“28-jähriger Selfmade-Milliardär kauft Forbes” – so lautete eine brutkasten-Headline Mitte Mai. Statistisch gesehen ist der besagte Unternehmer, Luminar-Gründer Austin Russell, eine Ausnahme – wie auch andere vergleichsweise junge Superreiche, etwa Mark Zuckerberg. Denn laut einer aktuellen statistischen Auswertung (Daten Stand Ende 2022) des US-Unternehmens Altrata, über die CNBC berichtet, beträgt das Durchschnittsalter der Milliardär:innen der Welt nicht gerade knusprige 67 Jahre. Weniger als zehn Prozent davon sind unter 50, aber 42 Prozent über 70. In einer anderen Hinsicht ist Russell dagegen ein denkbar gewöhnlicher Milliardär: Wie er sind 87,5 Prozent davon Männer. Bei den Frauen ist der Anteil der unter 50-Jährigen mit 18 Prozent deutlich höher als bei den Männern.
Wer nicht erbt, braucht für gewöhnlich sehr lange
Das in Medien gezeichnete Bild sei trügerisch, wird in der Studie ausgeführt. Während (verhältnismäßig) junge Tech-Milliardär:innen die Berichterstattung dominieren, ist das Median-Alter der Milliardär:innen in den vergangenen fünf Jahren sogar etwas gestiegen. Dazu Altrata-Expertin Maya Imberg gegenüber CNBC: “Viele der jüngeren Milliardär:innen haben ihren Reichtum in der Tech-Branche erworben, die einen schnellen Vermögensaufbau ermöglicht und viel Aufmerksamkeit in den Medien erhält. Aber die meisten brauchen eine lange Zeit, um Reichtum aufzubauen, es sei denn, er wird geerbt. Die überwiegende Mehrheit der Menschen braucht ein ganzes Geschäftsleben, um ein solches Vermögen zu schaffen”.
Finance über alle Altersgruppen hinweg dominierende Branche
Die Branchen-Unterschiede zwischen jungen und alten Milliardär:innen sind auch in der Statistik klar ablesbar, obgleich eine Branche in allen Altersgruppen dominiert: Von den unter 50-Jährigen sind 21 Prozent dem Finance- und 20 Prozent dem Tech-Bereich zuzuordnen. Bei den Milliardär:innen zwischen 50 und 70 Jahren dominieren Finance (24 Prozent) und Industrie (8,3 Prozent). Bei den über 70-Jährigen sind es Finance (18 Prozent), Misch-Konzerne (11 Prozent) und Immobilien (8,3 Prozent).
USA in Milliardär-Statistik weit vorne, China auf Platz 2
Zuletzt ging die weltweite Anzahl der Milliardär:innen erstmals seit 2018 leicht zurück. Geografisch dominieren nach wie vor klar die USA mit 955 Superreichen vor China mit 357. Im Städte-Ranking führt New York mit 136 Milliardär:innen vor Hongkong (112), San Francisco (84), Moskau (76) und London (75). Dazu Expertin Imberg: “Vor zehn Jahren hat die Städteliste noch anders ausgesehen. Inzwischen sind einige chinesische Städte und Städte außerhalb der USA darauf.”
Aktuelle Forbes Top 10 Milliardäre (ohne “:innen”) mit Alter:
Den “Traum vom großen Exit” teilen vielleicht nicht alle in der Startup-Szene, aber er gehört jedenfalls zur Startup-Welt dazu. Dieses Jahr gab es eine ganze Reihe von Startup-Verkäufen in Österreich – brutkasten berichtete über rund 25 und es dürften noch ein paar mehr gewesen sein. Doch bei weitem nicht jede dieser Übernahmen ist so ein Traum-Exit.
“2024 wird ein Jahr der Opportunities: Ich glaube, dass viele Startups bzw. Assets günstig zu haben sein werden”, sagte Business Angel Hansi Hansmann im brutkasten-Jahresrück- und Ausblick 2023 – und er sollte Recht behalten. Bei einigen der Startup-Verkäufe, über die brutkasten dieses Jahr berichtete, liegt die Annahme nahe, dass es Notverkäufe waren – in einzelnen Fällen ist das bestätigt. Andere waren zwar keine Notverkäufe, aber in ihrem (vermutlichen) Volumen ziemlich unspektakulär. Anders als etwa im ebenfalls Exit-starken Boom-Jahr 2021, als viel Kapital für den Aufkauf kleinerer Konkurrenten in den Markt gespült wurde, passiert der Verkauf in der anhaltenden Rezession häufig eher unfreiwillig.
Das waren die größten und/oder aufsehenerregendsten Exits des Jahres
Doch dann gab es auch einige Fälle, auf die der Begriff Traum-Exit doch zutrifft, oder die aus einem anderen Grund Aufsehen erregt haben – sei es wegen der Summe oder anderer Umstände. Das waren die größten und/oder aufsehenerregendsten Exits des Jahres:
Single Use Support
Es war kein Exit im eigentlichen Sinn, denn es wurden nur 60 Prozent des Unternehmens übernommen. Und auch die Summe wurde nicht genannt. Dennoch kann man mit einer gewissen Bestimmtheit davon ausgehen, dass die Mehrheitsübernahme des Tiroler BioTech-Scaleups Single Use Support im Mai der spektakulärste Deal in Österreich im Jahr 2024 war. Denn wenige Monate zuvor, im Dezember 2023, hatte es unter anderem im deutschen Handelsblatt Medienberichte über einen möglichen Exit in Milliarden-Höhe gegeben. Auf Basis dieser kolportierten Firmenbewertung kann man also von einem beachtlichen neunstelligen Deal ausgehen – selbst falls die Bewertung nicht ganz erreicht wurde.
ecosio
180 Millionen US-Dollar legte der US-Softwareanbieter Vertex im August dieses Jahrs für die Übernahme des 2013 gegründeten auf elektronischen Datenaustausch (EDI) und elektronische Rechnungsstellung (E-Invoicing) spezialisierten Wiener Unternehmens ecosio hin. Es ist damit der größte Exit-Deal des Jahres mit bekannter Summe in Österreich. Ausgezahlt wurden zunächst allerdings “nur” 69 Millionen US-Dollar sowie 35 Millionen US-Dollar in Form von Vertex-Aktien. Der Rest der Summe ist als Gewinnbeteiligung noch an Bedingungen geknüpft.
Apeiron
Nach allen gängigen Definitionen kann Apeiron aus Wien zwar definitiv nicht mehr als Startup bezeichnet werden. Doch weil die Zyklen im BioTech-Bereich bekanntlich erheblich länger dauern und auch wegen seines Volumens, sei der Deal hier erwähnt. 100 Millionen US-Dollar ließ sich das US-Pharma-Unternehmen Ligand Pharmaceuticals das Wiener Krebstherapie-Scaleup kosten. Für das Team ging es danach gleich mit dem nächsten Startup, invIOs, das an einer weiteren Krebstherapie arbeitet, weiter.
myClubs
Ein zweistelliger Millionenbetrag, der “nicht bei zehn, aber auch nicht bei 99 Millionen Euro” liege – diese Angabe machte der deutsche Käufer Urban Sports Clubs zum Übernahmedeal des Wiener Fitness-Scaleup myClubs. Damit lässt sich der im August verkündete Exit auf jeden Fall unter die größten Übernahmen in Österreich in diesem Jahr einreihen. Am Unternehmen waren unter anderen Speedinvest, Hansi Hansmann und mySugr-Gründer Frank Westermann beteiligt gewesen. Kapitalgeber des Käufers Urban Sports Clubs war übrigens der europäische Growth Investor Verdane.
Eversports
Und noch einen Exit eines Wiener Sport-Scaleups gab es dieses Jahr. Im Oktober gab Eversports bekannt, mehrheitlich vom bereits erwähnten europäischen Growth-Investor Verdane übernommen worden zu sein. Über die Summe wurde zwar Stillschweigen vereinbart, der für die Transaktion genutzte Fonds “Edda III” investiert aber in der Regel zwischen 50 und 150 Millionen Euro. Entsprechend ist auch von einem Volumen von mindestens 50 Millionen Euro bei diesem Deal auszugehen.
Cropster
Und noch einmal Verdane. Ebenfalls im Oktober wurde auch das Innsbrucker Kaffee-Scaleup Cropster, das unter anderem Starbucks zu seinen Kunden zählt, mehrheitlich vom europäischen Growth-Investor Verdane übernommen. Hier wurde ebenfalls über die Höhe des Deals stillschweigen vereinbart. Auch in diesem Fall gilt: Auf Basis des üblichen Investment-Volumens ist von einem Deal im zumindest achtstelligen Bereich auszugehen.
hokify
Für Aufsehen in der brutkasten-Community sorgte auch der Exit des Job-Plattform-Startups hokify, der bereits im Jänner verkündet wurde. Mit 40 Millionen Euro wurde eine genaue Summe für die Unternehmensbewertung genannt. Der Käufer, karriere.at, besaß jedoch bereits zuvor 85 Prozent des Unternehmens. Nach Adam Riese legte der heimische Jobplattform-Riese also zum Abschluss des bereits seit Jahren schrittweise laufenden Übernahme-Prozesses noch einmal sechs Millionen Euro auf den Tisch.
New Fluence
Im nicht genau bezifferten Millionenbereich liegt der Exit des Wiener Startups New Fluence. Für viel Aufsehen in der Community sorgte er nicht aufgrund seines Volumens, sondern wegen seiner Geschichte. Co-Founder des Startups ist Österreichs ehemals jüngster Gründer Moritz Lechner, der 2017 mit 14 Jahren sein erstes Startup gründete. Etwas mehr als sieben Jahre später zählte er mit nunmehr 21 Jahren im November gewiss auch zu den jüngsten Gründer:innen, denen hierzulande jemals ein Millionenexit gelungen ist.
Lernsieg
Definitiv nicht zu den größten Exits des Jahres zählt die Mehrheitsübernahme von Lernsieg im Mai. Auch sie sei hier aber wegen ihrer besonderen Geschichte erwähnt. Mit 17 Jahren hatte Benjamin Hadrigan die Lehrerbewertungsapp 2019 gestartet und damit eine massive öffentliche Diskussion vom Zaun gebrochen sowie zahlreiche Klagen auf sich gezogen. Rund 70 gewonnene Verfahren und etwa 500.000 Euro Anwaltskosten später verkaufte er die Mehrheit des Unternehmens dieses Jahr bei 740.000 Euro Firmenbewertung an die erst 21-jährige Gründerin Katharina Lang.
Weitere Exits 2024 – kein Anspruch auf Vollständigkeit
Diese Liste erhebt freilich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bei zwei weiteren Exits, über die brutkasten berichtete, ist ein Millionenbetrag als Volumen bestätigt: Mokker.ai und ShareVision. Bei anderen ist von einem Millionenbetrag auszugehen. Wieder anderen ging eine Insolvenz voraus, namentlich Zizoo und goUrban (wobei zweiteres nach der Insolvenz bereits wieder ein Millioneninvestment zur Sanierung geholt hatte).
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Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?
Der Inhalt des Artikels zeigt, dass die Mehrheit der Milliardäre in der Welt ältere Männer sind und dass Frauen sowie junge Menschen in dieser Gruppe unterrepräsentiert sind. Dies verdeutlicht eine Ungleichheit in der Verteilung von Reichtum und Macht, die gesellschaftspolitische Auswirkungen hat und Fragen in Bezug auf Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit aufwirft. Außerdem zeigt der Artikel, dass die meisten Milliardäre nicht durch alleinige persönliche Leistung, sondern auch durch Erbschaften oder langjährige Geschäftstätigkeit zu ihrem Vermögen gelangt sind. Dies könnte Fragen zur wirtschaftlichen Chancengleichheit aufwerfen.
Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?
Der Artikel liefert einen Einblick in die Demografie der Milliardäre weltweit und zeigt, dass das Vermögen für die meisten Menschen eine lebenslange Herausforderung darstellt. Zudem hebt der Artikel hervor, dass die Finanzbranche in allen Altersgruppen das dominierende Feld der Milliardäre ist und dass die USA in der Milliardär-Statistik weltweit an erster Stelle stehen. Die Wirtschaft hat somit eine ungleiche Verteilung von Vermögen innerhalb spezifischer Branchen und Länder.
Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Innovationsmanager:in?
Als Innovationsmanager:in können Sie aus dieser Statistik über Milliardäre ableiten, dass der schnelle Aufbau von großem Vermögen in der Regel Zeit und Ausdauer erfordert und nicht nur auf technologische Disruption beschränkt ist. Branchenübergreifend kann der Finance-Sektor als relevante Branche betrachtet werden, während die Tech-Branche insbesondere bei den jüngeren Milliardären dominiert. Insgesamt kann die Analyse der Verteilung von Superreichtum auch Einblicke darüber geben, welche Industrien und Unternehmen in verschiedenen Märkten und Ländern dominieren und wo es möglicherweise Chancen für Innovationen und Disruptionen gibt.
Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Investor:in?
Die Statistik zeigt, dass die meisten Milliardäre ältere Männer sind und dass nur wenige unter 50 Jahre alt sind. Außerdem sind die meisten von ihnen im Finance- oder Industriebereich tätig. Für Investoren könnte dies bedeuten, dass es wichtiger ist, langfristig in Unternehmen zu investieren, die in diesen Branchen tätig sind, anstatt auf schnelle Erfolge in der Tech-Branche zu hoffen.
Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Politiker:in?
Als Politiker:in können Sie von dieser Statistik lernen, dass ein Großteil der Milliardär:innen erfahrene Geschäftsführer sind, die über Jahre hinweg hart gearbeitet haben und ihren Erfolg nicht über Nacht erreicht haben. Es zeigt auch, dass bestimmte Branchen wie Finanzen und Technologie besonders erfolgreiche Unternehmer hervorgebracht haben. Darüber hinaus können Sie daraus ableiten, dass die Verteilung von Reichtum in der Welt weiterhin stark von den USA dominiert wird.
Was könnte das Bigger Picture von den Inhalten dieses Artikels sein?
Die statistische Auswertung des US-Unternehmens Altrata zeigt, dass Milliardäre weltweit im Durchschnitt 67 Jahre alt sind und dass weniger als zehn Prozent von ihnen unter 50 sind, jedoch 42 Prozent über 70 Jahre alt sind. Obwohl junge Tech-Milliardäre wie Mark Zuckerberg oder Luminar-Gründer Austin Russell in den Medien präsenter sind, haben die meisten Milliardäre für ihr Vermögen lange Zeit benötigt und die überwiegende Mehrheit von ihnen hat ihren Reichtum geerbt. In der Studie werden auch Branchenunterschiede aufgezeigt, und es wird berichtet, dass die USA im Vergleich zu anderen Ländern weltweit die meisten Milliardäre haben.