10.06.2021

Stripe-Konkurrent erreicht an erstem Handelstag 17 Mrd. Dollar Börsenwert

Die Aktien des US-Zahlungsabwicklers Marqeta sind bei ihrem Börsendebüt an der Nasdaq um 13 Prozent gestiegen. Investoren steckten beim Initial Public Offering (IPO) 1,2 Mrd. Dollar in das Unternehmen.
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Die Marqeta-Aktie wird nun an der Nasdaq gehandelt.
Die Marqeta-Aktie wird nun an der Nasdaq gehandelt. | ≈k

Stark gefragt waren die Aktien des Zahlungsabwicklers Marqeta bei ihrem Börsendebüt an der Nasdaq: Mit 30,52 Dollar beendeten sie ihren ersten Handelstag am Mittwoch mit einem Plus von mehr als 13 Prozent gegenüber dem Ausgabepreis. Damit erreichte der Stripe-Konkurrent einen Börsenwert von 17 Mrd. Dollar. Zum Vorjahr hat sich die Bewertung ungefähr vervierfacht: Im Mai 2020 war Marqeta bei einer 150 Mio. Dollar schweren Finanzierungsrunde noch mit 4,3 Mrd. Dollar bewertet worden.

Weiterhin ist das Unternehmen jedoch deutlich kleiner als Stripe: Der Konkurrent erreichte bei einer Runde im März eine Bewertung von 95 Mrd. Dollar.

Am Donnerstag zeichnete sich für die Marqeta-Aktie ein weiterer Kursanstieg ab. Vorbörslich lagen die Papiere 2 Prozent im Plus bei 31 Dollar. Im Vorfeld des Börsengangs am Mittwoch hatte das Unternehmen die Preisspanne für seine Aktien mit 20 bis 24 Dollar festgelegt. Der Ausgabepreis lag dann mit 27 Dollar bereits deutlich über dieser Spanne.

Marqeta nahm bei IPO 1,2 Mrd. Dollar auf

Insgesamt warf das Unternehmen beim Börsengang 45 Mio. Aktien auf den Markt und nahm damit 1,2 Mrd. Dollar auf. Mit dem Geld wolle man nun das weitere Wachstum finanzieren und möglicherweise auch Übernahmen tätigen, sagte Marqeta-Finanzchef Tripp Faix gegenüber dem Anlegermagazin Barron’s.

Das Unternehmen mit Sitz in Oakland hatte im Vorfeld auch die Möglichkeit eines Direct Listings, also einer Direktplatzierung der Aktien an der Börse in Betracht gezogen. Dabei werden keine neuen Aktien ausgegeben – diesen Weg hatte zuletzt etwa die Kryptobörse Coinbase gewählt. Letztlich fiel die Wahl dann aber doch auf einen klassischen Börsengang über ein Initial Public Offering (IPO).

Unternehmen nicht profitabel

Im Zuge des IPOs haben nach Angaben des Unternehmens keine Bestandsinvestoren Aktien verkauft. Zu diesen zählt übrigens auch eine der größten deutschen Banken – die Commerzbank. Sie ist über ihren VC-Arm CommerzVentures an Marqeta beteiligt. Auch große Namen aus der US-Finanzbranche gehören zu den Anteilseignern – etwa Goldman Sachs und Visa.

Marqeta hat 2020 einen Umsatz von 290 Mio. Dollar gemacht – mehr als doppelt so viel wie im Jahr zuvor. Profitibel ist das 2010 gegründete Unternehmen allerdings noch nicht: Der Nettoverlust lag im Vorjahr bei 12,8 Mio. Dollar. 2019 hatte er nach Angaben des Unternehmens noch 12,8 Mio. Dollar betragen.

Marqeta bietet eine Zahlungsabwicklungsplattform mit offener Programmschnittstelle (API) an und gibt eigene Bezahlkarten heraus. Zu den Kunden des Unternehmens zählen unter anderem Square, Uber und DoorDash. Das Unternehmen hat mehr als 400 Mitarbeiter und ist in 12 Ländern aktiv.

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Die Verwendung von Kohlefaser in der Industrie hat in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Automobilbau und der Windenergie. Kohlefaser überzeugt durch ihre hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, doch ihre Herstellung ist ressourcenintensiv und teuer. Ein großes Problem stellt der hohe Verschnitt bei der Produktion dar: In der Industrie landen im Durschnitt bis zu 30 Prozent der Rohstoffe im Abfall. Diese Materialverluste sind nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern auch aus ökologischer Sicht problematisch, da Kohlefaser biologisch nur schwer abbaubar ist.

Carbon Cleanup setzt auf KI

Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup rund um Gründer Jörg Radanitsch hat sich diesem Problem angenommen und zum Ziel gesetzt, Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen aufzubereiten und wiederverwendbar zu machen. Konkret hat das Startup eine mobile Aufbereitungsanlage entwickelt, um Carbonfasern direkt vor Ort beim Kunden aufzubereiten. 

Zum Herzstück der Anlage gehört nicht nur die mechanische Aufbereitung der Kohlenstofffasern. Im Hintergrund läuft auch eine Software, die eine KI-gestützte visuelle Erkennung der zugeführten Rohstoffe ermöglicht.

“Wir haben ein KI-generiertes Datenblatt entwickelt, das automatisch die Charakteristika von eingehendem Material erkennt und den Wert des Rezyklats bestimmt“, so Radanitsch. “Bevor das Material in unsere Anlage kommt, wissen wir schon, welche mechanischen Eigenschaften es haben wird. Das ist entscheidend für die Qualität und den Marktwert des Endprodukts.”

Gründer Jörg Radanitsch | (c) Carbon Cleanup

Entwicklung der zweiten Generation an Anlagen

Während die erste Anlage des Unternehmens für R&D-Zwecke dient und über eine Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr verfügt, konnte das Unternehmen über den Sommer eine zweite Anlage in Betrieb nehmen. „Unsere zweite Anlagengeneration ist im August fertiggestellt worden. Die Produktionskapazität ist dreimal so hoch wie bei unserer ersten Anlage. Damit sind wir jetzt in der Lage, deutlich mehr und auch verschiedene Kompositabfälle zu verarbeiten.“

Besonders stolz ist Radanitsch auf die gestiegene Materialqualität: „Das neue Aggregat ist viel stärker, was uns mehr Flexibilität bei der Verarbeitung der Materialien gibt. Wir können jetzt eine Vielzahl an Abfällen effizienter recyceln, was die Qualität der Produkte erheblich verbessert.“

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Carbon Cleanup war die Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws). “Das Seed-Financing der Austria Wirtschaftsservice hat uns erlaubt, nicht nur unsere Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sondern auch in Marketingaktivitäten zu investieren, die für uns als Hardware-Startup besonders wichtig sind“, erklärt Radanitsch.

Luftfahrtindustrie und Kooperation mit KTM Technologies

Eine der spannendsten Entwicklungen bei Carbon Cleanup ist der Einsatz ihrer recycelten Materialien im 3D-Druck, besonders in der Luftfahrtindustrie. “Wir liefern im Tonnenmaßstab Kunststoffgranulate, die mit unserer Rezyklatfaser verstärkt sind. Diese werden in großen 3D-Druckern verwendet, um Formen zu bauen, die dann für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden”, so der Gründer.

Zudem arbeitet Carbon Cleanup mit dem österreichischen Motorradhersteller KTM zusammen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an einem geschlossenen Materialkreislauf, bei dem Post-Consumer- und Post-Industrial-Abfälle von KTM Technologies recycelt und für die Herstellung neuer Bauteile genutzt werden. Spezifisch handelt es sich um das Recycling der Teile des Rennmodells “X-Bow GT2”, dessen Rahmen zu 100 % aus Carbonfasern besteht. Durch Unfälle entsteht eine große Menge an beschädigtem Material, das normalerweise als Abfall betrachtet wird. Mit der Partnerschaft von KTM und Carbon Cleanup wird dieses Material zurück in den Kreislauf gebracht. 

(c) Carbon Cleanup

“KTM Technologies war von Anfang an ein Vorreiter. Sie testen unsere recycelten Materialien bereits erfolgreich in ihren Motorrädern“, betont Radanitsch.

Das Besondere an dieser Kooperation ist das sogenannte Closed-Loop-Material, das zu 100 Prozent aus dem Abfallstrom von KTM Technologies besteht. „Die Herausforderung ist, die Materialien zirkulär zu sammeln und in die Produktion zurückzuführen. Das Sammeln und die Qualität sind dabei entscheidend. Aber wir haben gezeigt, dass wir sogar leistungsfähigere Materialien aus Abfall herstellen können”, so der Gründer.

(c) Carbon Cleanup

Die nächsten Schritte von Carbon Cleanup

Das Geschäftsmodell von Carbon Cleanup basiert derzeit auf zwei Einnahmequellen: Zum einen bietet das Unternehmen Kunden einen Recycling-Service an, bei dem diese für die umweltgerechte Entsorgung des Materials bezahlen. Dafür wurde eine eigene Logistikstruktur aufgebaut. Zum anderen werden die Faserverbundkunststoffe an weitere Abnehmer verkauft. Derzeit liefert das Startup 98 Prozent der aufbereiteten Granulate ins Ausland. “Für eingehendes Material sind die Hauptmärkte neben Österreich vor allem Deutschland und Italien. Der Materialzufluss ist für uns derzeit jedoch kein Engpass, sodass wir gezielt das für uns passende Material auswählen können”, so der Gründer abschließend.


*Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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