Niederlande und Dänemark.


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(c) Adobestock

Man könnte meinen, es hat sich wenig verändert: Im Vergleich zum Vorjahr stecken wir immer noch in einer geopolitisch und wirtschaftlich unsicheren Situation, während der Venture-Capital-Markt in Europa weiterhin stagniert. Das spiegelt auch das jüngste “Start-up Barometer” der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsorganisation EY wieder. Analysiert wurde dabei die Investmentaktivität in und rund um Unternehmen mit Hauptsitz in Österreich, deren Gründung höchstens zehn Jahre zurückliegt.

EY Österreich: Rückgang zum dritten Jahr in Folge

Im Vorjahr hatte es in einem schwierigen Jahr einen Lichtblick gegeben: 2023 ist die Zahl der heimischen Finanzierungsrunden auf 184 gestiegen, was einer neuen Rekordzahl entsprach. Gleichzeitig ist allerdings das Finanzierungsvolumen gegenüber 2022 deutlich gesunken – von rund einer Milliarde Euro auf 695 Millionen Euro. Den bisherigen Höchstwert des gesamten Investitionsvolumens hatte die Startup-Szene wiederum ein Jahr zuvor verzeichnet – 2021 mit gut 1,2 Milliarden Euro.

Wie ging es nun also dieses Jahr weiter? Das Finanzierungsvolumen sank erneut – von 695 Millionen Euro im Jahr 2023 auf 578 Millionen Euro im Jahr 2024. Damit ging das Volumen im dritten Jahr in Folge zurück.

Anzahl der Runden sank um ein Fünftel

2024 sank allerdings nicht nur das Investitionsvolumen, sondern auch die Zahl der heimischen Finanzierungsrunden. Mit einem Rückgang von 17 Prozent bzw. 117 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr erreicht der Gesamtwert des diesjährigen Finanzierungsvolumens seinen Tiefpunkt seit 2020. Die diesjährige Anzahl der Finanzierungsrunden hat sich im Vergleich zum Vorjahr nämlich um 19 Prozent bzw. um 35 auf 149 Abschlüsse verringert.

Hoffnung: KI-Boom pusht Investments

Wenngleich sich Volumen und Anzahl des investierten Kapitals verringert haben, scheint sich ein klarer Investitionstrend abzuzeichnen: Laut EY ist ein Drittel des Investitionsvolumens an KI-Startups gegangen – und damit mehr als doppelt so viel als noch im Jahr 2023.

Damit betraf jede vierte in Österreich registrierte Finanzierungsrunde – konkret 28 Prozent – ein Startup mit einem KI-Schwerpunkt. Insgesamt zählt EY 42 solcher Runden – und damit acht mehr als noch im Vorjahr.

Auch summenmäßig gab es im KI-Sektor einen Zuwachs: 2024 wurden 168 Millionen Euro in österreichische Startups investiert, die KI als integralen Bestandteil des eigenen Geschäftsmodells haben, wie EY vermeldet. 2023 war der Betrag nicht einmal halb so groß – und lag bei 77 Millionen Euro.

“Nicht nur ein Hype, sondern eine Schlüsseltechnologie”

“2024 war eindeutig das Jahr der KI-Startups: Rund ein Drittel aller Finanzierungsrunden und des gesamten investierten Kapitals in Österreich entfielen auf Unternehmen, die künstliche Intelligenz in ihrem Geschäftsmodell nutzen – und das branchenübergreifend. Dieser klare Fokus der Investor:innen zeigt, dass KI nicht nur ein Hype ist, sondern als Schlüsseltechnologie mit enormem Potenzial wahrgenommen wird”, sagt Florian Haas, Head of Startup bei EY.

Haas prophezeit für 2025, “dass die Dynamik im KI-Bereich ungebremst bleibt und KI von einem Hype zur Normalität wird”. Insofern rechne man weiterhin mit einem großen Kapitalfluss in der KI-Branche. Mittelfristig wird der Anteil der KI-Startups an den Gesamtinvestments weiter steigen, so Haas, denn es zeige sich “branchenübergreifend enormes Innovationspotenzial”.

Volumen pro Runde bei 4,4 Mio. Euro

Das Durchschnittsvolumen aller im Jahr 2024 verzeichneten Deals liegt auf Vorjahresebene – nämlich bei 4,4 Millionen Euro. Laut EY ist das deutlich weniger als noch in den Rekordjahren 2021 und 2022. Damals wurden im Durchschnitt 11,6 bzw. 7,7 Millionen Euro pro Finanzierungsrunde ausgeschüttet.

Ein Lichtblick: Die Mega-Deals

2024 wurden elf Finanzierungsrunden mit einem Volumen von jeweils mehr als 10 Millionen Euro verzeichnet. Das sind laut EY drei weniger als im Vorjahr. Auch wie 2023 gab es heuer “keinen einzigen Mega-Deal in einer Größenordnung von mehr als 100 Millionen Euro”.

„Ein Lichtblick für das österreichische Startup-Ökosystem: Ohne die Mega-Deals über 100 Millionen Euro, die 2021 und 2022 die Rekordsummen geprägt haben, zeigt sich, dass 2024
mit 578 Millionen Euro sogar erfolgreicher war als 2021 (557 Millionen Euro) – ein Beweis für die Breite der Szene, in der mehr Startups Anschlussfinanzierungen sichern konnten, auch wenn aktuell nicht genügend Kapital für die ganz großen Würfe da ist“, kommentiert Haas das Finanzierungsgeschehen.

Wie auch im brutkasten-Investment-Rückblick erwähnt, handelt es sich bei der größten Finanzierungsrunde des Jahres mit rund 100 Millionen Euro um das österreichisch-deutsche PropTech Gropyus. Auf Platz zwei liegt das Linzer Scaleup Storyblok mit 74 Millionen Euro. Platz drei ergatterte der Lieferketten-Experte Prewave rund um Lisa Smith und Harald Nitschinger mit 63 Millionen Euro.

Wien und Tech-Startups im Fokus

Überdies zeigt der Report, dass sich die Bundeshauptstadt Wien weiterhin als Hotspot der österreichischen Startup-Szene beweist. Mehr als drei von fünf in Startups investierte Euros wurden 2024 in Jungunternehmen investiert, die in Wien ansässig sind. Mit 89 Finanzierungsrunden vereinigten die Wiener Startups mehr als jede zweite gezählte Finanzierungsrunde, so EY. Auf Rang zwei folgt Niederösterreich mit 17 Finanzierungsrunden, vor der Steiermark mit 14 Abschlüssen.

Software holte die meisten Investments

Außerdem unverändert blieb der Finanzierungsfokus auf Tech- und Software-Startups: Die meisten Runden wurden wie schon in den beiden Vorjahren im Softwarebereich abgeschlossen – dies umfasst Sektoren wie SaaS, Artificial Intelligence, Virtual Reality, Blockchain, Cloud, Cyber Security und Data Analytics. In diesen Feldern zählt man insgesamt 59 Abschlüsse, was einem Marktanteil von 40 Prozent entspricht. Im Vorjahr waren es 64 Deals bei einem Marktanteil von 35 Prozent.

Auf Platz zwei der am häufigsten investierten Branche liegt der Health-Sektor: Hierbei verzeichnete man 24 Finanzierungsrunden bei einem Marktanteil von 16 Prozent. Gefolgt von Energy mit 15 Finanzierungsrunden.

Software auch bei Investmenthöhe im Lead

Laut EY wurden mehr als zwei von fünf investierten Euros (43 Prozent) 2024 in Österreich in den Bereich Software & Analytics investiert, der mit Storyblok (74 Millionen Euro) und Prewave (63
Millionen Euro) auch zwei der Top-3-Deals beinhaltet. Damit stieg das Investitionsvolumen in
diesem Bereich gegenüber dem Vorjahr um mehr als 100 Millionen Euro.

Der Bereich PropTech verzeichnete ein Investitionskapital von 120 Millionen Euro, was einer Million mehr als im Vorjahr 2023 entspricht. Nach Software und PropTech steht der Bereich Energy, dessen Startups 73 Millionen Euro Risikokapital einwerben konnten. Das entspricht einer viermal so großen Summe als im Vorjahr.

Die übrigen Sektoren verzeichneten eine Rückgang an Investitionskapital im Vergleich zum Vorjahr. Darunter die Bereiche Mobility, Education, E-commerce sowie ClimateTech, GreenTech und CleanTech.

Dennoch soll jede sechste Finanzierungsrunde ein Startup mit Nachhaltigkeitsbezug betroffen haben, so EY. Konkret verzeichnete man hierbei 25 der registrierten 149 Finanzierungsrunden. Das Gesamtvolumen in den Bereich Nachhaltigkeit liegt im Jahr 2024 bei 148 Millionen Euro, was einem Anteil von fast 26 Prozent am gesamten investierten Risikokapital entspricht.

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