09.04.2022

10 Merkmale, an denen man die besten Mitarbeiter:innen erkennt

Nicht Uni-Abschluss oder jahrelange Erfahrung - laut emotional Intelligence-Experte Travis Bradberry erkennt man außergewöhnliche Mitarbeiter:innen an anderen Dingen.
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(c) Adobe Stock - fizkes

Von 500 befragten Führungskräften in einer US-Studie gaben 78 Prozent an, dass die “Persönlichkeit” ihnen bei Mitarbeiter:innen am wichtigsten ist. Diese lag damit deutlich vor dem “cultural fit” mit 53 Prozent und den Fähigkeiten mit 39 Prozent. So klar dieses Ergebnis sei, so wenig könnten Führungskräfte tatsächlich definieren, was es mit dieser “Persönlichkeit” auf sich habe, schrieb Emotional Intelligence-Experte Travis Bradberry vor einiger Zeit für die US-Forbes.

Tatsächlich lägen die befragten Manager:innen sogar falsch, behauptet der Experte. Denn was sie als “Persönlichkeit” bezeichnen sei in Wahrheit etwas anderes. Während die Persönlichkeit eines Menschen sich nämlich früh herausbilde und sich dann nicht mehr ändern ließe – etwa Introvertiertheit oder Extravertiertheit – handle es sich bei den Eigenschaften, auf die Führungskräfte Wert legen, um Emotionale Intelligenz-Skills, die sich auch trainieren lassen. Bradberry definierte für Forbes zehn Merkmale, an denen sich außergewöhnliche Mitarbeiter:innen erkennen lassen. Dabei betont er: “Dinge wie Programmierkenntnisse, jahrelange Erfahrung oder Uni-Abschlüsse können zwar auch wichtig sein, machen aber niemanden zu einer außergewöhnlichen Person”.

1. Sie können auf Anerkennung und Belohnung warten

Eine Sache, die außergewöhnliche Mitarbeiter:innen nie sagen würden, sei: “Das steht nicht in meiner Stellenbeschreibung”, meint Bradberry. Die besten Mitarbeiter:innen würden nämlich außerhalb der Grenzen von Stellenbeschreibungen arbeiten. Sie seien weder eingeschüchtert, noch würden sie auf irgendwelche Anrechte pochen. “Statt zu erwarten, dass Anerkennung oder Entlohnung sofort kommen, gehen sie in ihrer Arbeit voran, in der Gewissheit, dass sie später belohnt werden”, schreibt der Experte.

2. Sie können Konflikte aushalten

Außergewöhnliche Mitarbeiter:innen suchen zwar keine Konflikte, aber sie laufen auch nicht davor weg, erklärt Bradberry. Sie könnten die Fassung bewahren und ihre Positionen ruhig und logisch vertreten. “Sie sind in der Lage, persönliche Angriffe zu ertragen, wenn es darum geht, ein größeres Ziel zu erreichen, und greifen selbst nie zu dieser Taktik”, so der Experte.

3. Sie fokussieren

Hier liefert Bradberry eine Analogie: Pilotenschüler:innen werde oft gesagt: “Wenn etwas schief geht, vergiss nicht, das Flugzeug zu fliegen”. Flugzeugabstürze seien letztlich immer wieder darauf zurückzuführen, dass sich Pilot:innen zu sehr auf die Suche nach einem anderen Problem konzentrieren. “Außergewöhnliche Mitarbeiter:innen verstehen das Prinzip ‘Just fly the plane’. Sie lassen sich nicht von launischen Kunden oder internen Streitereien ablenken. Sie können zwischen echten Problemen und Hintergrundgeräuschen unterscheiden und konzentrieren sich daher auf das Wesentliche”, erklärt der Experte.

4. Sie sind auf vernünftige Art und Weise mutig

Außergewöhnliche Mitarbeiter:innen seien bereit, ihre Meinung zu sagen, wenn andere es nicht tun, sei es, um eine schwierige oder “peinlich einfache” Frage zu stellen oder eine Entscheidung der Geschäftsleitung in Frage zu stellen, schreibt der Experte. Dabei würden sie jedoch Menschenverstand einsetzen und ein gutes Timing wählen. “Sie denken nach, bevor sie das Wort ergreifen, und wählen mit Bedacht den besten Zeitpunkt und den besten Ort, um dies zu tun”, so Bradberry.

5. Sie haben ihr Ego unter Kontrolle

Außergewöhnliche Mitarbeiter:innen haben durchaus ein Ego, meint der Experte. “Das ist zwar ein Teil ihres Antriebs, aber sie geben ihrem Ego nie mehr Gewicht, als es verdient. Sie sind bereit zuzugeben, wenn sie sich geirrt haben, und sie sind bereit, Dinge auf die Art und Weise eines anderen zu tun, sei es, weil der andere Weg besser ist oder weil es wichtig ist, die Harmonie im Team zu erhalten”, erklärt Bradberry.

6. Sie wollen sich immer weiter verbessern

Die besten Mitarbeiter:innen seien der festen Überzeugung, dass es immer noch besser gehen kann – “Und sie haben Recht. Niemand ist jemals fertig mit seiner Entwicklung, und es gibt kein ‘gut genug’, wenn es um die persönliche Weiterentwicklung geht”, meint Bradberry. Ganz gleich, wie gut die Dinge laufen, außergewöhnliche Mitarbeiter:innen seien bestrebt, sich zu verbessern, ohne dabei zu vergessen, sich selbst auf die Schulter zu klopfen.

7. Sie erkennen, wenn etwas nicht passt, und lösen das Problem

“Egal, ob es sich um eine klebrige Schreibtischschublade oder einen ineffizienten, verschwenderischen Prozess handelt, der die gesamte Abteilung finanziell beeinträchtigt – außergewöhnliche Mitarbeiter:innen gehen nicht an Problemen vorbei”, erklärt Bradberry. “Ach, das war schon immer so” gehöre nicht zu ihrem Wortschatz. “Sie sehen Probleme als Angelegenheiten, die sofort behoben werden müssen. So einfach ist das”.

8. Sie übernehmen die Verantwortung

Den Satz “Das ist nicht meine Schuld” wolle man Führungskraft nicht hören, meint Bradberry. Außergewöhnliche Mitarbeiter:innen würden für ihre Arbeit, ihre Entscheidungen und ihre Ergebnisse die Verantwortung übernehmen – ob gut oder schlecht. “Sie machen das Management auf ihre Fehler aufmerksam, anstatt zu hoffen, dass niemand sie entdeckt. Sie verstehen, dass Führungskräfte nicht darauf aus sind, Schuld zuzuweisen, sondern darauf, die Dinge zu erledigen”, meint der Experte.

9. Sie sind “marktfähig”

“Marktfähig” könne vieles bedeuten. Innerhalb des Unternehmens bedeute es etwa “sympathisch”, erklärt Bradberry. Außergewöhnliche Mitarbeiter:innen seien bei ihren Kolleg:innen sehr beliebt. “Sie verfügen über Integrität und Führungsqualitäten, die von anderen angenommen werden, auch dann, wenn sie keine offizielle Führungsposition innehaben”, so der Experte. Nach außen hin bedeute das, dass man sich darauf verlassen kann, dass sie die Marke gut repräsentieren. “Führungskräfte wissen, dass sie diese Mitarbeiter:innen zu Treffen mit Kunden und Interessenten schicken können, ohne sich Gedanken darüber zu machen, was sie sagen oder tun werden”.

10. Sie neutralisieren toxische Menschen

“Der Umgang mit schwierigen Menschen ist für die meisten frustrierend und anstrengend. Außergewöhnliche Mitarbeiter:innen kontrollieren ihre Interaktionen mit toxischen Personen, indem sie ihre Gefühle unter Kontrolle halten”, erläutert Bradberry, “Wenn sie eine toxische Person konfrontieren müssen, gehen sie die Situation rational an. Sie erkennen ihre eigenen Gefühle und lassen nicht zu, dass Wut oder Frustration das Problem zusätzlich befeuern”. Die besten Mitarbeiter:innen würden demnach auch den Standpunkt der schwierigen Person berücksichtigen und seien in der Lage dazu, Lösungen und eine gemeinsame Basis zu finden. Und selbst dann, wenn die Dinge völlig entgleisen, könnten sie sich entsprechend abgrenzen.

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Die dritte Folge von "No Hype KI" mit Manuel Moser, Alexandra Sumper, Moritz Mitterer und Clemens Wasner (v.l.n.r.) (c) brutkasten

„No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz.


Wie lässt sich KI “richtig” in Unternehmen integrieren? Wieso erleben Unternehmen einen “Bottom-Up-Push” und warum sprechen viele dabei noch von großen Hürden? Um diese und viele weitere Fragen ging es in der dritten Folge von “No Hype KI”. Zu Gast waren Alexandra Sumper von Nagarro, Manuel Moser von CANCOM Austria, Moritz Mitterer von ITSV sowie Clemens Wasner von AI Austria und EnliteAI.

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Der Bottom-Up-Push

“Der AI-Hype ist jetzt circa zehn Jahre alt”, startet Clemens Wasner die Diskussionsrunde. Was als “vorausschauende Warnung und Betrugserkennung” im B2B-Sektor begann, hat sich eine knappe Dekade später zu einer Bottom-Up-Push-Bewegung entwickelt. “Einzelne Mitarbeitende verfügen teilweise über weitaus mehr praktische Erfahrung mit Generativer KI”, als “das oft auf einer Projektebene passiert”, so Wasner.

Um KI federführend in Unternehmen zu verankern, sei es wichtiger denn je, Mitarbeitende einzubinden und ihnen intern eine Bühne für den Best-Practice-Austausch zu geben, erklärt Wasner weiter. Aktuell ginge der KI-Push immer intensiver von Mitarbeiter:innen aus. Vergleichbar sei diese Bewegung mit dem Aufkommen der Smartphones vor etwa fünfzehn Jahren.

Daten mit Qualität

Als Basis sollte zuerst allerdings der Datenhaushalt eines Unternehmens sauber strukturiert und reguliert werden, sagt Manuel Moser, Director Digital Innovation & Software Engineering bei CANCOM Austria. “Wenn ein Unternehmen in puncto Daten hinterherhinkt, kann das jetzt durchaus ein Stolperstein sein”, sagt der Experte. In CRM- und ERP-Systemen finden sich häufig unvollständige Angaben. Die dadurch entstehende unzureichende Datenqualität könne jede KI-Initiative ins Stocken bringen, so Moser.

“Der größte Feind ist Zettel und Bleistift”

Schon allein das Notieren von Informationen auf Zetteln gilt nicht nur als scheinbar banale Hürde, wie Moser im Talk erläutert. Analoge Gewohnheiten können enorme Auswirkungen auf den gesamten Digitalisierungsprozess des Unternehmens haben: “Ich sage immer: Bei Digitalisierungslösungen ist der größte Feind der Zettel und der Bleistift am Tisch, mit denen man das digitale Tool am Ende des Tages umgeht.”

Gerade der öffentliche Sektor sollte im KI-Einsatz sowie in der Verwaltung von Daten sorgfältig agieren. Moritz Mitterer, Aufsichtsratsvorsitzender der ITSV, spricht von besonders sensiblen Daten aus der Sozialversicherung, die ein enges rechtliches Korsett und damit ein höheres Maß an Vorsicht mit sich bringen.

“Wir haben 2017 in der ITSV damit begonnen, innerhalb der Struktur damit zu experimentieren”, erzählt Mitterer. Ein essentielles Learning daraus: Gerade große Prozessmengen stellen sich als ideales Feld für KI heraus – wenn man vernünftige Leitplanken, klare Haftungsregeln und eine unternehmensweite Governance definiert.

Im Fokus stehen User:innen

Datenqualität, Governance und gleichzeitig reichlich Agilität? Worauf sollten sich Unternehmen in erster Linie konzentrieren, um KI lösungsorientiert einzusetzen? Alexandra Sumper, Director Delivery Österreich bei Nagarro, betont, dass KI-Projekte weit mehr als reine Technik voraussetzen: “Meine Erfahrung zeigt wirklich, nicht zu groß zu beginnen, wenn man erst am Anfang steht.“ Viele Firmen würden sich gerade anfangs in Strategiepapieren verlieren, anstatt realitätsgetreue Use Case zu definieren, so die Expertin.

“Man muss gut darauf achten, dass man liefert. Sowohl an Datenqualität, als auch an optimierter User Experience”, erläutert Sumper. Als Erfolgsbeispiel nennt sie die Asfinag, die einen KI-Chatbot erfolgreich eingeführt hat. Das Besondere dabei: Ein Kernteam entwickelte die KI-Lösung, achtete auf Datenqualität und band die künftigen Nutzer:innen ein. Die Akzeptanz im Unternehmen stieg rasant, erzählt Sumper von den Projektanfängen.

Ähnliche Schlüsse zieht Sumper aus der Beobachtung anderer Kund:innen: In erster Linie gelte es zu testen, ob KI in einem kleinen Rahmen Nutzen bringt. Sobald Mitarbeiter:innen erleben, dass KI ihre Arbeit wirklich erleichtert, wächst das Vertrauen und die Bereitschaft, weitere Schritte zu gehen.

“Am Anfang gibt es nichts, dass zu 100 Prozent funktioniert”

Dass sich eine Trial-and-Error-Phase gerade in den Anfängen des KI-Einsatzes nicht vermeiden lässt, scheint ein allgemeiner Konsens der Diskussionsrunde zu sein. “Es gibt nichts, was sofort 100 Prozent top funktioniert”, so Sumper. Um Fehlerquellen und deren Auswirkungen jedoch möglichst gering zu halten, empfiehlt die Expertin Qualitätssicherung durch ein Key-User-Team, um Fehler festzustellen, zu korrigieren und Daten-Gaps zu schließen.

Hierbei sollen die Möglichkeiten von generativer KI intelligent genutzt werden, wie Clemens Wasner hervorhebt: “Wir haben das erste Mal eine Technologie, die es ermöglicht, unstrukturierte Daten überhaupt auswertbar zu machen.” Nun gilt es, Effizienz in der Datenstrukturierung und -auswertung zu fördern, um mit der aktuellen Welle der digitalen Transformation mitzuhalten. Denn KI ist, wie Manuel Moser von CANCOM Austria bestätigt, ein wesentlicher Teil der digitalen Transformation: “Ein Baustein, wenn man so will, wie ein ausgestrecktes Werkzeug eines Schweizer Taschenmessers.”

KI-Bereiche mit Potenzial zur Ausgründung

Das Gespräch zeigte insgesamt, dass Unternehmen viel gewinnen können, wenn sie KI nicht als fertige Lösung, sondern als Lernprozess verstehen, in den die Belegschaft aktiv mit eingebunden wird. Auf einer soliden Datenbasis mit klarer Kommunikation ließe sich schon in kleinen Projekten ein spürbarer Mehrwert für das Unternehmen erzeugen.

In manchen Branchen, darunter Sozialversicherungen, E-Commerce sowie Luftfahrt und Logistik, sind Fortschritte unvermeidlich, um den steigenden Anforderungen von Markt- und Mitarbeiterseite gerecht zu werden.

Wasner spricht hierbei von einem Fokus auf Digital Business, der sich bereits in der Entstehung neuer Geschäftsfelder am Markt zeigt: Immer häufiger bündeln Unternehmen Wissensträger:innen zu den Bereichen Data, IoT und Machine Learning in einer eigenen Organisation oder Ausgründung. Gezielt wird hier das Potenzial eines eigenen KI-Kernteams zu nutzen und auszubauen versucht.

Luft nach oben

Dass es in vielen Branchen noch reichlich ungenutztes Potenzial gibt, haben mittlerweile einige Reports aufgeschlüsselt dargestellt. Gerade im Healthcare-Bereich sei “mit Abstand am meisten rauszuholen” – unter anderem im Hinblick auf den sicheren und effizienten Umgang mit Patienten- und Amnesie-Daten zur schnellen und akkuraten Behandlung.

Laut Moritz Mitterer der ITSV besteht eine große Herausforderung darin, sensible Patientendaten und strenge Regulatorik mit dem Wunsch nach Fortschritt zu vereinen. Gerade in Sozialversicherungen sei es wichtig, eine klare Governance zu schaffen und den Einsatzrahmen von KI zu definieren. Nur so könne Vertrauen gefestigt und sichergestellt werden, dass neue Technologien nicht an bürokratischen Hemmnissen oder Sicherheitsbedenken scheitern.

Vertrauen ist “noch ein starker Blocker”

“Am Ende des Tages probieren Unternehmen aus: Wie reagiert die Technologie, wie geht man damit um, welche Art von Projekten macht man?”, rundet Manuel Moser von CANCOM Austria die Diskussion ab. Der nächste Schritt liege darin, immer “mehr in die Kernprozesse von Unternehmen reinzukommen”, so Moser. “Und das, glaube ich, ist ein sehr wesentlicher Punkt.” Das Vertrauen, dass es die Technologie braucht. Das ist aktuell noch ein “starker Blocker in Unternehmen”.

Die Expertenrunde teilt einen universellen Konsens: Der Mensch sowie sein Know-how und Vertrauen in KI spielen bei der digitalen Transformation eine erhebliche Rolle. Sobald KI-Anwendungen auf eine verlässliche Datenstruktur und klare Organisation treffen, kann sich KI im Unternehmensalltag entfalten. Erst durch das Zusammenspiel von Technik, Datenkultur und motivierten Teams wird KI zum Treiber neuer Chancen.


Die gesamte Folge ansehen:

Die Nachlesen der bisherigen Folgen:

Folge 1: “No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?

Folge 2: “Was kann KI in Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten?


Die Serie wird von brutkasten in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung unserer Partner:innen produziert.

No Hype KI
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