10.06.2021

Morpher-Gründer Fröhler: So wird DeFi die Finanzbranche revolutionieren

Die Kryptobranche und die traditionelle Finanzwelt nähern sich einander zunehmend an. Doch es gibt eine Bewegung, der das nicht genug ist – sie will das Finanzsystem komplett auf den Kopf stellen: Decentralized Finance, kurz DeFi. Mittendrin: das Wiener Unternehmen Morpher rund um CEO Martin Fröhler.
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Morpher-CEO Martin Fröhler
Morpher-CEO Martin Fröhler | © brutkasten/Schauer-Burkart
Dieser Artikel erschien zuerst im brutkasten-Magazin #12 (05/21).

Fürchtet sich das etablierte Finanzsystem noch vor Bitcoin? Etwas hat sich jedenfalls verändert in den vergangenen Jahren. Lange hatten viele Branchenvertreter die Kryptowährung nicht ernst genommen. Bitcoin sei ein „Betrug“, der „nicht gut ausgehen wird“, hatte etwa Jamie Dimon 2017 gesagt, immerhin der Chef von JP Morgan, der größten Bank der USA. Jeden Trader der Bank, der mit der Kryptowährung handle, würde er sofort feuern, so Dimon weiter.

Heute ist er noch immer CEO der Großbank, aber diese arbeitet mittlerweile daran, einen eigenen Bitcoin-Fonds aufzulegen. Und das ist bei Weitem nicht das einzige Beispiel: Morgan Stanley bietet vermögenden Kunden Bitcoin-Fonds an, Citi denkt darüber nach, Goldman Sachs hat einen Tradingdesk für Kryptowährungen gestartet. Das für seine Aktienindizes bekannte Unternehmen S&P Dow Jones kündigte eigene Indizes für Kryptowährungen an. Der Bezahldienst PayPal wiederum unterstützt in den USA Zahlungen mit Kryptowährungen, und sowohl Visa als auch Mastercard experimentieren in dem Bereich. Die Liste ließe sich lange fortsetzen.

Auf der anderen Seite nähern sich Kryptounternehmen der traditionellen Finanzwelt an. Die größte US-Kryptobörse Coinbase etwa ging im April selbst an die Börse – und zwar an eine traditionelle: die auf Tech-Aktien spezialisierte Nasdaq. Auch scheinen traditionelle Assetklassen für manche aus der Kryptobranche zunehmend interessant: So ermöglicht etwa das als Kryptobroker groß gewordene Wiener Fintech Bitpanda seinen Usern seit April, in Aktien und ETFs zu investieren. Auch die weltgrößte Kryptobörse Binance hat kürzlich erste tokenisierte Aktien in ihr Angebot aufgenommen. Vieles deutet also auf eine Verschmelzung der beiden Welten hin.

DeFi will Finanzwelt auf den Kopf stellen

Allerdings gibt es eine Bewegung innerhalb der Kryptowelt, der das nicht genug ist – und die gleich die gesamte Finanzwelt auf den Kopf stellen will. Der Name dieser Bewegung: Decentralized Finance, kurz DeFi. Mittendrin ist auch ein Unternehmen aus Wien: das 2018 gegründete Start-up Morpher rund um CEO Martin Fröhler.

Dieser hat nicht den geringsten Zweifel, dass DeFi die Finanzwelt von Grund auf umkrempeln wird: „Es ist eine Industrie, die gerade im Entstehen ist. Da gibt es so viele Möglichkeiten, und das wird die Finanzwelt revolutionieren in den nächsten zehn Jahren, auf eine Art und Weise, wie man es sich heute noch gar nicht vorstellen kann“, sagt Fröhler im Interview mit dem brutkasten.

DeFi sei die „vielleicht wichtigste Bewegung innerhalb von Krypto“, führt der Morpher-Gründer weiter aus. Die ersten Kryptoprotokolle – also Bitcoin und Ethereum – hätten noch versucht, Geld zu sein; ein Transaktionsmedium. Mit DeFi sei aber eine weitere Ebene dazugekommen: Eine gesamte globale dezentrale Finanzinfrastruktur soll aufgebaut werden, die nicht von individuellen Akteuren abhängt. Mittelsmänner – wie Banken und Broker – werden durch automatisierte Protokolle, Smart Contracts genannt, ersetzt. „So fallen sehr viele Gebühren weg, denn die Finanzindustrie besteht eigentlich nur aus Mittelsmännern“, sagt Fröhler.

Zweite Welle an DeFi-Projekten

Im Sommer des Vorjahrs kam es zu einem ersten kleinen Hype um DeFi. Der Schwerpunkt der damaligen Projekte: dezentrale Kreditvergabe – vergleichsweise einfache Anwendungen, bei denen es um den Verleih von Kryptowährungen ging. Die Euphorie ebbte wieder ab. In den vergangenen Monaten kam es nun zu einer neuen Welle von DeFi-Projekten: „Jetzt entsteht die Generation der Broker und der Börsen auf DeFi, die reale Assets nachbildet“, sagt Fröhler. Vergleiche man dies mit dem etablierten Finanzsystem, sei die erste DeFi-Welle so etwas gewesen wie die US-Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac. Jetzt komme aber der nächste Schritt: „Es wird der Aktienmarkt gespiegelt, es wird der Kryptomarkt gespiegelt, es wird die ganze Trading- und Investmentinfrastruktur kommen“, erläutert Fröhler. Sein Unternehmen Morpher ist ein Teil davon.

600 Assets auf Morpher-Plattform

Was macht das Startup genau? Zunächst einmal ist Morpher eine Tradingplattform. Auf dieser können über 600 Assets (von Aktien über Rohstoffe und Kryptowährungen bis hin zu Devisen) gehandelt werden. Oder genauer gesagt: virtuelle Kopien dieser Assets. Das Morpher-Protokoll überwacht die Preisentwicklung der Assets und repliziert sie auf der Blockchain. „Der größte Vorteil für den User ist, dass es erstmals keine Gegenpartei gibt“, erläutert Fröhler. Normalerweise könne man an einer Börse nur so viele Aktien kaufen, wie jemand verkaufen möchte. Zudem sei man auf Broker und Börsen angewiesen, die ebenfalls Geld verdienen wollen. „Unser Protokoll ist der Ersatz für die Gegenpartei. User handeln mit unendlicher Liquidität, jede Order wird sofort akzeptiert, ohne dass der darunterliegende Markt beeinflusst wird“, führt Fröhler weiter aus.

Praktisch funktioniert das so: Anleger können über den eigenen Morpher-Token auf die Kursentwicklung von Assets setzen. Wettet ein Anleger etwa auf einen fünfprozentigen Kursanstieg der Tesla-Aktie und setzt 1.000 Morpher-Token, werden diese zu 1.050 Morpher-Token, wenn die Wette aufgeht. Sinkt der Kurs dagegen beispielsweise um fünf Prozent, verliert er Token und sein Bestand schrumpft auf 1.950 Morpher-Token. Das Protokoll schafft und zerstört Token – je nach Handelserfolg.

Wie verdient Morpher dabei Geld? „Unser Geschäftsmodell ist vergleichbar mit dem anderer Kryptoprotokolle. Wir erzeugen neue Token, die von uns dann in den Markt hineinverkauft werden“, erläutert Fröhler. Das ist analog zum Geschäftsmodell von Minern bei anderen Blockchains: Bei Bitcoin verifizieren Miner die Richtigkeit einer Transaktion, indem sie komplexe Rechenaufgaben durchführen – und erhalten dafür als Belohnung Bitcoin. Bei Morpher wiederum wird jährlich eine bestimmte Menge an Token geschöpft und an Trader verkauft – die diese brauchen, um auf der Plattform handeln zu können.

Aktuell 59 Mrd. Dollar in DeFi-Anwendungen auf Ethereum-Blockchain

Außerhalb des Morpher-Systems wird der Token außerdem auf zwei Kryptobörsen gehandelt – eine davon ist der dezentrale Handelsplatz Uniswap, eines der bekanntesten DeFi-Projekte. Auf diesem sind zahlreiche Token verfügbar, die – wie jener von Morpher – auf der Ethereum-Blockchain basieren. Uniswap hat auch einen eigenen Token, UNI. Mit einer Marktkapitalisierung von derzeit rund 15 Mrd. US-Dollar gehört dieser bereits jetzt zu den 15 größten Kryptowährungen der Welt. Laut Zahlen des Analyseunternehmens Dune Analytics haben dezentrale Börsen im Mai 2021 ein Handelsvolumen von über 140 Mrd. Dollar abgewickelt – dreimal so viel wie noch vor einem halben Jahr.

DeFi ist aber mehr als nur Börsenhandel: Die Datenplattform DeFi Pulse schätzt, dass aktuell rund 59 Mrd. Dollar in Smart Contracts von dezentralen Finanzanwendungen auf der Ethereum-Blockchain liegen. Ein Massenphänomen ist DeFi damit noch nicht: In einer weiteren Studie identifizierte das Blockchain-Unternehmen ConsenSys für Ende März 2021 rund 1,75 Mio. Nutzer von Ethereum-basierten DeFi-Anwendungen. Die Zahl hat sich damit innerhalb eines Jahres verzehnfacht.

Ökonom sieht bei DeFi noch einige kritische Punkte

Auch Zentralbanken verfolgen das Phänomen mittlerweile. Der Ableger der US-Notenbank Federal Reserve in St. Louis etwa hat Anfang Mai ein Paper des Ökonomen Fabian Schär von der Universität Basel in seinem wissenschaftlichen Journal wiederveröffentlicht. Schär schreibt darin, dass DeFi „bestehende Finanzdienstleistungen auf eine offenere und transparentere Art“ repliziere. Vereinbarungen würden über Code durchgesetzt, Transaktionen auf eine sichere, verifizierbare Art umgesetzt und legitime Veränderungen eines Zustands über eine öffentliche Blockchain fortgeschrieben. Gleichzeitig sieht der Wissenschaftler aber noch einige kritische Punkte: Smart Contracts könnten beispielsweise Sicherheitslücken aufweisen.

Außerdem könnten Skalierungsprobleme die Anzahl der User beschränken. Der Begriff „dezentralisiert“ sei außerdem in einigen Fällen irreführend: Manche Protokolle würden externe Datenquellen nutzen, bestimmte Administratorenrechte zum Managen des Systems verwenden oder gelegentlich sogar Notfallabschaltungen des Systems durchführen. „Obwohl das nicht unbedingt ein Problem darstellt, sollte Usern bewusst sein, dass in vielen Fällen viel Vertrauen involviert ist“, schreibt Schär. Allerdings: Wenn diese Probleme gelöst werden, könnte DeFi seiner Ansicht nach zu einem „Paradigmenwechsel in der Finanzbranche und potenziell zu einer robusteren, offeneren und transparenteren Finanzinfrastruktur führen“.

Morpher-CEO: “Trading oft unfair und teuer”

Morpher-CEO Martin Fröhler
Morpher-CEO Martin Fröhler beim brutkasten-Interview im 2. Bezirk in Wien | © brutkasten/Schauer-Burkart

Dass dies die traditionelle Finanzbranche nötig hat, davon ist Morpher-CEO Fröhler überzeugt – und er kennt sie aus langjähriger eigener Erfahrung. Seit seinem 16. Lebensjahr investiert er in Aktien. Nach seinem Studium der Technischen Mathematik in Wien schlug er eine Karriere in der Finanzbranche ein und entwickelte als Analyst Trading-Algorithmen. Später ging er in die Schweiz, dann in die USA, wo er einen dezentralen Hedgefonds aufbaute. Trotz – oder gerade wegen – seiner langjährigen Erfahrung an den Finanzmärkten sagt Fröhler: „Trading ist oft unfair und teuer.“ Als Privatanleger habe man oft Probleme, sein Portfolio ausreichend zu diversifizieren. Viele Finanzprodukte seien für Kleinanleger nicht zugänglich – selbst, wenn sie das nötige Wissen dafür haben. In manchen Märkten gebe es Minimuminvestments, um überhaupt daran teilnehmen zu können. In anderen müsse man überhaupt erst ein akkreditierter Investor sein. „Das Spielfeld ist zugunsten der Großinvestoren gestaltet“, schlussfolgert er.

Zwei Investmentrunden zu je 1,25 Mio. Dollar

Morpher stellt für sich den Anspruch, dies zu ändern. Gegründet hat Fröhler das Unternehmen gemeinsam mit Denis Bykov, einem früheren Produktmanager bei Apple. Die beiden Co-Founder lernten sich beim StartX Accelerator der Universität Stanford kennen. Fröhler hatte an diesem mit seinem vorigen Unternehmen teilgenommen. Noch in den USA gründeten sie 2018 Morpher, dann ging es weiter nach Wien. Gleich zu Beginn konnten sich die beiden Gründer von Investoren eine 1,25 Mio. Dollar schwere Seed-Runde sichern – unter den Investoren war Tim Draper, der zuvor unter anderem bei Tesla, Coinbase oder Robinhood investiert hatte.

„Wir waren damals nur zwei Gründer mit einer Idee und hatten sonst noch nichts“, sagt der Morpher-CEO. 2020 folgte eine weitere Investmentrunde, erneut in der Höhe von 1,25 Mio. Dollar. Draper war wieder an Bord. Auch der Wiener VC Apex beteiligte sich. Derzeit laufen Gespräche zu einer weiteren Finanzierungsrunde. Vergangenen Sommer startete die Morpher-Tradingplattform offiziell. Heute hat Morpher 24.000 aktive Nutzer; 4.500 davon sind täglich, 15.000 wöchentlich und 30.000 monatlich aktiv. „Das Wachstum basiert rein auf Empfehlungen“, sagt Fröhler.

Anspruch von Morpher: Börsenhandel öffnen

Er formuliert den Anspruch von Morpher so: „Wir wollen den Börsenhandel öffnen und für jeden auf der Welt demokratisieren. Nur 20 Prozent der Weltbevölkerung sind in der privilegierten Situation, Zugriff auf die Finanzmärkte zu haben. Viele in Südamerika, Afrika, Teilen Asiens und Europas sind ausgeschlossen.“ Diesen Zugriff zu haben ist aber nach Meinung Fröhlers mittlerweile essenziell; durchaus auch in Mitteleuropa, wo es ihn grundsätzlich gibt, er aber von vielen nicht wahrgenommen wird: „In Zeiten wie diesen, in denen die Zinssätze bei null sind, ist eigentlich jeder in der global verordneten Armutsfalle“, so Fröhler. Wenn man Geld auf ein Sparbuch lege, verliere man pro Jahr zwei bis drei Prozent. Berücksichtige man Häuser- und Wohnungspreise, sei die Inflationsrate noch wesentlich höher.

„Alle, die jetzt im Erwerbsleben stehen, haben kaum mehr eine Möglichkeit, sich etwas aufzubauen“, sagt der Morpher-Gründer. Mit einem normalen Erwerbseinkommen in Österreich könne man eine 70-Quadratmeter-Eigentumswohnung in Wien wahrscheinlich erst kurz vor der Pension abbezahlen, wenn man nie arbeitslos war. „Daher ist es notwendig, dass es eine Möglichkeit gibt, sich ein – wenn auch nur bescheidenes – Vermögen aufzubauen. Oder sich zumindest vor der Inflation zu schützen.“

“Sind jetzt dort, wo das Internet 1995 war”

Dass DeFi dazu beitragen wird, daran zweifelt er nicht: „Wie bei allem, was neu und innovativ ist, gibt es einen Wildwuchs an sehr vielen verschiedenen Konzepten und Ideen. Aus dem werden sich dann die dominanten Player der nächsten zehn bis 20 Jahre herauskristallisieren.“ Fröhler erwartet eine ähnliche Entwicklung wie in der Frühphase des Internets: Viele Unternehmen, die zur Zeit der Dotcom-Blase entstanden sind, verschwanden wieder – doch einige etablierten sich dauerhaft als führende Akteure der Branche. „Das wird in DeFi genauso sein: Ein paar Ideen werden sich durchsetzen und in zehn Jahren dann das Amazon oder Google des DeFi-Bereichs sein“, so Fröhler.

Bis dahin müsse noch viel geschehen; technisch etwa bei der Skalierbarkeit der Blockchains, auf denen die Anwendungen laufen, oder bei der User Experience. Auch, was die staatliche Regulierung angeht, stehe man erst am Anfang. „Wir sind jetzt dort, wo das Internet 1995 oder 1996 war.“ Bis 2030 wird es eine weltumspannende DeFi-Infrastruktur geben, erwartet Fröhler.

Könnte DeFi auch scheitern? „Individuelle Projekte ja, aber DeFi als Idee und als Konzept nein“, ist er sicher. Daher ist für ihn auch klar, unabhängig davon, ob sich Morpher durchsetzen wird oder nicht: Er wird jedenfalls im DeFi-Bereich bleiben: „Jeder andere Sektor in der Finanzbranche wäre Zeitverschwendung.“

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Das Team von StartUp Burgenland am Abend der StartUp Lounge im Wiener Filmquartier (c) Maze&Friends

Vor vier Jahren startete StartUp Burgenland mit dem Ziel, das wirtschaftliche Potenzial der Region zu fördern und zu erweitern. Mittlerweile hat StartUp Burgenland mit seinem Inkubator- und Accelerator-Programm auch über die Grenzen des Bundeslandes hinaus einen wesentlichen Impact erzielt und zahlreiche junge Menschen im Aufbau ihres Unternehmens gefördert.

In vier Durchgängen haben bislang 30 Startups am StartUp Burgenland Accelerator und Inkubator teilgenommen. “Es ist wunderbar auf die letzten vier Jahre zurückzublicken und zu sehen, mit welcher Bandbreite an Gründerinnen und Gründern wir zusammengearbeitet haben”, eröffnete Martin Trink, Leiter von StartUp Burgenland, die StartUp Lounge am vergangenen Donnerstag, den 13. November 2024.

Im Rahmen der StartUp Lounge lud die Wirtschaftsagentur Burgenland in das Wiener Filmquartier im fünften Wiener Gemeindebezirk, um den Abschluss des vierten Batches des Inkubator- und Accelerator-Programms mit sieben der teilnehmenden Startups und zahlreichen Stakeholdern der heimischen Innovationsszene zu feiern.

Moderatorin Elisabeth Gamauf (li.), Michael Gerbavsits (Mitte), Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Burgenland, und Martin Trink (rechts), Leiter StartUp Burgenland (c) Maze&Friends

“StartUp Burgenland ist ein Ort, an dem Gemeinschaft wächst”

Den Impact, den der StartUp Burgenland Accelerator bei den jungen Menschen vor Ort erzielt, ist unverkennbar: Know How, Kunden und Kapital sind nur drei der vielen Benefits, die Teilnehmende rund um das Coaching, Mentoring und Networking in den letzten acht Monaten mitnehmen konnten. Die Unterstützung geht weit über den Rahmen des Programms hinaus.

Michael Gerbavsits, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Burgenland, hob die essenzielle Rolle von StartUp Burgenland hervor: “StartUp Burgenland ist mehr als nur ein Programm für Geschäftsideen – es ist ein Ort, an dem eine Gemeinschaft wächst, die innovatives Unternehmertum als essenzieller Bestandteil der regionalen Wirtschaftsförderung begreift. Mit umfassender Unterstützung von der Ideenentwicklung bis zur Markteinführung hat sich das Projekt als unverzichtbar etabliert.”

Die StartUp Lounge diente nicht nur als offizielles Abschlussevent, um jungen Talenten eine Bühne zu geben, auf der sie den Fortschritt der letzten Monate präsentieren durften. Neben Networking in einer familiären Atmosphäre durfte das Publikum im Rahmen des Abendprogramms der Erfolgsgeschichte des Brüder- und Gründerpaares Patrick und Markus Reinfeld zuhören, die schon in Batch 1 des StartUp Burgenland Accelerators ihr Business “Pflegenavi” gestartet haben.

“Wir unterstützen nicht nur Geschäftsmodelle, sondern vor allem auch junge Menschen. Wir begleiten sie über ein paar Monate und manchmal auch noch länger”, begrüßte Geschäftsführer Gerbavsits die beiden Founder.

Im Rahmen der StartUp Lounge fanden Founder:innen, Mentor:innen und Stakeholder:innen aus dem Ökosystem zusammen. (c) Maze&Friends

“Es gibt keinen Hard Cut, das Team ist immer proaktiv dabei”

“Wir sind heute als Vorzeigeprojekt da. Um zu zeigen, wie wir uns seit Batch 1 weiterentwickeln konnten und uns nun auf dem Markt etabliert haben”, so Patrick Reinfeld. Das Brüderpaar sprach von laufender Unterstützung vonseiten des StartUp Burgenland Teams. Und vor allem von Authentizität und Menschlichkeit:

“Es gibt hier keinen Hard Cut, das gesamte Team von StartUp Burgenland bietet uns seither laufende Unterstützung – lange über das Programm hinaus. Das Team war und ist immer proaktiv dabei, heben immer ab, wenn wir etwas brauchen. Und gerade jetzt, wo wir dabei sind, unser Produkt so richtig im Markt auszurollen, haben sie uns hier zur StartUp Lounge eingeladen und uns die Chance gegeben, uns hier vor Stakeholdern nochmals zu positionieren und zu zeigen, wo unsere Reise hingeht. Das ist etwas ganz Besonderes.”

Pflegenavi entwickelt e-Wallets für Heimbewohner:innen

Im Rahmen des Accelerator-Programms 2021 gründeten die Brüder ihr Startup Pflegenavi. Drei Jahre später verzeichnete das Startup schon mehrere tausend User:innen. Darunter namhafte Organisationen wie die Caritas und der Samariterbund.

Pflegenavi fokussiert sich auf die Verwaltung von Bewohnergeldern – also Drittgeldern – in Pflegeheimen. “Wir haben uns die Frage gestellt: Was sind die Herausforderungen bei Leiter:innen von Pflegeeinrichtungen? Hier geht es klassisch um die Verwaltung von Bewohnergeldern, um die Verwaltung von Rechten und Risiken. Und auch um Haftungsthemen. Hier setzt Pflegenavi an: Wir haben eine digitale Allround-Lösung entwickelt, mit der wir Pflegeeinrichtungen eine transparente Verwaltung dieser Bewohnergelder ermöglichen.”

Das FinTech entwickelte eine cloudbasierte Softwarelösung, um eine digitale, auf e-Wallets basierende Depotverwaltung zu ermöglichen, die Bewohnergelder sicher und klar abgrenzt. E-Wallets, also elektronische Geldbörsen, können Bewohner:innen und Besucher:innen der Pflegeeinrichtungen eine einfache, digitale Abwicklung ihrer Zahlungen garantieren. Damit lassen sich alltägliche Zahlungen für Bewohner:innen oder Angehörige einfach und sicher abwickeln.

“Wir haben unseren Co-Founder gefunden”

Das Gründerteam pries indes den Mehrwert des StartUp Burgenland Accelerators im Laufe seiner Geschäftsentwicklung an. Essenzielle Vorteile seien neben zielgerichteten Coaching- und Workshop-Sessions vor allem die zahlreichen Möglichkeiten zum Networking:

Dank des Accelerators habe das Team gemerkt, dass ihm die IT-Komponenten gefehlt hat: “Der größte Mehrwert war hier die Vernetzung mit unserem jetzigen Co-Founder Rainer Schuster, der uns genau diese Lücke optimal füllen konnte. Mittlerweile haben wir einen Product-Market-Fit gefunden, der gut performt und bereits weitere Geschäftsfelder erreicht. Aktuell wollen wir den Rollout in Österreich vorantreiben, 2025 geht es in Richtung Deutschland.”

Vertrauenswürdige KI im Fokus

Nach den Eindrücken des Startups Pflegenavi bereicherte Verena Krawarik, Head of Innovation der APA, den Abend mit einem Panel zu den Herausforderungen des EU AI Acts. Krawarik sprach über den Stellenwert von “Trustworthy AI” rund um den bevorstehenden EU AI Act und berief sich auf heimische Informationsstellen zum Thema AI – darunter die KI-Servicestelle, TÜV-Ratgeber sowie die RTR. Außerdem zur Sprache kamen Rahmenbedingungen zu Künstlicher Intelligenz im Innovationsmanagement.

Verena Krawarik, Head of Innovation der APA (c) Maze&Friends

“Februar ist Schlüsseltermin, ab dann sind verbotene KI-Praktiken auch wirklich verboten. Dann dürfen sie keine Praktiken anwenden, die in China vielleicht Gang und Gebe sind”, so die Innovationsexpertin. Sie gewährte außerdem Einblicke in die im AI Act vorgesehenen Risikoklassifizierungen sowie zur bevorstehenden Transparenzpflicht.

Abschließend appellierte Krawarik, frühzeitig mit AI-spezifischer Grundausbildung und einschlägigen Schulungsprogrammen zu beginnen, um Wissenslücken in Unternehmen zu vermeiden und die Affinität gegenüber neuester technologischer Entwicklungen zu intensivieren.

Über die StartUp Lounge äußerte sich die Innovationsexpertin: “Ich finde es ganz toll, dass hier zu Themen Lösungen entstehen, die gar nicht leicht zu lösen sind. Das zeigt die Kompetenz der jungen Leute hier, und das begeistert mich sehr.”

StartUp Walk durch sieben aufstrebende Accelerator-Projekte

Als krönenden Abschluss begab sich das Publikum auf den “StartUp Walk” im Filmquartier: Sieben der acht teilnehmenden Startups aus Batch 4 des Accelerators durften ihr Unternehmen in 90 Sekunden vor den anwesenden Stakeholdern pitchen. Jedes Team erzählte auf äußerst authentische Art und Weise von seiner persönlichen Reise im StartUp Burgenland Accelerator.

Unter den sieben anwesenden Startups fanden sich: Friends in Flats, KOMO, teamchallenge.at, Bimexperts, FireFighter Rescue App, Reefmaster und Trumpet Star. Kurze Einblicke in die Pitches der Teams finden sich am Ende des Artikels.

Nach Alumnus-Talk, AI-Panel und StartUp Walk tauschten sich die pitchenden Startups mit den anwesenden Key Playern des Ökosystems aus – und feierten ihre Fortschritte der letzten Monate im Rampenlicht des Abends.

“Die jungen Menschen brennen für ihr Unternehmen”

Auch teilnehmende Stakeholder aus der Innovationsszene zeigten sich begeistert von der Menschlichkeit, Kompetenz und der Hingabe, die von den Jungunternehmen vermittelt wurde. Einer davon ist Alexander Raffeiner. Der Coach und PR-Stratege durfte “die Teams im Bereich PR und Kommunikation coachen und sie auf die Pressekonferenzen vorbereiten. Für mich war es heute eine echte Belohnung, zu sehen, wie gut alle Startups ihre Ideen gepitched haben.”

Über die Begeisterung der Teams ließ sich nicht hinweg sehen: “Die jungen Menschen brennen für ihr Unternehmen. Da gibt es schon die ein oder anderen Hürden zu überwinden. Aber wenn du siehst, wie weit diese jungen Menschen es in kurzer Zeit bringen, bin ich als Coach richtig stolz”, so Raffeiner.

Niki Futter: “Das Burgenland versucht, im eigenen Umfeld Startups aufzubauen und zum Erfolg zu führen”

Auch Niki Futter, Business Angel und Vorstandsvorsitzender der invest.austria, war bei der StartUp Lounge vor Ort: “StartUp Burgenland ist ein Incubator für ein Bundesland, das versucht, im eigenen Umfeld Startups aufzubauen und zum Erfolg zu führen. Wir haben heute sieben Startups gesehen, die durch das Programm gelaufen sind. Das ist heute ihr Abschlussabend. Und man kann ihnen nur alles Gute wünschen.”

Auch die Atmosphäre des Abends ließ den Business Angel nicht unberührt: “Es war eine wunderbare Veranstaltung. Insbesondere hat es mich gefreut, Verena Krawarik von der APA wieder zu sehen, die zu den Top-Expert:innen im AI-Bereich in Österreich zählt und die hier einen doch substantiell breiten und vernünftigen Einblick in die Problematik der AI-Regulierung gegeben hat”, meint Niki Futter zu Programm und Atmosphäre des Abends.

“Ein ganz großes Danke”

Schließlich schloss StartUp-Burgenland-Leiter Martin Trink den offiziellen Teil der Veranstaltung mit den Worten: “Das ist keine One-Man-Show. Das funktioniert nur deshalb, weil wir ein großartiges Team sind. Ein ganz großes Danke an alle!”

Allen, denen es mit einer neuen Geschäftsidee nun in den Fingern juckt, bietet sich bis Ende November noch die Möglichkeit, sich zur Aufnahme in den kommenden Batch 5 des StartUp Burgenland Incubators und Accelerators zu bewerben. Im Jänner geht der neue Durchlauf an den Start – mit einer Besonderheit, wie Leiter Martin Trink verkündete:

“StartUp Burgenland – als jüngstes AplusB Mitglied – veranstaltet gemeinsam mit der aws den Business Angel Day 2025 am 23.Oktober 2025 im Schloss Esterhazy – eine ideale Gelegenheit, um Investoren und Gründer zusammenzubringen, den Austausch zu intensivieren und neue Partnerschaften zu fördern.“


Diese Startups pitchten im StartUp Walk

Friends in Flats

Mathias Molnar von Friends in Flats (c) Maze&Friends

Den ersten Pitch startete das Startup Friends in Flats, das die Vermietung von Wohnungen als Wohngemeinschaften digitalisiert und den Prozess für Wohnungseigentümer und Mieter:innen damit effizienter gestaltet. Vom StartUp Burgenland Accelerator profitierte das Team vor allem dank der “vielen Connections und hochklassigen Workshops”.

KOMO

Sebastian Kolbe von KOMO (c) Maze&Friends

Weiter ging es mit dem Startup KOMO rund um Gründer Sebastian Kolbe – er selbst ist Inhaber eines Küchenstudios. Kolbe entwickelte eine ERP-Softwarelösung für Küchenstudios – aus eigener Frustration rund um papierreiche Auftragsabwicklung und -verwaltung heraus. Das Ziel der Software ist es, Arbeitsabläufe in Küchenstudios zu digitalisieren und effizienter zu gestalten.

teamchallenge.at

Matthias und Karin Leonhardt von teamchallenge.at (c) Maze&Friends

Die dritte Station des StartUp Walks war das Jungunternehmen teamchallenge.at. Mit seiner “Outdoor-Challenge” für Firmen, Vereine, Freunde oder Familien versucht das Startup, Team-Building unkompliziert und per Smartphone im Freien zu ermöglichen. Das Gründerteam besteht aus ehemaligen Leistungssportlern im Orientierungslauf. Dementsprechend ähneln die vom Startup konzipierten Challenges einer Kombination aus Schnitzeljagd, Escape-Room und Orientierungsparcours. Mittels QR-Code lassen sich Aufgaben am Handy abrufen und interaktiv in Teams lösen.

Bimexperts

Eva Galas von Bimexperts (c) Maze&Friends

Weiter ging es mit dem Startup Bimexperts, das sich der Emissionsreduktion in der Gebäude- und Baubranche verschrieben hat. Mit ihrem Softwaretool TGA Concept will die Bimexperts GmbH in Kombination mit KI Planungsfehler, Energiekosten sowie Materialverschwendung reduzieren und damit Kosten sparen sowie die Bauqualität fördern. Somit sollen mehr Zeit und Ressourcen zur Konzeption von nachhaltigen Lösungen für Bauprojekte geschaffen werden.

FireFighter Rescue App

Lukas Thurner von FireFighter Rescue App (c) Maze&Friends

An fünfter Stelle pitchte das Startup FireFighter Rescue App. Um bei Feuerwehreinsätzen den Zugriff auf benötigte Informationen zu beschleunigen und den Informationsfluss effizient zu gestalten, hat der freiwillige Feuerwehrmann und Softwareentwickler Lukas Thurner eine App entwickelt, die digitale Vernetzung von Feuerwehren ermöglicht: Dazu wird jedes teilnehmende Einsatzfahrzeug mit einem Tablet ausgestattet, das über die FireFighter-Rescue-App Zugang zu spezifischen Informationen zum Einsatz liefert. Und damit eine sichere und effiziente Bewältigung ermöglichen soll.

Reefmaster

Stefan Kofler von Reefmaster (c) Maze&Friends

Das sechste pitchende Startup hat sich der Mission der Heim-Aquarien-Reinigung verschrieben. “Ein Aquarium ist zu viel Arbeit” soll ab sofort keine Ausrede für dessen Anschaffung mehr sein. Denn die Idee des Gründers und CEOs Stefan Kofler ist es, Meeres-Aquarien mittels nutzerfreundlicher Technologien vom “Reefmaster Piper” selbst reinigen zu lassen. Dabei handelt es sich um ein vollautomatisches Wasseranalyse-System, das bis zu 26 Arbeitstage im Jahr sparen soll. Der Reefmaster Piper übernimmt Reinigung, Wartung und Messung der Wasserqualität.

Trumpet Star

Mario Schulterer von Trumpet Start (c) Maze&Friends

Zu guter Letzt überraschte ein Pitch mit musikalischer Untermalung das Publikum auf seinem StartUp Walk: Trumpet Star verbindet digitale und analoge Lernmethoden für das Instrument Trompete. Die multimediale Technologie soll es Schüler:innen jeglichen Alters ermöglichen, per App auf Smartphone, Tablet oder im Lernheft Trompete zu lernen. Mit der Lernplattform sollen Schüler:innen auch außerhalb des Klassenzimmers beim Üben motiviert und unterstützt werden.

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