Aktie von Hafermilch-Hersteller Oatly schießt bei Börsendebüt 27 % nach oben
Die Oatly-Aktie stieg an ihrem ersten Handelstag an der Nasdaq um 30 Prozent. Zu den Investoren des Hafermilchherstellers gehörten unter anderem die Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey und der Rapper Jay-Z.
Die Aktie des schwedischen Hafermilch-Herstellers Oatly ist am Donnerstag an ihrem ersten Handelstag regelrecht nach oben geschossen. Der erste Kurs an der US-Börse Nasdaq lag bei 22,12 Dollar – ein Plus von 30 Prozent gegenüber dem Ausgabepreis von 17 Dollar. Der Börsenwert des Unternehmens betrug damit mehr 13 Mrd. Dollar.
Die im Vorfeld des Börsengangs festgelegte Zeichnungsspanne lag bei 15 bis 17 Dollar. Insgesamt wurden im Zuge des Initial Public Offering (IPO) 1,65 Mrd. Dollar an Kapital aufgenommen. 1,1 Mrd. davon gingen an das Unternehmen selbst, der Rest an Bestandsinvestoren.
Oprah Winfrey, Jay-Z und Natalie Portman als Investoren
Das Unternehmen mit Sitz in Malmö hatte schon vor dem Börsengang einige prominente Anteilseigner an Bord – so etwa die Talkshow-Starmoderatorin Oprah Winfrey, den Rapper Jay-Z und die Schauspielerin Natalie Portman. Außerdem ist Starbucks-CEO Howard Schultz beteiligt. Die Hafermilch des Unternehmens wird seit Anfang März in allen US-Filialen von Starbucks angeboten.
Oatly positioniert seine Produkte als vegane Alternative zu Milch – und sparte in der Vergangenheit in seinen Marketingkampagnen auch durchaus nicht mit Kritik an der Milch-Branche. Das Unternehmen ist in 20 Märkten aktiv – darunter die USA und China.
60 Mio. Dollar Verlust bei 421 Mio. Umsatz
Im April hatte Oatly Geschäftszahlen für 2020 vorgelegt: Demnach hatte das Unternehmen 421 Mio. US-Dollar Umsatz gemacht und einen Nettoverlust von 60 Mio. Dollar verzeichnet. Erst im Juli 2020 hatte Oatly in einer Finanzierungsrunde 200 Mio. US-Dollar aufgenommen. Angeführt worden war die Runde vom Private-Equity-Unternehmen Blackstone. Die Bewertung lag bei 2 Mrd. Dollar. Oatly wurde bereits 1994 von Ernährungswissenschaftler Rickard Öste und dessen Bruder Björn gegründet.
IPO-Boom zuletzt abgekühlt
Der IPO-Boom zu Jahresbeginn ist angesichts der schwieriger gewordenen Marktumfeld zuletzt deutlich abgekühlt. Nach Angaben des Finanzsenders CNBC wurden alleine in der Vorwoche drei größere geplante Börsengänge an der Wall Street verschoben – darunter jene des Hypothekenversicherers Enact und des Hörgeräteunternehmens Hear.com.
Auch einige vielbeachtete Börsengänge verfehlten die Erwartungen: In London stürzte etwa die Aktie des Essenlieferdienstes Deliveroo an ihrem ersten Handelstag Ende März zwischenzeitlich um 30 Prozent ab. An der Nasdaq erreichte die Kryptobörse Coinbase Mitte April bei ihrem Debüt am Aktienmarkt zwischenzeitlich eine Marktkapitalisierung von über 100 Mrd. Dollar. In den Folgewochen ging es jedoch dann deutlich abwärts.
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Nachlese. Wo steht die österreichische Wirtschaft bei künstlicher Intelligenz zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT? Dies diskutieren Doris Lippert von Microsoft und Thomas Steirer von Nagarro in der ersten Folge der neuen brutkasten-Serie "No Hype KI".
Nachlese. Wo steht die österreichische Wirtschaft bei künstlicher Intelligenz zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT? Dies diskutieren Doris Lippert von Microsoft und Thomas Steirer von Nagarro in der ersten Folge der neuen brutkasten-Serie "No Hype KI".
Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.
„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.
Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.
Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen
Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“
Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft
Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.
Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.
Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.
Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“
Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit
Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.
“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.
Langfristiges Potenzial heben
Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“
Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“
Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?
Die Serie wird von brutkasten in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung unserer Partner:innen produziert.
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