“Corona hat schon wehgetan. Es ist nicht alles eitel Wonne, aber in Summe können wir sehr stolz sein”, sagt Manuel Zeller, Co-Founder und CEO des Wiener Protein-Riegel-Startups Neoh (Alpha Republic GmbH). Denn zwar hätte man eigentlich noch ein stärkeres Wachstum geplant, für eine Verdopplung der Umsätze im ersten Halbjahr im Jahresvergleich habe es dennoch gereicht. Im Online-Geschäft habe man die Umsätze in der Zeit überhaupt verfünffacht.
Corona: Deutsche Handelsketten setzten auf Klopapier statt Schokoriegel
Auch für den Rest des Jahres stehen die Zeichen weiterhin auf Wachstum. Die Deutschland-Expansion habe durch Corona zwar zwischenzeitliche einen Dämpfer erlitten, erzählt Neoh-Co-Founder Adel Hafizovic: “Es waren eine Zeit lang gar keine Termine in Deutschland möglich. Die Handelsketten haben sich auf ihr bestehendes Geschäft fokussiert. Einen neuen Schokoriegel ins Sortiment aufzunehmen hatte da keine Priorität”. Und Hafizovic scherzt: “Es ging eher darum, genug Klopapier zu haben”.
Doch auch diese Hürde sei genommen. Mitte des Jahres sei man bei rund 1400 Point of Sales in Deutschland gestanden, bis Jahresende sollen es laut Plan etwa 5000 werden. Unter den neuen Vertriebspartnern sind nach REWE und Müller, die bereits zuvor gewonnen wurden, auch Kaufland, die Büntig Gruppe, Lekkerland und “Rewe to go”-Shops in Aral-Tankstellen. Weitere könne man derzeit noch nicht nennen.
Noah Ohlsen: “Zweitfittester Mann der Welt” als Investor und Testimonial für Neoh
Bereits kommunizieren kann Neoh den Einstieg eines neuen Investors und Testimonials: die weltweite Nummer 2 im Crossfit, der von Medien daher als “zweitfittester Mann der Welt” bezeichnete Noah Ohlsen aus den USA. Er steigt mit einer nicht genannten Summe ein. Neoh-Co-Founder Alexander Gänsdorfer verrät nur soviel: “Wir haben ursprünglich eine Sponsoring-Anfrage geschickt. Er und sein Management haben das sehr genau geprüft. Es hat insgesamt ein Jahr gedauert. Aber dann wollte er sich nicht nur sponsern lassen, sondern bei uns einsteigen – eigentlich mit einem noch größeren Anteil, als wir ihm derzeit geben können”.
Als globale Größe in der für Neoh wichtigen Trendsportart Crossfit und noch dazu als US-Amerikaner, sei Ohlsenn nach dem deutschen Fußball-Nationalspieler Jonathan Tah, der sich ebenfalls am Startup beteiligte, ein weiteres wichtiges Testimonial, sagt CEO Zeller: “Wir haben immer wieder die Herausforderung, dass zwar jeder den guten Geschmack unserer Riegel schmeckt, aber angezweifelt wird, ob sie wirklich die perfekte Nährstoff-Kombination haben. Wenn der zweitfitteste Mensch der Welt das bestätigt und so sehr an uns glaubt, dass er bei uns einsteigt, ist das sehr viel wert – und das direkt in einer Kernzielgruppe”.
Nachlese. Wo steht die österreichische Wirtschaft bei künstlicher Intelligenz zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT? Dies diskutieren Doris Lippert von Microsoft und Thomas Steirer von Nagarro in der ersten Folge der neuen brutkasten-Serie "No Hype KI".
Nachlese. Wo steht die österreichische Wirtschaft bei künstlicher Intelligenz zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT? Dies diskutieren Doris Lippert von Microsoft und Thomas Steirer von Nagarro in der ersten Folge der neuen brutkasten-Serie "No Hype KI".
Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.
„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.
Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.
Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen
Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“
Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft
Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.
Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.
Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.
Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“
Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit
Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.
“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.
Langfristiges Potenzial heben
Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“
Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“
Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?
Die Serie wird von brutkasten in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung unserer Partner:innen produziert.
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“Zweitfittester Mann der Welt” steigt bei Wiener Startup Neoh ein
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Denn zwar hätte man eigentlich noch ein stärkeres Wachstum geplant, für eine Verdopplung der Umsätze im ersten Halbjahr im Jahresvergleich habe es dennoch gereicht.
Auch die Deutschland-Expansion schreitet nach einer Verzögerung gut voran – bis Ende des Jahres will man rund 5000 Point of Sale haben.
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