07.04.2021

Dieses Fintech ist nach einem gescheiterten Exit jetzt 13,4 Mrd. Dollar wert

Visa wollte Plaid für 5,3 Mrd. Dollar kaufen - doch der Deal scheiterte. Drei Monate später kommt das Fintech auf eine mehr als doppelt so hohe Bewertung.
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Plaid-CEO Zach Perret
Plaid-CEO Zach Perret | Foto: Plaid

5,3 Mrd. Dollar hätte Visa für die Übernahme des kalifornischen Fintechs Plaid hingelegt – wenn die Transaktion nicht Anfang diesen Jahres gescheitert wäre. Über ein Jahr hatte sich die Angelegenheit dahingezogen. Die US-Behörden sahen die Übernahme skeptisch – aufgrund von Wettbewerbsbedenken. Im Jänner gab Visa schließlich auf. Man hätte den Deal vor Gericht durchbringen können, aber der Rechtsstreit hätte zu viel Zeit gekostet, hieß es sinngemäß in einer Stellungnahme.

Ein Rückschlag für Plaid? Vielleicht. Aber drei Monate später sieht die Welt völlig anders aus: Plaid hat in einer Series-D-Finanzierungsrunde 425 Mio. Dollar aufgenommen – zu einer Bewertung von 13,4 Mrd. Dollar, wie TechCrunch berichtete. Gegenüber dem mit Visa vereinbarten Kaufpreis hat sich die Bewertung des Fintechs somit mehr als verdoppelt.

Kundenwachstum von 60 Prozent für 2020

Klar, der Deal mit Visa war Anfang Jänner 2020 kommuniziert worden – und somit wohl 2019 verhandelt worden. Seitdem hat sich viel getan, sowohl in der pandemiegeplagten Welt generell als auch bei den Bewertungen von Tech-Unternehmen. Plaid selbst gibt für 2020 ein Kundenwachstum von 60 Prozent an. Finanzkennzahlen sind keine bekannt. Aber letztlich hätte Visa mit den 5,3 Mrd. Dollar wohl ein Schnäppchen gemacht.

Der Bertrag war übrigens bereits schon eine deutliche Steigerung gegenüber der vorigen Investmentrunde gewesen. Bei dieser war Plaid Ende 2018 mit 2,65 Mrd. Dollar bewertet wurden. Visa war an dieser Runde – ebenso wie Mastercard – bereits beteiligt gewesen – dies wurde jedoch erst rund ein Jahr nach Bekanntgabe der Runde öffentlich.

Aktuell rund 650 Mitarbeiter

Die neue Runde wurde nun von Alitmeter Capital angeführt. Daneben waren Silver Lake Partners und Ribbit Capital an Bord. Alle drei sind neue Anteilseigner bei Plaid. Das Unternehmen wurde 2013 gegründet und hat seinen Sitz in San Francisco. Es arbeitet an Programmierschnittstellen (APIs), die Konten von Kunden mit Zahlungsdiensten wie beispielsweise PayPal verbinden. Aktuell beschäftigt Plaid rund 650 Mitarbeiter.

In den vergangenen Wochen hat es international bereits einige spektakuläre Investmentrunden im Fintech-Bereich gegeben. Mitte März wurde etwa bekannt, dass der Zahlungsdienstleister Stripe 600 Mio. Dollar zu einer Bewertung von 95 Mrd. Dollar aufgenommen hat. Zwei Wochen zuvor hatte der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna sogar eine Milliarde Dollar aufgenommen. Die Bewertung lag hier bei 31 Mrd. Dollar.

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Lalamu, Konkurs
(c) Lalamu

Zuerst eine Tonspur, dann das Video eines Gesichts (etwa auch auf einem Foto oder nicht allzu abstrakten Gemälde oder sogar auf einer Statue) aufnehmen – fertig. Die Aufnahmen werden vom Server mittels KI-basiertem Tool verarbeitet. Das Lip Sync-Video kommt nach ein paar Sekunden zurück und kann auf TikTok und Co gepostet werden. Das konnte das Produkt des Wiener Startups Lalamu.

Lalamu: Neben Lip-Sync auch B2B-Angebot

Die B2C-App, die in der Basis-Version kostenlos war und für die es mehrere Packages mit längerer Video-Dauer und ohne Werbung zu kaufen gab, war jedoch nicht der einzige Geschäftszweig. Lalamu wollte auch mit einem B2B-Angebot durchstarten. Konkret wandte man sich an Filmindustrie, Museen und Agenturen, die das AI-Algorithmus-basierte Tool des Startups für ihre Zwecke einsetzen sollten.

Mit diesen Vorhaben konnte man ein Investment ergattern: Das Wiener Unternehmen holte sich insgesamt 245.000 Euro von Investor:innen. Es wurde auch ins Microsoft for Startups-Programm aufgenommen, schaffte es mit der Lalamu Studio App in den Canva App Store mit mehr als 400.000 Usern und entwickelte schlussendlich die unabhängige Web-Platform lipsyncer.ai. Nun aber berichtet der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) vom Konkurs des KI-Startups.

Konkurs eröffnet

“Die LaLaMu EntertAInment GmbH kann ihren laufenden Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Vom zuständigen Handelsgericht Wien wurde ein Konkursverfahren eröffnet”, heißt es dort.

Das sagt der Founder

Auf Anfrage erklärt Founder Matthias Spitzer, dass es in einer Zeit, in der das Startup Unterstützung gebraucht hätte, etwa für neue Developer, keine gegeben habe. Die Konkurrenz aus den USA (Runway und Sync Labs) hätten dagegen über die letzten Jahre mehrere Millionen US-Dollar an Investment erhalten.

“Das ist ein Genickbruch”, sagt Spitzer. “Da kommst du nicht mehr weiter.” Lalamu habe noch versucht mit Lipsyncer.ai “die Kurve zu kratzen”, habe die Videoqualität verbessert und optimiert, damit sie etwa bei Werbevideo-Vorproduktionen oder Erklärvideos zum Einsatz kommen kann. Doch leider hätten die vielen User:innen bloß den Free Modus-Bereich genutzt, wie der Founder erwähnt.

“Unser Umsatz hat es einfach nicht erlaubt, zu wachsen”, ergänzt Spitzer. “Wir wurden links und rechts überholt. Eigentlich waren wir ja eine Zeit lang im Sektor weltweit bekannt bzw. namhaft und spürten eine klare Bewegung nach vorne. Wir haben uns sehr erhofft mehr gesehen zu werden und eine großzügige Finanzspritze zu erhalten. Aber, was wirklich schade ist, keiner in Österreich hat sich getraut im großen Stil zu investieren.”

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