2021 erklärte Forbes Austin Russell mit seinem Selfdriving-Startup Luminar zum weltweit jüngsten Selfmade-Milliardär. Jetzt kaufte er die Mehrheit des Medienunternehmens.
Welche Technologie sollten selbstfahrende Autos zur Erfassung ihrer Umgebung nutzen? Darüber herrscht in der Auto-Branche keine Einigkeit. Elon Musk etwa lehnte mit Tesla bis vor einiger Zeit die Laser-basierte “LiDAR” (Light Detection and Ranging)-Technologie ab, machte dann aber doch eine Kehrtwende: Mittlerweile wird mit der Technologie getestet. Diese wird von einem US-Scaleup zugekauft, das auch Marken wie Toyota und Volvo beliefert und dessen Gründer man durchaus als Musk-Herausforderer bezeichnen kann: Luminar von Austin Russell.
Austin Russell: Dank SPAC zum jüngstenSelfmade-Milliardär
Der aktuell 28-jährigen Unternehmer ging mit dem Tech-Startup 2021 über einen SPAC an die Börse. Ein Drittel der Anteile behielt er selbst. Dank entsprechender Bewertung wurde er (auf dem Papier) zum Milliardär. Bzw. konkret, wie Forbes damals schrieb, zum jüngsten Selfmade-Milliardär der Welt.
Die Situation auf den Märkten verschlechterte sich seitdem bekanntlich erheblich. Und Forbes, das selbst einen SPAC geplant hatte, sagte diesen im Sommer vergangenen Jahres ab. Seitdem war das Medienunternehmen, dessen Mehrheit die Gründerfamilie Forbes 2014 an die Hongkonger Investorengruppe Integrated Whale Media verkauft hatte, auf Käufer:innen-Suche.
Von den “30 under 30” zum Forbes-Besitzer
Und hier schließt sich der Kreis: Austin Russell, der vor nicht allzu langer Zeit noch auf der Forbes “30 under 30” Liste stand, kaufte nun 82 Prozent des Unternehmens. Der Rest verbleibt bei Integrated Whale Media, die Gründerfamilie trennt sich endgültig von ihren letzten Anteilen. Forbes wurde dabei mit 800 Millionen US-Dollar bewertet, heißt es in der offiziellen Aussendung. In dieser gibt der junge Milliardär auch ein Erklärung ab, was er vorhat: Er wolle mit dem rennomierten Wirtschaftsmagazin die “nächste Generation im Kapitalismus formen”. “Erfolg sollte heute nicht mehr mit der Anhäufung von Reichtum um jeden Preis gleichgesetzt werden, sondern mit der Schaffung von Werten und positiven Auswirkungen, die diese haben können”, so Russell.
Russell werde ein “Visonär für die Marke” sein, sich aber nicht operativ im Tagesgeschäft von Forbes einbringen, heißt es weiter. Steve Forbes aus der Gründerfamilie bleibt Chairman und Chefredakteur. Er sagt über den neuen Eigentümer: “Er ist ein dynamischer Unternehmer und Vordenker, der ein branchenführendes Unternehmen von Grund auf aufgebaut hat. Mit seiner Energie und Vision wird Forbes die hervorragende Arbeit, für die wir bekannt sind, fortsetzen und ausbauen können”.
Turbulence Solutions: Wie ein Wiener Startup Turbulenzen kontrollierbar macht
Das Wiener Startup Turbulence Solutions entwickelt eine Regelungstechnik für Flugzeuge, die Turbulenzen messbar und kontrollierbar macht. Gründer und CEO András Gálffy erläutert gegenüber brutkasten, wie die Technik funktioniert und welche Wachstumspläne sein Startup verfolgt.
Turbulence Solutions: Wie ein Wiener Startup Turbulenzen kontrollierbar macht
Das Wiener Startup Turbulence Solutions entwickelt eine Regelungstechnik für Flugzeuge, die Turbulenzen messbar und kontrollierbar macht. Gründer und CEO András Gálffy erläutert gegenüber brutkasten, wie die Technik funktioniert und welche Wachstumspläne sein Startup verfolgt.
Wer ein Flugzeug besteigt, der kennt sie: Turbulenzen. Kaum etwas kann einem den Flug so unangenehm machen wie das ruckartige Auf und Ab in der Luft. Was für die meisten Passagiere nur ein Ärgernis ist, kann in der Fliegerei schnell zu einem großen Sicherheitsrisiko werden. Genau hier setzt Turbulence Solutions an. Das Wiener Startup rund um Gründer und CEO András Gálffy verfolgt die Vision, Fliegen künftig komfortabler und sicherer zu gestalten – und zwar durch die gezielte Beseitigung von Turbulenzen.
So funktioniert das Turbulence Cancelling System
Die Unternehmensgründung von Turbulence Solutions erfolgte bereits im Jahr 2018, wobei mehrere Jahre Entwicklungszeit im sogenannten Turbulence Cancelling System (TCS) stecken. An der Maschine angebrachte Sensoren gewährleisten ruckelfreie Flüge, indem sie den Luftdruck messen und Turbulenzen erkennen, noch bevor sie auf die Flügel treffen. Herzstück des Systems ist eine Steuerungssoftware, die entsprechende Steuerimpulse für die Gegenturbulenzen berechnet. Die Technologie sorgt dafür, dass die eingebauten Flügelklappen rechtzeitig in die richtige Position gebracht und der Auftrieb erhöht oder verringert wird. “Mit dem derzeitigen Produktniveau können wir ca. 80 Prozent der Turbulenzen unterdrücken“, so Gálffy gegenüber brutkasten.
System von Turbulence Solutions wurde bereits verbaut
Das Turbulence Cancelling System wurde bereits in erste Flugzeuge des Modells Shark 600 verbaut. Dabei handelt es sich um ein Leichtflugzeug, das Platz für zwei Personen bietet. Dafür werden sogenannte Turbulence-Flaplets auf bestehende Klappen des Flugzeugs montiert. “Der Einbauprozess ist relativ einfach und dauert etwa einen halben bis einen ganzen Tag”, so Gálffy. Hierbei wird die bestehende Klappe des Flugzeugs entfernt und durch eine neue Klappe mit dem Turbulence-Flaplet ersetzt. Der Einbau selbst kann durch den Flugzeughersteller oder spezialisierte Wartungsbetriebe durchgeführt werden, wobei Turbulence Solutions das System-Design und die Steuerungslogik bereitstellen.
Erste Pre-Orders erfolgt
Das erste Halbjahr 2024 war für Turbulence Solutions von entscheidender Bedeutung. Im April 2024 erfolgte der öffentliche Launch auf der Aero Friedrichshafen, einer der wichtigsten Luftfahrtmessen in Europa. “Wir haben jetzt schon zwölf Pre-Orders, die schon bezahlt sind. Sie werden Ende des Jahres eingebaut und zertifiziert”, so der Gründer.
Turbulence Solutions verfolgt eine gezielte B2B-Strategie. Der Vertrieb erfolgt direkt über Partnerschaften mit Flugzeugherstellern und Wartungsbetrieben. Das Unternehmen setzt hierbei auf eine enge Zusammenarbeit mit Herstellern, die das System in neue oder bestehende Flugzeuge integrieren. Ein besonderes Augenmerk liegt derzeit auf dem Markt für Ultralight-Flugzeuge, der bereits jetzt Cashflow-positiv ist. Künftig soll das System aber auch in größeren Flugzeugen, wie Passagierjets, verbaut werden. “Unsere Vision lautet: Make flights turbulence-free. Und das möchten wir für die gesamte Luftfahrtindustrie umsetzen”, so Gálffy. Auch Zukunftsmärkte wie Advanced Air Mobility (AAM, fliegende Taxis) sollen künftig bedient werden.
Finanzierung und Unterstützung durch Austria Wirtschaftsservice
Bislang konnte Turbulence Solutions seine Entwicklung durch öffentliche Förderungen und Business Angels finanzieren. Die Erlöse aus den ersten Verkäufen sollen nun genutzt werden, um in neue Marktsegmente zu expandieren.
“Von der Idee bis zur Marktreife war es ein langer Weg. Wir mussten nicht nur die Technologie perfektionieren, sondern auch den richtigen Markteintrittspunkt finden. Jetzt sind wir bereit, die Luftfahrt zu verändern“, so Gálffy weiter.
Eine wesentliche Unterstützung erhielt Turbulence Solutions dabei durch die Austria Wirtschaftsservice (aws), insbesondere über das aws Seedfinancing-Programm. Dieses Programm war entscheidend, um die Technologie zur Marktreife zu bringen. Durch das Seedfinancing konnte Turbulence Solutions wichtige Entwicklungsschritte finanzieren, die für den erfolgreichen Markteintritt notwendig waren.
“Die aws hat uns dabei nicht nur finanziell unterstützt. Die Beratung durch das aws-Team war für uns bei etlichen strategischen Entscheidungen sehr wichtig. Speziell in den Bereichen der Geschäftsmodellentwicklung, des geistigen Eigentums und des internationalen Markteintritts konnten wir von der Erfahrung der aws extrem profitieren”, so der Gründer.
Zukunftspläne von Turbulence Solutions
Die nächsten Schritte für Turbulence Solutions beinhalten die Expansion in den Markt für größere Flugzeuge und fliegende Taxis sowie die weitere Forschung an fortschrittlichen Technologien. Mit der kontinuierlichen Verbesserung ihrer Systeme und dem Fokus auf neue Anwendungen sieht sich das Unternehmen auf einem guten Weg, die Luftfahrtindustrie nachhaltig zu verändern.
“Die Möglichkeiten sind enorm. Wir sehen Turbulence Cancelling als einen sehr wichtigen Beitrag für die Zukunft der Luftfahrt und arbeiten kontinuierlich daran, es für immer größere Flugzeuge und anspruchsvollere Einsatzgebiete zu adaptieren”, so Gálffy abschließend.
Aktuelle Nachrichten zu Startups, den neuesten Innovationen und politischen Entscheidungen zur Digitalisierung direkt in dein Postfach. Wähle aus unserer breiten Palette an Newslettern den passenden für dich.